Die Fruchtwasseruntersuchung wird zu den speziellen Untersuchungsmethoden während der Schwangerschaft gezählt. Das entnommene Fruchtwasser lässt während der Untersuchung auf verschiedene Erkrankungen des Kindes schließen. Dazu zählen: Erbkrankheiten, Fehlbildungen (Herzfehler, Lippen-Gaumen-Spalte) sowie Chromosomenabweichungen ( Trisomie 21, Trisomie 18 und Trisomie 13) und Schädigungen der Nervenbahnen wie die Spina Bifida (offener Rücken). Wir erklären Ihnen, wie die Untersuchung abläuft und wann sie nötig ist.
Inhaltsverzeichnis
Die Fruchtwasseruntersuchung gibt selten Aufschluss über den Schweregrad der Erkrankung. Das Ergebnis hat keine Genauigkeit von 100%, weshalb es auch häufiger zu Fehldiagnosen kommen kann.
Das ja oder nein für die Fruchtwasseruntersuchung hängt immer vom Risiko ab. Während der Schwangerschaft müssen pro und contra gründlich abgewogen werden. Ein Blasensprung oder Wehen sind die größten Risikofaktoren während oder nach der Untersuchung.
In seltenen Fällen kommt es auch zu Blutungen an der Einstichstelle der Schwangeren oder noch seltener zu Verletzungen am Kind selber. Eine Infektion als Folge der Untersuchung ist extrem selten. Das Risiko für eine Fehlgeburt liegt bei ungefähr 0,2 bis 1 % und ist damit eher gering.
Achtung: Kommt es zum Blutkontakt zwischen Mutter und Kind, kann es bei unterschiedlichen Blutgruppen oder Rhesusfaktor eventuell zu einer Unverträglichkeitsreaktion kommen. Das Gesamtrisiko der Fruchtwasseruntersuchung wird als „erhöht“ angesehen und ein ja oder nein zu dieser Untersuchung sollte gründlich überdacht werden.
Eine weitere Möglichkeit zur Frühdiagnostik von Chromosomenabweichung beim Kind ist die sogenannte Chorionzottenbiopsie, bei der aus dem Mutterkuchen Zellen entnommen und überprüft werden.
Eine weitere Möglichkeit stellt die Nabelschnurpunktion dar. Hier werden die Zellen des Kindes, wie es der Name schon sagt, aus der Nabelschnur entnommen und analysiert.
Zudem ist es möglich, durch eine statistische Risikoeinschätzung zu ermitteln, ob eine Chromosomenabweichung beim noch ungeborenen Kind vorliegen könnte. Dazu werden die Ergebnisse der Nackentransparenzmessung aus dem Ersttrimesterscreening und des Triple Tests (Untersuchungsmethoden während der Schwangerschaft) sowie einige weitere Angaben der Frau (zum Beispiel Alter, Gewicht, etc.) zusammen gezogen und bewertet.
Das Ergebnis sollte jedoch nur als Anhaltspunkt dienen, da es sich nur um eine Wahrscheinlichkeitsberechnung handelt, die keine klare Auskunft über eventuell vorhandene Erkrankungen des Kindes gibt.
Hier finden Sie nähere Informationen zu den verschiedenen Untersuchungsmethoden während der Schwangerschaft.
Ab der 14. bis maximal bis zur 19. Schwangerschaftswoche wird die Fruchtwasseruntersuchung durchgeführt, wobei ein möglichst früher Termin favorisiert wird, damit auf die Ergebnisse der Untersuchung noch rechtzeitig reagiert werden kann.
Ab wann genau Untersucht werden kann, bestimmt die Menge des vorhandenen Fruchtwassers. Für den Fötus besteht ein zusätzliches Risiko, wenn zum Zeitpunkt der Untersuchung nicht genügend Fruchtwasser vorhanden ist. Dadurch wird die Durchführung der Untersuchung erst ab der 14. Schwangerschaftswoche möglich.
Während der Fruchtwasseruntersuchung liegt die Schwangere entweder auf dem Rücken oder auf der Seite. Die vom Arzt bestimmte Stelle wird vor der Punktion desinfiziert und örtlich betäubt.
Zunächst wird mit einem kleinen Schnitt die Bauchhaut durchtrennt. Diese Stelle dient als Einstiegspunkt der Nadel. Sobald die Fruchtblase erreicht ist, werden ungefähr 15 bis 25 Milliliter des Fruchtwassers abgesaugt. Diese Probe wird zum Labor geschickt und untersucht. Die Lage der Nadel wird über die Gesamte Zeit der Untersuchung mittels Ultraschall kontrolliert und gegebenenfalls korrigiert.
Das Ergebnis wird im Laufe der nächsten 2 bis 3 Wochen vorliegen. Bei einem Schnelltest kann das Ergebnis für die Anzahl der Chromosomen bereits nach einem Tag ausgewertet werden.
Erfahrungen belegen, dass die Untersuchung in der Regel nicht mit Schmerzen verbunden ist. Es kann allerdings noch Tage nach der Untersuchung zu Schmerzen oder leichten Blutungen kommen. Wie lange schonen ist jetzt angesagt? Dies variiert je nach Grad der Beschwerden. Im Normalfall reicht aber eine Schonzeit von wenigen Tagen.
Falls es zwischen der 11. und 13. Schwangerschaftswoche zu Auffälligkeiten gekommen ist oder bereits ein Kind geboren wurde, das Chromosomenabweichungen oder ein Neuralrohdefekt aufweist, wird eine Fruchtwasseruntersuchung empfohlen.
Hinweise auf eine Erbkrankheit oder erhöhte Werte von Antikörpern im Blut der Mutter sind grundsätzlich ein Indikator für die Durchführung einer Fruchtwasseruntersuchung.
Falls Sie sich Fragen, ab wann die Fruchtwasseruntersuchung eine Kassenleistung ist und die Kosten von den Krankenkassen getragen werden, finden Sie im Anschluss eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Kriterien:
Tipp: Wenn vom Frauenarzt die Notwendigkeit festgestellt wird und eine Überweisung zum entsprechenden Facharzt vorliegt, werden die Kosten von den Krankenkassen grundsätzlich übernommen.
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