Eine fehlerhafte Wahrnehmung kann sich aufs Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken beziehen. Teils leidet auch der Gleichgewichtssinn.
Wahrnehmungsstörungen können genetisch bedingt sein, allerdings sind auch andere Ursachen denkbar, die mit der Schwangerschaft oder der Geburt zusammenhängen.
Die Symptome einer Wahrnehmungsstörung können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, je nach dem welcher Sinn oder welche Sinne beeinträchtigt sind.
Jeder Mensch ist permanent von äußeren Reizen umgeben. Neben visuellen und auditiven Signalen ist unser Gehirn ganz bewusst immer auf der Suche danach, die Umgebung richtig einzuordnen.
Aber was passiert, wenn Kinder etwas anders sehen oder Schwierigkeiten dabei haben, die Signale unserer Umgebung zu deuten?
In unserem Artikel beschäftigen wir uns mit Wahrnehmungsstörungen bei Kindern, erklären, welche Ursachen dies haben kann und zeigen, welche Behandlung möglich ist.
Inhaltsverzeichnis
Grundsätzlich geht jeder von uns davon aus, dass die Welt für andere auch so aussieht, wie sie für uns aussieht. Leiden Kinder an einer Wahrnehmungsstörung, ist genau dies jedoch nicht der Fall.
Zwar sind betroffene Kinder in der Lage, normal zu sehen oder zu hören, jedoch funktioniert die Weiterleitung ans Gehirn nicht richtig. Diese Störung führt dazu, dass die Informationen falsch gedeutet werden und die Sinneswahrnehmung ganz anders erscheint.
Je nach Ausprägung der Wahrnehmungsstörung bei Kindern führt dies zu großen Problemen in der Entwicklung. Leiden Kinder beispielsweise unter einer akustischen Wahrnehmungsstörung, zeigen sich erste Anzeichen häufig durch eine veränderte Sprache bzw. eine ungenaue oder fehlerhafte Aussprache.
Kommen visuelle Reize nicht richtig an, führt dies zu fehlerhaften Bildern oder optischen Trugschlüssen. Teilweise fällt es Kinder schwer, Entfernungen einzuschätzen oder überhaupt räumlich zu sehen.
Achtung: Viele Außenstehende haben große Schwierigkeiten damit, das Verhalten der Kinder nachzuvollziehen. Lehrer und Kindergärtner sollten daher in jedem Fall informiert werden.
Bislang sind die Ursachen für das Auftreten von Wahrnehmungsstörungen bei Kindern nicht eindeutig geklärt. Ein innerfamiliärer Zusammenhang liegt allerdings nahe, da häufig auch Eltern oder Großeltern betroffen sind. In vielen Fällen gab es allerdings früher keine genaue Diagnostik, sodass trotz eindeutiger Anzeichen keine gezielte Behandlung erfolgt ist.
Neben genetischen Gesichtspunkten begünstigen folgende Punkte das Auftreten einer Wahrnehmungsstörung:
Je nachdem, um welche Art der Wahrnehmungsstörung es sich handelt, gibt es sehr unterschiedliche Anzeichen.
In den folgenden Absätzen gehen wir daher kurz auf die verschiedenen Formen ein.
Beachten Sie bitte, dass stets ein individueller ärztlicher Test erfolgen muss, um tatsächlich bestimmen zu können, ob Ihr Kind an einer Wahrnehmungsstörung leidet.
Zögern Sie daher bei körperlichen oder geistigen Anzeichen einer Abweichung nicht, Ihren Kinderarzt aufzusuchen und die Ursache abklären zu lassen.
Wichtig ist, dass rein körperliche Ursachen, wie ein unzureichendes Hör- oder Sehvermögen, zunächst ausgeschlossen werden.
Hinweis: Generell gilt bei allen Wahrnehmungsstörungen, dass diese sowohl eine Überempfindlichkeit oder aber eine sehr hohe Reizschwelle zur Folge haben können, da die Signale teils verstärkt oder abgeschwächt werden.
Wenn Kinder nicht in der Lage sind, die empfangenen visuellen Signale richtig zu deuten, macht sich dies häufig an folgenden Verhaltensweisen bemerkbar:
Ist das Hörverständnis gestört, macht sich dies in der Regel im Sprachgebrauch bemerkbar. Es kommt zu einer unsauberen Aussprache. Manche Kinder fangen erst sehr spät an zu sprechen.
Es fällt betroffenen Kindern oftmals sehr viel schwerer, einzelne Laute voneinander zu unterscheiden. Aus diesem Grund leidet das Sprachverständnis insgesamt.
In der Folge haben die meisten Kinder Probleme mit der korrekten Rechtschreibung.
Speziell um die auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung, kurz AVWS, geht es in diesem YouTube-Video:
Die taktile Wahrnehmungsstörung bei Kindern führt dazu, dass einige Kinder sehr schmerzempfindlich sind. In der Folge ziehen sie sich in Gruppen meist eher zurück und haben Schwierigkeiten damit, neue Dinge auszuprobieren, bei denen die Gefahr des Hinfallens besteht.
Teils bereiten Kindern bereits Kleidungsstücke Probleme, die unangenehm auf der Haut scheuern.
Im Gegensatz dazu führt eine reduzierte Schmerzempfindlichkeit vielfach zu extremen Verhaltensweisen. Häufige Stürze machen Kindern kaum etwas aus, sodass die Hemmschwelle, gefährliche Dinge auszuprobieren, gering ist.
Grundsätzlich sind Wahrnehmungsstörungen bei Kindern nicht heilbar. Allerdings lässt sich das Ausmaß durch eine geeignete Therapie deutlich verbessern.
Durch eine gezielte Behandlung lernen Kinder, die Wahrnehmung besser zu kontrollieren und zu steuern.
Je nachdem, um welche Art der Beeinträchtigung es sich handelt, machen Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie oder auch Orthoptik Sinn.
Zusätzlich können Eltern ihren Kindern in vielen Bereichen helfen, indem Sie sich gemeinsam schwierigen Aufgaben stellen.
Insbesondere im grob- und feinmotorischen Bereich lassen sich so beachtliche Erfolge erzielen.
Tipp: Da es sich gemäß der Definition einer Wahrnehmungsstörung um eine anerkannte Krankheit gem. ICD-10 (eine genaue Liste finden Sie hier) handelt, übernehmen die Krankenkassen die Kosten der Therapie in aller Regel vollständig.
Besprechen Sie dies jedoch stets mit Ihrer Krankenversicherung, bevor Sie ein Therapieangebot wahrnehmen.
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