Scheidungskinder: Welche Folgen und Probleme kommen bei Scheidung der Eltern auf die Kinder zu?

   
von Amelie S. - letzte Aktualisierung:

Rund jede zweite Ehe in Deutschland wird laut Statistischem Bundesamt geschieden. Die Gründe für eine Scheidung sind vielfältig, doch ganz gleich, ob es an der herausfordernden Vereinbarkeit von Beruf und Familie, mangelnder Zweisamkeit oder anderen Reibungspunkten liegt, in einer Hinsicht sind sich die Scheidungswilligen meist einig, wenn die Beziehung vor dem Aus steht: Die Kinder sollen nicht darunter leiden.

Das ist in den meisten Fällen jedoch leichter gesagt als getan. Egal, wie gut die Vorsätze sind, die Trennung der Eltern hinterlässt bei Kindern jeder Altersklasse Spuren. Informieren Sie sich in unserem Ratgeber, mit welchen Folgen und Problemen Kinder konkret bei Scheidung der Eltern konfrontiert sind und warum es vom Verhalten der Erwachsenen abhängt, wie gut der Nachwuchs die schwierige Situation verarbeitet.

1. Scheiden tut weh: Welche Folgen eine Trennung für Kinder haben kann

Wenn eine Ehe zerbricht, leiden nicht nur die Erwachsenen darunter, auch die heile Welt des Kindes liegt in Scherben. Die Erschütterung des Urvertrauens in die Familie trifft Kinder jeden Alters und hat vielschichtige Folgen, die sich Experten zufolge in kurzfristige und langfristige Auswirkungen kategorisieren lassen.

1.1. Kurzfristige Auswirkungen äußern sich innerhalb der ersten zwei Jahre nach Scheidung

Ihr Kind braucht nach der Scheidung Zeit

Psychologen zufolge handelt es sich bei den sogenannten alterstypischen Reaktionen um vorübergehende Verhaltensweisen, die sich in der Regel innerhalb von zwei Jahren wieder legen. In dieser Zeit gewöhnen sich die Kinder an die Veränderungen im familiären Umfeld und gewinnen an emotionaler Stabilität zurück.

Je jünger das Kind, desto weniger bekommt es von der Scheidung mit – oder? Leider handelt es sich bei dieser Annahme um einen Trugschluss. Im Kleinkindalter nehmen die Kleinen die Trennung der Eltern zwar noch nicht bewusst in vollem Umfang wahr, die Veränderung des Familiensystems geht aber auch an ihnen nicht spurlos vorüber.

Die Scheidungsbewältigung kann sich durch den Rückfall in abgelegte Verhaltensweisen äußern, etwa wenn das Kind nicht mehr durchschläft, wieder einnässt, am Daumen lutscht oder einen Schnuller braucht. Auch Verlustängste sind kein Einzelfall: Plötzlich will das Kind, das vorher so gerne in die Kita oder zu Oma und Opa gegangen ist, nicht mehr dorthin und klammert sich verzweifelt an Mama oder Papa.

Ältere Kinder, etwa ab dem Grundschulalter, nehmen bewusster auf, was innerhalb der Familie vorgeht, und versuchen häufig, die Rolle des fehlenden Elternteils zu übernehmen bzw. zu ersetzen. Das Übernehmen dieser nicht altersgemäßen Rolle kann zu sozialen und schulischen Problemen führen, etwa wenn das Kind diese übergeordnete Rolle auch unter Gleichaltrigen einzunehmen versucht.

Neben Wut, Trauer und Angst empfinden viele Kinder Schuldgefühle und machen sich verantwortlich für die Trennung der Eltern. Kommt erschwerend hinzu, dass die Eltern stark zerstritten sind und sich nicht einigen können, hilft ein Gang zum Rechtsanwalt für Familienrecht. Sich Hilfe zu holen, ist keine Schande, ganz im Gegenteil, begreifen Sie die begleitende Unterstützung als Chance, um die beste Lösung für das Kindeswohl zu treffen und den Nachwuchs vor Schaden zu bewahren.

1.2. Langfristige Auswirkungen beeinflussen Scheidungskinder bis ins Erwachsenenalter

trauriges kind

Fangen Sie Ihre Kinder nach der Scheidung nicht auf, können sie später Bindungsprobleme bekommen.

Kein geschiedenes Elternteil möchte das gerne lesen, doch viele Scheidungskinder haben noch im Erwachsenenalter mit Folgen und Problemen zu kämpfen, die aus der Scheidung der Eltern resultieren.

Studien zufolge fällt es Scheidungskindern schwerer, eine feste Partnerschaft einzugehen oder eine Familie zu gründen, weil das Urvertrauen in Partnerschaft und Familie fehlt. Die Befürchtung, dass die eigene Beziehung auch scheitert, wird vielen erwachsenen Scheidungskindern zum ständigen Begleiter.

2. Keine Scheidung ist auch keine Lösung: Warum man nicht der Kinder zuliebe zusammenbleiben sollte

Bei all den genannten Folgen und Problemen, die sich aus einer Scheidung für die kindliche Entwicklung ergeben, stellt sich vermutlich jedes Elternpaar im Laufe des Trennungsprozesses die Frage, ob es nicht besser wäre, sich der Kinder wegen zusammenzuraufen. Die Antwort ist eindeutig: Nein!

Kinder merken schnell, dass etwas nicht stimmt und durchschauen die “Wir tun so, als ob”-Fassade. Wenn der Alltag mit den noch zusammenlebenden Eltern nur noch von Streitereien, Konflikten oder einer kühlen Atmosphäre der gegenseitigen Abneigung geprägt ist, belastet dies den Nachwuchs ebenfalls deutlich.

Tipp: Der bessere Weg ist, für klare Verhältnisse zu sorgen und nichts zu beschönigen. Informieren Sie Ihr Kind auf Augenhöhe gemeinsam über die Scheidung und gehen Sie ernsthaft auf seine Fragen ein. Lügen und Geheimnisse sind kontraproduktiv.

3. Fairplay bei der Scheidung: Das Kind ist keine Waffe, um dem Ex-Partner zu schaden

eltern streiten bei scheidung um Kind

Ziehen Sie Ihr Kind in die Scheidung nicht mit hinein. Es leidet darunter am meisten.

Doch wie sieht er aus, der goldene Mittelweg? Wie geht man am besten mit dem Thema Scheidung um? Zunächst einmal gilt es, gemeinsam klare und verbindliche Regeln zu treffen, denn Routine schafft Sicherheit. So ist es wichtig für Kinder, zu wissen, bei welchem Elternteil sie nach der Scheidung dauerhaft leben und wann und wie oft sie den anderen Elternteil sehen können.

Einige Fallstricke gilt es dabei zum Wohle aller Beteiligten zu vermeiden:

  • Reden Sie vor Ihrem Kind niemals negativ über den Ex-Partner.
  • Versuchen Sie auf gar keinen Fall, den Kontakt zwischen Kind und Elternteil einzuschränken, um so verspätete Rache für einen Betrug oder dergleichen zu üben.

In erster Linie schaden Sie damit Ihrem eigenen Kind, das in einen Loyalitätskonflikt gestürzt wird, was schwere psychische Folgen, wie zum Beispiel eine Depression, nach sich ziehen kann. Deshalb ist es wichtig, fair miteinander umzugehen, egal wie schwer es fällt. So sollte der getrennt von dem Nachwuchs lebende Elternteil auch nicht versuchen, durch Geschenke und besondere Unternehmungen das andere Elternteil in der Gunst des Kindes “auszustechen” – auch das ist nicht fair.

Letztendlich liegt es an Ihnen: Umso fairer und freundschaftlicher Sie als Eltern miteinander während und nach der Scheidung umgehen, desto leichter wird es Ihr Kind haben, sich an die neue Familienkonstellation zu gewöhnen.

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