Die Thrombozyten sind die Blutplättchen und befinden sich im menschlichen Blut. Sie sind die kleinsten Blutzellen und werden bei der Blutgerinnung benötigt.
In der Schwangerschaft kann die Anzahl der Thrombozyten verändert sein. Dabei kann sie sowohl zu niedrig als auch zu hoch ausfallen.
Lesen Sie weiter, wenn Sie wissen wollen, welche Ursache ein solcher Blutwert haben kann, welche Folgen eintreten können und ob eine Therapie notwendig ist, um damit umzugehen.
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Die wichtigste Aufgabe der Thrombozyten liegt im Bereich der Blutgerinnung. Wenn Verletzungen an den Blutgefäßen auftreten, z. B. durch Unfälle, Stürze, eine Geburt oder einen Kaiserschnitt, werden die Thrombozyten aktiviert. Sie legen sich auf die Gefäßwände und bremsen die Blutung, weil sie bestimmte Gerinnungsfaktoren ausschütten.
Die Thrombozyten werden kontinuierlich im Knochenmark hergestellt. Blutplättchen haben bleiben etwa acht bis zwölf Tage aktivierbar, bevor sie absterben. Ihre Überreste werden größtenteils in der Milz und zu einem kleineren Teil in der Lunge und in der Leber abgebaut.
Tipp: Durch der Aktivität der Thrombozyten kommt es bei einer offenen Wunde zu Wundschorf. Wenn ein Mensch gesund ist, dauert dieser Prozess rund sechs Minuten.
Bei einem gesunden Menschen sind rund 150.000 bis 400.000 Thrombozyten im Blut. Die Anzahl der Thrombozyten in der Schwangerschaft entspricht bei vielen Frauen einem Normwert in diesem Bereich. Wenn sich jedoch die Thrombozytenzahl als sinkend herausstellt bzw. ein Mangel an Blutplättchen vorliegt, sprechen Mediziner von Thrombozytopenie. Ist die Thrombozytenzahl erhöht, heißt dies Thrombozytose. Rund 5 bis 15 Prozent aller schwangeren Frauen entwickeln eine Thrombozytopenie. Meist ist dies eine idiopathische Thrombozytopenie, d. h., sie ist eigenständig und nicht mit anderen Krankheiten zusammenhängend.
Wenn in der Schwangerschaft eine Blutuntersuchung durchgeführt wird, wird in der Regel auch die Anzahl der Thrombozyten ermittelt. Diese wird im Mutterpass vermerkt.
Die Auszählung der Thrombozyten findet in einer sogenannten Zählkammer statt. Eine Zählkammer wird auch Hämozytometer genannt und wird verwendet, um mit einem lichtmikroskopischen Verfahren kleine Teilchen zu zählen, die sich in einer Suspension befinden (z. B. im Blut). Die Zählkammer besteht aus zwei Glasplättchen, die mit kleinem Abstand übereinander liegen.
Das unten liegende Glasplättchen besitzt eine bestimmte Struktur an der Oberfläche und Markierungen mit Strichen. So befinden sich zwischen den Plättchen Zwischenräume mit einem bestimmten Volumen. Wenn in diese Zwischenräume das Blut ist, kann man aus dem lichtmikroskopischen Zählverfahren und dem Volumen in dem Zwischenraum die Thrombozytenkonzentration in einem Mikroliter Blut feststellen.
Das folgende Video zeigt – in englischer Sprache – die Vorgehensweise mit einer Zellkammer:
Tipp: Während der Schwangerschaft sollten in festgelegten Zeitabständen Blutuntersuchungen der Frau stattfinden. Dies gehört zur Routine der Vorsorge!
Bei manchen Frauen reduziert sich die Anzahl der Thrombozyten im letzten Drittel der Schwangerschaft. Ärzte sprechen hier von schwangerschaftsassoziierter Thrombozytopenie oder Gestationsthrombozytopenie. (Gestation heißt Schwangerschaft). Wenn das Baby geboren ist, pendelt sich die Thrombozytenzahl wieder bei einem gesunden Blutwert ein.
Die genaue Ursache für den Abfall der Thrombozytenzahl ist nicht bekannt. Forscher vermuten aber zwei wahrscheinliche Gründe:
Tipp: Wenn im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen bei einer Schwangeren eine sinkende Zahl von Thrombozyten festgestellt wird, wiederholt der Arzt die Blutuntersuchung in kurzen Zeitabständen. So kann man herausfinden, ob die Thrombozytenkonzentration weiter sinkt.
Die schwangerschaftsassoziierte Thrombozytopenie gilt in den meisten Fällen als ungefährlich. Sie wirkt sich nicht negativ auf das Blutbild aus und auch der Fötus wird durch sie nicht schlechter versorgt. Zu physisch bemerkbaren Symptomen kommt es nicht, sodass keine Behandlung notwendig ist. Es wird auch nicht etwa eine Bluttransfusion gegeben oder Cortison verabreicht. Es ist auch nicht notwendig, sich Eigenblut zu spenden.
Allerdings besteht bei massiv sinkenden Thrombozytenwerten die Gefahr, dass sich im Prozess der Geburt oder später Blutungen ereignen, die stärker ausfallen als gewöhnlich.
Achtung: Mediziner können kaum oder nur schwer einschätzen, wie groß das Risiko größerer Blutungen (während und nach der Geburt) durch die schwangerschaftsassoziierte Thrombozytopenie ist. Daher wird bei einem Wert unter 50.000 Thrombozyten in der Regel kein Kaiserschnitt durchgeführt.
Die meisten betroffenen Frauen haben aber einen Thrombozytenwert, der – selbst wenn er zu niedrig ist – immer noch über 50.000 liegt.
Bei wenigen Frauen wächst sich die verminderte Anzahl der Thrombozyten zu einer schwerwiegenderen medizinischen Krise aus. Dies ist dann der Fall, wenn zusätzlich zu einer Verringerung der Thrombozyten folgende Faktoren zutreffen:
Dann sprechen Mediziner vom HELLP-Syndrom. Es sind sogar Fälle dokumentiert, bei denen die Blutplättchen unter 20.000 abgesunken waren.
Die Bezeichnung HELLP-Syndrom ist eine Abkürzung. HELLP setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der englischen Fachbegriffe der wichtigsten Kennzeichen des Syndroms: Haemolysis (hämolytische Anämie), Elevated Liver Enzymes (erhöhte Leberwerte), Low Platelet Count (verringerte Anzahl der Thrombozyten).
Achtung: Das HELLP-Syndrom entsteht u. U. sehr rasch und kündigt sich mit Oberbauchschmerzen, hohem Blutdruck und Ödemen (eingelagertem Wasser) in Armen und Beinen an. Meist wird dann die Schwangerschaft mit einem Kaiserschnitt beendet. Diese Komplikation tritt bei rund 0,2 bis 0,8 Prozent der Schwangerschaften auf.
Wenn der Thrombozytenwert unter 100.000 oder gar 75.000 sinkt, sollten weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um ein HELLP-Syndrom oder eine Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung) zu erkennen.
Wenn die Anzahl der Thrombozyten über das normale Maß steigt, nennt man dies Thrombozytose. Die Ursachen können hier sein:
Bei einer Thrombozytose sollte man über eine geeignete Ernährung informieren, genug trinken, sich genug bewegen und einen etwaigen Eisenmangel beheben. Dies sollte aber nur nach ärztlicher Anweisung geschehen. Entspannungstechniken und Akupunktur können ebenfalls hilfreich sein bei einer Thrombozytose.
Tipp: Eine Thrombozytose bringt die Gefahr mit sich, dass sich in den Blutgefäßen Blutklümpchen bilden, die sogenannten Blutgerinnsel. Dies kann zu einer Thrombose oder gar zu einem Schlaganfall führen. Bei fast allen betroffenen Schwangeren treten aber keine schweren Verläufe auf.
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