Tics bei Kindern: Behandlung und Symptome für Sie erklärt

   
von Ralf-Ingo S. - letzte Aktualisierung:
Kind mit Tic
Wie lange halten Tics bei Kindern an?

Tics bei Kinder treten meist nur kurzzeitig auf und verschwinden wieder von selbst.

Wie sollte man als Elternteil mit Tics umgehen?

Am sinnvollsten ist es, das Verhalten beim Kind schlicht zu ignorieren.

Wie werden Tics bei Kindern behandelt?

Eine medikamentöse Behandlung ist bei Tics in aller Regel nicht erforderlich und auch nicht zielführend.

Tics bei Kindern können sich auf zahlreiche verschiedene Arten äußern. Ein plötzliches wiederholtes Augenblinzeln oder Zuckungen bei Kindern sind Momente, die viele Eltern in Panik versetzen.

Oftmals besteht jedoch kein Grund zur Sorge. Aber was gilt eigentlich als eine Ticstörung bei Kindern und welche Ursachen gibt es? In unserem Artikel widmen wir uns Tics bei Kindern und erklären, wie sich diese behandeln lassen und ob eine Therapie erforderlich ist.

1. Tics bei Kindern sind meist harmlos

Kind zieht Grimasse

Viele Tics sind nur von kurzer Dauer.

Auch wenn der Schreck vieler Eltern beim Auftreten von Tics oft groß ist, gibt es nur selten tatsächlich einen Anlass, sich zu sorgen.
Aber was verstehen wir eigentlich unter einem Tic? Ein Tic ist eine unbewusste Zwangshandlung. Der vermutete Grund liegt in einer Stoffwechselstörung im Gehirn.

Die Art verschiedener Tic-Störungen bei Kindern unterscheidet sich jedoch teils deutlich voneinander.
So äußerst sich eine Ticstörung beispielsweise durch Augenrollen oder Augenzwinkern bei Kindern. So gibt es jedoch auch den Husten-Tic, sodass das Räuspern bei Kindern immer für einen längeren Zeitraum anhält.

In den meisten Fällen betreffen Tics die Gesichts- und Kopfmuskeln. Plötzliche und unkontrollierbare Bewegungen der Beine oder Arme sind seltener, kommen allerdings auch vor.
Einige Kinder leiden auch an sprachlichen Tics, sodass sie ein Wort öfter wiederholen oder sich beispielsweise plötzlich lautstark bemerkbar machen.

Tic oder Tick?

Beide Begriffe werden synonym verwendet. Aus medizinischer Sicht korrekt ist allerdings die Schreibweise mit C.

Generell sind Jungen häufiger betroffen als Mädchen. Sofern es sich jedoch um einen vorübergehenden Tic handelt, verschwinden die Symptome nach einiger Zeit wieder. Üblicherweise treten die Tics bei Kindern mehrmals an einem Tag auf.
Der Zeitraum ist dabei in der Regel auf einige Monate begrenzt. Bei kurzzeitigen Phasen, die nicht länger als 4 Wochen andauern, sprechen Medizinier noch nicht von einer Tic-Krankheit.

Achtung: Nervöse Ticks bzw. Tics treten bei etwa 10 bis 12 % aller Kinder während der Grundschulzeit auf, allerdings nur vorübergehend. Eine der bekanntesten Tic-Störungen bei Kindern ist das Tourette-Syndrom, welches jedoch nur bei etwa 0,3 bis 0,9 % aller Kinder auftritt.

2. Ticstörungen ignorieren

ein Kind blinzelt

Versuchen Sie, entspannt mit Tics umzugehen.

Tritt ein häufiges Augenblinzeln bei Kindern oder ein anderer Tic auf, so verunsichert dies viele Eltern. Ratlosigkeit führt häufig dazu, dass Eltern versuchen, Tics gezielt zu behandeln. Handelt es sich jedoch nur um einen nur vorübergehenden Tic, es ist nicht notwendig und sogar kontraproduktiv, zu versuchen, dem Kind diesen abgewöhnen zu wollen.

Durch fehlende Beachtung und schlichte Ignoranz des auffälligen Verhaltens erreichen Sie deutlich mehr, als motorische Tics bei Kindern besonders zu beachten.
Vermeintlich gut gemeinte Ideen und Ratschläge sowie Bestrafungen erzeugen nur zusätzlichen Druck, sodass sich die Tic-Krankheit verschlimmern kann.
Insbesondere durch Stress verschlimmern sich die Symptome häufig. Sie sollten daher gezielt versuchen, für Entspannung zu sorgen und Ihrem Kind etwas mehr Zeit zu geben.

Auch wenn es manchmal schwerfällt, die unwillkürlichen Tics nicht zu beachten, so hilft diese Methode in den meisten Fällen relativ gut.

Achtung: Bei sehr auffälligen Tics oder einer starken Häufung der Attacken sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Sind neurologische Ursachen für einen Tic abgeklärt, erfolgt meist eine Überweisung zu einem Kinderpsychologen.

3. Eine Therapie ist nur selten erforderlich

Kind sitzt bei einer Psychologin

Eine Therapie kann Kindern und Jugendlichen helfen.

Treten Tics bei Kindern auf, kann der Weg zum Psychologen oder Psychiater nicht schaden. Bevor Sie diesen Weg allerdings einschlagen, sollten Sie etwas Geduld aufbringen und einige Monate abwarten.

Bilden sich die Tics nicht zurück, beobachten Sie wechselnde Tics bei Kindern oder haben Sie das Gefühl, dass Ihr Kind unter den Verhaltensweisen leidet, sollten Sie allerdings nicht zögern, einen Kinderpsychologen zu konsultieren.

Besonders bei chronischen Tics, die länger als ein Jahr anhalten, empfiehlt sich eine Therapie. Dabei geht es in erster Linie um die Erklärung der unwillkürlichen Verhaltensweisen. So lässt sich der aufgebaute Druck häufig vermindern.
In einem zweiten Schritt lernen Kinder, Tics besser zu erkennen und zu kontrollieren. Je nachdem welche Störungen vorliegen, können bestimmte Bewegungen dabei helfen, bei dem Anflug eines Tics direkt gegenzusteuern.

Dieser Prozess erfordert etwas Zeit sowie eine gute Körperbeherrschung. Allerdings lassen sich so auch chronische Tics bei Kindern heilen.

Tipp: Eine Tic-Störung bei Kindern entsteht häufig zwischen dem 6. und 14. Lebensjahr. Spätestens im Jugendalter bessern sich die Beschwerden meistens oder verschwinden komplett.
Daher gilt auch bei chronischen Tics, dass Sie die Hoffnung nicht aufgeben sollten.

4. Das Tourette-Syndrom – eine schwerwiegende Tic-Störung

Tablet mit Diagnose Tourette-Syndrom

Das Tourette-Syndrom ist eine besondere Tic-Störung.

Viele Kinder, deren Gesundheit durch das Tourette-Syndrom beeinträchtigt ist, leiden auch unter ADHS. Im Gegensatz zu einfachen Tics treten diese bei Tourette häufig in Serien auf. Zudem betreffen die Bewegungen größere Areale. Beispielsweise sind plötzliche Schläge oder Tritte möglich.
Neben den motorischen Tics äußern sich viele betroffene Kinder auch verbal auffällig. Allerdings gibt es auch im Rahmen des Tourette-Syndroms große individuelle Unterschiede.

Während die Tics bei einigen Patienten extrem stark ausgeprägt sind, leiden andere Kinder nur geringfügig unter dem Tourette-Syndrom.

Im Laufe der Zeit bessern sich die Beschwerden meist. Dies ist vor allem auf einen Trainingseffekt im Hinblick auf die Unterdrückung der unwillkürlichen Vorgänge zurückzuführen.

Im Gegensatz zu anderen Krankheiten verbessern sich die Beschwerden vielfach in der Pubertät. Es gibt jedoch auch Erwachsene, die ihr Leben lang unter Anfällen leiden.
In den meisten Fällen verstärken sich sie Symptome durch Stress, sodass gezielte Entspannungsübungen sowie Kontrollmechanismen Teil einer Behandlung sind.

Tipp: Insbesondere bei leichteren Formen lassen sich mittels psychotherapeutischer Behandlung beachtliche Erfolge erzielen.

5. Wichtige Fragen und Antworten – FAQs

Medikamente und Kräuter auf einem Tisch

Medikamente werden nur äußerst selten gegen Tics eingesetzt.

Gibt es Medikamente gegen Tics bei Kindern?

In aller Regel kommen Medikamente nicht zum Einsatz. Diese sind lediglich in schweren Fällen erforderlich, können die Ursache allerdings nicht bekämpfen.
Es handelt sich somit lediglich um eine Symptomunterdrückung bzw. Abschwächung.

Kann man Bachblüten gegen Tics bei Kindern anwenden?

Bachblüten sind ein homöopathisches Mittel. Da letztlich nicht ganz klar ist, wie genau Tics entstehen, können Sie mit der Gabe grundsätzlich nichts falsch machen.
Es sind keine Nebenwirkungen zu befürchten. Auf der anderen Seite gibt es allerdings auch keine aussagekräftigen Belege, ob und inwieweit Bachblüten dabei helfen, Tics tatsächlich zu lindern oder zu beseitigen.

Wo finde ich Ansprechpartner, wenn mein Kind unter einem Tic leidet?

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie bietet Patienten auf ihrer Website die Möglichkeit, sowohl geeignete Spezialisten als auch Selbsthilfegruppen zu finden. Hier gelangen Sie direkt zur entsprechenden Rubrik.
Spezielle Hilfe sowie weitergehende Informationen bei Tourette erhalten Betroffene auf der Website der Tourette-Gesellschaft e.V., die Sie hier finden.

6. Weiterführende Literatur bei schwerwiegenden Ticstörungen

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