Betreuungsschlüssel in Kitas: Alles über die Größe der Kita-Gruppen in Deutschland

   
von Ralf-Ingo S. - letzte Aktualisierung:
Betreuungsschlüssel-Kita-Ratgeber
Was sagt der Betreuungsschlüssel über die Kita aus?

Die Qualität einer Kita wird zum Teil durch den Betreuungsschlüssel bestimmt. Innerhalb der einzelnen Bundesländer und Regionen Deutschlands gibt es große personelle Unterschiede.

Lassen sich trotz der Unterschiede Entwicklungstendenzen in den Kitas Deutschlands feststellen?

In den letzten Jahren ist eine Verbesserung der gesamten Betreuungssituation zu beobachten.

Was wäre ein idealer Personalschlüssel?

Der Personalschlüssel ist abhängig von dem Alter der Kinder. Mehr Informationen dazu lesen Sie hier.

Der Betreuungsschlüssel in der Kita ist ein heiß diskutiertes Thema in der Politik und unter Eltern. Je niedriger der Betreuungsschlüssel im Kindergarten ist, desto besser können geschulte Fachkräfte auf einzelne Kinder eingehen.

Aber wie sieht die Situation innerhalb Deutschlands eigentlich aus? Welcher Personalschlüssel ist erstrebenswert?

In unserem kurzen Artikel beschäftigen wir uns mit den unterschiedlichen Gegebenheiten sowie mit der Frage nach Qualität im Bereich der Kinderbetreuung.

1. Der Betreuungsschlüssel in der Kita verbessert sich schrittweise

Aufwärts kinder betreuung

Die Betreuungssituation entspannt sich Schritt für Schritt.

Die Einführung des flächendeckenden Anspruchs auf einen Betreuungsplatz für jedes Kind hat viele Kindertagesstätten vor enorme Herausforderungen gestellt.
Es wurde deutlich mehr Personal benötigt, als dies noch einige Jahre zuvor der Fall war.

Um die flächendeckende Kinderbetreuung zu ermöglichen, stellen sowohl der Bund als auch die Länder hohe finanzielle Mittel zur Verfügung.
Da die Ausbildung zum Erzieher jedoch nicht von heute auf morgen abgeschlossen ist, lässt der Personalschlüssel an einigen Orten noch deutlich zu wünschen übrig.

Nach Informationen des Statistischen Bundesamtes hat sich der Betreuungsschlüssel im Kindergarten in den letzten Jahren jedoch deutschlandweit verbessert.

2. Es bestehen große Unterschiede von Bundesland zu Bundesland

In den östlichen Bundesländern ist der Betreuungsschlüssel dabei deutlich schlechter als im Westen Deutschlands. Während eine Fachkraft im Jahr 2012 noch für durchschnittlich 5,2 Kinder zuständig war, so senkte sich dieser Wert bis zum Jahr 2017 auf 4,6 Kinder.

Achtung: Der Wert bezieht sich auf alle Kindertageseinrichtungen für Kinder zwischen null und acht Jahren. Ausgenommen sind lediglich Schulkinder.

Glühbirne

Einige Bundesländer und Regionen dienen als Vorbilder.

Ein Hauptgrund für die deutlichen Unterschiede zwischen den alten und den neuen Bundesländern liegt in der Betreuungsquote. In den östlichen Regionen Deutschlands ist es traditionell üblich, die öffentliche Betreuung der Kinder zu beanspruchen. Im Westen liegt die Anzahl der zu betreuenden Kinder teilweise nur halb so hoch, sodass im Osten deutlich mehr Kapazitäten nötig sind.

In Sachsen liegt der Betreuungsschlüssel rechnerisch bei 7,6, während eine Betreuungskraft in Bayern im Durchschnitt lediglich 4,0 Kinder betreuen muss. Diese große Diskrepanz verschärft sich jedoch noch zusätzlich durch gravierende Unterschiede innerhalb der einzelnen Bundesländer.

So ist durchaus möglich, dass eine Erzieherin in Mecklenburg-Vorpommern für eine Gruppe mit 13 oder 14 Kindern verantwortlich ist. In Bremen ist der Personalschlüssel in der Kita hingegen sehr gut, sodass eine Erzieherin in der Kita teilweise nicht mehr als vier oder fünf Kinder zur gleichen Zeit betreut.

Tipp: Eine detaillierte Auflistung des jeweiligen Betreuungsschlüssels für die einzelnen Landkreise finden Sie auf der folgenden Website der Bertelsmann-Stiftung.

3. Der ideale Personalschlüssel

Kindergarten vorlesen

Der Betreuungsschlüssel ist nicht das einzige Qualitätskriterium im Kindergarten.

Sicherlich hängt die Qualität einer Kindertagesstätte nicht nur von der Betreuungsquote ab. Der individuelle Einsatz der einzelnen Betreuungspersonen lässt sich nicht in Zahlen ausdrücken. Herrscht in einer Kita ein eher eisiges Klima, so hilft auch ein exzellenter Personalschlüssel nur wenig.

Auf der anderen Seite sinkt jedoch mit einer starken Arbeitsbelastung der einzelnen Erzieher und Erzieherinnen die Gesamtmotivation deutlich. Die pädagogischen Fachkräfte haben schlichtweg zu wenig Zeit, sich gezielt mit einzelnen Kindern auseinanderzusetzen. Dieser Missstand trägt dazu bei, dass eine gezielte Förderung sowie besondere Projekte zu kurz kommen.
Vielfach dient der Kindergarten lediglich der Aufbewahrung und nicht mehr der Frühförderung.

Laut einer Empfehlung der Bertelsmann-Stiftung wäre folgender Personalschlüssel in den einzelnen Teilbereichen der Kinderbetreuung für eine adäquate Förderung sinnvoll und notwendig:

Betreuungsschlüssel für Kinder unter drei Jahren: Betreuungsschlüssel für Kinder zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt:
3,0 (Betreuung in der Kita oder der Kinderkrippe) 7,5 (typische Kindergartengruppe)

4. Weiterführende Literatur zur Qualität in der Kita

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Bildnachweise: Sergey Novikov/shutterstock,Shutter_M/shutterstock, Ruslan Grumble/shutterstock, Sergey Novikov/shutterstock, (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)

  1. Mario Greif schreibt:

    Betreuungsschlüssel sagt nichts über die Gruppengröße aus. Leigt der Betreuungsschlüssel in Sachsen also bei 7,6 so heißt das lediglich, dass der Träger pro 7,6 Kindern eine Erzieherin bereit zu stellen hat. In der Realität bedeutet das eine Gruppengröße von 18 Kindern pro Erzieher. Man muss nämlich Krankheit, Urlaub, Teilzeitbeschäftigung sowie die Unterteilung in 9h und 6h Kinder berücksichtigen. Das ist ein komplexes bürokratisches Konstrukt, das wahrscheinlich von den wenigsten verstanden wird. Da schließe ich mich ein.

    Montag, 04. November 2019, 19:47 Uhr
  2. Elisabeth Yates schreibt:

    Ich arbeite seit 40 Jahren als Erzieherin. Schon in meiner Ausbildungszeit 70-er Jahre) waren in den Kita-Gruppen in Niedersachsen 25 Kinder. In der Regel waren diese Kinder zwischen 4 und 6 Jahren alt und „trocken“ , d.h. die Sauberkeitserziehung war weitgehenst abgeschlossen.
    In 2020 sind immer noch 25 Kinder in einer KiTa- Regelgruppe, nur dass jetzt in Regel 25 Kinder im Alter von 3 -6 Jahren in einer Gruppe sind von denen durchschnittlich 3- 5 Kinder noch nicht trocken sind, 3-4 Kinder die deutsche Sprache (noch) nicht beherrschen, 3-4 Kinder verhaltensauffällig bzw. emotional bedürftig sind. Zwei Fachkräfte sollen den individuellen Bedürfnissen der Kinder nach Betreuung ( zunehmende Betreuungszeiten), Erziehung (immer häufiger Elternhaus vernachlässigt) und Bildung ( Bildungsplan des jeweiligen Bundeslandes) unter Berücksichtigung der Partizipation nachkommen. Dabei ist die Vor- und Nachbereitungszeit für diese anspruchsvolle Aufgabe so knapp gehalten, dass vieles in der Betreuungs- Erziehungs- und Bildungszeit oder in der privaten Zeit erledigt werden muss. In meinen 40 Berufsjahren hat sich sehr viel verändert – nur eines nicht: die schlechten Rahmenbedingungen unere denen Erzieher und Erzieherinnen arbeiten müssen.

    Mittwoch, 05. Februar 2020, 10:57 Uhr

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