Nicht nur die Schulung der Fachkräfte im Falle eines Feuers ist vonnöten. Auch klare Regeln, wer Kinder abholen darf sind (leider) absolut notwendig und beugen schreckliche Schicksale vor.
Fachkräfte sollten jederzeit Kenntnis darüber haben, wie im Brandfall zu handeln und wie erste Hilfe zu leisten ist. Eine gezielte Fachkraft als Sicherheitsbeauftragte ist daher sinnvoll.
Beziehen Sie die Eltern mit ein und klären Sie sie beim Elternabend über die bestehenden Sicherheitsmaßnahmen auf. Gehen Sie auch berechtige Kritik ein und bemühen Sie sich um die Umsetzung nachvollziehbarer Verbesserungsvorschläge.
Jeder Kindergarten ist anders. Es werden verschiedene pädagogische Ausrichtungen aufgegriffen und unterschiedliche fachliche Akzente gesetzt. Diese Vielfalt ist durchaus positiv zu bewerten. Während die eine Familie für ihr Kind am liebsten einen Waldkindergarten wählt, so sucht eine andere vielleicht eine Montessori-Kita oder einen familiär geführten Kinderladen in der Innenstadt aus.
Doch um welche konkrete Einrichtung es sich auch handelt, alle Eltern haben ein Anrecht darauf, dass ihre Kinder in dieser sicher untergebracht sind. Somit zählt ein sorgfältig reflektiertes Sicherheitskonzept zu den grundlegenden Aufgaben einer jeden Erzieherin, der damit eine große Verantwortung zukommt. Was die Sicherheit der Kinder angeht, so haben Erzieherinnen jeden Tag größere und kleinere Entscheidungen zu treffen und nicht immer ist es einfach zu eruieren, was falsch und was richtig, was übertrieben und was unerlässlich ist.
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Kurz bevor eine Mutter aus Berlin-Reinickendorf ihren großen Sohn aus der Kita abholen will, zieht ihre kleine Tochter am Tischtuch und kippt sich den heißen Kaffee über den Arm. Die Mutter fährt sofort mit ihr ins Krankenhaus, nachdem sie die Nachbarin in aller Hektik gebeten hatte, den Sohn für sie aus der Kita abzuholen. Die hilfsbereite Nachbarin eilt sofort los, hat jedoch berechtigte Zweifel, ob man ihr das Kind überhaupt mitgeben würde. Obwohl sie die Kita das erste Mal betritt, übergibt man ihr das Kind nach einer kurzen Schilderung des häuslichen Unfalls.
In der Folge macht sich die Mutter viele Gedanken und spricht mit den anderen Eltern. Eigentlich hätte die Erzieherin doch die Geschichte der Nachbarin irgendwie auf Richtigkeit überprüfen müssen. Durch einen Telefonanruf zum Beispiel. Unter anderen Umständen hätte eine solche Geschichte immerhin tragisch enden können. Sie spricht die Erzieherin darauf an. Diese ist entsetzt. Die Mutter hätte die Idee doch selbst gehabt und außerdem wollte sie nur helfen. Sie hätte sich einfach auf ihr Gefühl verlassen und das sei ja auch richtig gewesen.
So sehr man beide Seiten verstehen kann, die Mutter hat Recht. Die Erzieherin hätte das Kind einer fremden Person unter keinen Umständen aushändigen dürfen. Sie ist für die Sicherheit ihrer Schützlinge verantwortlich und haftet auch persönlich, wenn einem Kind etwas passiert.
Die Sicherheit im Kindergarten ist ein wichtiges, jedoch durchaus schwieriges Thema. Die Eltern möchten, dass ihre Kinder in der Kita gut aufgehoben sind und sie machen sich Gedanken. Sie konfrontieren die Erzieherinnen mit vielen Fragen: Ist offenes Feuer etwa in Form eines Adventskranzes in der Kita nicht zu gefährlich? Warum essen die Kinder draußen, obwohl Wespen-Zeit ist? Ist das neue Spielzeug für eine Krippengruppe nicht zu kleinteilig?
Dabei stoßen die Erzieherinnen oft inhaltlich und emotional an ihre Grenzen. Sie wünschen sich, dass ihnen die Eltern mehr Vertrauen entgegenbringen. „Helikopter“-Eltern werden die Eltern der heutigen Generation gerne genannt, weil sie den Nachwuchs am liebsten rund um die Uhr bewachen würden. Nun ist auch das nicht unbedingt im Interesse der Kinder, die sich in der Kita frei entfalten sollen.
Fest steht, ein gut durchdachtes Sicherheitskonzept ist in jeder Kita obligatorisch. Jede Kita muss unter den Erzieherinnen eine Sicherheitsbeauftragte bestellen, die regelmäßig an Schulungen teilnimmt, Gefahren identifiziert und ihre Kolleginnen darüber aufklärt.
Natürlich ist der Einwand vieler Erzieherinnen, dass die Eltern heute viel zu overprotective sind, nicht ganz unberechtigt. Kinder müssen auch eigene Erfahrungen machen und berechenbare Gefahren erleben dürfen, um in der Welt bestehen zu können. So üben viele Kitas ganz bewusst den Umgang mit Feuer oder gestalten Bewegungsparcours, die von den Kindern zu bewältigen sind. Aber vor wirklichen Gefahren müssen die Kinder im Kindergarten geschützt werden.
Doch was ist zu viel, was zu wenig? Oft ist es nicht einfach zu entscheiden, was angemessen und was fahrlässig ist. So ist eine gründliche Auseinandersetzung mit der Thematik für jede Erzieherin unerlässlich.
Möchte sie das Vertrauen der Eltern gewinnen, ist es ratsam, den Eltern ihre Sicherheitsbemühungen zu demonstrieren. So kann sie auf einem Elternabend berichten, was sie für die Sicherheit im Kindergarten tut. Zum Beispiel kann sie den Eltern erklären, wie sie die Regale bestückt hat. Dass Kleinteile nur unerreichbar für die Krippenkinder aufbewahrt werden. Oder sie zeigt, dass sie Klemmstellen etwa an Schubladen gemeinsam mit den Kindern mit grellen Warnaufklebern versehen hat. Auch informiert sie über die festen Abholmodalitäten. In einer Kita werden beispielsweise die Ausweiskopien aller Abholberechtigten in der Akte des jeweiligen Kindes aufbewahrt und bei Abholung mit dem Original abgeglichen. Und natürlich wird eine Anwesenheitsliste geführt.
Darüber hinaus können die Eltern sogar in die Sicherheitsbemühungen mit einbezogen werden. Wer hilft beispielsweise dabei, die giftigen Pflanzen im Garten der Kita zu entfernen? Transparenz und Offenheit schafft Vertrauen und führt zu einem guten Verhältnis zwischen der Erzieherin und den Eltern.
Das Thema Sicherheit in der Kita ist sehr vielfältig: Es umfasst Themen wie Spielzeug, Ernährung, Unfallprophylaxe, Sonnenschutz, Bepflanzung und vieles mehr. Um der Verantwortung gerecht zu werden, gilt es sich gut zu belesen und detaillierte Gedanken zu machen. Dann sind Sie auf der sicheren Seite.
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