Epilepsie bei Kindern: Was Sie bei einem Anfall beachten sollten

   
von Steffi B. - letzte Aktualisierung:
epileptischer Anfall
Warum haben Frühchen ein erhöhtes Epilepsie-Risiko?

Der Grund dafür könnte in den vermehrt auftretenden Komplikationen bei Frühgeburten liegen. Bei Frühchen kommt es häufig zu Blutungen oder Sauerstoffmangel, was zu Schädigungen des Gehirns führen kann.

Was ist eigentlich Epilepsie?

Epilepsie ist per Definition eine Funktionsstörung des Gehirns. Die Neuronen im Gehirn Ihres Kindes geben kurzzeitig synchrone und unkontrollierte Impulse ab.

Welche Arten von Epilepsie werden unterschieden?

Es gibt generalisierte und fokale Epilepsie. Bei generalisierten Epilepsien und deren Syndromen ist das ganze Gehirn von einem Anfall betroffen, bei fokalen Epilepsien hingegen nur bestimmte Regionen des Gehirns.

Rein statistisch betrachtet liegt das Risiko, an einer Epilepsie zu erkranken, bei etwa drei bis vier Prozent. Zur Haupt-Risikogruppe gehören die Jüngsten, also Ihre Kinder, und Menschen über 50 bis 60 Jahren. Jährlich lassen sich bei einer Gruppe von 100.000 Menschen etwa 40 bis 70 Neuerkrankungen entdecken. Die häufigsten Vorkommen und Anzeichen einer Epilepsie im Baby-, Kleinkind- und Kindesalter haben wir für Sie in diesem Beitrag dokumentiert.

1. Epilepsie bei Babys: Viele Epilepsie-Syndrome enden tödlich

Frühchen haben ein erhöhtes Risiko der Epilepsie. Zum Vergleich: Nur drei von 1000 Babys, die „pünktlich“ zur Welt kommen, haben epileptische Anfälle. Bei Frühgeburten liegt die Zahl bei zehn von 1000 Babys.

Der Grund dafür könnte in den vermehrt auftretenden Komplikationen bei Frühgeburten liegen. Hier kommt es häufig zu Blutungen oder Sauerstoffmangel, was zu Schädigungen des Gehirns führen kann. Auch Traumata, Infarkte des Gehirns, Fehlbildungen, Infektionen oder Stoffwechselstörungen können sogenannte Neugeborenenanfälle auslösen.

Die Symptome eines epileptischen Anfalls beim Baby sind vielfältig, meist aber unauffällig.

Epilepsie Alter des Kindes Anzeichen/Symptome Prognose
Frühe myoklonische Enzephalopathie in den ersten Lebenstagen
  • asymmetrisch
  • fokale Anfälle
  • epileptische Spasmen
Ohtahara-Syndrom in den ersten zehn Lebenstagen
  • epileptische Anfälle
  • tonische Spasmen
  • rascher Tod
  • schwere geistige und körperliche Behinderungen
  • West-Syndrom
  • Lennox-Gastaut-Syndrom
West-Syndrom zwischen dem dritten und zwölften Lebensmonat
  • Blitzanfall
  • Nickanfall
  • symptomatische Epilepsie mit Anfällen
  • Aussicht auf eine normale Entwicklung
  • Lennox-Gastaut-Syndrom
Dravet-Syndrom während des fünften Lebensmonats
  • klonische Krämpfe
  • Zuckungen
  • Absenzen
  • fokale Anfälle
  • früher Tod
  • geistige und körperliche Behinderungen

2. Epilepsie bei Kleinkindern: Die Heilungschancen sind 50:50

Zwei bis drei Prozent der Ein- bis Fünfjährigen leiden an einem Epilepsie-Syndrom.

Name der Epilepsie Alter des Kindes Anzeichen/Symptome Prognose
Benigne myoklonische Epilepsie zwischen sechs Monate bis drei Jahre
  • kurze, ruckartige Muskelkontraktionen
  • Muskelzuckungen
  • epileptischer Anfall wird häufig durch Unerwartetes ausgelöst
  • Anfälle verschwinden oft von selbst
  • Therapie kann durch Medikamente begleitet werden
Lennox-Gastaut-Syndrom zwischen dem ersten und siebten Lebensjahr
  • vielgestaltige Anfälle
  • tonisch/atonisch
  • Absenzen
  • kaum Behandlungserfolge
  • meist pflegebedürftig
Doose-Syndrom zwischen sechs Monaten und sieben Jahren
  • myoklonisch-astatischen
  • atonisch
  • symmetrische Muskelzuckung
  • Muskelspannung/-entspannung
  • plötzliche Stürze
  • 50 Prozent der Betroffenen werden anfallsfrei
  • 50 Prozent bleiben geistig und körperlich eingeschränkt
CSWS-Syndrom zwischen zwei Monaten und 12 Jahren
  • nächtliche, klonische Anfälle
  • geistiger Abbau der Kinder
  • krankhafte Veränderungen im Gehirn

3. Epilepsie bei Kindern: Viele Syndrome enden im Jugendalter

0,5 Prozent der Kinder leiden an einer Epilepsie.

Name der Epilepsie Alter des Kindes Anzeichen/Symptome Prognose
Benigne Epilepsie zwischen drittem und 13. Lebensjahr
  • gutartige, fokale Epilepsie
  • tritt häufig nachts auf
  • Kribbeln, Missempfindungen im Gesicht
  • selbstständige Rückbildung bis zum 20. Lebensjahr
Landau-Kleffner-Syndrom zwischen fünftem und siebtem Lebensjahr
  • Symptome verlieren sich bis zu Pubertät wieder
Panayiotopoulos-Syndrom Kindesalter
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Bewusstseinsverlust
  • auffällige Augen
  • ein Anfall dauert mehrere Stunden
  • Krankheit vergeht bis zur Pubertät
Kindliche Absence-Epilepsie zwischen fünf und sieben Jahren
  • häufige, kurze Anfälle (max. 20 Sekunden)
  • abrupte Bewusstseinsaussetzer
  • Syndrom endet im Alter von 12 Jahren

4. Epilepsie bedeutet: Die Neuronen spielen verrückt

Erste Hilfe bei einem Anfall

Die Deutsche Epilepsievereinigung hat online Erste Hilfe-Regeln formuliert, die Ihnen zeigen, wie Sie auf einen epileptischen Anfall bei Ihrem Kind reagieren sollten. Wichtig ist in jedem Fall, Verletzungen zu vermeiden, bei Ihrem Kind zu bleiben und beengende Kleidungsstücke zu lockern. Ein lockerer Umgang mit Ihrem Kind ist wichtig. Würden Sie versuchen, mit Gewalt den krampfenden Körper am Anfall zu hindern, könnten die Knochen Ihres Kindes brechen.

Epilepsie ist per Definition eine Funktionsstörung des Gehirns. Die Neuronen im Gehirn Ihres Kindes geben kurzzeitig synchrone und unkontrollierte Impulse ab.

Die Intensität eines solchen Krampfanfalls kann unterschiedlich stark sein und ebenso dessen Auswirkungen. Einige Betroffene erleiden einen unkontrollierten Krampfanfall am ganzen Körper, manche sind kurz „abwesend“ und wieder andere verspüren nur ein Kribbeln.

4.1. Die Ursachen einer Epilepsie können unterschiedlicher Natur sein

Bleibt die Ursache ungeklärt, ist die Rede von einer kryptogenen Epilepsie. Sind weder Veränderungen im Gehirn, noch eine Stoffwechselerkrankung die Ursache der Epilepsie, wird diese Ursache als „idiopathisch“ bezeichnet. Am häufigsten ist die Ursache für eine Epilepsie allerdings genetisch bedingt, also vererbbar. Von einer symptomatischen Epilepsie ist die Rede, wenn Fehlbildungen im Gehirn, Hirnschäden aufgrund einer Unterversorgung bei der Geburt, Tumore, ein Schlaganfall oder Entzündungen zur Ausbildung einer Epilepsie geführt haben.

4.2. Das unterscheidet einen Gelegenheitskrampf von einer echten Epilepsie

Die internationale Liga gegen Epilepsie (ILAE) definiert diese Leitlinien, die auf eine „echte“ Epilepsie hinweisen:

  • Innerhalb 24 Stunden hat Ihr Kind mindestens zwei, meist spontane, nicht provozierte Anfälle. Seltener sind Provokationen wie Lichtblitze oder Geräusche dafür verantwortlich.
  • Es gab einen nicht provozierten Anfall und die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Anfalls in den nächsten zehn Jahren beträgt mindestens 60 Prozent.
  • Es liegt ein Epilepsie-Syndrom vor.

Daneben gibt es auch „Gelegenheitsanfälle“, die sich von der „echten“ Epilepsie unterscheiden. Sie können aufgrund verschiedener Krankheiten auftauchen. Besonders bei kleinen Kindern können epileptische Anfälle durch Fieber verursacht werden. Aber auch Vergiftungen durch Medikamente, Stoffwechselstörungen, einer Hirnhautentzündung oder einer Gehirnerschütterung können einen Gelegenheitskrampf zur Folge haben.

5. Epilepsien werden in generalisierte und fokale Epilepsien unterschieden

Epilepsie bei Kindern

Lassen Sie Ihr Kind bei einem epileptischen Anfall niemals allein. Es könnte sich schwer verletzen.

Jeder Mensch birgt grundsätzlich eine Anfallbereitschaft, die individuell ausgeprägt ist. Auch jede unserer Nervenzellen kann epileptisch werden. Genetische Veranlagung sowie Hirnschädigungen können diese Bereitschaft steigern. Die Fachpresse ist sich uneins darüber, wie viele verschiedene Formen von Epilepsie bei Kindern es gibt. Grundsätzlich lassen sich Epilepsien jedoch in eine generalisierte und eine fokale Form unterscheiden.

  • Bei generalisierten Epilepsien und deren Syndromen ist das ganze Gehirn von einem Anfall betroffen. Unterkategorien der generalisierten Epilepsien sind tonische Anfälle. Dabei verkrampfen und versteifen die einzelnen Gliedmaßen. Bei klonischen Anfällen zucken ganze Muskelgruppen. Und bei tonisch-klonischen Anfällen wird Ihr Kind erst bewusstlos, dann folgen krampfartige Zuckungen.
  • Bei fokalen Epilepsien sind nur bestimmte Regionen des Gehirns betroffen. Aus einer fokalen Epilepsie kann eine generalisierte Epilepsie werden. Bei fokalen Epilepsien können motorische Anfälle erfolgen – beispielsweise Zuckungen in Armen und Beinen. Auch visuelle Anfälle (beispielsweise durch Sehstörungen) sind möglich.

6. Epilepsie bei Kindern: Zur Diagnose dient der Check des Nervensystems

Diagnose Epilepsie

Mit dem EEG wird der Ursache der Epilepsie auf den Grund gegangen.

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind an einer Epilepsie leiden könnte, sprechen Sie Ihren Kinderarzt an. Er hat Erfahrung mit dem Thema Epilepsie. Am Anfang steht ein ausführliches Gespräch, dem eine körperliche Untersuchung folgt. Hierbei wind auch der Zustand des Nervensystems geprüft, wozu auch ein EEG (Elektroenzephalografie) benötigt wird. In einigen Fällen kann man eine Epilepsie an typischen Kurvenveränderungen erkennen. Wichtiger allerdings ist die Magnetresonanztomographie oder Kernspintomographie. Hierbei werden Schnittbilder des Gehirns erstellt, worauf Ärzte eventuelle Schäden oder Fehlbildungen erkennen können, die auf die epileptischen Anfälle schließen lassen.

7. Epilepsie bei Kindern: Die Behandlung erfolgt mit Blick auf die jeweilige Diagnose

Die Grenze zwischen einer Säuglingsmyoklonie, bei der Ihr Baby blinzelt, mit den Augen zuckt, mit Armen und Beinen rudert und fragmentarische Krampfanfälle aufweist und einer „echten Epilepsie“ ist fließend. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass Ihr Kinderarzt zunächst eine Diagnose stellt, um anschließend eine Behandlung zu ermöglichen.

Eine Säuglingsmyoklonie kann ganz einfach durch das leichte Festhalten der Körperteile unterbrochen werden. Hierbei handelt es sich um keine klassische Epilepsie. Andere Epilepsien lassen sich durch Vermeidung der Auslöser am Ausbruch hindern.

Bei anderen Krankheitsbildern ist es nötig, mit Medikamenten zu behandeln. Sind Medikamente unumgänglich, ist an dieser Stelle ein Neurologe Ihr kompetenter Ansprechpartner. Anti-Epileptika, wie beispielsweise Lamotrigin, können die ungebremste Aktivität der Nervenzellen im Gehirn hemmen – und Ihrem Kind ein anfallfreies Leben bescheren. Das bedeutet nicht zwingend, dass jede Form von Epilepsie bei Kindern heilbar ist. Durch Medikamente lassen sich die Symptome lindern. So kann Ihr Kind trotz Epilepsie ein halbwegs normales Leben führen.

Tipp: Um Fehlbildungen bereits in der Schwangerschaft vorzubeugen, empfiehlt sich die regelmäßige Einnahme von Folsäure-Präparaten.

8. Ratgeber zu Epilepsie für Kinder und Eltern

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