Viele werdende Eltern erfahren es schon in der Schwangerschaft: Unser Baby wird eine Gaumenspalte haben. Dies erfüllt die betroffenen Eltern mit Sorge. Viele Fragen stellen sich, auf die dieser Artikel zu sprechen kommt: Welche Ursachen sind für die Gaumenspalte verantwortlich und mit welchen Symptomen äußert sie sich? Wie sehen die Diagnose und Therapie aus? Wann erfolgt die Operation?
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Gaumenspalten können bei einem neugeborenen Kind bzw. Baby auftreten. Dabei ist der Begriff Gaumenspalte medizinisch nicht ganz eindeutig. Denn meist sind bei dieser angeborenen Fehlbildung der Gaumen, die Lippen und der Kiefer nicht vollständig zusammengewachsen, sondern haben eine offene Spalte. Dies ist bei der Hälfte der betroffenen Kinder der Fall. Es gibt diese Fehlbildung auch in einer kleineren Variante, nämlich ohne Gaumenspalte. In solchen Fällen zeigen der Kiefer und die Lippen eine offene Spalte (jedes fünfte betroffene Kind). Rund 30 Prozent der betroffenen Kinder haben ausschließlich eine Gaumenspalte (ohne dass die Lippen oder der Kiefer beeinträchtigt wären).
Etwa 0,2 Prozent aller europäischen Babys kommen einer Form der Gaumenspalte auf die Welt. Jungen haben diese Fehlbildung ca. 1,5-mal so häufig wie Mädchen.
Man vermutet, dass diese Fehlbildung bei Neugeborenen zumindest teilweise auf genetische Einflüsse zurückzuführen ist. Sie ist also erblich, was man zu den inneren Einflüssen zählt. Hierfür ist nicht ein einziges Gen als Ursache verantwortlich, sondern mehrere. Daher spricht man auch von Polygenie oder polygener Ursache. Wenn einer oder mehrere Verwandte eine Gaumenspalte haben, steigt damit das Risiko für das Baby, ebenfalls eine solche zu bekommen.
Es gibt aber auch die äußeren (exogenen) Einflüsse, die als Ursache vermutet werden:
Die Gaumenspalte bei Neugeborenen ruft charakteristische Beschwerden und Probleme hervor. Deren Ausprägung hängt allerdings von der genauen Form ab (offene Oberlippen? Offener Kiefer? Offener Gaumen?) und von der Schwere der Fehlbildung.
Offene Spalten an der Oberlippe sind vor allem ein ästhetisches Problem. Ist die Gaumenspalte jedoch größer, kann es vorkommen, dass dadurch die Bereiche für Nase und Mund nicht richtig getrennt sind. Die Muskeln um die Lippen und um den weichen Gaumen können dann auch in ihrer Funktion gestört sein. Wird nicht konsequent therapiert, drohen im Zusammenhang mit den folgenden Funktionen Probleme:
Die Sprechprobleme kommen durch die erschwerte Bildung von Lauten zustande, die von der Fehlbildung herrühren. Wenn das Mittelohr nicht vollständig belüftet wird, sind wiederholte Mittelohrentzündungen möglich. Diese können zu einer Hörstörung führen. Auch das kann sich nachteilig auf die Entwicklung des Sprechens auswirken.
Es gibt ein Syndrom, das eine spezielle Form der Fehlbildung darstellt. Es heißt das Van der Woude-Syndrom. Dabei zeigen sich gleichzeitig rundliche Grübchen an der Unterlippe. Möglich ist auch eine doppelte Gaumenspalte, die auf beiden Seiten liegt.
Die Diagnose der Gaumenspalte erfolgt in zwei Stufen: vor der Geburt und am Neugeborenen.
Die gesetzlichen Vorsorgeuntersuchungen mit Ultraschall während der Schwangerschaft werden zu bestimmten Zeitpunkten durchgeführt. Die zweite etwa um die 20. Woche der Schwangerschaft. Dann kann man eine Gaumenspalte bereits erkennen. Dies gelingt aber nur, wenn das Kind eine entsprechende Lage hat.
Achtung: In seltenen Fällen hat das betroffene Kind noch weitere Fehlentwicklungen, z. B. im Bereich der Nieren oder des Herzens. Daher sollte eine Nierensonografie durchgeführt werden, um Bilder von den Nieren zu erhalten. Auch ein EKG ist wichtig.
Grundsätzlich hat die Therapie der Gaumenspalte zwei Ziele:
Die Therapie sollte in einem Zentrum stattfinden, das auf die Gaumenspalte spezialisiert ist. Dort finden Sie die folgenden Fachleute an einer Adresse:
Wenn harter und weicher Gaumen den offenen Spalt aufweisen, wird schon relativ zügig nach der Geburt mit der Behandlung angefangen.
Es wird eine Gaumenplatte nach einem Abdruck des Oberkiefers angefertigt. Diese legt der Arzt vor dem ersten Stillen innen im Mund ein. Die Platte ermöglicht es, dass Nase und Mund getrennt sind. Außerdem macht sie das Trinken leichter. Die Zunge kann so besser funktionieren. Das Wachstum von Gaumen und Kiefer verläuft besser.
Die Gaumenspalte sollte man meist etwas nach einem Lebensjahr operieren, weil die Kleinen dann etwa mit dem Sprechen anfangen. Problematisch dabei ist, dass die Gaumenspalte die Sprachentwicklung behindern könnte. Gleichzeitig ist aber eine allzu früh gesetzte Narbe schlecht für das Wachstum.
Auch später können noch Operationen notwendig werden, vor allem ästhetische Eingriffe. Dazu gehören eine Lippenverlängerung oder eine Verlängerung des Nasenstegs
. Wenn man den Kieferkamm noch mittels Operation schließen muss, erfolgt dies meist mit 9 Jahren.
Ärzte können ein Paukenröhrchen in das Ohr setzen, um das Mittelohr genügend zu durchlüften.
Es gibt für Kinder mit Gaumenspalte spezielle Schnuller und Sauger zum Trinken. Diese sind in Apotheken erhältlich. Die Selbsthilfevereinigung für Lippen-Gaumen-Fehlbildungen e.V. kann hilfreich sein, um Gleichgesinnte zu finden.
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