Jungen und Mädchen: Typische Verhaltensweisen und wie sie entstehen

   
von Dana S. - letzte Aktualisierung:
junge und maedchen
Woher stammt das unterschiedliche Verhalten der beiden Geschlechter?

Inwiefern das unterschiedliche Verhalten genetisch bedingt oder eher anerzogen ist, ist bis heute wissenschaftlich noch immer nicht geklärt. Viele Wissenschaftler warnen jedoch davor, den Einfluss der Biologie zu überschätzen.

Stimmt es, dass Jungs aggressiver sind?

Wenn es um den Kampfgeist und das Kräftemessen geht, spielt das Hormon Testosteron durchaus eine Rolle. Aber da das aggressivere Verhalten der Jungs in unserer Gesellschaft weitestgehend akzeptiert ist, gehen Eltern und Erzieher auch rauer mit Jungen um.

Was kann man als Eltern gegen die gefestigten Rollenbilder tun?

Motivieren Sie Ihre Kinder, aus Geschlechterrollen auszubrechen und das individuelle Potenzial zu entfalten. Trauen Sie Ihren Kindern zum Beispiel Dinge zu, sodass sie Selbstvertrauen und Stärke entwickeln können.

 

Jeder kennt diese Klischees: „Jungen sind aggressiv und wild“, „Mädchen sind brav und sehr sozial eingestellt“. Glücklicherweise hat sich diese Sicht auf typische Rollenbilder in den letzten Jahren mehr und mehr gewandelt. Die Vorstellungen von „typisch Junge“ und „typisch Mädchen“ sind in vielen Bereichen schon weit überholt.

Aber gibt es wirklich Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen? Welchen Einfluss hat die Genetik und inwiefern ist das jeweilige Verhalten anerzogen. In diesem Artikel möchten wir gerne das Verhalten der Geschlechter analysieren und die Frage klären, inwiefern Eltern und Erzieher diese Klischees brechen können und sollten.

1. Mädchen spielen mit Puppen, Jungen mit Autos – was ist dran an dem Klischee?

kleiner Junge mit einer Spielzeugpistole

Das Hormon Testosteron bewirkt, dass Jungs insgesamt rauer und aggressiver sind.

Es ist sehr spannend im Kindergarten zu beobachten, wie und mit was Jungen und Mädchen spielen. Während die meisten Jungs zu Spielzeug, wie Autos oder Flugzeugen greifen, spielen Mädchen in der Puppenecke „Vater, Mutter, Kind“. Jungen spielen gerne in größeren Gruppen, Mädchen fühlen sich in einer Zweier- oder Dreier-Konstellation wesentlich wohler.

In einem Alter von etwa drei Jahren lernen Mädchen und Jungen ihre Zugehörigkeit zu dem jeweiligen Geschlecht kennen. In dieser Zeit verdoppelt sich auch der Testosteronspiegel bei Jungen, sodass sie automatisch rauer und aufmüpfiger werden. Aber hat die Biologie einen so großen Einfluss auf die Verhaltensweisen der Kinder?

Dass Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen vorhanden sind, ist unumstritten. Die Frage ist jedoch, wie stark diese ausgeprägt sind. Den größten Unterschied macht das Hormon Testosteron, welches in den männlichen Hoden gebildet wird. Dadurch, dass die Bereiche für Sexualität und Aggression stärker ausgeprägt sind, entwickeln sich die Gehirne sehr unterschiedlich.

Inwiefern das unterschiedliche Verhalten genetisch bedingt oder eher anerzogen ist, ist bis heute wissenschaftlich noch immer nicht geklärt. Viele Wissenschaftler warnen jedoch davor, den Einfluss der Biologie zu überschätzen. Das typisch weibliche oder männliche Verhalten wird zu einem großen Teil von der Gesellschaft beeinflusst.

Einen interessanten Vortrag zum Thema „Rollenbilder“ sehen Sie hier:

2. Junge vs. Mädchen – Typische Vorurteile in Bezug auf die Verhaltensweisen

Es gibt viele Vorurteile über „typisch Junge“ bzw. „typisch Mädchen“. So kommt es natürlich auch öfter mal vor, dass ein Junge oder ein Mädchen dieses Klischee vollends bedient. Allerdings gibt es auch immer wieder Ausnahmen. Daher möchten wir im Folgenden die bekanntesten Vorurteile über Jungen und Mädchen prüfen.

2.1. Jungs sind aggressiver, Mädchen fürsorglicher

kleines Mädchen umsorgt seine Puppe

Mädchen bekommen die Fürsorglichkeit vorgelebt.

Jungen toben, werfen mit Gegenständen und raufen mit anderen Spielkameraden. Bei Mädchen ist dieses Verhalten nur sehr selten zu beobachten. Vor allem wenn es um den Kampfgeist und das Kräftemessen geht, spielt das Hormon Testosteron eine große Rolle.

Aber da dieses aggressivere Verhalten der Jungs in unserer Gesellschaft weitestgehend akzeptiert ist, gehen Eltern und Erzieher auch rauer mit Jungen um. Wenn Mädchen anfangen zu raufen und zu toben, wird dieses Verhalten hingegen nicht toleriert.

Gleichzeitig haben Mädchen wesentlich mehr Interesse daran, mit Puppen zu spielen und sich liebevoll um diese zu sorgen. Ob es biologische Erklärungen gibt, wurde bislang noch nicht herausgefunden. Sicher ist jedoch, dass hierbei die Nachahmung eine große Rolle spielt. Mädchen sehen das Verhalten ihrer Mutter und möchten dies sofort imitieren.

2.2. Mädchen haben viel mehr Ängste

Mädchen kreischen, schreien und laufen wild durcheinander, wenn sie sich vor etwas fürchten. Jungs kennen im Gegensatz dazu weder Ängste noch Schmerzen. Dies ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Es gibt zwar tendenziell mehr Mädchen, die ein ängstliches Verhalten zeigen, aber auch viele Jungs fürchten sich.

Auch in diesem Fall spielt die Erziehung der Eltern eine große Rolle. Während Mädchen in vielen Fällen überbehütet sind, wird Jungs von Anfang an mehr zugetraut. So kommt es, dass Jungen oftmals wesentlich selbstsicherer und furchtloser leben.

2.3. Jungen können besser rechnen, Mädchen haben ein besseres Sprachverständnis

Ungleiche Bildungschancen

Dass Jungen durchschnittlich schlechtere Noten in der Schule haben als Mädchen, wissen viele. Aber was sind die Gründe dafür? In einer Studie des Berlin-Instituts haben Forscher herausgefunden, dass die schlechteren Noten vor allem durch das Verhalten der Jungen zustande kommen. Sie bekommen typisch männliche Verhaltensweisen vorgelebt, die nicht zur Institution Schule passen.

Es wurden bereits viele Untersuchungen durchgeführt, in denen die Intelligenz des jeweiligen Geschlechts gemessen wurde. Dabei kam heraus, dass es zwischen Jungen und Mädchen keinen Unterschied gibt. Allerdings sind Jungen im Durchschnitt besser in Mathematik und Naturwissenschaften, während Mädchen ihre Stärken im sprachlichen Bereich haben.

Bei diesem Phänomen kommt es zu einem Zusammenspiel aus biologischen Faktoren und erlerntem Verhalten. Das männliche Gehirn trainiert evolutionsbedingt von Anfang an das räumliche Vorstellungsvermögen. Das weibliche Gehirn ist dagegen im sprachlichen Bereich wesentlich stärker ausgeprägt.

Jungen und Mädchen verhalten sich so, wie sie es in ihrer Familie und von ihren Freunden vorgelebt bekommen. Jungen wird von Anfang an vermittelt, dass sie gut mit Zahlen umgehen und logisch denken können. Dadurch, dass sie von ihren Fähigkeiten überzeugt sind, erzielen sie in der Schule auch bessere Noten.

Unter den Mädchen ist es hingegen verbreitet, dass sie auch außerhalb des Unterrichts viel lesen. Dadurch erzielen sie in diesem Bereich wesentlich bessere Leistungen. Hinzu kommt, dass Eltern wesentlich mehr mit ihren Töchtern sprechen, während bei Jungen die Bewegung im Vordergrund steht.

3. Was Sie als Eltern gegen die gefestigten Rollenbilder tun können

ein Berg voller Spielzeug

Bieten Sie Ihrem Kind verschiedenes Spielzeug an.

Auch wenn es kleine biologische Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen gibt, sollten Sie versuchen, diese nicht noch durch eine geschlechtsspezifische Erziehung zu verstärken. Motivieren Sie Ihre Kinder stattdessen, aus Geschlechterrollen auszubrechen und das individuelle Potenzial zu entfalten.

Im Folgenden möchten wir Ihnen ein paar Tipps geben, wie Sie erzieherisch Einfluss auf die Rollenbilder unserer Gesellschaft nehmen können:

  • Erziehen Sie Ihre Kinder geschlechtsflexibel statt geschlechtstypisch.
  • Geben Sie Ihren Kindern Freiraum, sich selbst zu entfalten.
  • Lassen Sie Ihre Kinder selbst darüber entscheiden, mit welchem Spielzeug sie spielen möchten, indem sie ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Wahl stellen.
  • Geben Sie Ihrer Tochter ausreichend Gelegenheiten, sich auszutoben oder Aggressionen zu zeigen. Zeigen Sie Ihrem Sohn hingegen, dass sich Konflikte auch friedlich und durch eine respektvolle Kommunikation lösen lassen.
  • Trauen Sie Ihren Kindern Dinge zu, sodass sie Selbstvertrauen und Stärke entwickeln können.
  • Seien Sie ein Vorbild, indem Sie Ihrem Kind zeigen, dass es keine typischen Aufgabenverteilungen zwischen Männern und Frauen gibt. Jeder packt dort an, wo er gebraucht wird.

Lesen Sie hierzu auch weiter in unserem Text zur geschlechtsneutralen Erziehung.

4. Studie zu den Effekten der Geschlechternormativität

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