Richtig Stillen: So gelingt es Dir und Deinem Baby

   
von Nadine Karaschewski - letzte Aktualisierung:
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Wie viel Zeit wird empfohlen, für das Stillen an jeder Seite aufzuwenden?

Die Stilldauer hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel dem Alter und Appetit Deines Babys, der Milchmenge und dem Milchfluss. Mehr dazu findest Du hier.

Wie oft sollte das Baby an jeder Brust angelegt werden?

In den ersten Wochen solltest Du Dein Baby täglich mindestens acht Mal stillen, um die Milchbildung anzuregen und zu erhalten.

Richtig Stillen ist eine Kunst, die gelernt sein will. Viele Mütter haben Fragen oder Unsicherheiten, wenn es um dieses Thema geht. Dabei ist Stillen nicht nur eine natürliche und gesunde Ernährungsform, sondern auch eine wunderbare Möglichkeit, eine enge Bindung aufzubauen.

Bei uns erfährst Du alles, was Du über das richtige Stillen wissen musst: Wie Du Dein Baby anlegst, wie oft und wie lange Du es stillen solltest, welche Stillpositionen es gibt und wie Du mögliche Probleme lösen kannst. Lass Dich inspirieren und genieße diese besondere Zeit mit Deinem Baby!

Die Vorteile des Stillens

Muttermilch ist die beste Ernährung für Dein Baby. Sie enthält alle Nährstoffe, die es für sein Wachstum braucht. Außerdem schützt sie vor Infektionen und Allergien. Muttermilch passt sich zudem an die Bedürfnisse Deines Kindes an und verändert sich im Laufe der Zeit in ihrer Zusammensetzung und Menge.

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In welcher Position ein Baby angelegt wird, trägt maßgeblich zum Stillerfolg bei.

Doch nicht nur für Babys, auch für Mütter hat das Stillen zahlreiche Vorteile. Zum einen fördert es die Rückbildung der Gebärmutter und senkt das Risiko für postnatale Blutungen. Zum anderen hilft es beim Abnehmen, da beim Stillen zusätzliche Kalorien verbrannt werden.

Es schützt außerdem vor Osteoporose, Brust- und Eierstockkrebs. Nicht zuletzt stärkt es durch die Ausschüttung von Hormonen wie Oxytocin und Prolaktin die emotionale Bindung zwischen Dir und Deinem Baby.

Tipp: Vermeide während der Stillzeit Alkohol, Nikotin und Koffein sowie Lebensmittel, die bei Deinem Baby Blähungen oder Unverträglichkeiten auslösen können.

Das richtige Anlegen beim Stillen

Das A und O beim Stillen ist das richtige Anlegen des Babys an die Brust. Passt alles, kann es effektiv saugen und bekommt genug Milch. Dafür kannst Du wie folgt vorgehen:

  • Suche eine bequeme Position zum Stillen. Du kannst sitzen oder liegen, je nachdem, was für Dich angenehm ist.
  • Bringe Dein Baby nah an Dich heran, sodass sein Bauch an Deinem liegt und sein Mund auf Höhe Deiner Brustwarze ist. Das Köpfchen sollte leicht nach hinten geneigt sein, damit es gut schlucken kann. Nase und Kinn sollten die Brust berühren.
  • Stütze Deine Brust mit Deiner Hand. Achte darauf, dass Deine Finger nicht zu nah an der Brustwarze sind, damit sie das Saugen nicht behindern. Drücke die Brust etwas zusammen, um sie oval zu formen.
  • Halte Deine Brustwarze an den Mund Deines Babys. Öffnet es seinen Mund, ziehe es heran, sodass es die Brustwarze und den Großteil des Warzenhofes in den Mund nimmt. Die Lippen sollten nach außen gestülpt sein und seine Zunge unter der Brustwarze liegen.
  • Achte darauf, dass Dein Baby ruhig und gleichmäßig saugt und schluckt. Du solltest keine Schmerzen oder ein Ziehen in der Brust spüren. Klappt das Anlegen nicht oder ist es unangenehm, löse Dein Baby vorsichtig von Dir, indem Du einen Finger in seinen Mundwinkel schiebst, und versuche es erneut.

Wichtig: Bist Du unsicher beim Anlegen, kannst Du Dir Hilfe von einer Hebamme oder Stillberaterin holen.

Richtig Stillen: Dauer und Häufigkeit

Eine häufig gestellte Frage von Müttern ist: Wie oft und wie lange soll ich mein Baby stillen? Die Antwort ist: Es gibt keine allgemeingültige Regel dafür. Jedes Kind hat einen individuellen Stillbedarf. Daher solltest Du Dich nach dem Hunger- und Sättigungsgefühl Deines Babys richten.

In den ersten Wochen nach der Geburt solltest Du täglich mindestens acht Mal stillen, um die Milchbildung zu fördern. Dabei solltest Du auf die typischen Hungerzeichen wie unruhiges Verhalten, Schmatzen oder Suchen nach der Brust achten. Will Dein Baby trinken, legst Du es an, auch wenn der letzte Stillvorgang noch nicht lange her ist.

Die Dauer einer Stillmahlzeit hängt davon ab, wie schnell und wie viel Dein Baby trinkt. Manche sind nach zehn Minuten satt, andere brauchen eine halbe Stunde oder länger.

Lasse es so lange trinken, bis es von selbst loslässt oder einschläft. So stellst Du sicher, dass es sowohl die vordere Milch (die dünnflüssiger und durstlöschender ist) als auch die hintere Milch (die reichhaltiger und sättigender ist) bekommt.

Mit der Zeit stellt sich ein individueller Stillrhythmus ein. Manche Babys trinken regelmäßig, andere haben längere oder kürzere Abstände zwischen den Mahlzeiten. Solange Dein Baby gesund ist und gut gedeiht, gibt es keinen Grund zur Sorge.

Richtig Stillen: Die besten Positionen

Es gibt unterschiedliche Stillpositionen. Welche für Euch infrage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Du sollst Dich jedoch stets dabei wohlfühlen. Hier sind einige gängige Stillpositionen zum Ausprobieren:

Die Wiegehaltung

Sie ist eine der beliebtesten Stillpositionen. Du hältst Dein Baby im Arm, sodass sein Kopf in Deiner Ellenbeuge und sein Körper an Deinem Bauch anliegt. Sein Mund sollte auf Höhe Deiner Brustwarze sein. Du kannst Deinen Arm mit einem Kissen stützen. Diese Position eignet sich gut für ältere Babys, die ihren Kopf schon halten können.

Die Seitenlage

Diese Position ist ideal für das Stillen im Liegen, nachts oder bei Müdigkeit. Dabei liegst Du auf der Seite, auf der Du stillen möchtest, Dein Baby vor Dir. Sein Bauch liegt an Deinem und sein Mund auf Höhe Deiner Brustwarze. Du kannst Deinen Liebling mit Deinem Arm oder einem Kissen stützen. Diese Position ist besonders für Neugeborene oder Babys mit niedrigem Geburtsgewicht geeignet.

Tipp: Probierst Du Stillpositionen aus, solltest Du beide Brüste gleichmäßig beanspruchen. So vermeidest Du eine einseitige Belastung oder ungleiche Milchproduktion.

Die Rückenlage

Hierbei handelt es sich um eine Variante der Seitenlage. Du liegst auf dem Rücken und Dein Baby auf Deiner Brust, sodass sein Bauch an Deinem Bauch liegt und sein Mund auf Höhe Deiner Brustwarze ist. Stütze Dein Baby bei Bedarf mit beiden Armen oder einem Kissen. Diese Position ist optimal für Babys mit starkem Saugreflex oder bei starkem Milchfluss.

Die Fußballhaltung

Diese Position ist eine Alternative zur Wiegehaltung, bei der Du Dein Baby unter Deinem Arm hältst, sodass sein Kopf in Deiner Ellenbeuge und sein Körper an Deiner Seite anliegt. Der Mund sollte auf Höhe Deiner Brustwarze sein. Du kannst Deinen Arm mit einem Kissen stützen. Hast Du Zwillinge oder ein Baby mit Schluckproblemen, ist diese Position ideal.

Stillprobleme und mögliche Lösungen

Stillen ist zwar eine natürliche Sache, aber nicht immer problemlos. Viele Mütter stoßen auf Schwierigkeiten oder Beschwerden, die das Stillen beeinträchtigen können. Zum Glück gibt es für die meisten Stillprobleme einfache Lösungen. Welche das sind, verraten wir hier:

Wunde Brustwarzen

Wunde Brustwarzen sind eine häufige Folge von falschem Anlegen oder starkem Saugen. Um dies zu vermeiden, sorge dafür, dass Dein Baby die Brustwarze und den Großteil des Warzenhofes in den Mund nimmt, seine Lippen nach außen gestülpt sind und die Zunge unter der Brustwarze liegt.

Lasse außerdem Deine Brustwarzen nach dem Stillen trocknen oder trage eine milde Salbe auf. Hast Du starke Schmerzen, kannst Du spezielle Stilleinlagen verwenden, die Deine Brustwarzen schützen.

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Richtiges Stillen wirkt sich positiv auf die Mutter-Kind-Bindung aus.

Milchstau

Milchstau entsteht, wenn die Milch nicht ausreichend abfließt und sich in den Milchgängen staut. Die Folge sind harte, schmerzhafte und gerötete Stellen in der Brust. Vermeide oder löse ihn, indem Du Dein Baby häufig und nach Bedarf stillst und beide Brüste anbieten. Trage außerdem keine BHs mit Bügeln oder Nähten, da sie die Brust zusätzlich einengen.

Lege bei Milchstau vor dem Stillen eine warme Kompresse auf, um den Milchfluss anzuregen. Nach dem Stillen hilft ein Kühlpad, um die Schwellung zu reduzieren. Wenn es nicht besser wird oder Du Fieber bekommst, suche einen Arzt auf, da es sich um eine Brustentzündung handeln könnte.

Zu wenig oder zu viel Milch

Die Milchmenge, die Du produzierst, hängt von der Nachfrage Deines Babys ab. Trinkt es häufig und gut, fördert das die Milchbildung und erhält sie. Trinkt es weniger oder saugt schlecht, nimmt die Milchmenge ab.

Um eine geringe Milchmenge zu vermeiden, solltest Du Dein Baby nach Bedarf stillen und ihm beide Brüste anbieten. Hast Du das Gefühl, dass Deine Milchmenge nicht ausreicht, versuche zwischen den Stillmahlzeiten abzupumpen oder pflanzlichen Stilltee zu trinken.

Du produzierst zu viel Milch und Dein Baby ist überfordert? Stille es nur an einer Brust pro Stillmahlzeit und wechsle erst, wenn die erste leer ist. Sind Deine Brüste zu voll oder spannen, kannst Du so viel Milch wie nötig ausstreichen oder abpumpen, um den Druck zu lindern.

Das Ende der Stillzeit

Die Stilldauer hängt alleine von Dir und Deinem Baby ab. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Babys mindestens sechs Monate lang ausschließlich und danach bis zum zweiten Lebensjahr oder länger weiterzustillen.

Es kann sein, dass Du aus verschiedenen Gründen früher abstillen möchtest oder musst. Zum Beispiel, wenn Du wieder arbeiten gehst, erneut schwanger wirst oder gesundheitliche Probleme hast. Vielleicht zeigt Dein Baby aber auch kein Interesse mehr an der Brust.

In jedem Fall solltest Du es langsam angehen lassen. Hier sind einige Tipps, wie Du das Abstillen gestalten kannst:

  • Reduziere die Stillmahlzeiten schrittweise. Du kannst beispielsweise mit dem Stillen am Morgen oder Abend beginnen, da diese Mahlzeiten oft die wichtigsten für die Bindung sind. Oder Du beginnst mit dem Stillen nach dem Mittagsschlaf oder vor dem Nachmittagssnack, da diese oft die unwichtigsten sind.
  • Biete Deinem Baby andere Formen der Nähe und des Trostes an. Das können Kuscheln, Singen oder Vorlesen sein. So zeigst Du ihm, dass Du es auch ohne Stillen liebst und für es da bist.
  • Vermeide Situationen oder Reize, die Dein Baby zum Stillen verleiten könnten, wie das Tragen im Tuch oder das Riechen an Deiner Brust. Sorge eventuell für Ablenkung.
  • Sei geduldig und flexibel. Das Abstillen kann einige Tage oder Wochen dauern. Verlangt Dein Baby zwischendurch nach der Brust, entscheidest Du, ob Du sie ihm anbietest oder nicht. Wichtig ist, auf die Bedürfnisse Deines Babys einzugehen und ihm Sicherheit und Verständnis zu schenken.

Richtiges Stillen will gelernt sein

Stillen ist eine wunderbare Erfahrung für Dich und Dein Baby. Es bietet Euch nicht nur gesundheitliche Vorteile, sondern auch emotionale Nähe und Geborgenheit. Stillen ist aber auch eine Herausforderung, die viel Geduld, Übung und Unterstützung erfordert. Deshalb solltest Du Dich nicht unter Druck setzen oder verunsichern lassen, wenn das Stillen mal nicht so klappt wie erhofft. Es gibt zahlreiche Tipps und Tricks, die Dir das Stillen erleichtern können.

Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse und Vorlieben. Beim Stillen gibt es kein richtig oder falsch, sondern nur das, was für Euch beide passt und gut tut. Genieß diese besondere Zeit und sei stolz auf Dich und Eure gemeinsame Leistung! Vergiss niemals: Stillen ist mehr als nur Nahrung – es ist Liebe! 

Quellen

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