Um einen Zehenspitzengang handelt es sich dann, wenn ein Kind nicht mit dem gesamten Fuß, sondern nur mit dem Vorderfuß auftritt. Oftmals tritt dieses Problem nur vorübergehende auf und verschwindet nach einigen Monaten von selbst.
Bei den meisten Zehenspitzengängern (52%) tritt das Problem familiär gehäuft auf. Bei einigen Kindern handelt es sich um eine angeborene Muskelverkürzung.
Bleiben die Probleme jedoch über einige Zeit bestehen, sollten Eltern die Ursachen bei einem Arzt abklären lassen. Gängige Therapien bestehen aus Physiotherapie, speziellen Übungen und Pyramideneinlagen.
Wenn Kinder ihre ersten Schritte machen, ist dies eine ganz besondere Zeit für die ganze Familie. Viele Eltern sind jedoch unsicher, wenn ihr Kind nur auf den Vorderfuß tritt und die Ferse beim Gehen in der Luft bleibt. In diesem Fall handelt es sich um den sogenannten Zehenspitzengang.
Der Zehenspitzengang ist die häufigste Ganganomalie, die bei Kindern auftritt. Das Kind läuft nur auf den Zehenspitzen, sodass die Fußsohle nicht abgerollt werden kann. Die Ursachen sind noch weitestgehend ungeklärt.
Inhaltsverzeichnis
Bei den ersten Gehversuchen setzen viele Babys zunächst nur den Vorderfuß auf.
Kinder, die zu laufen beginnen, sind noch sehr unsicher, wie sie den einen Fuß vor den anderen setzen sollen. Daher kommt es bei vielen Babys vor, dass sie lediglich auf dem Vorfuß auftreten. Mit der Zeit lernen die meisten Kinder jedoch ganz von selbst, dass sie die gesamte Fußsohle beim Laufen einsetzen können. Spätestens in einem Alter von 2 Jahren sollte das Kind in der Lage sein, auf dem ganzen Fuß aufzutreten.
Bei einigen Kindern bleibt das Problem jedoch bestehen, sodass sich bei etwa 5% der Kinder im Vorschulalter ein Zehenspitzengang zeigt. Das Kind läuft auf den Zehenspitzen, wobei die Zehen jedoch flach auf dem Boden aufliegen.
Während einige Kinder den Zehenspitzengang schon bei den ersten Gehversuchen anwenden, ist das Gangbild von anderen Kindern zunächst unauffällig. Daraus lässt sich schließen, dass sich die Ganganomalie auch noch in den Folgejahren entwickeln kann.
Insgesamt lassen sich folgende drei Typen unterscheiden:
Eine interessante Theorie zum aufrechten Gang sehen Sie in dem folgenden Video:
Kinder, die unter Typ I leiden, haben eine angeborene verkürzte Wadenmuskulatur.
Warum ein Kleinkind einen Zehenspitzengang aufweist, ist immer noch nicht vollständig geklärt. Bei den meisten Kindern gibt es keine nachweisbaren Ursachen. Daher sprechen Mediziner von einem habituellen (gewohnheitsmäßigen) oder idiopathischen (unbekannte Ursache) Zehenspitzengang.
Bei Typ I entsteht die Ganganomalie dadurch, dass die Wadenmuskulatur verkürzt ist. Der Zehenspitzengang setzt in diesem Fall zumeist erst ab dem 4. bis 7. Lebensjahr ein. Aber auch bei Typ II und Typ III scheint es genetische Ursachen zu geben. Allerdings beginnt der Zehenspitzengang direkt mit Beginn des Laufens.
Bei Typ I ist ein normaler Gang zumeist nicht möglich. Das Kind läuft auf Zehenspitzen, weil die Muskeln der Achillessehne so stark verkürzt sind, dass ein Auftreten auf der gesamten Fußsohle beeinträchtigt ist.
Sind Kinder von Typ II betroffen, ist ein Auftreten auf dem ganzen Fuß in der Regel möglich, aber nur dann, wenn die Hüfte nach außen gedreht wird. Beim situativen Zehenspitzengang (Typ III) können die Kinder im Regelfall normal laufen. Kommt es jedoch zu einer Situation, in der die Kinder gestresst sind, kehren sie unterbewusst zum Zehenspitzengang zurück. Die betroffenen Kinder haben zudem oft Probleme mit der Konzentration.
Der Zehenspitzengang ist auch als eigenständige Krankheit gemäß ICD-10 anerkannt. Die Beschreibung des ICD-Codes finden Sie hier.
Wenn Ihr Baby länger als drei Monate lediglich auf dem Vorderfuß läuft, sollten Sie die Ursachen unbedingt bei einem Arzt abklären lassen. In diesem Fall kann eine Behandlung notwendig sein.
Der Arzt wird zunächst danach fragen, ob es bereits ähnliche Fälle in der Familie gab. Daraufhin findet eine körperliche Untersuchung statt. Dabei wird das Gangbild analysiert und der Gleichgewichtssinn getestet. Bei Verdacht auf andere Erkrankungen werden zusätzlich neurologische Tests durchgeführt.
Sobald der Arzt festgestellt hat, welche Ursachen zu dem Zehenspitzengang führen, kann eine entsprechende Therapie veranlasst werden.
Nur in sehr seltenen Fällen sind geistige Behinderungen oder Autismus für den Zehenspitzengang verantwortlich.
In der Physiotherapie geht vor es allem darum, die Achillessehne zu dehnen.
Die Chance, dass sich das Problem von selbst erledigt, ist beim Zehenspitzengang sehr hoch. Bei etwa 50% der betroffenen Kinder verliert sich die Gangstörung bis zum Grundschulalter.
Kinder, die einen Zehenspitzengang aufweisen, werden in aller Regel an einen Orthopäden überwiesen. Die Behandlung richtet sich natürlich immer nach der Ursache. Besteht der Zehenspitzengang aufgrund anderer Erkrankungen, müssen diese zunächst therapiert werden.
Da eine Verkürzung der Wadenmuskulatur ein häufiger Grund für den Zehenspitzengang ist, ist die Physiotherapie eine beliebte und bevorzugte Behandlungsform. Durch spezielle Übungen wird die Beweglichkeit des Sprunggelenks, der Knie und der Hüften geschult. Da die Kinder häufig auch unter einem Hohlkreuz leiden, sind zumeist weitere physiotherapeutische Maßnahmen notwendig.
Zur Beseitigung der Fußfehlstellung können zudem Gipsverbände, Schienen oder Orthesen eingesetzt werden. Des Weiteren gibt es Pyramideneinlagen, die von dem Orthopäden David Pomarino speziell für den Zehenspitzengang entwickelt wurden. Diese geben Halt und sorgen dafür, dass die Bänder und Muskeln in eine normale Stellung kommen.
Bei Konzentrationsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten kann hingegen eine Ergotherapie zum Erfolg führen.
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