Neugeborene brauchen noch sehr viel Schlaf. Rund 16 bis 18 Stunden Schlaf pro Tag verteilen sich auf ungefähr sechs Schlafphasen. Das heißt, Babys schlafen tagsüber und nachts meist nicht länger als drei bis vier Stunden am Stück – und die Eltern damit oft auch nicht. Gerade in den ersten Lebenswochen haben Neugeborene außerdem keinen Tag-Nacht-Rhythmus. Dieser muss erst erlernt werden, indem sich Babys am Verhalten ihrer Eltern orientieren. Dennoch schlafen Babys im ersten Lebensjahr auch tagsüber einige Stunden – zumindest meistens. Wie fast immer gilt auch hier: Ausnahmen bestätigen die Regel.
In diesem Artikel gehen wir darauf ein, was Sie beachten sollten, wenn Sie Ihr Baby tagsüber schlafen legen und wie Sie damit umgehen, wenn Ihr Baby schlecht schläft.
Inhaltsverzeichnis
Babys schlafen anders als Erwachsene. Erstens sind ihre Schlafphasen deutlich kürzer und zweitens verbringen Babys mehr Zeit in den so genannten REM-Phasen (von „Rapid Eye Movement“). Hierbei steigen Atemfrequenz und Blutdruck an, das Herz schlägt schneller und die Augen wandern bei geschlossenen Lidern hin und her: Es handelt sich um Traumphasen, in denen neue Eindrücke verarbeitet werden und die vor allem der psychischen Erholung dienen. Das liegt natürlich daran, dass für Ihr Baby erst einmal alles einfach neu ist. REM-Phasen sind jedoch „leichte“ Schlafphasen, aus denen man besonders schnell aufwacht. Daher kann es oft vorkommen, dass Ihr Baby auch immer nur 30 Minuten schläft – das ist völlig normal!
Wie viel Schlaf Ihr Baby braucht oder ob es vielleicht zu wenig schläft, werden Sie mit der Zeit herausfinden. Lernen Sie verschiedene Anzeichen (siehe weiter unten) kennen, an denen Sie merken werden, wann Ihr Baby müde ist. Gerade ein Neugeborenes kann sich oft nicht länger als zwei Stunden wachhalten – danach kämpft es oft sichtbar gegen den Schlaf. Ein Baby mit 14 Wochen schafft es oft schon, drei Stunden wach zu sein, vor dem Abendschlaf können es auch mal vier Stunden sein. Legen Sie Ihr Baby tagsüber zum Schlafen hin, wenn Sie eines der Anzeichen bemerken – meist finden Babys besser in den Schlaf, wenn sie noch nicht vollkommen übermüdet sind.
Im Schlaf sind Babys vollkommen hilf- und schutzlos. Das erklärt, wo Babys auch tagsüber am liebsten schlafen – möglichst nah bei ihren Eltern. Manche schlafen sogar tagsüber nur auf dem Arm oder nur an der Brust ein. Verständlich, dass das für Sie stressig ist, aber auch völlig normal! Je mehr Sicherheit Sie Ihrem Kind vermitteln, desto besser wird es auch schlafen und desto einfacher wird es werden, es zum Schlafen auch abzulegen. Wenn das aber nicht gleich geht, machen Sie sich selbst keinen Druck.
Sie kennen das: Ihr Baby ist gerade eingeschlafen – auf der Couch. Kein großes Problem, sofern Sie es dort nicht unbeaufsichtigt lassen, auch nicht „nur kurz“. Die Gefahr, herunterzurollen und sich zu verletzen, ist einfach zu hoch. Sichern Sie das Baby durch ein Stillkissen zur Seite ab. Besser noch: Wenn Babys richtig fest schlafen, kann man sie vorsichtig in ihr Bett tragen, ohne dass sie dabei aufwachen. Auf der eigenen Matratze haben sie es ohnehin gemütlicher.
Ob Ihr Baby tagsüber schlafen kann, hängt – genau wie nachts übrigens – auch von der Schlafumgebung ab. Es gibt viele Babys, die nur im Tragetuch oder nur im Kinderwagen schlafen und bei denen scheinbar sonst nichts hilft. Sie scheinen nicht schlafen zu können oder wollen, obwohl sie müde sind, obwohl Sie das Zimmer abdunkeln und anderes ausprobieren. Auch an dieser Stelle muss noch einmal gesagt werden: Jedes Kind ist individuell und allgemeine Empfehlungen, die immer gelten, gibt es daher nicht. Sie müssen mit Ihrem Kind einen eigenen Rhythmus finden, der für Sie beide passt.
Achten Sie darauf, dass der Raum nicht zu warm ist. Nachts werden Temperaturen von etwa 18 Grad empfohlen, tagsüber sollte es daher auch nicht zu heiß sein. Lüften Sie den Raum, in dem Ihr Baby schlafen soll, regelmäßig für wenige Minuten.
Die Antwort auf die Frage, wie Sie Ihr Baby tagsüber schlafen legen sollten, lautet: Besser im Schlafsack und nicht mit Decke, in Rückenlage und auf einer sauberen, festen Matratze. Die Wahl einer guten Babymatratze ist wichtig für die Schlafqualität des Kindes. Darüber hinaus empfehlen Experten für guten Schlaf, alle Störfaktoren wie Elektrosmog und Licht zu minimieren. Da Babys im Schlaf häufig in die Windeln machen, sollte die Matratze auch mit einem dichten Matratzenschutz bezogen werden.
Vermeiden Sie diesen Fehler!
Der häufigste Fehler von Eltern ist, das Baby zu spät zum Schlafen hinzulegen. Wenn es schon sehr quengelt und übermüdet ist, fällt das Einschlafen noch schwerer. Warten Sie also nicht, bis die Zeit zum Schlafen gekommen ist. Bereiten Sie das Baby auf den Schlaf vor, indem Sie für Entspannung und Ruhe sorgen.
Mützchen werden beim Schlafen nicht empfohlen, da der Körper über den Kopf Wärme abgibt, wenn ihm zu warm wird. Schläft Ihr Baby normalerweise im eigenen Bett oder Beistellbett, sollten Sie es dort auch tagsüber zum Schlafen ablegen. Denken Sie daran: Die meisten Babys schlafen deswegen am liebsten so nah wie möglich bei ihren Eltern, weil das Sicherheit gibt. Bleiben Sie also bei Ihrem Kind, bis es eingeschlafen ist.
Sie können auch versuchen, aus dem Raum zu gehen, wenn Ihr Baby am Einnicken ist. Kehren Sie aber zu einem weinenden Baby immer zurück: Durch Weinen und Schreien drückt es seine Hilflosigkeit und seine Trennungsangst aus. Es hat nichts mit Verwöhnen zu tun, wenn Sie darauf angemessen reagieren, sondern schlichtweg mit feinfühligem Verhalten.
Viele Eltern haben die gleichen oder sehr ähnliche Probleme, wenn es ums Schlafenlegen tagsüber geht. Folgende Tipps könnten Sie ausprobieren:
Problem: Sie bekommen viele Ratschläge, wie lange Sie Ihr Baby schlafen lassen sollen, wie Sie es zum Schlafen bringen, warum Sie es tagsüber nicht mehr schlafen lassen sollten und so weiter.
Tipp: Bleiben Sie so freundlich und ruhig wie Sie können und antworten Sie, dass jedes Baby einen eigenen Schlafrhythmus hat und Sie gerade dabei sind, diesen gemeinsam zu entdecken. Lassen Sie sich von Kommentaren nicht beunruhigen und vertrauen Sie Ihrem Gefühl – Sie kennen Ihr Baby schließlich am besten. Und: Vieles werden Sie sowieso nur durch Ausprobieren herausfinden!
Problem: Ihr Baby schläft kaum und wacht nach kurzen Schlafphasen wieder auf.
Tipp: Viele Babys wachen häufiger auf, schlafen normalerweise dann aber wieder ein. Versuchen Sie, Ihr Baby nicht sofort aus dem Bettchen zu nehmen oder anzulegen, sondern probieren Sie aus, ob es von alleine weiterschläft. Setzen Sie sich zu ihm und streichen zum Beispiel über die Arme oder lassen Ihre Hand bei ihm liegen.
Problem: Ihr Baby schläft sehr unruhig.
Tipp: Überlegen Sie, was Sie an der Schlafsituation und -umgebung verbessern können. Phasenweise ist unruhiger Schlaf auch normal, weil Babys viele REM-Phasen und damit viele Träume haben. Hat Ihr Kind beispielsweise zusätzlich Fieber, kann auch eine Erkrankung die Ursache sein.
Problem: Ihr Baby schläft tagsüber viel und findet dafür abends keinen Schlaf.
Tipp: Schlafen lassen oder wecken? Diese Frage können Sie nur durch Ausprobieren beantworten. Wenn Babys tagsüber viel schlafen, gehen sie abends oft spät ins Bett. Häufig beginnt diese Phase zwischen 6 und 9 Monaten. Probieren Sie aus, wie Ihr Kind reagiert, wenn Sie es tagsüber wecken. Legen Sie es abends dafür, wenn möglich, früher hin und vor allem, bevor es vollkommen übermüdet ist.
Problem: Ihr Baby kann nicht alleine schlafen.
Tipp: Ihr Kind fühlt sich am wohlsten, wenn es bei Ihnen oder einer anderen Bezugsperson ist – denn hier ist es sicher! Versuchen Sie, es als Phase zu sehen, in der Sie Ihrem Baby so viel Sicherheit wie möglich vermitteln müssen. Wenn Sie möchten, dass Ihr Baby lernt, allein im Bett zu schlafen, sollte es dort möglichst auch einschlafen (und nicht zum Beispiel auf Ihrem Arm). Gehen Sie zu einem weinenden Baby aber immer zurück.
Problem: Ihr Baby ist nachts wach und sehr aktiv.
Tipp: Machen Sie nachts keine Action, wenn Ihr Baby aufwacht. Stillen oder füttern Sie soweit wie möglich im Dunkeln und sprechen Sie nur leise.
Problem: Ihr Baby hat plötzlich andere Schlafgewohnheiten.
Tipp: Keine Sorge, wie lange und wie häufig Ihr Baby schläft, ist altersabhängig. Meistens schlafen Babys mit drei oder 4 Monaten um die 15 Stunden täglich, wobei etwa drei Schlafphasen tagsüber stattfinden. Mit 6 Monaten braucht ein Baby meist noch zweimal Schlaf tagsüber. Mit 1 Jahr schlafen Babys immer noch rund 14 Stunden, schaffen jetzt aber meist sowohl längere Wachphasen und können nachts auch immer häufiger eine Mahlzeit auslassen – gut für Sie, denn ab diesem Alter können die meisten Eltern wieder länger als 3 Stunden am Stück schlafen.
Problem: Ihr Baby schläft nicht ein, obwohl es müde ist.
Tipp: Möglicherweise haben Sie den Zeitpunkt verpasst. Versuchen Sie beim nächsten Mal, Ihr Baby schon bei den ersten Anzeichen von Müdigkeit schlafen zu legen.
Problem: Ihr Baby schläft nicht oder nur sehr schwer ein.
Tipp: Auch hier kann es sein, dass Sie Ihr Baby bereits früher hinlegen müssen. Schließen Sie aber andere Faktoren aus und prüfen Sie Umgebungstemperatur, Geräuschkulisse etc. Führen Sie Schlafrituale ein.
Problem: Ihr Baby schläft viel zu wenig oder zu kurz.
Tipp: Jedes Kind ist individuell – während manche Babys 18 Stunden schlafen, ist es bei anderen viel weniger. Wenn Ihr Kind in den Wachphasen aber grundsätzlich gut drauf ist, sollten Sie sich keine Sorgen machen und ansonsten Ihre Hebamme oder Ihre Kinderärztin um Rat fragen.
Viele Eltern machen sich selbst am meisten Stress und fühlen sich schlecht, weil sie glauben, ihr Baby müsste zu einem bestimmten Zeitpunkt durchschlafen oder auch tagsüber zu bestimmten Zeiten hingelegt werden. Zur Unsicherheit tragen auch Ratgeber bei, die meinen, dass ein Baby schlafen lernen muss. Doch schlafen kann man nicht lernen und ein Kind muss es auch nicht lernen. Schlaf ist ein Grundbedürfnis, wie Essen. Seine Gestaltung ist individuell und jeder schläft anders. Aber niemand muss schlafen lernen, auch Babys und Kleinkinder nicht.
Seien Sie also beruhigt: Schlafen ist nichts, was Sie Ihrem Baby beibringen, sondern ein Grundbedürfnis, das erfüllt werden muss. Aus bindungstheoretischer Sicht ist es daher ungünstig, Babys nach Schlafprogrammen dazu bringen zu wollen, schneller ein- oder durchzuschlafen. Eine Ausnahme gibt es aber: Wenn Eltern derart übermüdet sind und an extremem Schlafmangel leiden, so dass sich bereits negative Gefühle gegenüber dem Baby aufbauen, sollte gehandelt werden. Hier können insbesondere Schlafambulanzen gut und professionell weiterhelfen.
Was Sie aber tun können, ist Ihrem Kind den Unterschied zwischen Tag und Nacht beizubringen – denn das hilft einem regelmäßigen Schlafen. Hier helfen klare Rituale, beispielsweise das Anziehen beziehungsweise das Wechseln der Kleidung morgens und das Anziehen des Schlafanzugs zu den Schlafenszeiten. Man geht davon aus, dass Babys ab dem Alter von etwa 8 Wochen diese Rituale verinnerlichen können.
In den Wachphasen tagsüber darf und sollte ruhig viel Action und Aufregung sein: Sprechen Sie mit Ihrem Baby beim Füttern oder singen sie ihm vor, machen Sie es mit Alltagsgeräuschen vertraut (zum Beispiel Radio, Staubsauger, Waschmaschine) und spielen Sie viel.
Nachts hingegen sollten Sie in den Wachphasen möglichst kein Halligalli veranstalten, sondern Licht und Geräusche dämpfen und auch nicht viel reden. Natürlich dürfen und sollen Sie Ihr Baby aber auf den Arm nehmen und herumtragen, wenn es das braucht – manchmal reicht es aber auch, die Hand beim Baby im Beistellbettchen zu lassen, damit es wieder einschlafen kann. Manchmal scheint es so, als ob Babys tagsüber besser als nachts schlafen. Das kann mit einer gewissen „Geräuschkulisse“ zusammenhängen, die tagsüber vorhanden ist, nachts aber nicht – im Mutterleib ist es nämlich auch nicht gerade ruhig. Probieren Sie daher ruhig einmal aus, ob Ihr Baby besser einschlafen kann, wenn Sie ihm leise Musik vorspielen. Ein Beispiel haben wir für Sie im nächsten Video herausgesucht:
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