Bilingualer Kindergarten: Infos rund um die zweisprachige Kinderbetreuung

   
von Dana S. - letzte Aktualisierung:
Bilingualer-Kindergarten-Ratgeber
Wie läuft die Spracherziehung in der bilingualen Kita genau ab?

Für die jeweilige Sprache ist jeweils ein Erzieher zuständig. So spricht eine Fachkraft lediglich Deutsch mit den Kindern und die andere kommuniziert mit der jeweiligen Fremdsprache.

Für wen ist der Besuch eines bilingualen Kindergartens geeignet?

Entwickelt Ihr Kind früh ein Gespür sowie ein tiefes Interesse für Sprache, kann dieses in der bilingualen Kita erweitert werden. Haben Kinder allerdings Schwierigkeiten mit dem Erlernen der Muttersprache, ist eine zweisprachige Erziehung nicht zielführend.

Eine frühe Sprachförderung ist im Zeitalter einer multikulturellen Gesellschaft enorm wichtig geworden. Immer mehr Kindergärten bieten daher die Möglichkeit des Erlernens einer zweiten Fremdsprache an. Aber was bedeutet bilingual eigentlich? Welche Sprachen werden angeboten und mit welchen Kosten ist der Besuch eines zweisprachigen Kindergartens verbunden?

In unserem Ratgeber klären wir Sie rund um das Thema bilingualer Kindergarten auf. Wir erklären Ihnen das Konzept und zeigen Ihnen die wichtigsten Vor- und Nachteile dieser Kitas auf.


1. In einem bilingualen Kindergarten werden zwei Sprachen gleichermaßen gefördert

Leitbild Kindergarten Englisch

Englisch ist heute die bedeutendste Sprache der Welt.

Heutzutage gibt es sehr viele Kinder in Deutschland, die Deutsch als Zweitsprache lernen. Das bedeutet, dass sie zu Hause eine andere Sprache sprechen und erst im Laufe der Zeit die deutsche Sprache erlernen. Daher ist es besonders wichtig, dass die Sprachförderung bereits im Kindergarten oder in der Vorschule stattfindet. In der Schule würden sie ansonsten aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse hinterherhinken.

Ein bilingualer bzw. internationaler Kindergarten ist speziell auf eine bilinguale Erziehung ausgerichtet. Die Chance, eine zusätzliche Sprache zu erlernen, ist sowohl für die persönliche Entwicklung als auch für das weitere Leben eine Bereicherung. Neben einer Begabung im sprachlichen Bereich sind die Kinder im Alltag zudem häufig toleranter gegenüber fremden Kulturen.

Ein mehrsprachiger Kindergarten ist besonders in Städten oder Gebieten gefordert, in denen viele verschiedene Kulturen vertreten sind. Laut Erhebungen des FMKS gab es im Jahr 2014 bereits 1035 bilinguale Kitas. Vor allem Englisch ist zur wichtigsten Sprache der Welt geworden. Sie ermöglicht, dass sich die Menschen aller Nationen miteinander verständigen können.
Insgesamt können Eltern in Deutschland zwischen mehr als 20 Sprachen wählen. Folgende Sprachen werden in bilingualen Kitas am häufigsten angeboten:

  • Englisch (etwa 41 %)
  • Französisch (etwa 30 %)
  • Dänisch (ca. 5 %)
  • Spanisch (ca. 5%)
  • Türkisch (knapp 4%)

Achtung: Nicht jeder Kindergarten, der sich als mehrsprachiger Kindergarten darstellt, lehrt tatsächlich nach diesem Konzept. Entscheidend ist, dass beide Sprachen in der gleichen Intensität Anwendung finden.

2. Bilingualer Kindergarten – eine Person, eine Sprache

Eingewöhnung

Jede Erzieherin ist für eine bestimmte Sprache zuständig.

In den meisten Einrichtungen lernen die Kinder nur eine Fremdsprache. Diese Art der Sprachvermittlung wird „Immersion“ genannt. Der Begriff leitet sich vom englischen Wort „to immerse“ ab, welcher so viel wie eintauchen bedeutet. Das heißt, dass das Erlernen der zweiten Sprache nicht nur spielerisch mithilfe verschiedener Themen erfolgt, sondern sich nach den Prinzipien des Mutterspracherwerbs richtet.

Die Sprachförderung basiert auf dem sogenannten ein-Personen-Prinzip. Das bedeutet, dass je eine bilinguale Erzieherin für eine Sprache zuständig ist. Ist die zweite Sprache im Kindergarten beispielsweise Englisch, spricht eine Erzieherin lediglich Deutsch mit den Kindern, während die andere Erzieherin nur auf Englisch agiert. Dies hat den Vorteil, dass die Kinder stets zuordnen können, welche Sprache gefordert ist.

Mithilfe dieser Art der sprachlichen Erziehung ist es möglich, die jeweiligen Sprachen in den gesamten Tagesablauf zu integrieren. Ziel ist es, dass die Kinder die Sprache intuitiv lernen, ohne Lerndruck ausgesetzt zu werden.

Deutsch für Flüchtlinge

Das Immersionsprinzip hat sich auch bei Flüchtlingen bewährt. Durch besonders häufigen Kontakt zur neuen Sprache, wird diese deutlich schneller gelernt.

Obwohl es mittlerweile bereits viele mehrsprachige Einrichtungen gibt, handelt es sich in vielen Fällen dennoch weiterhin um Modellprojekte, da das Konzept noch nicht fest verankert ist. Ausgangspunkt der Spracherziehung ist, dass Kinder in den ersten Lebensjahren besonders aufnahmebereit für das Erlernen einer Sprache sind.

Die Einrichtungen richten sich nicht nur an Familien, die in ihrem Alltag eine andere Sprache als Deutsch sprechen. Die bilinguale Erziehung ist für all jene geeignet, die ihren Kindern einen guten Start in ein multikulturelles Leben in einer globalisierten Welt ermöglichen wollen.

3. Der Besuch eines bilingualen Kindergartens ist nicht für jedes Kind sinnvoll

Partizipation

Das Erlernen einer zweiten Sprache kann manche Kinder überfordern.

Das Konzept der Mehrsprachigkeit wird immer beliebter und es ist auch mit sehr vielen Vorteilen verbunden. Dennoch sollten Sie sich vor allem nach den Interessen und Fähigkeiten Ihres Kindes richten. Denn nicht für jedes Kind ist dieses besondere Konzept geeignet.

Ist Ihr Kind beispielsweise schon mit dem Erlernen der Muttersprache überfordert, macht es keinen Sinn, eine weitere Sprache in den Alltag zu integrieren. Dies hätte zur Folge, dass Ihr Kind im Laufe der Zeit weder die eine noch die andere Sprache korrekt beherrscht.

Andererseits kann es jedoch auch an der praktischen Umsetzung der Einrichtung mangeln. Durch fehlende Fachkräfte oder durch eine unzureichende Umsetzung des Prinzips kann es passieren, dass die Kinder zwar mehrere Sprachen, davon aber keine richtig sprechen können.

Damit Sie sich ein Gesamtbild von der mehrsprachigen Erziehung machen können, haben wir im Folgenden die wichtigsten Vor- und Nachteile für Sie zusammengestellt:

  • Kinder lernen Sprachen in den ersten Lebensjahren deutlich schneller und leichter
  • die interkulturelle Kompetenz der Kinder wird gefördert
  • gute Basisausstattung in Hinsicht auf die weitere Schullaufbahn, den Beruf und das gesamte Leben
  • das Konzept fördert ein Gefühl für weitere Sprachen
  • Kinder können überfordert sein, sodass sie letztendlich keine der Sprachen korrekt beherrschen
  • das Fehlen von kompetenten Fachkräften beeinträchtigt die Umsetzung des Konzepts
  • Die Zukunft der Einrichtungen ist aufgrund fehlender Fördergelder nicht gesichert

4. FAQS – Wichtige Fragen und Antworten

Spiele

In vielen Fällen sind die Erzieher Muttersprachler.

Wie ist der Tagesablauf in einem bilingualen Kindergarten?

Der Ablauf unterscheidet sich in den meisten Fällen nicht zu dem in anderen Kindertageseinrichtungen. Dies ergibt sich daraus, dass die zweite Sprache, genau wie die Muttersprache, in den Alltag integriert wird.

Mit welchen Kosten ist der Besuch eines mehrsprachigen Kindergartens verbunden?

Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden, da die Kosten von Ihrem Einkommen, dem Standort sowie der Trägerschaft abhängen. Die Betreuungskosten fallen jedoch häufig etwas höher aus als in anderen Kindertageseinrichtungen.

Über welche Ausbildung verfügen die angestellten Fachkräfte?

Das Konzept stellt besondere Anforderungen an das pädagogische Personal. Um dem Prinzip der Immersion zu folgen, werden in den meisten Kitas ausschließlich muttersprachliche Erzieher eingestellt. Eine weitere Möglichkeit ist es, Sprachassistenten aus dem europäischen Ausland anzustellen.

Wie finde ich einen bilingualen Kindergarten in meiner Nähe?

Auf der Website der FMKS (Frühe Mehrsprachigkeit an Kitas und Schulen) können Sie durch die Eingabe Ihrer Postleitzahl einen entsprechenden Kindergarten in ihrer Umgebung finden. Daraufhin bekommen Sie alle Daten, die Sie brauchen, um Kontakt zu der Einrichtung aufzunehmen.

5. Weiterführende Literatur zum Thema

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