Sensible Phasen: Definition und Übersicht nach Maria Montessori

   
von Dana S. - letzte Aktualisierung:
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Was ist mit sensiblen Phasen gemeint?

Laut Erklärung der Pädagogin Maria Montessori handelt es sich bei den sensiblen Phasen um Perioden, in denen Kinder besonders empfänglich für den Erwerb bestimmter Fähigkeiten sind.

Welche sensiblen Phasen gibt es?

Insgesamt gibt es vier verschiedene sensible Phasen, die unterschiedliche Alterszeitspannen umfassen. Jedes Kind durchläuft diese Phasen in der entsprechenden Reihenfolge. Zudem bauen die sensiblen Perioden alle aufeinander auf.

Wie sollten Eltern und Pädagogen damit umgehen?

Eltern und Pädagogen sollten stets darauf achten, die Kinder in den einzelnen Phasen bestmöglich zu unterstützen. Dazu ist es notwendig, ein Kind genau zu beobachten. Bieten Sie je nach Phase entsprechendes Spielzeug oder geeignete Lernmaterialien an.

Die Erziehung von Kindern ist sowohl für Eltern als auch für Pädagogen nicht immer leicht. Es gibt verschiedene Erziehungsstile und -konzepte, die auf unterschiedlichen Normen und Wertvorstellungen fußen.

Maria Montessori hat ein alternatives pädagogisches Bildungskonzept erschaffen, bei dem das Kind und die Individualität im Mittelpunkt stehen.

In diesem Artikel möchten wir Ihnen gerne erklären, worum es sich bei den sensiblen Phasen nach Maria Montessori handelt. Wir geben Ihnen eine Übersicht über die verschiedenen Perioden und zeigen Ihnen Beispiele auf, wie Eltern und Pädagogen am besten mit den einzelnen Phasen umgehen sollten.


1. In sensiblen Phasen sind Kinder besonders offen für bestimmte Erfahrungen

Montessori-Pädagogik in Deutschland
In Deutschland arbeiten mittlerweile über 600 Kitas und über 400 Schulen nach den Prinzipien der Montessori-Pädagogik. Die meisten Schulen sind in freier Trägerschaft und haben sich aus Elterninitiativen gebildet. In Bayern und Berlin sind Montessori-Schulen besonders häufig vertreten. Ob es auch in Ihrer Nähe eine entsprechende Einrichtung gibt, können Sie hier nachschauen.

Maria Montessori war eine italienische Ärztin, Reformpädagogin und Philosophin, die sich zunächst vor allem für die Sondererziehung geistig schwacher Kinder stark machte. Ein wichtiger Leitsatz der Montessori-Pädagogik lautet: Hilf mir, es selbst zu tun.

Die Reformpädagogin erkannte im Laufe Ihrer Tätigkeit das Phänomen der sensiblen Phasen. Diesem Begriff begegnen Pädagogen mittlerweile sehr häufig in der Entwicklungspsychologie.

Laut Definition handelt es sich dabei um Perioden, in denen das Kind eine besondere Empfänglichkeit, eine besondere Bereitschaft für den Erwerb bestimmter Fähigkeiten hat. Ursprünglich stammt dieser Begriff aus der Biologie.

Sind die sensiblen Perioden vorüber, klingt auch die Empfänglichkeit wieder ab, sodass die begrenzte Zeitspanne unbedingt genutzt werden sollte. Sobald die Fähigkeiten erlernt sind, sinkt die Begeisterung und es entstehen automatisch neue Empfänglichkeiten.

Auch wenn sich die einzelnen Kinder in der Entwicklung unterscheiden, folgt die Abfolge der Phasen einer inneren Gesetzmäßigkeit. Wird eine Periode verpasst, ist es sehr mühselig, die entsprechenden Fähigkeiten anschließend zu erlernen.

Was mit den sensiblen Phasen gemeint ist, können Sie sich auch noch einmal in diesem Video anschauen:

2. Die sensiblen Phasen nach Montessori – so unterscheiden sich die verschiedenen Perioden

In der Entwicklung eines Kindes geht es vorrangig darum, dass es immer selbstständiger wird und die eigene Persönlichkeit voll und ganz entfalten kann.

Vor allem im Kleinkindalter werden die Eindrücke aus der Umgebung und der gesamten Umwelt wie ein Schwamm aufgesaugt. Dass sich Kinder in einem festgelegten Zeitraum für bestimmte Dinge mehr interessieren, liegt laut Montessori-Pädagogik an der Existenz der einzelnen Phasen.

Im Folgenden möchten wir Ihnen gerne eine Übersicht über die jeweiligen sensiblen Phasen geben:

ein kind spielt mit einem drachen

Sensible Phasen kommen in jedem Alter vor.

1. Phase: Ordnung, Bewegung, Sprache (0 bis 3 Jahre)

  • Phase des „absorbierenden Geists“
  • erste Orientierung im Leben
  • Kinder lernen, sich eigenständig im Raum zu bewegen
  • versuchen, Gegenstände aus der Umgebung richtig einzuordnen
  • Ausbildung der Hand-Auge-Koordination, des Gleichgewichts sowie der Fein- und Grobmotorik
  • in dieser Zeit kann eine Sprache spielend leicht erlernt werden
  • wiederkehrende Rituale, feste Abfolgen und Regeln geben Sicherheit und Halt
  • erste wichtige mathematische Grunderfahrungen

2. Phase: Bewusstsein und Vervollkommnung (3 bis 6 Jahre)

  • gemachte Erfahrungen werden sortiert
  • erworbene Fähigkeiten werden verfeinert und ausgebaut
  • Wortschatz erweitert sich
  • Interesse am Schreiben, Lesen und Zählen kommt auf
  • Naturzusammenhänge rücken in den Vordergrund
  • Warum-Fragen werden gestellt
  • Kinder suchen Kontakte außerhalb der eigenen Familie

3. Phase: Moralisches Bewusstsein und abstraktes Denken (6 bis 12 Jahre)

  • stabile Phase, in der keine großen Veränderungen anstehen
  • Freundschaften und Hobbys nehmen einen immer größeren Raum ein
  • Gerechtigkeitssinn ist zu dieser Zeit besonders ausgeprägt
  • in der Gemeinschaft wird zwischen „Gut und Böse“ unterschieden
  • Kinder möchten Zusammenhänge erforschen und durchschauen

4. Phase: Wissenschaft, Gesellschaft und Politik (12 bis 18 Jahre)

  • Zeit des Umbruchs und der Neuorientierung
  • Jugendliche müssen ihren Platz in der Welt suchen
  • bisherige Ansichten werden infrage gestellt oder neu bewertet
  • Freunde bilden den Lebensmittelpunkt
  • Jugendliche sind hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch nach Geborgenheit und dem Wunsch nach Selbstständigkeit

3. Pädagogen und Eltern sollten diese Phasen so gut wie möglich nutzen

Um einem Kind genau das geben zu können, was es braucht, müssen Eltern und Pädagogen das Kind genau beobachten. In jeder sensiblen Phase geht es darum, das Kind zu stärken und aktiv in der Entwicklung zu unterstützen.

vater und sohn

Eltern können Kindern in sensiblen Phasen besonders gut helfen.

In der ersten sensiblen Phase sollten Eltern und Erzieher darauf achten, dass ein Kind die Möglichkeit bekommt, sich bezüglich der Bewegungen frei zu entfalten. Zudem sollten Gegenstände zur Verfügung gestellt werden, die die Grob- und Feinmotorik eines Kindes schulen. In dieser Periode ist es wichtiger denn je feste Tagesabläufe, Strukturen und Regeln einzuführen, an denen sich ein Kind orientieren kann. Lieder, Geschichten und Gespräche dienen der Wortschatzerweiterung.

Da Kinder in der zweiten Phase die Zusammenhänge in der Welt verstehen möchten, sollten Sie möglichst viele Materialien zur Verfügung stellen, die entsprechende Erkenntnisse liefern. Mit geeignetem Lernmaterial können Sie zudem die Basis für das spätere Lesen, Schreiben und Rechnen legen. Geben Sie Kindern zudem die Chance, etwas alleine zu tun und neue soziale Beziehungen aufzubauen.

Im Alter von 6 bis 12 Jahren erkennen Kinder, dass sie ein Teil des Universums sind, sodass Sie als Eltern Wert darauflegen sollten, ihrem Kind Verantwortung beizubringen. Schenken Sie Ihrem Kind Geborgenheit, fördern Sie aber auch die Freiheit, sich Wissen selbstständig anzueignen. In der Schule tritt das fächerübergreifende Lernen in den Vordergrund.

In der vierten Phase sind aus Kindern Jugendliche geworden, die mit Veränderungen zu kämpfen haben und sich neu entdecken. Als Eltern sollten Sie Ihrem Kind in dieser Zeit Halt geben, aber auch bereit sein, loszulassen. Im Schulunterricht können Fächer wie Mathematik, Sprachen oder die Naturwissenschaft zur Bildung der Identität beitragen.

4. Weiterführende Literatur zum Thema

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