Jenaplan-Schule: Das Schulentwicklungskonzept Petersens erklärt

   
von Ralf-Ingo S. - letzte Aktualisierung:
kinder in der jenaplan schule
Was zeichnet die Jenaplan-Schule aus?

Im Kern unterscheiden sich die Schulen nicht allzu sehr von dem klassischen Konzept. Es ist jedoch deutlich mehr Eigeninitiative gefragt und die Eltern werden stärker in den Unterricht bzw. gemeinsame Veranstaltungen eingebunden.

Worin liegen die Unterschiede der Jenaplan-Schule?

Die beiden wichtigsten Merkmale der alternativen Schulform bestehen in der fehlenden Notenvergabe sowie des jahrgangsübergreifenden Unterrichts.

Welches sind die Vor- bzw. Nachteile der Jenaplan-Schule?

Das pädagogische Konzept bietet Kindern Chancen, birgt allerdings auch Risiken. Besonders positiv fällt auf, dass Schüler lernen, selbstständig zu handeln. In negativer Hinsicht zeigt sich jedoch, dass sich die Schule nicht für jedes Kind eignet.

Bereits seit dem Jahr 1927 existiert die Idee der Jenaplan-Schule. Das Konzept ist in Deutschland allerdings bis heute – im Gegensatz zu anderen alternativen Schulformen – nicht weit verbreitet.

Dennoch gibt es etwa 40 Schulen in Deutschland, die der Pädagogik Peter Petersens folgen, sodass wir uns in unserem Text näher mit der Idee auseinandersetzen möchten.

1. Die Jenaplan-Schule – ein Ort, um mit Freude zu lernen

klassenraum der jenaplan-schule

In der Jenaplan-Schule haben Kinder mehr Freiheiten, ihren Klassenraum zu gestalten.

Die Jenaplan-Pädagogik setzt darauf, dass Schüler nicht nur für die Schule, sondern auch für das Leben lernen. Sie sollen möglichst umfangreiche Erfahrungen sammeln, die ihnen auch abseits des Unterrichts weiterhelfen.

Gemeinsame Feste, individuelle Gespräche sowie ein harmonisches Miteinander sind daher wichtige Aspekte in einer jeden Jenaplan-Schule.
Bei den Feiern sind Lehrer, Schüler sowie Eltern willkommen, um sich miteinander auszutauschen.

Aufgrund der gewünschten Harmonie unterscheiden sich die Klassenräume vielfach deutlich von denen einer Regelschule. Kinder bekommen hier die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen, um in einer angenehmen Atmosphäre zu lernen.

Im Fokus des Konzepts stehen dabei die Entwicklung der Selbstständigkeit sowie des gemeinschaftlichen Zusammenarbeitens. In diesem Zusammenhang werden nicht nur Schüler, sondern vor allem Eltern gefordert, sich aktiv miteinzubringen.

Tipp: Jenaplan-Schulen sind staatlich anerkannt, sodass in der Regel kein Schulgeld anfällt. Dennoch freuen sich die Schulen über Fördergelder, da das Konzept mehr Arbeit mit sich bringt.

2. Der Unterricht in der Jenaplan-Schule – eine interessante Mischung

Jenplan-Schulen in den Niederlanden:

In dem kleinen deutschen Nachbarstaat finden sich deutlich mehr Schulen, die dem Jenaplan-Konzept folgen als in Deutschland. Eine Liste aller deutschen Schulen, die der Jenaplan-Pädagogik nahestehen, finden Sie hier.

Im Gegensatz zu Regelschulen, die meist auf starre Klassenstrukturen setzen, existieren in der Jenaplan-Schule unterschiedliche Klassenverbände.
Zum einen werden Kinder lediglich in ihrer Altersgruppe unterrichtet, in anderen Zeiten jedoch auch in Stammgruppen, in denen drei Jahrgänge an Schülern gemeinsam unterrichtet werden.

Ziel dieses jahrgangsübergreifenden Unterrichts besteht darin, dass sich Kinder unterschiedlichen Alters gegenseitig helfen können.
Sie sollen erleben, wie es ist, auf Hilfe angewiesen zu sein oder aber anderen Schülern selbst helfen zu können.

Jeder Schüler in der Jenaplan-Schule orientiert sich zudem an einem Wochenplan. Ein klarer Stundenplan ist dies allerdings nicht. Vielmehr geht es darum, innerhalb einer Woche bestimmte Lernziele abzuarbeiten.

ein lehrer vergibt schulnoten

Schulnoten spielen an der Jenaplan-Schule keine Rolle.

Auch wenn sich dies theoretisch deutlich anders anhört als der Unterricht in einer Regelschule, so unterscheidet sich die grundlegende Pädagogik in aller Regel nur geringfügig.
Wird jedoch festgestellt, dass ein Kind in einem Bereich hinterherhinkt, ist die Teilnahme an einem bestimmten Kurs verpflichtend.
Auf diese Weise wird sichergestellt, dass Schüler ihre Freiheiten nicht maßlos ausnutzen können und lediglich in Grenzen die Wahl haben, sich in einem bestimmten Projekt zu engagieren.

Die etwas andere Herangehensweise zeigt sich besonders im Rahmen der nicht vorhandenen Notenvergabe. Anstelle von Zensuren erhalten alle Schüler am Ende des Jahres eine individuelle Bewertung.
Eine solche Bewertung macht es möglich, die Stärken und Schwächen einzelner Kinder aufzulisten, ohne sich an der Oberfläche bewegen zu müssen.

Welche Unterschiede die Jenaplan-Schule im Gegensatz zur Regelschule aufweist, sehen Sie noch einmal im Schnelldurchlauf in diesem YouTubeVideo:

3. Vor- und Nachteile des Unterrichts an der Jenaplan-Schule im Überblick

Das von Peter Petersen entwickelte Konzept wird überwiegend positiv aufgenommen, stößt jedoch auch auf Kritik.
Diese möchten wir Ihnen selbstverständlich nicht vorenthalten, sodass Sie in der folgenden Liste die wichtigsten Vorteile sowie Nachteile der Jenaplan-Schule finden:

  • Kinder profitieren von den Erfahrungen älterer Schüler.
  • Alle Schüler haben die Möglichkeit, ihr Wissen an jüngere Kinder weiterzugeben.
  • Wochenarbeitspläne fördern die Eigeninitiative.
  • Selbst gestaltete Klassenräume ermöglichen das Lernen in einer harmonischen Atmosphäre.
  • Gemeinsame Feste tragen zur Verbesserung des Gemeinschaftsgefühls bei.
  • Das Lernen selbst soll Spaß machen und nicht durch die Notenvergabe beeinflusst werden.
  • Es ist nicht klar ersichtlich, ob der Unterricht in jahrgangsübergreifenden Gruppen sinnvoll ist, da dieser nur zum Teil stattfindet (unklares Konzept).
  • Fehlende Schulnoten machen den Übergang zu anderen Schulen schwer und können die Leistungsbereitschaft schwächen (mangelnder Ehrgeiz).
  • Der gemeinsame Unterricht spricht nicht jedes Kind an; besonders schüchterne Kinder leiden teils unter den häufigen Gruppenarbeiten.
  • Häufige Feiern und gemeinsame Veranstaltungen lassen Kindern nur wenig Raum für eigene Hobbys außerhalb der Jenaplan-Schule.
  • Eltern werden stark in die schulischen Aktivitäten miteinbezogen (es muss viel Zeit geopfert werden).
  • Die Jenaplan-Schulen sind auf Fördergelder angewiesen, sodass die Kosten im Endeffekt höher liegen als bei einer Regelschule. Teils arbeiten die Schulen auch als Privatschule. Bei diesen Einrichtungen müssen Eltern ein Schulgeld bezahlen.

4. Weiterführende Literatur zur Jenaplan Pädagogik

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