Wenn Eltern sich auf Ihr Baby freuen, stellen sich fast immer auch Sorgen um die Beschwerden bei der werdenden Mutter und Fragen rund um die bevorstehende Geburt ein. Bei einer schwangeren Frau kann Akupunktur bei bestimmten Beschwerden angewandt werden. Es gibt sie aber auch als geburtsvorbereitende Maßnahme. Im Folgenden erfahren Sie, was Akupunktur ist, wie sie durchgeführt wird und wann sie in der Schwangerschaft angewandt wird. Wir erklären Ihnen die Kosten, die auf Sie zukommen und ob die Krankenkasse sie übernimmt.
Inhaltsverzeichnis
Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) kennt sie seit 3000 Jahren: die Akupunktur. Die TCM ist als ganzheitliche Medizin überliefert und setzt keinen rein physischen Schwerpunkt. Sie beschäftigt sich ebenso mit Gefühlen, Ernährung, Umwelteinflüssen und persönlichen Umständen, wie beispielsweise Stress.
Akupunktur ist eine Therapie mit dünnen Stahlnadeln, deren Durchmesser nur etwa bei 0,14 bis 0,20 Millimetern liegt. Diese Nadeln werden an bestimmten Punkten vorsichtig in die Haut gestochen.
Dies muss man sich nicht als massive Verletzung vorstellen: Die Beschädigung der Haut fällt dabei eher gering aus. Wenn Sie dennoch Bedenken haben, sollte Sie dies Ihrem Arzt oder Ihrer Hebamme mitteilen.
Tipp: Wer keine Akupunktur möchte oder Angst davor hat, bekommt statt dessen häufig Massagen. Diese gelten aber als weniger effektiv.
Die Punkte für die Akupunktur liegen auf bestimmten Energieleitbahnen, die man in der TCM auch Meridiane nennt. Die Meridiane durchfließen den Körper, wobei Probleme im Energiefluss sich in Form bestimmter Symptome niederschlagen können. Auch Krankheiten können durch einen gestörten Energiefluss ausgelöst werden. Es werden also diejenigen Punkte ausgewählt, bei denen eine Störung vorliegt oder vorliegen könnte. Auf diese Weise möchte man sie Stagnationen im Energiefluss beheben.
Weibliches Modell mit Meridianen und Akupunkturnadeln
Viele schwangere Frauen leiden unter Rückenschmerzen, nicht zuletzt weil das Ungeborene auf den Rücken und den Leib drückt. Auch muss die Frau im Laufe der Schwangerschaft eine immer schwerer werdende Last tragen. Dann kann man ganz bestimmte Punkte ausmachen, die für den Schmerz mitverantwortlich sind. Diese nimmt sich der TCM-Arzt vor. Meist sitzt die Schwangere oder liegt in einer bequemen Lage. Dann werden die Punkte anvisiert und die Nadeln gesetzt. Abhängig davon, welche Beschwerden sich bei Ihnen zeigen, dauert die Therapie 20 bis 30 Minuten. Dann entfernt der TCM-Therapeut die Nadeln wieder. Da diese Therapieform in der Schwangerschaft häufig sehr intensiv wirkt, kann die Behandlung auch kürzer ausfallen.
Tipp: Wenn Sie bei der Akupunktur in der Schwangerschaft ein fließendes Wärmegefühl oder ein Kribbeln verspüren, ist dies ein Hinweis darauf, dass die Akupunktur anschlägt. Denn: Die Akupunktur wirkt auf die Durchblutung und das Nervensystem ein und regt die Tätigkeit verschiedener Organe an.
Wer noch mehr über die traditionelle chinesische Medizin wissen möchte, sollte sich auf der Website der AGTCM e.V. (Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e. V.) informieren.
Akupunktur lässt sich in der Schwangerschaft bei Beschwerden einsetzen, die viele Frauen in diesem Zeitabschnitt betreffen. Doch ab wann sollte sie durchgeführt werden? Ab dem vierten Schwangerschaftsmonat kommt eine Akupunktur bei verschiedenen Beschwerden infrage; als Geburtsvorbereitung ab der 36. Woche. Meist wird sie von Frauenärzten oder Hebammen durchgeführt. Diese verfügen in der Regel über eine entsprechende Zusatzqualifikation.
Achtung: Akupunktur in der Schwangerschaft sollte nicht vor der 13. Woche durchgeführt werden, da dies für Mutter und Kind gefährlich werden kann. Der Grund: Die Gefahr ist zu groß, dass frühzeitige Wehen ausgelöst werden.
Innere Unruhe und Störungen beim Einschlafen oder Durchschlafen sind keine Seltenheit in der Schwangerschaft. Viele Frauen erleben besonders in den letzten Wochen der Schwangerschaft Ängste vor der kommenden Geburt und entwickeln aufgrund dessen Unruhe. Akupunktur kann zur Entspannung der Schwangeren beitragen.
Frauen in der Schwangerschaft leiden auch häufig unter Übelkeit, Erbrechen oder auch Sodbrennen. Manche Betroffene werden sogar durch die morgendliche Übelkeit erst auf die Schwangerschaft aufmerksam. Akupunktur kann, ebenso wie Akupressur, bei diesen Beschwerden Linderung bringen.
Rückenschmerzen in der Schwangerschaft können bis in den Nacken ziehen.
Besonders der immer größer werdende Bauch in den späteren Monaten der Schwangerschaft belastet den Rücken. Das zunehmende Gewicht, das der Skelettapparat zusätzlich tragen muss, stellt ebenfalls eine Belastung für den Rücken dar. Manche Frauen klagen z. B. über Probleme mit dem Ischiasnerv. Bei Beschwerden dieser Art kann die Akupunktur helfen. So können Blockaden gelöst und Schmerzen verringert werden. Massagen können hier ebenfalls dienlich sein.
Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten Beschwerden in der Schwangerschaft. Meist sind sie zwar sehr unangenehm, aber nicht bedenklich. Lediglich starke Schmerzen sollte man vorsichtshalber beim Arzt untersuchen lassen denn sie könnten auf schwerwiegende Komplikationen hindeuten.
Wenn zunehmende Kopfschmerzen bzw. Migräne in der Schwangerschaft Ihr Problem sind, sollte meist eine Einnahme von lindernden Medikamenten vermieden werden, weil sie nicht für eine Schwangerschaft geeignet sind. Viele Schwangere wollen zudem möglichst wenige Arzneimittel einnehmen, um die Risiken für das Kind zu minimieren. Akupunktur ist eine Hilfe gegen die Kopfschmerzen – ohne die Anwendung von Chemie.
Viele schwangere Frauen klagen über Wassereinlagerungen im Körper. Diese kommen durch den veränderten Hormonhaushalt zustande. Das eingelagerte Wasser kann so problematisch werden, dass es auf einen bestimmten Nerv in der Handwurzel drückt. Dieser Nerv heißt Nervus medianus. Dann treten in den Fingern oft Gefühle von Taubheit, Schmerzen und Kribbeln auf. Akupunktur gilt auch bei diesen Beschwerden als das Mittel der Wahl.
Wenn Frauen schwanger sind und außerdem mit ihrer Suchterkrankung zu kämpfen haben, z.B. durch Drogenabhängigkeit, Nikotinsucht oder Alkoholsucht, hilft die Akupunktur bei der Linderung der Beschwerden beim Entzug.
Akupunktur als Geburtsvorbereitung soll vor allem die Geburt verkürzen. Der Termin der Geburt kann allerdings damit nicht beeinflusst werden. Durch die Verkürzung der Geburt von z.B. zehn auf acht Stunden ist die Mutter nicht so lange den Schmerzen und dem Geburtsstress ausgesetzt. Dies ist auch gut für das Kind. Der Grund:
Schwangere Frau bekommt Akupunktur am Knie.
Wichtig ist die Frage, welche Punkte bei der Akupunktur in der Schwangerschaft ausgewählt werden. Diese sind natürlich abhängig von der Art der Beschwerden. Wenn man eine geburtsvorbereitende Akupunktur durchführen will, geht man meist vom Zeh aus. Dann werden folgende Punkte anvisiert:
Eine Akupunktur am kleinen Zeh kann auch eine Drehung des Kindes in die richtige Lage verursachen oder allgemein Kindsbewegungen fördern. Es gibt auch z. B. Punkte zwischen Daumen und Zeigefinger. Wehen auslösen kann man mit der Akupunktur nicht.
Sie sollten darauf achten, dass Ihre Akupunktur nicht schmerzhaft ist, sondern eher ein wohliges Gefühl auslöst. Durch die Einstiche können Rötungen oder blaue Flecken entstehen, die aber meist nicht bedenklich sind. Wenn sich verstärkte Bewegungen des Kindes zeigen, nimmt dies meist nach rund einer Stunde wieder ab und ist ebenfalls nicht riskant. Selten tritt Müdigkeit auf. Insgesamt kann man die Nebenwirkungen als gering und selten einstufen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie eine Erstgebärende sind oder sich in der zweiten Schwangerschaft (oder einer späteren Schwangerschaft) befinden.
Tipp: Sie können auch ein spezielles Armband oder Pflaster für Akupunktur verwenden. Ein solches Armband soll besonders bei Übelkeit helfen.
Wie oft die Akupunktur durchgeführt wird, hängt von den Beschwerden ab. Die Akupunktur zur Geburtsvorbereitung wird ab der 36. Schwangerschaftswoche meist ein Mal pro Woche durchgeführt. Wenn bestimmte Symptome in der Schwangerschaft behandelt werden sollen, hängt die Häufigkeit der Therapie von der Art der Beschwerden und ihrer Dauer ab.
Einige gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Akupunktur in der Schwangerschaft – aber bei Weitem nicht alle. Daher sollte man diese Frage vorher unbedingt mit der Krankenkasse besprechen. Wenn Sie Ihre Behandlung selbst bezahlen, dann kommen durchschnittlich pro Sitzung 20 bis 80 Euro auf Sie zu. Zusätzlich fallen meist bis zu 150 Euro an für die Anamnese und das Verfassen des Behandlungsplans.
Bildnachweise: wavebreakmedia/shutterstock, gelpi/shutterstock (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)