Sensorische Integrationsstörung: Ursachen, Diagnose und Behandlung

   
von Dana S. - letzte Aktualisierung:
Junge hat sensorische integrationsstoerung
Was ist die sensorische Integration?

Die sensorische Integration ist der Prozess, bei dem Sinnesinformationen im Gehirn geordnet und zusammengefügt werden. Liegt ein Störung in diesem Bereich vor, können Informationen nicht richtig verarbeitet werden.

Wie erkennt man eine sensorische Integrationsstörung?

Kinder, die an einer Wahrnehmungsstörung leiden, haben Probleme damit, ihr Verhalten an die Situation anzupassen. Dies äußert sich zum Beispiel durch eine Geräuschempfindlichkeit, motorische Defizite oder Berührungsschwierigkeiten.

Wie wird die Störung behandelt?

Die sensorische Integrationstherapie ist eine ganzheitliche Therapie, deren Ziel es ist, die sensorischen Fähigkeiten zu verbessern.

Eltern suchen heutzutage immer häufiger Ärzte oder Therapeuten auf, weil ihr Kind Verhaltensauffälligkeiten zeigt oder Probleme hinsichtlich der Entwicklung zu erkennen sind. Zeigen Kinder Auffälligkeiten im Bereich der Sinnesverarbeitung, kann dies ein Hinweise auf eine sensorische Integrationsstörung sein. Liegt eine Störung in diesem Bereich vor, kann dies zu erheblichen Beeinträchtigungen führen.

Wir informieren Sie in dem folgenden Artikel darüber, wie Sie Symptome einer sensorischen Integrationsstörung erkennen und deuten und wie im Anschluss therapiert wird.

1. Bei der sensorischen Integrationsstörung liegt ein Verarbeitungsfehler im Gehirn vor

Funktionsbereiche des Gehirns

Die sensorische Integration ist die Fähigkeit, Sinneswahrnehmungen zu verarbeiten und zu ordnen.

Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten – diese fünf Sinne helfen Menschen dabei, ihre Umgebung wahrzunehmen. Es gibt jedoch noch viele weitere Sinne, die unserem Gehirn Informationen über den eigenen Körper und dessen Umwelt geben. Selbst bei den einfachsten Tätigkeiten spielen gleichzeitig mehrere Sinne eine Rolle.

Bei Babys, die gerade erst auf die Welt gekommen sind, müssen diese Sinne im Laufe der ersten Lebensjahre noch entwickelt werden. Laut Definition der US-amerikanischen Ergotherapeutin Anna Jean Ayres ist die sensorischen Integration „der neurologischen Prozess, der Sinneseindrücke aus dem eigenen Körper und aus der Umwelt organisiert und es uns ermöglicht, den Körper effektiv in der Umwelt einzusetzen“.

Durch die Sinnessysteme werden Informationen aufgenommen, die im Gehirn verarbeitet und verknüpft werden, sodass wir dementsprechend handeln können. Bei einer sensorischen Integrationsstörung können die Sinneseindrücke jedoch nicht richtig verarbeitet werden. Wenn ein Kind beispielsweise propriozeptive Reize nicht wahrnimmt, weiß es nicht, in welcher Stellung sich sein Körper befindet.

Während normalerweise alle Sinnesinformationen automatisch und unbewusst verarbeitet werden, müssen sich Kinder, die unter einer sensorischen Integrationsstörung leiden, aktiv darauf konzentrieren.

Die Ursachen für die Störung in der Wahrnehmung können sowohl angeboren sein als auch durch die Umwelt hervorgerufen werden. So können beispielsweise Infektionen in der Schwangerschaft oder ein Sauerstoffmangel bei der Geburt eine Verarbeitungsstörung hervorrufen.

Da es sich bei einer sensorischen Integrationsstörung nicht um eine Schädigung des Gehirns handelt, sind CTs und EEGs in der Regel unauffällig.

2. Probleme treten in verschiedenen Wahrnehmungsbereichen auf

Autismus-Therapie

Je früher Autismus diagnostiziert wird, desto größer sind die Chancen, den Kindern durch eine spezielle Therapie ein möglichst selbstständiges Leben zu ermöglichen. Besonders bekannt sind die beiden Therapieprogramme TEACCH (Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children) und ABA (Applied Behaviour Analysis).

Leidet ein Kind unter einer sensorischen Integrationsstörung, reagiert ein Kind entweder zu viel (hyper), zu wenig (hypo) oder verwirrt (dys) auf entsprechende Informationen. Das führt dazu, dass die Kinder durch die Über- oder Unterreaktionen nicht angemessen auf Situationen reagieren können.

Während Kinder bei Störungen der propriozeptiven Wahrnehmung Probleme mit dem Körpergefühl und verschiedenen Bewegungsabläufen haben, äußern sich taktile Wahrnehmungsstörungen durch ein ängstliches, schreckhaftes Verhalten sowie Abwehrverhalten bei Annäherung. Die Probleme treten sehr selten nur in einem Bereich auf. In den meisten Fällen zeigen die betroffenen Kinder Symptome aus verschiedenen Wahrnehmungsbereichen.

Folgende Symptome können bei einer sensorischen Integrationsstörung auftreten:

Im Säuglingsalter:

  • Abwehr bei Berührung oder Lageveränderung
  • Schlafstörungen
  • Saug- und Schluckprobleme
  • häufiges Weinen, teilweise Schreiattacken

Im Kindergarten- bzw. Schulalter:

  • stürmisches Temperament
  • Ruhelosigkeit und Hyperaktivität
  • Abwehrverhalten bei Berührung
  • Angst, Panikattacken und schreckhaftes Verhalten
  • Ablehnung bestimmter Nahrungsmittel
  • Probleme bei der Bewegungssteuerung
  • unabsichtliches Anstoßen anderer Kinder oder Gegenstände
  • häufiges Stolpern
  • Vergesslichkeit
  • Vermeidung von bestimmten Situationen

Diese Liste soll keineswegs abschließend sein. Durch die Auflistung sollen Sie lediglich ein Gefühl dafür bekommen, mit welchen Symptomen eine sensorische Integrationsstörung einhergehen kann.

Durch eine permanente Reizüberflutung sind viele Kinder, die einer sensorischen Integrationsstörung leiden, überfordert. Die Folgen dieser Überforderungen können Lern- und Konzentrationsschwächen sowie Verhaltensstörungen wie Autismus oder ADHS sein.

3. Die Diagnose erfolgt durch gezielte Beobachtungen und standardisierte Tests

Ergotherapeutin beobachtet einen Jungen bei einer Aufgabe

Mithilfe klinischer Beobachtungen kann ein Therapeut/eine Therapeutin eine gezielte Diagnostik durchführen.

In vielen Fällen merken Eltern, wenn sich ihr Kind auffällig verhält und anders als andere Kinder ist. Viele finden aber keine sinnvolle Erklärung für dieses Verhalten, sodass sie in der Regel einen Kinderarzt aufsuchen. Da es für diese Krankheit jedoch keine spezifischen Merkmale gibt, werden viele Eltern als überfürsorglich abgestempelt und wieder nach Hause geschickt.

Bringen Sie Ihr Kind daher lieber zu einem Ergotherapeuten oder Kinderpsychologen, wenn Sie das Gefühl haben, dass irgendetwas nicht stimmt. Mithilfe einer gezielten Beobachtung, eines Wahrnehmungsfragenbogens und diversen standardisierten Tests können Therapeuten der Ergotherapie sensorische Defizite feststellen.

Es geht nicht darum, die Ursachen für die Integrationsstörung zu finden, sondern darum, die Probleme in der Wahrnehmungsverarbeitung aufzudecken, um diese erfolgreich behandeln zu können.

4. Die beste Behandlungsmethode ist die sensorische Integrationstherapie

Kind bei der Ergotherapie

In der SI-Therapie geht es darum, die sensorischen Fähigkeiten des Kindes zu verbessern.

Nicht bei allen Kindern ist zwangsläufig eine Behandlung notwendig. In einigen Fällen reicht es schon, wenn die Eltern unterstützend und verständnisvoll agieren. So können kleinen Veränderungen im Alltag bereits Großes bewirken.

Manche Kinder benötigen jedoch Hilfe und Unterstützung von geschultem Fachpersonal. Die sensorische Integrationstherapie, kurz SI-Therapie, beruht auf den Erfahrungen der Ergotherapeutin Jean Ayres.

Ziel der Therapie ist es, die Sinneswahrnehmungen zu schulen. Durch gezielte Reizangebote können verschieden Wahrnehmungsbereiche verbessert werden. Die Art der Behandlung wird individuell auf das jeweilige Kind ausgerichtet.

Im Zentrum der Ergotherapie stehen Übungen und Spiele, die dem Kind viele verschiedene Sinneserfahrungen bieten.
Im Vordergrund stehen Übungen zur Förderung:

  • der Berührungs- und Tastempfindlichkeit
  • der Sensibilität
  • des Gleichgewichts

Als Material stehen beispielsweise Schaukeln, Turnmatten und Klettergerüste zur Verfügung. Je mehr Spaß das Kind in der Therapie hat, umso besser sind erfahrungsgemäß die Lernerfolge.

Noch heute ist die Wirksamkeit der Integrationstherapie umstritten. Die Ergotherapeutin und Psychologin Elisabeth Söchting konnte jedoch anhand einer Forschungsübersicht beweisen, dass die Therapie in 85% der Studien einen positiven Effekt hatte.

Mehr Informationen rund um die sensorische Integrationstherapie bekommen Sie hier:

https://www.youtube.com/watch?v=Bv-Vv9Alidw

5. Weiterführende Literatur zur Sensorischen Integrationsstörung



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Bildnachweise: lassedesignen/Adobe Stock, Photographee.eu/Adobe Stock, Sagittaria/Adobe Stock, (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)

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