Giftige Lacke, verschluckbare Kleinteile, mögliche Langzeitschäden

Stiftung Warentest warnt vor schädlichem Holzspielzeug

Stiftung Warentest warnt vor schädlichem HolzspielzeugRobust, sicher, natürlich - Spielzeug aus Holz genießt den Ruf, unbelastet zu sein und wird von vielen Eltern der vermeintlich giftigen Plastik-Variante vorgezogen. Aber auch bei Holzspielzeug lauern Gefahren, wie aktuelle Untersuchungen der Stiftung Warentest nun belegen.

Die Stiftung untersuchte 30 Holzspielzeuge für Kinder bis zum dritten Lebensjahr und kam zu einem alarmierenden Ergebnis: Sieben Produkte fielen mit der Note „mangelhaft“ durch, neun schnitten lediglich „ausreichend“ ab, sechs bekamen die Note „befriedigend“. Nur acht erreichten im Test die Note „gut“.

Getestet wurden Bauklötze, Puzzle, Greifspielzeuge, Wagenketten sowie Schiebe- und Nachziehspielzeug.

Die Tester fanden vor allem gefährliche Substanzen in Lacken, Schnüren und Sperrholzplatten. Am häufigsten nachgewiesen wurden so genannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Formaldehyd, nitrosierbare Stoffe oder Organozinnverbindungen. Allesamt gefährliche Inhaltsstoffe, die in Spielzeug nichts zu suchen haben. Sie können Krebs erzeugen, das Erbgut verändern, das Immunsystem schwächen oder die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. In manchen Lacken wurden sogar mehrere Schadstoffe entdeckt. Kinder atmen sie ein und nehmen sie über Mund und Haut auf, wenn sie am Spielzeug lutschen, knabbern oder es einfach nur anfassen.
Das Gefährliche: Ob ein Spielzeug Schadstoffe enthält, kann man ihm nicht ansehen und nur selten riechen. Die Folgen der Vergiftung zeigen sich oft erst nach Jahren.

Weiterer Kritikpunkt: Zwei Spielzeuge hielten der gesetzlich vorgeschriebenen Schlagprüfung nicht stand. Es lösten sich veschluckbare Kleinteile vom Spielzeug. Im schlimmsten Fall könnten Kinder an ihnen ersticken.

Auch der vertrauenerweckende Hinweis „Made in Germany“ sei kein Garant für Sicherheit, warnte Hubertus Primus, Vorstand der Stiftung Warentest. Zwei der sieben mangelhaften Produkte stammen aus Deutschland.

Worauf Eltern achten sollten

Wer seine Kinder schützen will, sollte Spielzeug mit Prüfsiegel bevorzugen. Das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit wird von unabhängigen Instituten nach hohen Anforderungen vergeben und bietet mehr Schutz als das CE-Zeichen. Mit diesem versichern Hersteller lediglich, dass sie sich an europäische Vorgaben halten. Eine unabhängige Kontrolle findet nicht statt.

Weiterhin sind unlackierte Spielzeuge zu bevorzugen, da die Schadstoffe meist in den Lacken zu finden sind.

Das Spielzeug sollte vor dem Kauf geprüft werden: Wackeln, Ziehen, Riechen. Lösen sich Teile oder riecht das Spielzeug unangenehm, lässt man es lieber im Regal liegen. Gleiches gilt für scharfe Ecken und Kanten. Sie bergen ein hohes Verletzungsrisiko.

Die Stiftung Warentest steht mit ihrer Kritik an Holzspielzeug nicht alleine da. Erst vor wenigen Tagen warnte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) vor gesundheitsgefährdenden Weichmachern in Holzspielzeug. Die Prüfer von Bund und Ländern untersuchten Buntstifte aus lackiertem Holz und fanden in 21 Prozent der Proben Weichmacher, so genannte Phtalate.

Grenzwerte für Schadstoffe in Spielzeug oft zu hoch

Im Juli 2013 wurden die chemischen Anforderungen der EU-Spielzeug-Richtlinie um zusätzliche Substanzen erweitert.
Für viele Spezialisten sind die in der Bestimmung genannten Grenzwerte aber immer noch zu hoch.
Sie fordern Nachbesserungen vor allem für Schadstoffe, die als krebserzeugend, erbgutverändernd und fortpflanzungsgefährdend eingestuft werden. Die Grenzwerte seien für Kinder nicht angemessen, da sie wesentlich empfindlicher auf gefährliche Stoffe reagieren als Erwachsene.

Im aktuellen Test wurden die Grenzwerte aus der EU-Spielzeug-Richtlinie teilweise um das 30- bis 40-fache überschritten.

Hubertus Primus forderte Anbieter, Marktaufsicht und Politik zu einer besseren Qualitätskontrolle auf. Anzahl und Tiefe der Kontrollen seien derzeit offensichtlich nicht ausreichend: “Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass gerade Spielzeug die geltenden rechtlichen Anforderungen einhält.“ Die Politik müsse sich dafür einsetzen, dass die seit Juli 2013 geltenden neuen Anforderungen der EU-Spielzeug-Richtlinie weiter verschärft werden.

Der komplette Test „Holzspielzeug: Die Hälfte birgt Gefahren“ kann gegen Gebühr unter http://www.test.de/spielzeug eingesehen werden.