Umschulung mit Kind – so klappt die Weiterbildung der Eltern

   
von Redaktion - letzte Aktualisierung:
Wenn Eltern sich umschulen lassen möchten: Kinder stören den Lernprozess

Die Kostenzusage für eine Umschulung ist für Eltern, die sich beruflich neu orientieren wollen oder müssen ein Jackpot. Doch zu der Freude über die Zusage gesellt sich schnell die Angst, Kinder, Lernen und Haushalt, nicht unter einen Hut zu bekommen. Wir zeigen Ihnen Wege und Tipps, mit denen Sie trotz Familie und Kind eine berufliche Umschulung erfolgreich meistern.

1. Umschulung in Teilzeit

Umschulungen werden auch in Teilzeit angeboten. Die Präsenzzeiten sind üblicherweise vormittags, wenn Kinder in Kita oder Schule sind. Dass es inzwischen auch üblich ist, Umschulungen online abzuhalten, spart zusätzlich Zeit, weil Wege evtl. entfallen, wenn die Teilnahme von zuhause aus möglich ist. Aber selbst wenn für die Teilnahme das Erscheinen bei einem Bildungsträger nötig ist, können diese Wege mit Kita oder Grundschule verbunden werden. Außerdem gibt es Möglichkeiten, die Betreuungszeiten zu verlängern und sich so etwas Freiraum zwischen Umschulung und Familienleben zu schaffen.

Diese neue Zeit muss gar nicht dem Lernen dienen. Ein Spaziergang oder eine Stunde Lieblingssport bringen vielleicht sogar viel mehr, weil Sie den Kopf frei machen und Platz für neuen Input schaffen und neue Energie gewinnen. Auch gegen ein Mittagsschläfchen spricht gar nichts, wenn die Kinder in Betreuung sind. Ausgeruht können Mehrfachbelastungen viel besser bewältigt werden als unter Dauerstress.

2. Wenn Kinder krank werden

Die größte Sorge für UmschülerInnen ist die, dass das Kind ggf. zu oft oder lange krank sein könnte. Denn Umschulungen sind üblicherweise so konzipiert, dass bei langen Fehlzeiten der Erfolg in Frage gestellt wird und Zwischentests abgelegt werden müssen. Das ist natürlich eine Herausforderung, wenn das Kind betreuungsintensiv zu Hause ist und die Hauptsorge dem Kind gilt. Grundsätzlich werden Ausfallzeiten durch Krankheit des Kindes hier aber genau so gehandhabt wie im Berufsleben. Und die Träger geben den Umschülern angemessen Zeit, den Lernstoff nachzuholen. Außerdem können vielleicht einige Stunden im Onlineseminar von zu Hause aus absolviert werden, wenn der Partner zu Hause ist. 

3. Unterstützung von Familie und Freunden

Mit Unterstützung geht vieles leichter. Allerdings sind zwei Jahre auch eine ziemlich lange Zeit und Kinder entwickeln sich in der Zeit. Freunde die zusagen, das zuckersüße Kleinstkind jeden Mittwoch für einige Stunden spazieren zu fahren, sind von einem vierjährigen Kind vielleicht überfordert und versuchen sich aus der Verantwortung zu stehlen. Auch wenn es Umschülern schwer fällt, manchmal muss Hilfe eingefordert werden. Doch gerade das fällt vielen schwer. 

Klare Absprachen mit Partnern, Eltern und Freunden schaffen Lernzeiten. Je kleiner die Kinder, desto wichtiger. Denn während ein Vorschulkind auch schon mal eine Stunde alleine spielt, braucht das Zweijährige eine Beaufsichtigung rund um die Uhr.

Wenn Unterstützung fehlt: Wer in der Familie wenig Unterstützung findet, sollte sich trotzdem nicht entmutigen lassen. Die Kinder in Kita und Grundschule haben Eltern, zu denen Umschüler ohnehin in Kontakt kommen. Gegenseitige Unterstützung ist das, was sich viele, vor allem Alleinerziehende, wünschen, sich aber nicht vorzuschlagen trauen. Hier ist Eigeninitiative gefragt. Neben der Absicherung der Kinderbetreuung können sich hier Freundschaften bilden, von denen auch die Eltern langfristig und gegenseitig profitieren. 

4. Hilfsangebote von extern nutzen

Lerngruppen in der Umschulungsklasse sind eine sehr gute Hilfe. Oft finden sich hier Eltern mit gleichaltrigen Kindern. Während die Eltern lernen, spielen die Kinder zusammen. Wenn die Kinder sich dann gut kennen, können auch die Umschüler sich abwechseln mit der Kinderbetreuung, um Lernzeiten freizuhalten. 

Förderungen durch Arbeitsagentur und Jobcenter annehmen!

Es gibt Nachhilfe für Umschüler. Die wird von der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter bezahlt und sollte unbedingt in Anspruch genommen werden, vor allem wenn wirklich Kenntnisprüfungen aufgrund von Fehlzeiten anstehen. 

Quartiersarbeit in Stadtvierteln richtet sich meist leider erst an größere Kinder, doch es gibt viele Angebote schon für Kindergartenkinder von Ballett bis Turnen. Selbst wenn es sich nicht lohnt, die Zeit über nach Hause zu gehen, könnten Einkäufe erledigt oder Lerninhalte durchgegangen werden. 

Sich als Vater oder Mutter umschulen zu lassen, ist anstrengend. Doch glücklicherweise werden viele Fortbildungsmaßnahmen online abgehalten.

5. Zeitmanagement und Prioritäten

Pläne sind sehr sinnvoll, gerade für Eltern. Ein gut strukturierter Plan verschafft einen Überblick über verfügbare Zeit und anstehende Aufgaben. Allerdings dürfen Ihre Pläne nicht vollgestopft mit Aufgaben werden, die auch ohne Umschulung nicht zu schaffen wären.

Puffer einplanen!

Jeder Plan braucht Zeitpuffer für Verzögerungen. Gerade Eltern wissen das. Alle sind fertig angezogen, da muss das Kind noch mal zur Toilette oder findet den zweiten Schuh nicht. Das kostet Zeit. Doch sollte sowas nicht auch gleich Zeitdruck erzeugen. 

Für die Planung muss der eigene Biorhythmus berücksichtigt werden. Wenn 22 Uhr die beste Schlafenszeit ist, bringt es nicht, versäumten Aufgaben bis nach Mitternacht hinterherzujagen, weil der nächste Tag gleich mit einem Energiedefizit startet. Hier kommen die Prioritäten ins Spiel. Unwichtige Aufgaben dürfen delegiert werden oder auch mal liegen bleiben. Vor allem wenn Zeitnot herrscht.

  • Die Frage, die ganz schnell entscheidet, wie wichtig eine Aufgabe ist, lautet: Was passiert, wenn ich es jetzt nicht erledige? Je harmloser die Antwort, desto eher darf die Aufgabe warten.
  • Muss die Aufgabe unbedingt erledigt werden, kann die Antwort auf die Frage Entlastung bringen: Wer kann das für mich machen?
  • Erst wenn Konsequenzen drohen und niemand anders diese Aufgabe erledigen kann, muss sie tatsächlich dringend erledigt werden. 

6. Den eigenen Lerntyp erforschen

Jeder hat seinen bevorzugten Sinneskanal und darauf basiert meist auch der Lerntyp. Der eine muss Dinge gehört haben, um sie nicht mehr zu vergessen, der andere gesehen. Herauszufinden welcher Lerntyp man ist, hilft dabei, die Lerninhalte besser aufbereiten zu können.

Der Vorteil der digitalen Welt liegt darin, dass es zu jedem Thema Bücher, Bilder und Podcasts gibt. YouTube ist voll von Lernvideos zu allen erdenklichen Themen und jedes Berufsfeld hat tolle Plattformen, auf denen die Themen gut sortiert abrufbar sind. Das nimmt zwar nicht den Lerndruck, hilft aber Zeit zu sparen und vor allem effektiv zu lernen. 

Je nach Typ kann Zeit sogar doppelt genutzt werden. Podcasts oder andere Audiodateien lassen sich auf mobile Geräte ziehen, die teilweise sogar wasserdicht sind. Damit ist es quasi möglich beim Tauchen Vokabeln in Businessenglisch zu lernen oder sich die Grundlagen der Betriebswirtschaft erklären zu lassen. Wege in öffentlichen Verkehrsmitteln kosten Zeit, erlauben aber das Schauen von Lernvideos. Und mit dem eigenen Auto wäre man auch nicht schneller, müsste aber konzentriert fahren. 

Fazit: Kinder müssen die Entwicklung der Eltern nicht aufhalten

Mit Kind ist die Verantwortung im Leben viel größer und viele Tätigkeiten erfordern mehr Organisation und Anstrengung. Doch wenn die Abschlussprüfung bestanden ist, darf der Umschüler zu Recht stolz auf sich sein. Es ist wie die Geburt beschrieben wird: Egal wie lange sie dauert, ist das Kind geboren, ist alles vergessen. Und fürs Kind ist diese Leistung eine große Vorbildwirkung, auch wenn es in der Zeit der Umschulung vielleicht noch kein Verständnis dafür aufbringen kann. 

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Umschulung mit Kind – so klappt die Weiterbildung der Eltern
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