Rechenschwäche: Dyskalkulie bei Kindern erkennen & behandeln

   
von Ralf-Ingo S. - letzte Aktualisierung:
rechenschwaeche
Ist eine Rechenschwäche erblich bedingt?

Es gibt verschiedene Ursachen, die zur Entstehung einer Rechenschwäche beitragen können. Teils sind genetische Dispositionen vorhanden, die durch andere Faktoren verstärkt werden.

Wie äußert sich eine Rechenschwäche?

Meist machen sich Schwierigkeiten bereits in der ersten oder zweiten Klasse der Grundschule bemerkbar. Vielfach zeigt sich die Dyskalkulie durch lange Nachdenkzeiten, Zählen mit den Fingern und immer wiederkehrende Fehler.

Lässt sich eine Rechenschwäche behandeln?

Ja, zum Glück gibt es inzwischen sehr gute Therapie-Ansätze. Wichtig ist hier vor allem, dass die Dyskalkulie schnell erkannt wird, um mit der Behandlung zeitnah beginnnen zu können.

Der Unterricht in der Grundschule läuft für alle Kinder ähnlich ab. Neben Lesen und Schreiben geht es in den ersten Schuljahren vor allem um die Vermittlung mathematischer Fähigkeiten.

Leider gelangen manche Kinder hier schnell an ihrer Grenze, da Ihnen die Vorstellung von Zahlen schwerfällt. Mehr über die Symptome der Rechenschwäche (Dyskalkulie) und die Abgrenzung zu allgemeinen Lernschwierigkeiten erfahren Sie in den nächsten Kapiteln.



1. Was ist eine Rechenschwäche?

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Viele Kinder leiden sehr unter der Störung.

Unter einer Rechenschwäche sind verminderte Leistungen im Fach Mathematik zusammengefasst. Die Schwierigkeiten beim Rechnen treten bereits in der Grundschule, also im Bereich der Grundlagenentwicklung auf.

Je nachdem, wie Kinder mit den eigenen Symptomen umgehen, ist es jedoch nicht leicht, diese auf Anhieb zu erkennen, denn schließlich gibt es auch viele Eltern, die mit der Mathematik eher auf Kriegsfuß stehen. Auffällige Probleme stellen sich daher teils auch erst auf der weiterführenden Schule heraus.

2. Wie lässt sich eine Rechenschwäche erkennen?

Der Begriff Rechenschwäche:

Die Rechenschwäche wird fachspezifisch auch als Dyskalkulie bezeichnet. Üblich sind jedoch auch die Synonyme Rechenstörung oder Matheschwäche.

Viele Kinder haben hin und wieder einmal Probleme in der Schule. Nicht nur beim Schreiben, sondern auch beim Rechnen können Schwierigkeiten auftreten, die nicht automatisch etwas mit einer Rechenschwäche zu tun haben müssen. Die wichtigsten Symptome, an denen Sie eine Rechenschwäche bei Kindern erkennen können, haben wir daher hier für Sie zusammengestellt:

  • fehlendes Verständnis für Zahlen: Oftmals kommt es zu Verwechslungen von umgedrehten Zahlen. Viele Kinder mit einer Rechenschwäche können 56 nicht von 65 unterscheiden, bzw. bringen optisch ähnliche Zahlen schnell durcheinander. Sie rechnen dabei nicht in mathematischen Zusammenhängen (Zahlen im 50er- oder 60er-Bereich), sondern mit Mustern (Bildern).
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    Auffällig ist es, wenn Kinder sehr lange mit den Fingern rechnen.

  • häufiges Rechnen mit den Finger: Um Fehler bei tatsächlichen Kopfrechnen zu vermeiden, rechnen Kinder, die unter eine Rechenschwäche leiden, oft mit den Fingern. Sie benötigen daher meist lange, um eine Aufgabe zu lösen. Zudem kommt es schnell zu kleineren Rechenfehlern (lediglich um 1 verrechnet).
  • mangelnde Fähigkeit, Größen einzuschätzen: Maßangaben wie Zentimeter, Meter und Kilometer erleichtern es, schnell eine grobe Vorstellung von einem möglichen Ergebnis zu erlangen. Für Kinder mit einer Rechenschwäche ist es jedoch nicht selbstverständlich, dass die Dachfläche nicht nur 100 cm² klein oder aber 100 km² groß ist, sondern etwa 100 m² (im Durchschnitt) misst.
  • Schwierigkeiten bei Textaufgaben: Besondern bei Textaufgaben ist es erforderlich, Zusammenhänge zu entdecken. Genau dies wird jedoch zur großen Herausforderung, da es Kindern mit Dyskalkulie am mathematischen Vorstellungsvermögen fehlt.
  • Wiederholen ähnlicher oder identischer Fehler: Da Kindern bei einer Rechenschwäche das Verständnis für viele mathematische Vorgänge fehlt, stellt sich in der Regel trotz Übungen keine oder nur eine sehr geringe Verbesserung ein.

Sie können testen, ob Ihr Kind unter einen Rechenschwäche leidet, indem Sie auf die genannten Faktoren achten. Besonders auffällig ist die Dyskalkulie, wenn Sie nahezu identische Aufgaben stellen und lediglich die Zahlen umdrehen oder verändern.

Tipp: Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Kind unter einer Rechenschwäche leidet, so ist eine umfassende Diagnostik wichtig. Sprechen Sie daher zunächst mit dem Klassenlehrer. Alternativ können Sie sich auch direkt an einen Kinder- oder Jugendpsychologen wenden.

Adressen der jeweiligen Landesverbände für Dyskalkulie sowie Legasthenie des BVL finden Sie an dieser Stelle.

3. Welche Ursachen hat eine Rechenschwäche?

Es gibt viele Gründe, die zu Problemen im Bereich der Mathematik führen können. Besonders häufig ist dabei nicht eine Ursache ausschlaggebend. Vielmehr kommen verschiedene Faktoren zusammen, die letztlich in Kombination zur Entstehung einer Rechenschwäche beitragen.

Im Fokus stehen dabei die folgenden Aspekte:

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Die Ursachen für Dyskalkulie sind vielfältig.

  • genetische Faktoren
  • frühkindliche Entwicklungsstörungen
  • familiäre Belastungen
  • soziale Ängste
  • schulische Probleme

Meist ist eine gewisse Tendenz für Schwierigkeiten im Bereich der Mathematik bereits genetisch angelegt. Dies muss jedoch nicht zwingend bedeuten, dass sich die Dyskalkulie tatsächlich bemerkbar macht.

Da Rechnen jedoch sehr viele verschiedene Areale im Gehirn beansprucht, können auch scheinbar abwegige Zusammenhänge ursächlich sein. So haben Kinder mit Dyskalkulie im Kleinkindalter teils bereits Schwierigkeiten mit der Feinmotorik.

Angst vor der Schule, ein kompliziertes häusliches Umfeld, mangelndes Selbstwertgefühl sowie Anpassungsprobleme in der Schule können das Problem verstärken oder auch erst auslösen.
Besonders dann, wenn Kinder die Anfänge verpassen bzw. nicht komplett verstehen, erweisen sich weiterführende Aufgaben als schwierig.

Auch erste negative Erlebnisse im Kindergarten sowie der Schule können sich einbrennen und zu einer Abwärtsspirale führen, bei der sich Kinder schnell als dumm ansehen und von sich selbst sagen, Mathe ohnehin nicht zu verstehen.

Achtung: Problematisch ist in der Schule vielfach, dass andere Rechenwege und Denkweisen nicht akzeptiert werden. Liegt jedoch eine Störung in bestimmten Bereichen vor, lässt sich diese nur mit Hilfe anderer Techniken lösen.

4. Gibt es eine Therapie, die gegen die Rechenschwäche hilft?

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Eine Therapie ist nicht mit einfacher Nachhilfe zu verwechseln.

Zum Glück gibt es inzwischen zahlreiche Therapien, mit deren Hilfe sich eine Rechenschwäche bei Kindern sehr gut behandeln lässt. Im Kern der Lerntherapie stehen dabei grundlegende mathematische Fähigkeiten. Es geht also nicht um das Wiederholen oder Nachholen des aktuellen Schulstoffs, wie dies beispielsweise im Rahmen der Nachhilfe üblich ist.

Neben der reinen Therapie, die sich auf das Erlernen der grundsätzlich nötigen Fähigkeiten konzentriert, ist jedoch auch die Vermittlung von Spaß nicht zu unterschätzen. Ohne Freude oder zumindest eine grundsätzlich offene Haltung gegenüber der Mathematik wird es schwer, die Probleme dauerhaft zu lösen.

Sobald Kinder auf diese Art und Weise Erfolge erzielen können, wirkt sich dies ganz automatisch positiv auf die Lernmotivation aus.

Zur perfekten Umsetzung bedarf es einem gelungenen Zusammenspiel zwischen Eltern, Lehrern und Therapeuten.

5. Wie kann ich meinem Kind bei Dyskalkulie am besten helfen?

Es gibt reichliche Materialien, die dabei helfen sollen, Kindern das Rechnen zu erleichtern. Diese können durchaus nützlich sein, wenn Sie der Entstehung einer Dyskalkulie vorbeugen möchten.

Erwachsene können jedoch mehr tun, als ihren Kindern aktiv beim Rechnen zu helfen. Im Fokus steht dabei ein gesundes Selbstbewusstsein. Auch wenn Kinder unter einer Rechenschwäche leiden, so ändert dies nichts daran, dass sie wertvolle Menschen sind und viele andere Dinge sehr gut können.

Achten Sie daher bewusst darauf, Kindern diese Möglichkeiten aufzuzeigen, sodass ein positives Bild entsteht. Es ist zwar wichtig, an der Schwäche zu arbeiten. Diese sollte jedoch nicht das gesamte Leben bestimmen.

6. Weiterführende Literatur: Diese Bücher informieren über Dyskalkulie bei Kindern

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