Lotusgeburt: Wie sinnvoll ist eine Geburt ohne Abnabelung?

   
von Dana S. - letzte Aktualisierung:
lotusgeburt
Was ist eine Lotusgeburt?

Bei einer Lotusgeburt wird die Nabelschnur nach der Entbindung nicht durchtrennt. Sie bleibt stattdessen so lange erhalten, bis sie sich von selbst löst. Dies ist nach etwa drei bis zehn Tagen der Fall.

Wie läuft eine Lotusgeburt ab?

Eine Lotusgeburt schließt sich an die natürliche Geburt bzw. den Kaiserschnitt an. Die Plazenta wird abgewaschen und in ein sauberes Tuch gelegt. Anschließend muss der Mutterkuchen täglich mit Salz, ätherischen Ölen und Kräutern konserviert werden.

Was sind die Risiken bei einer Lotusgeburt?

Eine Lotusgeburt kann gefährlich werden, wenn sich in der Plazenta Infektionen bilden. Diese werden infolgedessen auf das Kind übertragen. Aufgrund der Keime wird die Lotusgeburt in Krankenhäusern und Kliniken nicht durchgeführt.

In Bezug auf die Geburt eines Kindes gibt es immer wieder neuartige Praktiken, die zu einem Trend werden. Während es in den letzten Jahrzehnten völlig normal geworden ist, die Nabelschnur nach der Geburt abzutrennen, erfreut sich die Lotusgeburt in letzter Zeit an Beliebtheit.

Bei der Lotusgeburt bleibt die Nabelschnur so lange mit der Plazenta verbunden, bis sie sich von selbst löst. Wie eine Lotusgeburt abläuft und mit welchen Vor- und Nachteilen bzw. Risiken sie einhergeht, erfahren Sie in diesem Artikel.

1. Bei der Lotusgeburt wird die Nabelschnur nicht durchtrennt

Lotusgeburt bei Schimpansen

Bei den Schimpansen ist es völlig normal, dass die Nabelschnur nach der Geburt nicht durchtrennt wird. Stattdessen bleibt sie bis zur natürlichen Abnabelung mit der Plazenta verbunden.

Wer den Begriff Lotusgeburt hört, denkt vermutlich zunächst an eine Entbindung, die in der bekannten Lotusstellung durchgeführt wird. Dies ist jedoch keineswegs der Fall. Die Entbindungsmethode geht, dem Namen entsprechend, auf die Amerikanerin Claire Lotus Bay zurück.

Diese war die erste westliche Frau, die darauf bestand, dass bei ihrem Baby die Nabelschnur nicht gleich durchtrennt wird. Allerdings gehen viele Historiker davon aus, dass die Methode bereits in einigen Naturvölkern praktiziert wurde.

Das eigene Kind naturverbunden zur Welt zu bringen, ist ein immer größer werdender Trend. Bei der Lotusgeburt handelt es sich nicht direkt um eine Entbindungsmethode, sondern um den anschließenden Übergang vom Mutterleib in die Welt. Daher kann die Lotusgeburt sowohl bei einem Kaiserschnitt als auch bei einer natürlichen Geburt Anwendung finden.

Bei einer Lotusgeburt wird die Nabelschnur nach der Geburt nicht durchtrennt, sondern bleibt mit der Plazenta verbunden. Nach etwa drei bis zehn Tagen fällt die Nabelschnur von allein ab. Bis dahin müssen die Eltern damit leben, dass das Baby noch mit der Plazenta verbunden ist und diese stets mitgetragen werden muss. Mittlerweile können Sie entsprechende Taschen sogar schon käuflich erwerben.

Die Lotusgeburt ist damit ein sehr spiritueller Ansatz. In einigen indigenen Völkern gilt die Plazenta als der Sitz der Seele, sodass die Seelenanteile nach und nach auf das Kind übergehen.

2. Lotusgeburt – so läuft sie ab

arzte halten ein baby nach der geburt

Bei der Lotusgeburt wird die Nabelschnur nicht künstlich durchtrennt.

In den ersten Minuten nach der Geburt wird das Baby tiefer als die Plazenta gehalten, um den Blutfluss zu regulieren. Im Anschluss wird die Plazenta abgewaschen und in ein sauberes Tuch gewickelt. Bis die Nabelschnur abgefallen ist, muss der Mutterkuchen regelmäßig gereinigt und konserviert werden. Dazu wird er täglich mit ätherischen Ölen, Salz und Kräutern eingerieben.

Auf diese Weise trocknet die Plazenta auf natürliche Art und Weise aus. Zudem kann verhindert werden, dass es zu einem Verwesungsprozess kommt. Fällt die Nabelschnur anschließend ab, ist es ein Ritual, dass die Plazenta im Garten vergraben wird. An dieser Stelle soll anschließend ein Lebensbaum wachsen.

Aufgrund des erhöhten Infektionsrisiko darf eine Lotusgeburt nicht im Krankenhaus oder in einer Klinik durchgeführt werden. Daher empfiehlt sich eine Hausgeburt oder eine Geburt im Geburtshaus. Laut Angaben der Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe e.V. wurden im Jahr 2017 nur 1,28% der Kinder in Deutschland außerhalb einer Klinik geboren.

Bei einigen Frauen ist es nicht möglich, den Mutterkuchen zu konservieren, sodass eine schnelle Trennung unumgänglich ist.

3. Die Lotusgeburt soll einen sanften Einstieg ins Leben bieten

mutter mit ihrem neugeborenen baby

Viele Mütter beschreiben diese Erfahrung als ein ganz besonderes Erlebnis.

Bei der Geburt im Krankenhaus ist es zumeist die Aufgabe des Vaters, die Nabelschnur zu durchtrennen. Dies geschieht unmittelbar nachdem das Baby das Licht der Welt erblickt hat.

Verschiedenen Studien und Untersuchungen belegen jedoch, dass ein späteres Abnabeln durchaus sinnvoll sein kann. Auf diese Weise kann das Baby mit einer Extraportion Eisen und Sauerstoff versorgt werden, sodass ein Nährstoffmangel vermieden wird.

Die WHO empfiehlt daher, dass die Nabelschnur etwa zwei bis drei Minuten auspulsieren soll, bevor sie durchtrennt wird. Dass die Verbindung noch länger bestehen soll, hat hingegen keinerlei medizinischen Vorteil mehr.

Eine Mutter soll durch die Lotusgeburt die Möglichkeit bekommen, sich besonders sanft und behutsam vom Kind zu trennen. Das Ergebnis sei eine tiefere Bindung. Vielen Erfahrungsberichten zufolge sei das Baby nach einer Lotusgeburt zudem entspannter und ruhiger.

Laut Befürwortern soll eine Lotusgeburt folgende weitere Vorteile bieten:

  • Abmilderung bzw. Abwendung traumatischer Geburtserfahrungen
  • bessere Feinmotorik
  • höherer IQ
  • schnellere Abheilung des Nabels
  • geringeres Risiko für Gelbsucht
  • leichtere Gewichtszunahme
  • Stärkung des Immunsystems

Achtung: All diese Argumente und Vorteile sind jedoch mit Vorsicht zu betrachten. Bisher gibt es keine wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse für diese Behauptungen.

4. Gesundheitliche Risiken einer Lotusgeburt

neugeborenes baby bekommt eine spritze

Im schlimmsten Fall kann es zu einer lebensgefährlichen Infektion kommen.

Ärzte und Kliniken sehen diesen Trend jedoch kritisch, da eine Lotusgeburt in einigen Fällen sehr gefährlich sein kann. Dadurch, dass die Plazenta langsam verfault und am Ende totes Gewebe darstellt, steigt das Infektionsrisiko an.

Sobald sich dort Bakterien ansiedeln und sich dadurch Infektionen in der Plazenta bilden, können sich diese über die vertrocknete Nabelschnur auf das Neugeborene übertragen. Besonders gefährlich sind in diesem Zusammenhang Staphylokokken, die in einem bekannten Fall bereits eine Blutvergiftung beim Baby ausgelöst haben.

Daher sollten Sie, wenn Sie sich dennoch für eine Lotusgeburt entscheiden, umgehend einen Arzt aufsuchen, wenn ihr Baby Anzeichen für eine Infektion zeigt. 

Dadurch, dass die Nabelschnur bestehen bleibt, herrscht außerdem eine ständige Spannung zwischen dem Bauchnabel und der Plazenta, die eine Verletzungsgefahr birgt. Jede Bewegung, die ein Ziehen am Bauchnabel verursachen kann, ist daher unbedingt zu vermeiden. 

Fazit: Auch wenn es sich nach einer sanften Geburtsmethode anhört, ist die Lotusgeburt derzeit insgesamt eher negativ zu bewerten. Zum Einen bietet sie gemäß dem aktuellen Stand der Wissenschaft keinerlei Vorteile für das Neugeborene. Zum Anderen wird das Baby dadurch einem etwas höheren Verletzungs- und Infektionsrisiko ausgesetzt. Ein spätes Abnabeln hingegen ist aber, wie oben bereits erwähnt, durchaus empfehlenswert.

Die Vorteile und Risiken einer Lotusgeburt können Sie sich auch noch einmal in diesem Video anschauen:

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