Tuberkulose bei Kindern: Erkennen und Behandeln

   
von Redaktion - letzte Aktualisierung:
Tuberkulose bei Kindern behandeln
  • Die Tuberkulose (vom lateinischen tuberculum = kleines Geschwulst) ist per Definition eine weltweit vorkommende bakterielle Infektionskrankheit.
  • Die Erreger verbreiten sich meistens über ausgehustete Tröpfchen in der Atemluft.
  • Tuberkulose führt weltweit die Statistik der tödlichen Infektionskrankheiten an. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben 2015 insgesamt 1,4 Millionen Menschen an Tbc.

1. Eine Impfung gegen Tuberkulose bei Babys ist möglich, in Deutschland aber nicht mehr gebräuchlich

Tuberkulose International

Ungefähr ein Drittel der gesamten Weltbevölkerung ist mit Tuberkulose Bakterien infiziert. Aber nur ein kleiner Teil der Infektionen führen zu einem Ausbruch der Krankheit und den entsprechenden Symptomen. Nach einem Bericht der WHO gab es im Jahre 2015 weltweit 10,4 Millionen Neuinfektionen und ungefähr 1,8 Millionen Todesfälle. Die Zahlen sind seit 1990 leicht rückläufig.

Tbc wird bei Kindern und Erwachsenen von verschiedenen Arten der Mykobakterien hervorgerufen. Am häufigsten wird die Lunge von Tuberkulose befallen. Wenn ein Immundefekt vorliegt, können auch andere Organe befallen werden.

Anzeichen einer Tuberkulose Infektion bei Kindern und Babys sind Fieber, Husten, Nachtschweiß, Erschöpfung, Gewichtsverlust (woher auch die alte Bezeichnung Schwindsucht herrührt) und im spätem Stadium blutiger Auswurf beim Husten.

Babys und Kinder aber auch im Allgemeinen Menschen mit Immunschwächen gehören zu den gefährdeten Personengruppen von Tuberkulose. Mit der richtigen medizinischen Behandlung und Versorgung ist Tuberkulose meistens gut heilbar.

Eine Art der Prophylaxe gegen Tuberkulose ist eine Impfung. Diese Impfung gegen Kindertuberkulose wird mit abgeschwächten Mycobakterien-Stämmen durchgeführt. Dabei kann es in seltenen Fällen zu einer Impfungs Narbe kommen. Seit 1998 gibt es in Deutschland keine Impfempfehlung mehr seitens der Ständigen Impfkomission, weil das Risiko, sich anzustecken, ist hierzulande sehr gering ist.

Darüber hinaus schützt die Impfung gegen Kindertuberkulose nicht zuverlässig. In Risikogebieten, wo sich viele Kinder mit Tuberkulose infizieren, profitieren Geimpfte von einem weniger schwerwiegenden Krankheitsverlauf.  Impfungen sind eine Empfehlung der WHO in Ländern mit einer hohen Infektionsgefahr.

Die Heilung einer Tbc-Infektion geschieht über fünf verschiedene Antibiotika Medikamente. Zuerst werden vier Medikamente für zwei Monate verschrieben und danach zwei für weitere vier Monate. Die gesamte Behandlung von Tbc nimmt im Normalfall sechs Monate in Anspruch. Die Verwendeten Antibiotika sind dabei:

  • Isoniazid
  • Rifampicin
  • Pyrazinamid
  • Ethambutol
  • Streptomycin

Hier finden Sie weitere Informationen zur antibiotischen Behandlung von Tuberkulose.

2. Tbc bei Kindern oder Babys ist in Deutschland sehr unwahrscheinlich

lungen ansicht bei tbc

Die Lunge kann durch die „Knötchen“ der Tuberkulose stark in Mitleidenschaft gezogen werden.

Laut der WHO ist die Infektionsrate in Europa bei einem Großteil der Bevölkerungsschichten unter 0,1 Prozent für eine Erkrankung. Laut der Ständigen Impfkommision lag  die Neuerkrankungsrate von Tuberkulose 2013 in Deutschland bei gerade einmal 0,0053 Prozent. Eine tatsächliche Infektion von Tbc bei einem Baby oder Kind ist also sehr unwahrscheinlich.

Kommt es jedoch entgegen aller Wahrscheinlichkeit doch zu einer Tbc Infektion von einem Baby oder Kind, bricht die Erkrankung in nur 10 Prozent der Fälle auch tatsächlich aus und zeigt Symptome.

Jeder Patient, der an Tuberkulose erkrankt und dagegen behandelt werden muss, wird dem regionalen Gesundheitsamt gemeldet. Dort werden die persönlichen Daten gespeichert und registriert. Die Ausbreitungsgefahr soll damit rechtzeitig erkannt und minimiert werden.

3. Es gibt drei Möglichkeiten, wie Tbc ein Kind infizieren kann

Am verbreitetsten ist Tbc in Gefängnissen und Flüchtlingsunterkünften. Medizinisches Personal ist in diesen Einrichtungen besonders aufmerksam gegenüber Tuberkulose. Krankenhäuser oder sogar Kindergärten sind kein Risikogebiet.

Der Großteil der Ansteckungen entsteht über die Atemluft, wenn infektiöse Tröpfchen mit der Atemluft in die Lunge geraten. Patienten, die eine „offene“ Tuberkulose haben, husten oder niesen die Bakterien aus.  Eine „offene“ Tuberkulose liegt vor, wenn die Infektionsherde in der Lunge zu den Bronchien hin geöffnet sind.

Die nächste Art der Ansteckung entsteht über den Verdauungstrakt. Das ist meistens der Fall, wenn das Bakterium Mycobacterium bovis über die rohe Milch infizierter Kühe in den Körper von Menschen gelangt.

Die letzte Möglichkeit, wie eine Tbc Infektion entstehen kann, ist über die Haut. Hierbei reicht eine leichte Hautverletzung, über die der Erreger der Krankheit in den Körper gelangen kann.

Tuberkulose ist jedoch weniger Ansteckend als die wesentlich häufigere Grippe. Wenn es zum Kontakt mit Infizierten gekommen ist, hängt die eigene Infektion von folgenden Faktoren ab :

  • Wie viele Bakterien sind in den Organismus gelangt
  • Wie stark ist das eigene Immunsystem

Die Inkubationszeit für eine Tuberkulose-Infektion geht von einigen Wochen hin bis zu mehreren Monaten.

4. Ein Tuberkulose Infektionen hat verschiedene Stadien, die mit unterschiedlichen Anzeichen verbunden sind

nach dem husten ist blut zu sehen

Ist das Stadium der „offenen“ Tuberkulose erreicht, kann es zu blutigem Auswurf kommen.

Die Art der Anzeichen für eine Infektion variiert stark, je nach dem, welches Stadium der Erkrankung der Patient hat. Es wird unterschieden in:

  • Latente Tuberkulose: Hier haben Patienten meistens keine Beschwerden, da es dem Körper oftmals gelingt, die Bakterien zu bekämpfen. Somit kann es zu keinen Symptomen kommen.
  • Geschlossene Tuberkulose: Hat der Patient eine starke Immunabwehr, bildet das Immunsystem eine Art Hülse um die befallenen Bereiche. Dabei kommt es zur Bildung von knötchenförmigen Strukturen, auch als Granulome (Tuberkel) bekannt sind. Die Bakterien sind zwar noch aktiv, können aber keine Schäden mehr im Körper anrichten. Letztendlich vernarben diese Tuberkel immer weiter und sind noch viele Jahre später auf etwaigen Röntgenbildern zu erkennen.
  • Primärtuberkulose: Dem Immunsystem gelingt es in ungefähr bis zu zehn Prozent der Fälle nicht, die Erreger in die Tuberkel einzukapseln. Dann kommt es zur Bildung von Entzündungsherden in der Lunge und auch in den Lymphknoten, welche dadurch anschwellen. Dieser gesamte Prozess schreitet jedoch nur langsam fort. Hier kann es zu den typischen Tbc Beschwerden kommen.
  • Offene Tuberkulose: Wenn sich die Tbc Infektion im Körper immer weiter ausbreitet, bilden sich dabei Hohlräume im Lungengewebe, auch Kaverne genannt. Diese sind mit toten Lungenzellen sowie aktiven Tbc Bakterien gefüllt. Brechen diese Hohlräume nun zu den Bronchien durch, kommt es zu einer offenen Tuberkulose, die in jedem Fall die typischen Symptome zeigt. Beim Husten kann auch Blut zu sehen sein, das bedeutet, dass sie jetzt hochansteckend ist.
  • Postprimäre Tuberkulose: Der Erreger kann sich sehr lange im Körper befinden, ohne das es zu Symptomen kommt. Der erste Ausbruch oder ein erneutes Ausbrechen ist auch viele Jahre nach der Erstinfektion möglich. Sie betrifft in ca. 80 Prozent der Fälle die Lunge. In einigen Fällen kommt es dazu, dass die Erreger über die Blutbahn verteilt werden und es in diesen Bereichen zu kleinsten Entzündungen kommt. Dabei sind meistens das Brustfell,  die Knochen und die Gelenke betroffen. Aber auch Haut, Geschlechtsorgane oder der Verdauungstrakt können befallen werden.

5. Es gibt sechs Verfahren, um auf Tuberkulose zu testen

  1. Zur Diagnose einer Tuberkulose-Infektion gibt es spezielle Testverfahren. Als nicht besonders zuverlässig ist hier der Tuberkulin-Hauttest zu nennen. Er gibt keinen handfesten Beweis für oder gegen eine Tbc Infektion.
  2. Als deutlich zuverlässigerer Tuberkulose-Test gilt das IGRA ( Interferom-Gamma-Release-Assay) Verfahren, bei dem das Blut des Betroffenen untersucht wird. Dieses wird oftmals in Kombination mit dem Hauttest durchgeführt. Fallen beide Tests negativ aus, ist eine Infektion äußerst unwahrscheinlich.
  3. Ein direkter Erregernachweis, nachdem im Röntgenbild Auffälligkeiten gesichtet wurden, ist über eine Untersuchung von verschiedenen Körperflüssigkeiten möglich, wie beispielsweise: Sputum, Magensaft, Urin, Hirnwasser oder Monatsblut. In einigen Situationen werden Gewebeproben aus der Lunge oder den Lymphknoten genommen.
  4. Durch ein Röntgenbild lassen sich etwaige Entzündungsherde aufdecken. Bei einer Primärtuberkulose sind runde Schatten zu erkennen. Liegt ein Verdacht für Tbc vor, wird nach drei Monaten ein zweites Röntgenbild gemacht, um den Verlauf zu beurteilen und mit Sicherheit festzustellen, ob eine Infektion vorliegt.
  5. Die Computertomografie wird verwendet, wenn der Arzt auf einem Röntgenbild nur wenig oder gar nichts erkennen kann. Damit lassen sich Infektionsherde aufdecken, die zum Beispiel vom Schlüsselbein verdeckt werden. Kommt es zu Entzündungen an anderen Stellen des Körpers, ist eine CT für den Arzt hilfreich.
  6. Eine genaue Blutuntersuchung ist auch eine Möglichkeit, um eine Infektion festzustellen. Hier wird das Augenmerk auf die CRP und die Werte der weißen Blutkörperchen gelegt.
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