Unfaire Verteilung von Kita Gebühren in Deutschland

31.05.2019, 17:09 von Amelie S.

Kontoauszug für Zahlung Kindergartenbeitrag

Während in einigen Bundesländern die Gebührenfreiheit für Eltern bereits winkt, müssen andere für den Kita-Platz noch tief in die Tasche greifen. Die bundesweiten Unterschiede in puncto Beitragskosten sind groß, das zeigt auch eine Studie der Bertelsmann-Stiftung. Eine Chance auf allmähliche Besserung wird bezweifelt.

Kita-Gebühren im Deutschland-Vergleich: In Schleswig Holstein kosten Kitas am meisten

Eine Analyse der Bertelsmann-Stiftung gab eine genaue Auskunft über die Lage der Kita-Gebühren in Deutschland. Die großen regionalen Unterschiede lassen sich auf die Kommunen zurückführen: In Deutschland darf jedes Land, sowie jede Kommune selbst die Kita-Gebühren festlegen.

So kommt es zu teil erheblichen Unterschieden in der Beitragshöhe. Während in Berlin ab Sommer 2019 die Beitragsfreiheit eingeführt wird, und Eltern aktuell lediglich 2% ihres Einkommens in die Kita-Betreuung investieren, zahlen Eltern in Schleswig-Holstein fast 9% ihres Einkommens für den Kita-Platz. Eine genaue Auflistung der prozentualen Anteile je Bundesland können Sie der folgenden Tabelle entnehmen.

Bundesland prozentualer Anteil der Beiträge am Nettoeinkommen
Baden-Württemberg 6,5%
Bayern 5,9
Berlin 2,0
Brandenburg 6,2
Bremen 6,6
Hamburg 4,3
Hessen 6,7
Mecklenburg-Vorpommern 7,8
Niedersachsen 7,3
Nordrhein Westfalen 6,6
Rheinland Pfalz 4,0
Saarland 7,2
Sachsen 5,1
Sachsen Anhalt 5,8
Schleswig Holstein 8,9
Thüringen 6,1

Die Untersuchung stellt ebenfalls fest, dass Familien aus einkommensschwächeren Verhältnissen prozentual mehr von Ihrem Geld für den Kita-Platz ausgeben als Familien mit einem durchschnittlichen oder sogar überdurchschnittlichen Einkommen. So müssen Eltern, die unterhalb der Armutsgrenze leben 9,8% ihres Nettoeinkommen in den Kita-Platz investieren, wohlhabendere Familien müssen hingegen nur 5,1% Ihres Einkommens abgeben – und das trotz verbreiteter Gebührenstaffellungen in den Bundesländern.

Aus diesem Grund fordert Jörg Dräger, Vorsitzender der Bertelsmann-Stiftung, eine bundesweite Gleichheit der Kita-Gebühren im Sinne der Gerechtigkeit und Fairness. Zudem sollten Eltern unterhalb der Armutsgrenze von den Kita-Gebühren befreit werden. Letzteres soll zukünftig im „Starke-Familien-Gesetz“ berücksichtigt werden. Lese Sie dazu hier weiter.

Beitragsfreiheit und Qualitätssicherung? Für beides fehlt das Geld.

In mehr und mehr Bundesländern wird die komplette Beitragsfreiheit angestrebt, jedoch wird genau davor auch gewarnt. Es bestünde die Gefahr, dass durch die Beitragsfreiheit der Qualitätsausbau in den Kitas zurückgedrängt wird.

Die Kita-Beiträge und die Qualität der Einrichtungen haben jedoch nur bedingt etwas miteinander zu tun. Berlin schneidet zwar in der Qualität anhand der Personalschlüssels im bundesweiten Vergleich eher schlecht ab, jedoch weist den besten Personalschlüssel Baden-Württemberg auf. Dort investieren Eltern 6,5% ihres Einkommens in den Kita-Platz und liegen damit im oberen Drittel. Niedersachsen hingegen, wo 7,3% des Einkommens für die Kinderbetreuung abgegeben werden, haben einen sehr ungünstigen Personalschlüssel.

Dennoch reicht das Geld hinten und vorne nicht. Laut Berechnungen der Bertelsmann-Studie würden für eine vollständige Beitragsfreiheit bis 2021 21,9 Milliarden Euro investiert werden. Mehr Qualität in den Kitas ist noch teurer, hier muss man bis 2021 mit Kosten von etwa 24 Milliarden Euro rechnen. Im Rahmen des „Gute-Kita-Gesetz“ werden jedoch für beide Stränge nur 3,5 Milliarden Euro in die Länder investiert.

Die Grünen befürchten, dass die Länder lieber in die Senkung der Gebühren investieren anstatt die Qualität der Einrichtungen zu verbessern. Auch den Eltern wäre eine höhere Qualität lieber, sie wären sogar bereit, mehr dafür zu zahlen.

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