Immer wieder kommt es in Deutschland zu Fällen von einer durch Zecken übertragenen Hirnhautentzündung bei Kindern. Um dieses Risiko einzudämmen, bietet sich eine Zeckenimpfung für Kinder an. In unserem Artikel zeigen wir Ihnen, was es mit der FSME-Impfung auf sich hat, wann eine solche Zeckenschutzimpfung in Betracht kommt und wie effektiv der Zeckenschutz ist.
Inhaltsverzeichnis
Leider fehlt es bislang an einer generellen Zeckenimpfung für Kinder. Vielmehr bezieht sich eine solche FSME-Impfung auf die Frühsommer-Meningoenzephalitis. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist die Abkürzung FSME geläufig bzw. der Begriff der Hirnhautentzündung.
Leider übertragen Zecken jedoch viele weitere Krankheiten, sodass kein umfassender Schutz gegenüber einem Zeckenbiss bei Kindern besteht. FSME ist allerdings die bekannteste und gravierendste Infektion, die durch Zecken übertragen wird. Im Gegensatz zu Erwachsenen leiden Kinder jedoch in aller Regel unter weniger ausgeprägten Symptomen.
Typisch sind:
Wird der Zeckenbiss nicht erkannt, kommt es häufig zu einer Verwechslung mit einer Grippe. In aller Regel bessern sich die Symptome nach einigen Tagen wieder.
Der weitaus problematischere Teil der FSME-Erkrankung tritt bei deutlich weniger Menschen (etwa 25 % aller Kinder) auf. Im weiteren Verlauf kommt es dabei zu einer Hirnhautentzündung.
Diese macht sich durch extreme Kopfschmerzen sowie eine starke Nackensteifigkeit und Erbrechen bemerkbar.
Auch wenn die Erkrankung in den meisten Fällen ohne bleibende Schäden ausheilt, kommt es bei etwa 2 bis 3 % aller erkrankten Kinder zu Langzeitschäden.
Im schlimmsten Fall sind Nerven- und Hirnschäden sowie Lähmungen möglich.
Immer mehr Zecken hierzulande sind mit dem Erreger der Borreliose infiziert. Im Gegensatz zu dem FSME-Virus, welches lediglich einen kleinen Teil aller Zecken betrifft, sind die Zahlen der Zecken, die Borreliose übertragen, erschreckend hoch.
Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 5 bis 35 % aller Zecken als Überträger von Borreliose infrage kommen. Zu einer Übertragung der Krankheit kommt es allerdings nur dann, sofern die Zecke genügend Zeit hat, sich festzusaugen.
Erst im Anschluss kommt es zu einer Entleerung des Darms, bei welcher Borrelien auf den Menschen übertragen werden können.
Das Zeitfenster variiert und liegt in etwa bei 4 bis 36 Stunden. Je früher eine Zecke als entdeckt wird, desto geringer ist das Risiko, dass sich Ihr Kind mit Borreliose ansteckt. Das FSME-Virus kann hingegen unmittelbar übertragen werden.
Eine tatsächliche Erkrankung ist mit etwa einem Prozent jedoch relativ selten.
Achtung: Bildet sich ein roter Kreis um den Zeckenbiss, kontaktieren Sie einen Arzt. Als Sicherheitsmaßnahme werden in aller Regel Antibiotika verordnet, um den Ausbruch der Krankheit zu verhindern.
Es wird davon ausgegangen, dass jede 20. Bis jede 1000. Zecke in Risikogebieten als Überträger von FSME in Betracht kommt.
Aufgrund des vergleichsweise geringen Infektionsrisikos und der möglicherweise auftretenden Komplikationen im Rahmen einer FSME-Impfung ist diese nicht gänzlich unumstritten.
Im Jahr 2018 kam es laut Angaben des Robert-Koch-Instituts zu 584 gemeldeten FSME-Fällen in Deutschland. In Anbetracht der Bevölkerungszahl von etwas über 80 Millionen ist das Ansteckungsrisiko also überschaubar. Allerdings müssen Sie an dieser Stelle berücksichtigen, dass längst nicht jede Erkrankung gemeldet wird und damit in der Statistik auftaucht.
Grundsätzlich können Kinder bereits ab einem Jahr eine Zeckenimpfung bekommen. Da es bei kleinen Kindern (unter drei Jahren) allerdings in etwa 15 % aller Fälle zum Auftreten von teils hohem Fieber kommt, sollte eine Zeckenimpfung nur dann erfolgen, wenn Sie sich häufig im Freien in FSME-Risikogebieten aufhalten.
Tipp: Ab wie viel Jahren eine Zeckenimpfung für Kinder in Betracht kommt, besprechen Sie idealerweise mit Ihrem Hausarzt. Im Zweifel wird ein Arzt vom Impfen bei kleinen Kindern eher abraten und eine Zeckenimpfung für Kinder ab einem Alter von etwa drei Jahren empfehlen.
Sofern Sie sich dazu entschlossen haben, den Zeckenschutz für Ihre Kinder zu erweitern und eine FSME-Impfung nutzen möchten, planen Sie etwa 9 bis 12 Monate ein, um den kompletten Impfschutz zu erreichen. Um den höchstmöglichen Schutz vor einer Erkrankung zu erreichen benötigen Sie und Ihre Kinder insgesamt drei Impfungen.
Für die Impfung gilt folgender Abstand:
Tipp für Kurzentschlossene: Bereits nach zwei Impfungen besteht ein 98-%iger Impfschutz. Zudem besteht die Möglichkeit einer Schnellimpfung, bei der sich ein solider Schutz bereits nach etwa drei Wochen erreichen lässt.
Bis vor einigen Jahren galten vor allem die südlichen deutschen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg sowie die Nachbarländer des Baltikums als FSME-Risikogebiete.
Zunehmend finden sich allerdings auch infizierte Zecken mit dem FSME-Virus in Teilen Hessens, Sachsens, Thüringens, Rheinland-Pfalz, dem Saarland sowie in Bremen.
Generell haben es Zecken oberhalb von 1000 m schwer, zu überleben. Aufgrund der zunehmend wärmeren Winter ändert sich diese Grenze jedoch stetig und es kommt auch im Allgäu oder anderen höher gelegenen Gebieten Deutschlands zu einem erhöhten Zeckenvorkommen.
Eine aktuelle Karte aller FSME-Risikogebiete innerhalb Deutschlands finden Sie hier auf der Website des Robert-Koch-Instituts.
Es existieren zwar einige Mittel gegen Zecken. Diese bieten allerdings oftmals nur einen schlechten Schutz vor Zeckenbissen.
Um sich beim Wandern oder Radfahren besonders zu schützen, achten Sie auf lange Socken und festes Schuhwerk.
In aller Regel kommen Zecken vor allem in Wiesen sowie im Unterholz vor. Kinder sind daher beim Herumtollen auf der Wiese, insbesondere wenn diese seit längerem nicht gemäht wurde, eher gefährdet.
Helle Sachen erleichtern die Suche nach Zecken auf der Kleidung. Zudem sollten Sie Ihre Kinder nach einem längeren Aufenthalt in der freien Natur gründlich auf Zecken absuchen. Hat sich eine Zecke bereits festgesaugt, sollten Sie diese mit einer Zeckenzange schnellstmöglich entfernen.
Wie Sie eine Zecke entfernen, sehen Sie in unserem separaten Artikel.
Tipp: Zu einer guten Reiseapotheke gehört auch eine Zeckenzange, sodass sich auch im Urlaub oder unterwegs eine Zecke gut entfernen lässt.
Nein, eine solche nachträgliche FSME-Impfung ist nicht zu empfehlen. Ein ausreichender Schutz besteht lediglich bei einer vorherigen Impfung.
Grundsätzlich ist die Krankenkasse nicht verpflichtet, die Kosten zu übernehmen. In Risikogebieten werden diese allerdings im Regelfall erstattet.
Möchten Sie sich hingegen lediglich für den Urlaub absichern, so tragen Sie die Kosten meist selbst. Im Zweifel lohnt es sich jedoch bei Ihrer Krankenversicherung nachzufragen.
Lokale Hautreaktionen sowie leichte Erkältungssymptome treten relativ häufig auf, sind allerdings harmlos und nach einigen Tagen wieder verschwunden. In Ausnahmefällen kann es, wie bei jeder Impfung, zu schweren Nebenwirkungen kommen. Dies betrifft allerdings vorwiegend Erwachsene. Kinder unter drei Jahren neigen zu Fieber, sodass eine Impfung gut überlegt werden sollte.
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