Ein Bewegungskindergarten setzt auf sportliche Betätigung. Das Ziel besteht darin, auf spielerische Art ein Verständnis für die Wichtigkeit der Bewegung zu vermitteln.
Die Räumlichkeiten sind ebenso wie der große Hof auf eine aktive Betätigung ausgelegt, allerdings gibt es auch Ruheräume als Rückzugsmöglichkeiten.
Für die Bezeichnung gibt es noch keine einheitlichen Standards. Allerdings verfügen die meisten Einrichtungen über entsprechende Zertifikate von Landessportverbänden.
Bewegung spielt im Alltag vieler Menschen nur noch eine untergeordnete Rolle. Die modernen Möglichkeiten des vielfältigen Fernsehprogramms, der verschiedenen Konsolen sowie des permanenten Zugangs zum Internet tragen zu mangelnder Bewegung bei.
Das Konzept des Bewegungskindergartens setzt genau an dieser Stelle an, um Kinder mittels verschiedener Bewegungsspiele darin zu unterstützen, ihre körperlichen Fähigkeiten auszuprobieren.
Inhaltsverzeichnis
Kinder erkunden ihre Umgebung im Gegensatz zu den meisten Erwachsenen mit allen Sinnen. Ein spitzer Stein ist daher ebenso von Interesse wie ein vorbeihüpfender Frosch oder ein Seil, das zum Klettern einlädt.
Die Körperwahrnehmung kleiner Kinder ist allumfassend, sodass sehr viel intensivere Gefühle bei der Bewegung entstehen als dies bei Grundschulkindern oder Jugendlichen der Fall ist.
Durch den Einsatz gezielter Bewegungsspiele lernen Kinder ihren Körper kennen und können ihre motorischen Fähigkeiten ausbauen. Im Rahmen des Spiels steht selbstverständlich nicht nur der Sport im Vordergrund, sondern auch die Förderung der sozialen Interaktion.
Im Gegensatz zur klassischen Kita finden sich in einem Bewegungskindergarten allerdings deutlich mehr Möglichkeiten, die das Krabbeln, Rennen, Springen oder Klettern erlauben. Sitzen hat im gesamten späteren Leben einen viel zu hohen Stellenwert und gehört daher zu den Aktivitäten, die es zu vermeiden gilt.
Die Erzieherinnen unterstützen die Kinder im Kindergarten dabei, dass gegebene Bewegungsangebot möglichst selbstbestimmt zu entdecken, um sich aktiv damit auseinandersetzen zu können.
Auf dieses erschreckende Ergebnis verweist das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Mit einer gezielten Bewegungserziehung lässt sich dieses Problem bereits in der Kita angehen.
Wesentlich komplizierter und zeitintensiver wird es hingegen, wenn sportliche Herausforderungen erstmals in der Grundschule auf dem Programm stehen.
Der Bewegungskindergarten unterscheidet sich nicht nur in seinem Konzept von anderen Einrichtungen. Vielmehr werden Sie auf den ersten Blick bereits erkennen, dass die Bewegung im Vordergrund steht.
Neben einem großen Außengelände mit einer umfassenden Spielanlage, die zahlreiche Spielmöglichkeiten sowie Trainingsgelegenheiten bietet, ist auch die Raumaufteilung der Kita auf Bewegung ausgelegt.
So finden Sie spezielle Aktivräume sowie Gelegenheiten, Entspannung zu suchen.
Das Raumkonzept zeichnet sich durch einige fest installierte Geräte sowie zahlreiche individuelle Gestaltungsmöglichkeiten aus.
So finden Sie beispielsweise eine Kletterwand mit Matten oder von der Decke hängende Seile, an welchen sich die Kindergartenkinder ausprobieren können. Ein kleiner Schwebebalken zum Balancieren bietet die Gelegenheit, den Gleichgewichtssinn zu fördern.
Um den Kindern jedoch möglichst viel Freiraum zu lassen, werden Sie in fast allen bewegten Kitas verschiedene Utensilien zum Ausprobieren finden. Dies sind beispielsweise:
Viele Bewegungskindergärten sind mit Fußbodenheizung ausgerüstet, damit die Kinder zumindest in den Innenbereichen barfuß umherlaufen können. Durch die natürliche Art der Bewegung soll die Greiffähigkeit der Füße erhalten bleiben und Haltungsschäden sollen minimiert werden.
Häufig gibt es enge Kooperationen, die es den Kindern des Bewegungskindergartens erlauben, eine angrenzende Sporthalle für eine gezielte Sportstunde zu nutzen.
Das Konzept des Bewegungskindergartens dient der Förderung der Gesundheit der Kinder. Es soll die Möglichkeit geschaffen werden, die eigenen Fähigkeiten zu entdecken.
Um die Umgebung möglichst umfassend erfahren und begreifen zu können, ist die Entwicklung verschiedener motorischer Fähigkeiten von essenzieller Bedeutung.
Dabei geht es im Bewegungskindergarten nicht um den Wettbewerb untereinander, wie dies in vielen Sportinternaten der Fall ist. Vielmehr ist der Fokus darauf gerichtet, dass auch schwächere Kinder sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten entwickeln können. Durch das gemeinschaftliche Erleben lernen jüngere oder weniger begabte Kinder von älteren und sehr sicheren Kindern, wie sie bestimmte Aufgaben meistern können. Das stärkt nicht nur die eigene Körperwahrnehmung.
Durch neuartige Sport-Ideen soll die Neugier der Kindergartenkinder gleichzeitig geweckt und befriedigt werden. Mit der Zeit erlangen die Kinder Vertrauen in ihre Fähigkeiten und können selbst sehr gut einschätzen, welchen Aufgaben sie bereits gewachsen sind und in welchen Bereichen sie Unterstützung benötigen.
Im Fokus der Entwicklung stehen die folgenden Grundfertigkeiten:
Zur Vermittlung der Fähigkeiten setzt das Konzept des Bewegungskindergartens vielfach auf Bewegungsparcours und greift auf Naturpädagogik zurück.
Kinder lernen daher aktiv verschiedene Möglichkeiten kennen, den eigenen Körper einzusetzen. Dabei steht zunächst das Krabbeln, danach das Gehen und später auch das Rennen auf dem Programm.
Zusätzlich erfahren Kinder im Bewegungskindergarten, wie sie hoch und weit springen, werfen oder einen Purzelbaum machen.
Bislang gibt es keine bundeseinheitlichen Regeln, an die sich Einrichtungen halten müssen, die sich Bewegungskindergarten nennen.
Es existiert keine Behörde, die die Einhaltung gewisser Standards überwacht. Jedoch fühlten sich die meisten Landessportverbände dazu verpflichtet, Zertifikate auszustellen und so klarzustellen, dass sie den jeweiligen Bewegungskindergarten anerkannt haben.
In NRW finden Sie auf der folgenden Website eine Übersicht über anerkannte Bewegungskindergärten mit dem Pluspunkt Ernährung.
Die Initiative der Landesregierung NRWs sowie der gesetzlichen Krankenkassen arbeitet aktiv mit dem Landessportbund zusammen.
Die bewegte Kita bietet viele Vorteile. Wie jedes Konzept existieren jedoch auch Nachteile, die nicht verschwiegen werden sollen.
Der Bewegungskindergarten verfolgt ein ähnliches Konzept. Die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten ist ein wichtiger Bestandteil beider Konzepte. Im Gegensatz zum Waldkindergarten, steht die Natur jedoch weniger stark im Zentrum.
Das wichtigste Unterscheidungskriterium ist sicherlich, dass jeder Bewegungskindergarten über ein normales Gebäude verfügt, in welchem die Kinder auch im Winter oder bei schlechtem Wetter sportlichen Herausforderungen spielerisch nachgehen können.
Als Eltern müssen Sie das Konzept des Bewegungskindergartens befürworten. Dabei ist es selbstverständlich sinnvoll, wenn Sie Ihrem Kind auch in der Zeit zu Hause ein Vorbild in puncto Sport und Ernährung sind.
Das bedeutet jedoch keineswegs, dass Sie Ihr Kind nicht in einem Bewegungskindergarten anmelden können, sofern Sie sich selbst nicht sportlich betätigen.
Vielleicht liegt Ihnen gerade deshalb besonders viel daran, Ihrem Kind eine sportliche Perspektive zu eröffnen, weil Sie Ihrem Kind selbst keine solche bieten können.
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