Schreikind: Ursachen, Spätfolgen und Tipps, wie Sie Ihr Baby beruhigen

   
von Ralf-Ingo S. - letzte Aktualisierung:
Schreikind
Wann wird ein Kind als Schreikind klassifiziert?

Mediziner sehen hier drei Bedingungen. Das Schreien dauert mindestens drei Wochen an, das Kind schreit an drei oder mehr Tagen in der Woche und das Geschrei dauert mehr als drei Stunden pro Tag.

Wie kann man ein Schreikind beruhigen?

Eine intensive Eltern-Kind-Beziehung ist extrem wichtig. Nähe und Geborgenheit sind die Faktoren, die Ihrem Kind letztlich am meisten helfen. Versuchen Sie auch, eine möglichst reizarme Umgebung zu schaffen.

Wo finde ich Hilfe für mich und mein Schreikind?

Mittlerweile existieren deutschlandweit Schreiambulanzen, an die sich hilfesuchende Eltern wenden können. Einen Link mit Standorten dieses Angebots finden Sie in Kapitel 4.

Jedes Baby weint und schreit öfter. Aber welche Intensität liegt noch im normalen Rahmen und wann spricht man von einem Schreikind oder Schreibaby?

Welche Ursachen gibt es? Wie lange hält eine solche Phase an, wann hört das auf und welche Lösungsmöglichkeiten gibt es für Eltern?

In unserem Artikel gehen wir auf die Gründe ein und erklären, mit welchen Tipps sich ein schreiendes Kind beruhigen lässt.

1. Ein Schreikind bringt Eltern an ihre Grenzen

Gibt es keine direkt feststellbaren körperlichen Ursachen für das Schreien bei einem Baby, stellt sich die Frage, warum ausgerechnet das eigene Kind so häufig schreit.

erschöpfte Frau am Schreibtisch.

Ein Schreikind belastet die Eltern sehr.

Häufig werden Koliken bei Kindern als Grund für das Schreien herangezogen. Da dies in den meisten Fällen nach etwa drei Monaten endet, ist auch die Bezeichnung der 3-Monats-Koliken verbreitet.
Abgesehen von Vermutungen gibt es allerdings keine eindeutigen Beweise, warum Kinder so häufig Weinen und Schreien. Magen-Darm-Beschwerden sind nur in etwa 5 bis 10 % der Fälle feststellbar. Vielmehr sind diese häufig eine Folge des Schreiens, da Kinder so sehr viel Luft schlucken.

In der Regel beginnt das Geschrei etwa zwei Wochen nach der Geburt. Da Babys jedoch häufig schreien, musste eine Unterscheidung zu normalem Verhalten geschaffen werden. Bekannt geworden ist die bereits 1954 entwickelte Dreierregel. Danach bezeichnen Mediziner ein Kind unter folgenden Umständen als Schreikind:

  • das Schreien dauert mindestens drei Wochen an
  • ein Kind schreit an drei oder mehr Tagen in der Woche
  • das Geschrei dauert mehr als drei Stunden pro Tag

Liegen diese Faktoren vor, liegen die Nerven der frischgebackenen Eltern meist blank. Es entsteht großer Stress, an Schlafen ist kaum mehr zu denken und Freizeit ist ein absolutes Fremdwort.

Je gravierender die Überforderung für die Mutter und den Vater ist, desto problematischer werden die Symptome häufig. Eltern übertragen ihre eigene Anspannung unbewusst auf ihr Baby, wodurch es erst recht zum Schreien neigt.

Tipp: Versuchen Sie, immer wieder tief durchzuatmen und sich mit dem Partner abzuwechseln, um sich kurze Auszeiten zu verschaffen.

Die ausgeprägte Schreiphase endet üblicherweise nach spätestens 3 Monaten, in seltenen Fällen erst nach etwa 6 Monaten.

2. Ein Schreikind beruhigen – so gelingt es

Baby liegt im Kinderwagen.

Gehen Sie aus dem Haus, um Stress bei Ihnen und Ihrem Kind abzubauen.

Sie sollten ein Schreibaby nicht allein schreien lassen. Auch wenn Sie das Gefühl haben, dass das Schreien auch mit Ihrer Hilfe nicht endet, ist dies keine Option.

Da es sich bei dem Schreien von Schreibabys um Regulationsprobleme handelt, ist eine intensive Eltern-Kind-Beziehung extrem wichtig. Nähe und Geborgenheit sind die Faktoren, die Ihrem Kind letztlich am meisten helfen.

Versuchen Sie, eine möglichst reizarme Umgebung zu schaffen. Lassen Sie den Fernseher nicht im Hintergrund laufen und vermeiden Sie eine permanente Geräuschkulisse.
Stattdessen helfen abendliche Spaziergänge an der frischen Luft, um müder zu werden. Damit erreichen Sie übrigens einen Doppeleffekt. Die frische Luft sowie die Bewegung helfen auch Ihnen dabei, einen klaren Kopf zu bekommen und etwas Stress abzubauen.

Ausgeprägter Körperkontakt ist für Schreikinder besonders wichtig, um Zuwendung zu erfahren und sich beruhigen zu können. Es ist nicht schlimm, wenn Ihr Kind in Ihren Armen einschläft oder Sie in der Nähe bleiben.
Sehen Sie diese Zeit als eine Übergangsphase, um sich selbst etwas Druck zu nehmen.

3. Kurztipps, die schnell für Entspannung sorgen

Nicht jedes Baby ist gleich. Ab wann Kinder aufhören zu Schreien und wie lange das Geschrei anhält, lässt sich also nur schwer pauschalisieren. Dennoch gibt es einige gute Tipps, die dabei helfen können, Ihr Kind zu beruhigen.

schreiendes Baby wird massiert.

Sanfte Massagen helfen bei der Entspannung.

Überprüfen Sie zunächst,

  • ob Ihr Kind hungrig ist (Babys trinken relativ unregelmäßig, zudem lässt sich beim Stillen relativ schlecht feststellen, wie viel Milch getrunken wurde),
  • ob Müdigkeit das Problem ist,
  • inwieweit sich Ihr Kind durch Nähe beruhigen lässt,
  • ob die Windel voll ist,
  • ob Ihr Kind zu dick oder zu dünn angezogen ist

Darüber hinaus hilft es vielen Kinder, wenn Sie Ihnen sanft den Bauch massieren. Achten Sie dabei darauf, im Uhrzeigersinn zu streichen. Der enge Körperkontakt in Kombination mit der sanften Massage lindert Schmerzen und sorgt für eine stärkere Bindung.
Auch eine Massage der Fußsohlen macht Sinn, da die Fußreflexzonen eng mit dem Magen-Darm-Trakt verbunden sind.

Setzen Sie den Fliegergriff ein, wobei das Baby in Bauchlage liegt. Ein paar Kniebeugen dabei bringen Ihren Kreislauf in Schwung und die Methode hilft vielen Kindern dabei, sich schnell wieder zu fangen.

Weitere Tipps für gestresste Eltern sehen Sie in diesem YouTube-Video:

4. Wichtige Fragen und Antworten – FAQs

Gespräch bei einer Psychologin.

Oftmals fühlen sich überforderte Eltern in der Schreiambulanz erstmals verstanden.

Kann es Spätfolgen haben, wenn mein Kind sehr viel schreit?

In der Regel ergeben sich keine problematischen Spätfolgen. Zu diesem Ergebnis kam eine 2018 veröffentliche australische Studie.
Allerdings berichten einige Eltern, dass Kinder, die als Baby oft geschrien haben, auch später häufiger sensibel sind. Teils reagieren sie etwas empfindlich auf äußere Einflüsse, was sich allerdings auch vorteilhaft auswirken kann, da sie sehr aufmerksam sind.

Gibt es Hilfestellen, an die ich mich mit einem Schreikind wenden kann?

Mittlerweile existieren deutschlandweit verschiedene Schreiambulanzen, an die sich hilfesuchende Eltern wenden können. Neben wertvollen Tipps und einer individuellen Fürsorge finden Sie so auch gezielt Ansprechpartner, um besser mit der Situation umgehen zu können.

Warum sollte ich mir Hilfe suchen?

Haben Sie ein Schreikind, leidet oftmals die Beziehung zwischen Eltern und Kind sowie die gesamte Partnerschaft. Viele Frauen sind nach der Schwangerschaft noch erschöpft, haben jedoch keine Gelegenheit, sich ausreichend zu erholen, weil Ihr Baby ständig schreit.

Um diese Problematik zu lösen und tiefgreifende Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen, kann eine frühzeitige Therapie helfen. Informieren Sie dazu am besten in einer Schreiambulanz in Ihrer Nähe.

5. Ratgeber für Eltern mit Schreikindern

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