Situationsorientierter Ansatz: Wie Sie Erfahrungen und Eindrücke Ihres Kindes zur Erziehung nutzen

   
von Kita.de Redaktion - letzte Aktualisierung:
Situationsorientiertes Konzept Kita
Was steht im Fokus des situationsorientierten Ansatzes?

Beim situationsorientierten Ansatz stehen die vergangenen Erfahrungen und Eindrücke der Kinder im Mittelpunkt. Die bestehende Erfahrungswelt des Kindes soll dazu genutzt werden, um emotional-soziale Kompetenzen aufzubauen.

Besteht ein Unterschied zum Situationsansatz?

Auch wenn sich die Begriffe stark ähneln, ist der Unterschied zwischen den beiden Ansätzen immens. Mehr dazu erfahren Sie hier.

Aus welchen Fachrichtungen geht der situationsorientiere Ansatz hervor?

Kenntnis über die Theorie hinter dem Ansatz ist für das Verständnis der Methode maßgeblich. So vereinen sich Einflüsse aus der Bildungsforschung, der Bindungsforschung und der Hirnforschung in diesem Konzept.

Auch wenn die Welt eines Kindes begrenzt ist, sind die Erfahrungen, die es macht schier unendlich. Stets prasseln neue Eindrücke und Situationen auf Ihr Kind ein. Beim Situationsorientieren Ansatz soll genau diese Erfahrungswelt Ihres Kindes reaktiviert und für die Erziehung in Kindertagesstätten genutzt werden. 

1. Die Themen der Kinder stehen im Mittelpunkt

Der Situationsorientierte Ansatz (S.o.A.) geht davon aus, dass die aktuellen Ausdrucksformen der Kinder (Spielverhalten, Verhalten, Malen, Sprechen, Bewegungen und Träume) aus zurückliegenden Ereignissen, Erfahrungen und Eindrücken resultieren. Dass die Gegenwart ein Abbild der Vergangenheit ist.

Deshalb, so die Schlussfolgerung des Situationsorientierten Ansatzes, entwickeln Kinder emotional-soziale Kompetenzen am besten, indem sie individuelle Erlebnisse und Erfahrungen verarbeiten und verstehen.

Situationsorientiertes Arbeiten unterscheidet sich maßgeblich von anderen Arbeitsweisen. In Kindergärten, die nach dem Situationsorientierten Ansatz arbeiten, stehen die Themen der Kinder im Mittelpunkt. Das, was die meisten Kinder beschäftigt, wird von den Erziehern in Projekten thematisiert. Reden beispielsweise viele Kinder über Neugierde, werden praktische Beispiele dafür gemeinsam gesucht, Lieder zu dem Thema ausgewählt, es wird darüber gesprochen, Märchen zum Thema erarbeitet und praktische Lebenssituationen integriert. Es laufen verschiedene Projekte parallel, wobei ein Projekt zwischen drei und neun Monaten dauert.

Dadurch, dass die Erfahrungen der Kinder die Themen im Kindergarten bestimmen, sollen künstliche, idealtypische Lernsituationen vermieden werden.

2. Achtung: Verwechslungsgefahr!

Situationsorientierte Erziehung

Das Situationsorientierte- Konzept eignet sich gut für die Entwicklung emotionaler Kompetenzen.

Der Situationsorientierte Ansatz ähnelt dem Situationsansatz. In beiden Konzepten sind die Biographien und Lebensbedingungen der Kinder, nicht die Sichtweise der Erwachsenen, Ausgangspunkt der frühpädagogischen Arbeit. Auch die Gestaltung der Kindergartenräume erfolgt in beiden Ansätzen zusammen mit den Kindern, und die Pädagogen sollen sich und ihr Handeln stets reflektieren.

Trotzdem gibt es Unterschiede zwischen den beiden Begrifflichkeiten „situationsorientierter Ansatz“ und „Situationsansatz“. Armin Krenz, Mitinhaber des außeruniversitären Instituts für angewandte Psychologie und Pädagogik in Kiel, hat den Situationsorientierten Ansatz in den 90er Jahren entwickelt und beschreibt den Unterschied zum Situationsansatz so: „Während der Situationsansatz einen didaktischen Schwerpunkt hat, geht es beim S.o.A. stärker um die Verarbeitung der Erlebnisse der Kinder.“ Beim Situationsansatz dagegen gehe es eher darum, das Kind auf die Zukunft vorzubereiten, indem mögliche Situationen durchgespielt werden, die noch gar nicht stattgefunden haben. Etwa: Was passiert, wenn die Oma eines Tages stirbt?

Im Situationsorientierten Ansatz dagegen werden erlebte Gegenwartssituationen nachbearbeitet, um die Kinder auf die Zukunft vorzubereiten. Die Verarbeitung des Erlebten soll die Kinder seelisch entlasten, damit sie sich in der heutigen, von Reizüberflutung geprägten Welt positiv entwickeln können.

3. Die Theorie hinter dem Anstaz

Grundlagen für den Situationsorientierten Ansatz sind Annahmen aus drei Fachrichtungen.

  • Die Bindungsforschung geht davon aus, dass Kinder emotional-soziale Kompetenzen, Wahrnehmungsoffenheit, Selbstannahme oder andere personale Kompetenzen über soziale Beziehungen aufbauen. Deshalb ist die Erzieherin im Situationsorientierten Ansatz vor allem Vorbild und Bindungspartnerin und gar nicht Lehrerin.
  • Laut Bildungsforschung, so Krenz, kann man Kinder nicht bilden, da eine nachhaltige Bildung immer nur durch Selbstbildung geschieht. Deshalb soll – laut Situationsorientiertem Ansatz – den Kindern vor allem Lebensfreude vermittelt werden, so dass das Kind sein Leben entwickeln möchte.
  • Krenz führt auch die Hirnforschung an, der zufolge Glücksempfinden für die Selbstbildung entscheidend ist. Durch Lebensfreude setzt sich ein Kind gerne mit Lebenseindrücken auseinander. Außerdem ist Wahrnehmungsoffenheit Voraussetzung dafür, dass Kinder sich gut auf das zukünftige Leben in dieser Welt vorbereiten. Und wenn Kinder offene Fragen und Erlebnisse nicht verarbeiten, mangelt es an Wahrnehmungsoffenheit, so Krenz.

Der Situationsorientierte Ansatz zählt zu den humanistischen Kindergarten Konzepten, geht daher von einem humanistischen Weltbild aus und vermittelt christliche Werte wie Dankbarkeit und Hilfsbereitschaft. Diese Werte werden praktisch in die Arbeit eingeflochten, ohne dass Kirche oder die Religion der Kinder eine Rolle spielt.

4. Weiterführende Literatur zum Thema

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