Durch die Entwicklungen in der Bevölkerungsstruktur wachsen in Deutschland immer mehr Kinder mehrsprachig auf.
Es gibt unterschiedliche Methoden, um Kinder zweisprachig zu erziehen. Welche Variante am geeignetsten ist, hängt vor allem vom Sprachhintergrund der Eltern ab.
Kinder, die zweisprachig erzogen werden, haben laut Hirnforschung kognitive Vorteile. Diese Art der Kindererziehung kann jedoch auch zu einer Sprachverzögerung führen.
Das Beherrschen verschiedener Sprachen ist nicht nur für das Berufsleben von Vorteil, sondern bringt auch persönlich viele positive Aspekte mit sich. Dies ist mit Sicherheit auch der Grund dafür, dass sich immer mehr Eltern dazu entscheiden, ihre Kinder zweisprachig zu erziehen. Aber wie gelingt dies am besten?
In unserem Ratgeber möchten wir Ihnen zunächst die verschiedenen Methoden der bilingualen Erziehung vorstellen. Dabei werden wir Ihnen Tipps geben und mit Vorurteilen aufräumen. Daraufhin zeigen wir Ihnen die wichtigsten Vor- und Nachteile auf, die mit dieser Art der Erziehung verbunden sind. Zuletzt klären wir die häufigsten Fragen rund um das Thema bilinguale Erziehung.
Inhaltsverzeichnis
Durch die Globalisierung erhalten Sprachen einen neuen Stellenwert.
In einer multikulturellen Welt, die wir heute erleben, spielt das Erlernen von Sprachen eine bedeutende Rolle. Sprache und interkulturelle Erziehung ermöglichen es, mit anderen Menschen zu kommunizieren und somit andere Kulturen kennenzulernen. Zudem kann das Beherrschen einer weiteren Sprache mit besseren Jobaussichten verknüpft sein. Mittlerweile sprechen etwa 10% der Kinder in Deutschland eine weitere Muttersprache.
Aber auch im Hinblick auf die kognitiven Fähigkeiten weist die Mehrsprachigkeit viele Vorteile auf. Die Kinder sind häufig aufmerksamer und haben ein besseres Sprachbewusstsein. Wissenschaftler aus dem Bereich der Kinderpsychologie fanden außerdem in einer Studie heraus, dass Kinder, die bilingual aufwachsen, nicht nur auf Sprachstrukturen achten, sondern sich auch an der Melodie und dem Rhythmus der Wörter und Sätze orientieren.
Insgesamt gibt es zwei verschiedene Gruppen von zweisprachig aufwachsenden Kindern:
Während die Kinder der ersten Gruppe von Beginn an zwei Muttersprachen lernen, beginnt die zweisprachige Erziehung bei Kindern der zweiten Gruppe erst ab einem Alter von etwa drei Jahren. Ab wann ein Kind eine zweite Muttersprache lernt, hängt maßgeblich davon ab, ob es sich um zweisprachige oder einsprachige Eltern handelt.
Eine bilinguale Kindererziehung erfordert viel Konsequenz.
Eine zweisprachige Erziehung ist alles andere als leicht und mit viel Konsequenz verbunden. Grundsätzlich ist es wichtig, dass Sie die zweite Muttersprache, die Sie Ihrem Kind beibringen möchten, auch perfekt beherrschen. Schulenglisch reicht beispielsweise nicht aus, um Ihre Kinder zweisprachig zu erziehen.
Wenn beide Elternteile nur eine Muttersprache beherrschen, können Sie auch auf externe Personen oder Einrichtungen zurückgreifen. Am beliebtesten sind Au-Pair-Mädchen oder ein bilingualer Kindergarten.
Folgende Erziehungstipps gelten für alle Varianten der mehrsprachigen Erziehung:
Im Folgenden möchten wir Ihnen die verschiedenen Möglichkeiten aufzeigen, Kinder zweisprachig zu erziehen.
Dieses Prinzip ist die am häufigsten angewendete Methode. Dabei haben die beiden Elternteile unterschiedliche Erstsprachen. Die Mutter beispielsweise Deutsch, der Vater Englisch. Das bedeutet, dass die Mutter nur Deutsch mit dem Kind spricht, während der Vater auf Englisch kommuniziert.
Mit diesem Prinzip fällt es dem Kind besonders leicht zwischen den beiden Sprachen zu unterscheiden.
Es spielt natürlich keine Rolle, ob die Umgebungssprache die der Mutter oder die des Vaters ist. Die Umgebungssprache kann sogar eine ganz andere sein. In diesem Fall ist es auch möglich, das Kind dreisprachig zu erziehen.
Wenn die Elternteile unterschiedliche Erstsprachen haben, können sich die Eltern jedoch auch dazu entscheiden, nur eine dieser beiden Sprachen zu Hause zu sprechen. Dies macht besonders viel Sinn, wenn die Umgebungssprache die jeweils andere Sprache ist. So lernt das Kind zu Hause nur eine Sprache, während es in der Umgebung mit der anderen Sprache konfrontiert wird.
Eine Sprachförderung im Kindergarten kann hier besonders hilfreich sein, um die Umgebungssprache nicht zu vernachlässigen.
Achtung: Dies funktioniert natürlich nur, wenn der Elternteil, dessen Muttersprache eine andere ist, dennoch auf dieser Sprache kommunizieren kann.
In einem bilingualen Kindergarten lernen Kinder von Grund auf eine zweite Sprache.
Es gibt jedoch auch einsprachige Eltern, die möchten, die ihre Kinder zweisprachig erziehen möchten. Hierbei ist allerdings Vorsicht geboten. Wer die gewünschte zweite Sprache nicht perfekt beherrscht, kann diese dem Kind auch nicht ausreichend vermitteln. Schulenglisch kann in diesem Fall sogar kontraproduktiv sein, da Sie Ihrem Kind in diesem Fall Grammatikfehler und Vokabellücken mitgeben.
Daher ziehen Eltern häufig ein Au-Pair-Mädchen hinzu. Diese Person sollte jedoch einige Monate, besser sogar Jahre teil der Familie sein. Nur so können Sie sichergehen, dass zur zweiten Muttersprache ein intensiver Bezug besteht.
Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, einen bilingualen Kindergarten aufzusuchen. Bei dieser sogenannten Immersionsmethode bestimmt die neue Sprache den gesamten Tagesablauf in der Kita. In den meisten Fällen arbeiten die Einrichtungen auch hier mit dem Prinzip „eine Person – eine Sprache“. Dies ermöglicht es den Kindern, eine andere Sprache intensiv zu lernen, aber bei Problemen auf die erste Muttersprache zurückgreifen zu können.
Kinder, die zweisprachig aufwachsen, neigen eher zu Sprachverzögerungen.
Es bringt enorm viele Vorteile mit sich, Kinder zweisprachig zu erziehen. Ein erster positiver Effekt sind die größeren Chancen, die das Kind später im Berufsleben haben wird. Wer weitere Sprachen auf dem Niveau einer Muttersprache beherrscht, kann damit in seinem Lebenslauf punkten und zum Beispiel bei globalen Unternehmen glänzen.
Hinzu kommt, dass mehrsprachige Kinder ein größeres Selbstbewusstsein haben, anpassungsfähiger sind und mehr Toleranz gegenüber anderen Kulturen aufzeigen.
Weiterhin entwickeln sie ein besseres Sprachbewusstsein, sodass es ihnen leichter fällt, weitere Fremdsprachen zu erlernen.
Beachten Sie: Eine bilinguale Erziehung kann nur gelingen, wenn Sie konsequent bleiben und die Minderheitensprache mindestens 30% des Tages gesprochen wird.
Aber natürlich gibt es auch Nachteile, wenn Kinder mehrere Sprachen gleichzeitig erlernen müssen. So kann die bilinguale Erziehung beispielsweise Sprachverzögerungen oder Sprachmischungen mit sich bringen. Die Vermengungen entstehen dadurch, dass das Kind erst lernen muss, zwischen beiden Sprachen zu unterscheiden. Dieses Problem legt sich allerdings im Alter von vier bis fünf Jahren in den meisten Fällen von selbst.
Auch wenn einige Kritiker der Meinung sind, dass manche Kinder mit der Bilingualität überfordert sind, lässt sich dieses Vorurteil durch viele verschiedene Untersuchungen widerlegen. Die Entwicklung des Kindes wird dadurch keineswegs negativ beeinflusst.
Problematisch wird es hingegen, wenn das Kind anfängt, sich gegen das Erlernen einer der Sprachen zu wehren. Dies kann beispielsweise passieren, wenn das Kind aufgrund der Mehrsprachigkeit von anderen Kindern gemobbt oder ausgegrenzt wird. Diese Problematik tritt jedoch zum Glück nur sehr selten auf.
Im Folgenden haben wir die wichtigsten Vor- und Nachteile für Sie zusammengefasst:
Das Gehirn ist in der Lage, mehrere Sprachen gleichzeitig zu erlernen.
Natürlich können Sie Ihrem Kind auch mehr als zwei Muttersprachen mit auf den Weg geben. Die Kapazität des Gehirns ist keineswegs auf das Erlernen von zwei Sprachen begrenzt. Achten Sie allerdings verstärkt darauf, dass alle Sprachen ausreichend Anwendung finden.
Diese Frage lässt sich eindeutig mit „Ja“ beantworten. Kinder, die bereits im Kleinkindalter mit verschiedenen Sprachen konfrontiert werden, bekommen einen besseren Einblick in verschiedene Sprachsysteme. Sie entwickeln ein Bewusstsein dafür, dass verschiedene Sprachen auch unterschiedliche Strukturen aufweisen.
Je früher Sie damit beginnen, ihr Kind zweisprachig zu erziehen, desto besser kann Ihr Kind beide Sprachen erlernen. Durch eine kindgerechte Gestaltung führt dies keinesfalls zu einer Überforderung.
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