Eigentlich könnte alles so schön sein: Viele schwangere Frauen freuen sich auf ihren Nachwuchs und bereiten sich mit größter Freude auf das Leben mit einem kleinen Kind vor. Gibt es das wirklich, dass sich jemand nicht auf das neue Leben freuen kann?
Die Freude kann tatsächlich getrübt sein, wenn die Schwangerschaft nicht optimal verläuft, die Lebensumstände chaotisch sind oder die Hormone Achterbahn fahren. Erfahren Sie hier, wie Sie Schwangerschaftsdepressionen erkennen und wie Frauen trotz Depression einen möglichst guten Start mit dem Nachwuchs haben können.
Inhaltsverzeichnis
Es ist nicht geklärt, was letztendlich die Ursache von Schwangerschaftsdepressionen ist. Es gibt Hinweise darauf, dass es sich um „weiche Faktoren“ handelt. Der weibliche Körper ist in der Schwangerschaft massiven Veränderungen im Hormonhaushalt ausgesetzt. Was bei den einen Frauen zu spontanen Weinkrämpfen führt, lässt andere Frauen vor Glück platzen. Die Schwangerschaftsdepression ist demnach eine besonders negative Ausprägung dieser Hormonumstellung.
Untersuchungen zeigen außerdem, dass die Depression in der Schwangerschaft besonders Frauen trifft, die sich in schwierigen Lebensumständen befinden. Probleme in der Beziehung oder eine Trennung, die Wohnung ist für Zuwachs eigentlich zu klein oder es steht ein Umzug an: Wenn Frauen in der Schwangerschaft psychisch belastet sind, schlägt sich das auf ihre Verfassung nieder. Wenn es sich um die 2. Schwangerschaft handelt, kann die erneute Schwangerschaft auch als zusätzliche Belastung wahrgenommen werden.
Eine Schwangerschaftsdepression zeigt grundsätzlich dieselben Symptome wie eine klassische Depression auf. Sie wird aber oft besonders deutlich wahrgenommen, weil von einer Schwangeren etwas anderes erwartet wird.
Die Verläufe einer Schwangerschaftsdepression können mild oder schwer sein, das hängt von der Vorprägung der Betroffenen und ihrer Wahrnehmung ab. Deutliche Anzeichen sind jedoch immer eine fehlende Freude und nachlassende Teilnahme am täglichen Leben. Depressive Menschen können sich zumeist schwer aufraffen, den täglichen Aufgaben nachzukommen und es herrscht eine Atmosphäre von Niedergeschlagenheit.
Weitere Symptome einer Schwangerschaftsdepression:
Kurze depressive Phasen können in einer Schwangerschaft ein Ausdruck davon sein, dass die Betroffene mit dem schnellen Wandel ihres Lebens überfordert ist. Diese Phase verliert sich zumeist schnell wieder.
Typ | Symptome |
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Schwangerschaftsdepression | Während der Schwangerschaft auftretende Depression. |
Baby Blues | Wenige Stunden nach der Geburt fällt der Hormonspiegel, was bei bis zu 70 Prozent der Neumütter für wenige Tage zu einer depressiven Verstimmung führt. |
Wochenbettdepression | Sie ist oft die Fortsetzung einer Schwangerschaftsdepression. Die Ursachen liegen oft in einem Gefühl der Überforderung mit der neuen Situation und Anpassungsschwierigkeiten. |
Wochenbettpsychose | Sehr selten ist diese Psychose, die sich in den ersten zwei Monaten nach der Geburt durch Verwirrtheit, Halluzinationen und starke Suizidgedanken zeigt. Sie muss unbedingt sofort behandelt werden. |
Eine konkrete Auswirkung auf das Kind ist die erhöhte Gefahr einer Frühgeburt. Weitere Folgen sind nicht bekannt. Studien zeigen, dass Frauen mit Schwangerschaftsdepressionen signifikant häufiger auch an Wochenbettdepressionen erkranken. Deshalb ist eine längerfristige Behandlung der Betroffenen unabdingbar. Oft tritt die Depression nicht nur durch die Schwangerschaft auf, sondern es gab bestimmte Vorerkrankungen.
In der internationalen statistischen Klassifikation von Krankheiten wird die Schwangerschaftsdepression als psychische Krankheit, die Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett kompliziert, eingestuft (Klassifikation: O99.3.). Laut Studien sind etwa zehn Prozent aller schwangeren Frauen von einer Depression betroffen, die Dunkelziffer an Betroffenen, die Symptome einer Schwangerschaftsdepression haben, liegt aber wahrscheinlich höher.
Ein Test auf Schwangerschaftsdepression wie die im Internet angebotenen, sind höchstens richtungsweisend, stellen aber keine endgültige Diagnose dar.
Es ist immer empfehlenswert, mit dem behandelnden Arzt oder der Hebamme des Vertrauens über die Gefühle und Ängste zu sprechen. Gemeinsam können die Betroffene und die Fachkräfte entscheiden, wie weiter zu verfahren ist.
Treten die depressiven Verstimmungen im ersten Trimester auf, dann sind sie vielleicht eine Reaktion auf eine starke Schwangerschaftsübelkeit. Dann lohnt es sich oft, diese körperlich und geistig sehr zehrende Phase abzuwarten. Ist die Schwangerschaftsdepression jedoch akut, werden auch schwangeren Frauen unter Umständen Antidepressiva verschrieben.
Achtung: Wenn die Schwangere Antidepressiva einnimmt, besteht laut aktuellem Studienstand für den Fötus keine erhöhte Gefahr, Missbildungen oder andere Erkrankungen zu erleiden. Jedoch steigt die Gefahr einer Frühgeburt.
Bei leichten Schwangerschaftsdepressionen können schon einfache Veränderungen im Alltag zu einer Linderung führen:
Weniger Arbeiten: Auch wenn der Trieb zum Nestbau in der Schwangerschaft besonders groß ist, sollten Schwangere jetzt nicht in hektische Betriebsamkeit verfallen. Schwangere müssen sich jetzt durch viele Ruhepausen und bewusste Entspannung auf die anstrengende Geburt und die Zeit danach vorbereiten.
Das individuelle Beschäftigungsverbot tritt ein, wenn es in Einzelfällen für die Gesundheit von Mutter und Kind besser ist, nicht zu arbeiten. Das generelle Beschäftigungsverbot wird vom Arbeitgeber selbst ausgesprochen, wenn es für die Schwangere im Betrieb keine Möglichkeiten der Weiterbeschäftigung gibt.
Ob bei einer schweren Schwangerschaftsdepression ein individuelles Beschäftigungsverbot ausgesprochen wird, hängt zunächst einmal vom behandelnden Arzt ab. Grundsätzlich kann dieses Beschäftigungsverbot ausgesprochen werden, wenn im Verlauf der Schwangerschaft das Arbeiten nicht mehr möglich erscheint. Die Ursache ist dann entweder eine auftretende Komplikation in der Schwangerschaft oder Umstände am Arbeitsplatz.
Eine Schwangerschaftsdepression ist in diesem Sinne kein Grund für ein Beschäftigungsverbot, weshalb Schwangere mit depressiven Verstimmungen zunächst einmal krank geschrieben werden. Je nachdem, in welchem Stadium der Schwangerschaft die Depression auftritt, kann es zu finanziellen Engpässen kommen, denn nach sechs Wochen Krankschreibung wird nur noch ein vermindertes Krankengeld gezahlt, während bei einem Beschäftigungsverbot das volle Gehalt weitergezahlt wird.
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