Wenn der Kinderwunsch unerfüllt bleibt, liegt es manchmal an Fruchtbarkeitsstörungen bei Mann oder Frau. Mit einer Hormontherapie kann es mit einer Schwangerschaft doch noch klappen. Hier erfahren Sie alles über den Ablauf und die Kosten einer Hormontherapie.
Inhaltsverzeichnis
Wenn ein Paar maximal ein Jahr lang versucht, ein Kind zu zeugen und es nicht funktioniert, werden sowohl Frau wie auch Mann auf Wunsch nach Fruchtbarkeitsstörungen untersucht.
Die Frau wird dafür innerhalb eines eingeschränkten Zeitraums regelmäßig untersucht.
Im Zentrum steht dabei die Beobachtung des Zyklus (Zyklusmonitoring). Wann setzt der Eisprung an? Wie verläuft der Zyklus? Durch regelmäßige Untersuchungen, beispielsweise mit einem Ultraschall oder durch Blutuntersuchungen, in denen die Hormonwerte im Blut gemessen werden, überprüfen die Ärzte, wie das Eibläschen heranreift und die Gebärmutterschleimhaut wächst. Kommt es hier zu sichtbaren Schwierigkeiten, kann schon bald eine Diagnose gestellt werden.
Eine Hormontherapie kann besonders in den Fällen erfolgreich sein, in denen Störungen im Hormonhaushalt zu einer schlechten Fruchtbarkeit führen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn der weibliche Körper zu viel Prolaktin (verantwortlich für das Wachstum der Brustdrüse) oder männliche Hormone bildet.
Bei diesem Krankheitsbild (Hyperprolaktinämie) beeinträchtigt der erhöhte Prolaktin-Spiegel die Eierstockfunktion bei einer nicht-schwangeren Frau negativ, sodass die Fruchtbarkeit nachlässt. Normalerweise regt das Hormon bei einer frischgebackenen Mutter die Milchproduktion an und unterdrückt den Eisprung.
Ursachen für einen zu hohen Prolaktin-Spiegel können Schilddrüsenerkrankungen oder im schlimmsten Fall eine Tumorerkrankung der Hirnanhangsdrüse sein. Auch die Einnahme von Medikamenten, die den Prolaktonwert beeinflusst, kann eine Ursache sein.
Auch ein zu hoher Wert an männlichen Hormonen (Androgene) kann u.a. mit einer Hormontherapie behandelt werden. Zu den männlichen Hormonen gehören die Testosterone und DHEA-S.
Im Normalfall werden diese Hormone benötigt, um Östrogene zu produzieren. Gibt es aber zu viele männliche Hormone, behindern sie die Eierstockfunktion und es kann zum Ausbrechen des Polyzystischen Ovarialsyndroms (PCO) kommen.
Dabei entwickeln sich Zysten in den Eierstöcken, die wiederum den normalen Zyklus stören und zur Unfruchtbarkeit führen. Ein Androgenüberschuss führt auch zu sichtbaren Veränderungen. Es kommt zu einem verstärkten Haarwuchs an Armen, Beinen und im Intimbereich, Akne und Haarausfall.
Frauen mit Kinderwunsch, die sowohl an einer Überproduktion an männlichen Geschlechtshormonen wie auch an starkem Übergewicht leiden, müssen nicht unbedingt eine Hormontherapie durchführen.
In einem solchem Fall wird in erster Linie eine Gewichtsreduktion empfohlen. Das kann zu einer Normalisierung des Hormonhaushaltes und damit zu einer gesunden Fruchtbarkeit führen.
Bei der intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) wird ein Spermium zu einer Eizelle gegeben, wobei bei der In-Vitro-Fertilisation mehrere Spermien zur Befruchtung genutzt werden.
Neben einem Zuviel an Hormonen, kann auch ein Zuwenig an Hormonen zu einer Fruchtbarkeitsstörung führen. Erkrankt eine Frau an einer primären Eierstockschwäche (Ovarialinsuffizienz), werden weniger Östrogene gebildet. Bei der Ovarialinsuffizienz wird auch von vorzeitigen Wechseljahren gesprochen.
Dem Körper stehen keine Eibläschen mehr zur Verfügung, wodurch auch kein Eisprung mehr möglich ist. Sichtbares Zeichen dafür ist das Ausbleiben der Menstruation. Die Ovarialinsuffizienz ist nicht behandelbar, weshalb eine Schwangerschaft nur in seltenen Fällen noch möglich ist.
Einzige Möglichkeit: Bei einer Hormontherapie zur Unterstützung einer Schwangerschaft werden Östrogene verabreicht, welche die Eierstockfunktion womöglich wieder herstellen können.
Weitere Ursachen für eine verminderte Fruchtbarkeit sind ein unregelmäßiger Zyklus, Fehlfunktionen der Schilddrüse sowie eine Gelbkörperschwäche.
Je nachdem, welche Diagnose gestellt wurde, kann die Hormontherapie auf verschiedene Weisen erfolgen. Zumeist kommen Tabletten oder Spritzen zum Einsatz, über die spezielle Hormone verabreicht werden.
Insemination | ICSI | IVF | |
---|---|---|---|
Ablauf | Zunächst Hormontherapie, anschließend wird der Samen direkt in die Gebärmutter gespritzt | Der Samen wird im Gegensatz zur IVF direkt in die Eizelle gespritzt. | Zunächst Hormontherapie. Der gewonnene Samen des Mannes verschmilzt in einem Schälchen – außerhalb des Körpers – mit der Eizelle des Frau. Daraus werden mehrer befruchtete Eizellen gewonnen, die der Frau eingepflanzt werden. |
Anwendung | Paar kann keinen Geschlechtsverkehr haben, Zeugungsfähigkeit des Mannes ist eingeschränkt, Zervixschleim der Gebärmutter verhindert das Einnisten des Samens | fehlende Samenleiter, Verschluss der Samenwege, Spermien-Antikörper in der Samenflüssigkeit, Störung bei der Bildung der Samenzellen | Endometriose, Schädigung der Eileiter, Zeugungsfähigkeit des Mannes ist eingeschränkt |
Hormone bewirken vieles in unserem Körper. Greifen wir mit einer Hormontherapie in den sensiblen Hormonhaushalt ein, dann können unerwünschte Nebenwirkungen auftreten.
Zu den häufigeren Nebenwirkungen einer Hormontherapie gehören Hitzewallungen, Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen und Schwindel, auch Sehstörungen können die Folge sein.
Eine ebensbedrohliche Situation kann eintreten, wenn es zu einer ovariellen Überstimulationssyndrom (OHSS) kommt.
Dabei werden durch die Hormontherapie zu viele Eibläschen gebildet, die zu einem aufgeblähten Bauch, Schmerzen und Übelkeit bis hin zu Atemnot führen können.
Achtung: Beim Auftreten von Nebenwirkungen muss sofort der behandelnde Arzt informiert werden, damit es zu keinem gesundheitsgefährdendem Zustand kommt.
Gibt es einen Kinderwunsch, sucht die Frau bzw. das Paar zunächst den behandelnden Gynäkologen auf. Nach dem Absetzen bzw. dem Verzicht auf Verhütungsmittel wird zunächst abgewartet, ob die Schwangerschaft spontan eintritt.
Sollte dies nach einem Jahr nicht passieren, wird das Paar mit Kinderwunsch in den meisten Fällen an eine Kinderwunschklinik mit ausreichend Erfahrungen verwiesen. Dort werden alle notwendigen Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache für die Kinderlosigkeit herauszufinden. Anschließend wird auf Wunsch eine passende (Hormon-)Therapie eingeleitet, um schwanger zu werden
Die Kosten für eine Kinderwunschbehandlung und insbesondere eine Hormontherapie variieren. Grundsätzlich werden Paare mit Kinderwunsch von den gesetzlichen und privaten Kranken finanziell unterstützt. Allgemein gelten folgende Bedingungen für eine (partielle) Kostenübernahme:
Für gesetzlich versicherte Paare werden die anfallenden Kosten zur Feststellung der Ursache sowie die ersten Beratungsgespräche in der Kinderwunschklinik komplett übernommen. Wird festgestellt, dass es bei der Frau nur ein paar Startschwierigkeiten zur erfolgreichen Befruchtung gibt und eine Hormontherapie allein ausreicht, dann werden die Kosten für die Hormontherapie vollständig übernommen.
Ist bereits von Beginn an klar, dass die Hormontherapie nur ein erster Schritt auf dem Weg zur Schwangerschaft ist und die Frau mit Methoden wie Insemination oder einer künstliche Befruchtung weiterbehandelt werden muss, dann werden die Kosten zumeist zu 50 Prozent von der Krankenkasse übernommen.
Für eine In-vitro-Fertilisation fallen beispielsweise durchschnittlich 3.000 Euro pro Behandlung/Zyklus an. Dazu kommen die vorbereitende Hormontherapie und Beratungskosten. Oft werden die Kosten für maximal drei Versuche/Zyklen übernommen.
Privat versicherte Paar müssen zumeist nicht verheiratet sein, um einen Teil der Kosten oder die vollständigen Kosten erstattet zu bekommen. Außerdem werden sie oft länger als drei Behandlungszyklen finanziell unterstützt.
Es kommt auf die Krankheitsgeschichte bzw. die Ursache der Unfruchtbarkeit an, wie schnell eine Frau mit der Hilfe von Hormontherapien bzw. einer anschließenden künstlichen Befruchtung schwanger werden kann. Es braucht im Durchschnitt 3 bis 5 Behandlungszyklen, bis die Schwangerschaft eintritt. Die Angaben zu den Erfolgschancen werden zwischen 30 und 40 Prozent angegeben. Es ist also möglich, trotz Behandlung nicht schwanger zu werden.
Bildnachweise: VRD/Adobe Stock, SydaProductions/Adobe Stock, MonkeyBusiness/Adobe Stock, nobeastsofierce/Adobe Stock, rh2010/Adobe Stock, Photographee.eu/Adobe Stock, AlexanderRaths/Adobe Stock (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)