Leidet eine Schwangere unter Polyhydramnion, ist zu viel Fruchtwasser in der Gebärmutter vorhanden.
Dass zu viel Fruchtwasser vorhanden ist, kann entweder durch mütterliche Krankheiten, wie z.B. Diabetes mellitus oder durch kindliche Störungen entstehen. In etwa neun von zehn Fällen wird jedoch keine konkrete Ursache gefunden.
Die Behandlungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig und richten sich nach der Art und der Ausprägung.
Sammelt sich zu viel Fruchtwasser im Bauch der werdenden Mutter kann dies Komplikationen mit sich bringen.
Aber wie gefährlich ist Polyhydramnion eigentlich? Heißt dies automatisch, dass es sich um ein großes Kind handelt? Und ist ein Kind behindert, wenn zu viel Fruchtwasser vorhanden ist?
In diesem Artikel erfahren Sie, worum es sich bei Polyhydramnion handelt, welche Ursachen verantwortlich sind und inwiefern eine Behandlung notwendig ist.
Inhaltsverzeichnis
Das Fruchtwasser ist für ein heranwachsendes Baby von großer Bedeutung. Es muss eine bestimmte Menge vorhanden sein, damit das Kind wachsen und sich gut entwickeln kann. Das Fruchtwasser erneuert sich etwa alle drei Stunden, wobei die Menge stets reguliert wird.
Durch Störungen in diesen Abläufen kann es jedoch dazu kommen, dass zu viel Fruchtwasser vorhanden ist. Während die normale Fruchtwassermenge um die 30. SSW 850 bis 1500 ml beträgt, spricht man bei einer Menge von über 2000 ml von Polyhydramnion bzw. Hydramnion. Polyhydramnion kommt nur selten, d.h. in knapp 1% der Schwangerschaften, vor.
Dabei kann eine zu hohe Menge an Fruchtwasser einige Komplikationen mit sich bringen. So kommt es häufiger zu einer Frühgeburt, vor allem wenn es sich zusätzlich um ein großes Kind handelt. Zudem ist häufiger ein Kaiserschnitt notwendig, da die hohe Menge an Fruchtwasser verhindert, dass sich das Kind in Richtung Becken bewegen kann.
Aber auch für das Kind kann zu viel Fruchtwasser Folgen haben. In einigen Fällen ist das Kind noch sehr klein und leicht, wenn es zur Welt kommt. Im schlimmsten Fall führt Polyhydramnion zum Kindstod.
Einen persönlichen Bericht über das Auftreten von Polyhydramnion sehen Sie in diesem YouTube-Video:
Die Ursachen für zu viel Fruchtwasser können sehr vielfältig sein. In vielen Fällen können Ärzte sogar keine konkrete Ursache feststellen. Hinsichtlich der Entstehung kommen zum einen mütterliche Krankheiten und zum anderen kindliche Erkrankungen in Betracht.
Zu den mütterlichen Krankheiten zählen:
Auch bei einer Mehrlingsschwangerschaft kann Polyhydramnion vermehrt festgestellt werden. Das liegt vor allem daran, dass es bei eineiigen Mehrlingsschwangerschaften zu einer Ungleichverteilung von Fruchtwasser kommen kann.
Da das Baby etwa ab der 14. SSW für die Erneuerung des Fruchtwassers zuständig ist, können auch kindliche Erkrankungen dazu führen, dass zu viel Fruchtwasser vorhanden ist.
Im Normalfall trinkt ein Kind eine gewisse Menge des Fruchtwassers und scheidet dies über den Harn wieder aus. Ist die Funktion eines der beteiligten Organe gestört, nimmt ein Baby weniger Fruchtwasser auf oder scheidet mehr aus, sodass der Fruchtwasserhaushalt aus dem Gleichgewicht gerät. Verantwortlich können eine Behinderung (wie z.B. das Down-Syndrom), Magen-Darm-Störungen oder neurologische Erkrankungen sein.
Um Fehlbildungen oder Chromosomen-Abweichungen frühzeitig festzustellen, kann eine Fruchtwasseruntersuchung durchgeführt werden. Diese kann jedoch auch zu Komplikationen führen. Sind Sie unsicher, was Sie tun sollen, können Sie auch eine Schwangerschaftsberatungsstelle aufsuchen.
Bei einem Großteil der werdenden Mütter wird Polyhydramnion in einer normalen Vorsorgeuntersuchung mittels Ultraschalls festgestellt. Hat der Arzt die Vermutung, dass zu viel Fruchtwasser vorhanden ist, wird er dies durch genaue Messungen untersuchen.
Folgende Werte werden dabei ermittelt:
Aber es treten oftmals auch Symptome auf, die auf dieses Problem hindeuten können. So leiden betroffene Frauen in der Schwangerschaft häufig unter Ziehen im Unterbauch, starkem Bauchspannen, vorzeitigen Wehen, Schwindel oder Atembeschwerden, wenn sie zu viel Fruchtwasser haben. Ein weiteres Anzeichen ist ein zu großer Bauch für die jeweilige Schwangerschaftswoche.
Suchen Sie daher bei Beschwerden unbedingt Ihren Gynäkologen auf.
Wichtig ist, dass Sie sich nicht zu viel Stress machen, wenn Sie erfahren, dass in der Gebärmutter zu viel Fruchtwasser vorhanden ist. In vielen Fällen sind die Auswirkungen gar nicht so gefährlich wie Sie vielleicht denken.
Polyhydramnion muss auch nicht immer zwangsläufig behandelt werden, da es sich von alleine zurückbilden kann. Ärzte empfehlen Schwangeren, sich in dieser Zeit so viel wie möglich auszuruhen. Aus diesem Grund werden Sie daraufhin auch krankgeschrieben.
Da zu viel Fruchtwasser jedoch auch Komplikationen mit sich bringen kann, ist es in einigen Fällen sinnvoll, eine entsprechende Behandlung einzuleiten. Dabei kommen je nach Ausprägung verschiedene Möglichkeiten in Betracht.
Eine Behandlungsmöglichkeit ist die Gabe von Medikamenten. Diese tragen dazu bei, dass sich die Gebärmutter entspannen kann und vorzeitige Wehen verhindert werden. Durch die Tabletten wird das Baby außerdem dazu angeregt, mehr Fruchtwasser zu trinken.
Ist Diabetes mellitus für die erhöhte Menge an Fruchtwasser verantwortlich, muss der Blutzuckerspiegel eingestellt werden.
In schwereren Fällen ist eine Punktion der Fruchtblase notwendig. Dabei kann ein Teil des Fruchtwassers nach außen abgeleitet werden. In fortschreitendem Stadium führt kein Weg an einer künstlich eingeleiteten Geburt vorbei, um Mutter und Kind zu schützen.
Tipp: Haben Sie und Ihr Partner nach der Geburt dieses Kindes noch einen weiteren Kinderwunsch, sollten Sie vorab mit Ihrem Gynäkologen darüber sprechen, inwieweit Risiken bestehen
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