Vorstellungskraft ist notwendig für Problembewältigung und empathisches Handeln im Alltag.
Spiele die Kreativität und Geschicklichkeit fordern sowie Rollenspiele setzen wertvolle Impulse. Aber auch der Freiraum beim Spielen ist wichtig.
Im Gegenteil. Ein Überangebot an Spielsachen wirkt ablenkend und kann es schwieriger machen, etwa die bildliche Vorstellungskraft zu trainieren.
Die eine hat’s, der andere nicht? Ein hohes Maß an Vorstellungskraft gilt oft als etwas, das Kindern ganz arbiträr mit die in die Wiege gelegt wird. Ein Funke an Kreativität, der zwar genährt, aber nicht entfacht werden kann. Doch so einfach ist der Sachverhalt natürlich bei Weitem nicht. Zwar fällt manchen Kindern die Aufnahme von imaginativen Impulsen einfacher als anderen, dennoch lässt sich die Vorstellungskraft für jedes Kind trainieren und stärken.
Insbesondere die Wahl des richtigen Spielzeugs soll in diesem Ratgeber maßgeblich behandelt werden. Wir zeigen auf, durch welche Anregungen Sie Ihrem Kind eine Stütze bieten, um die Vorstellungskraft von frühem Alter an zu steigern.
Inhaltsverzeichnis
Sicher, Kreativität ist bei Kindern fast immer gerne gesehen, doch beschränken sich die Ausläufer der Vorstellungskraft bei weitem nicht darauf, fantasievolle Narrative zu entwickeln. Die Imagination ist der Schlüssel für eine ganze Reihe an Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ein Kind für die Bewältigung des Alltags benötigt.
So ist sie zum Beispiel der Schlüssel für die Verarbeitung von Sinneswahrnehmungen. Unsere Sinne senden in jedem Moment unzählige Informationen an unser Gehirn, die uns vollkommen überfordern würden, wenn wir sie alle aktiv aufnähmen.
Die Vorstellungskraft hilft dabei, alles für uns überschaubar zu machen, einige Informationen praktisch „auszusortieren“ – doch das ist nicht alles. Zudem ist sie nämlich unentbehrlich darin, Lücken in den Informationen zu schließen oder Unebenheiten zu glätten. Denn was wir wahrnehmen ist nicht gleich das, was auch bei uns ankommt.
Manche Menschen sind nicht dazu in der Lage, sich Dinge bildlich vorzustellen. Bei dieser seltenen, als Afantasie bekannten Einschränkung lässt sich die bildliche Vorstellungskraft nicht trainieren, da Betroffene mental oft aktiv keine Bilder über Erinnerungen oder Fantasie abrufen können.
Viele Vorgänge, die wir als synchron empfinden, sind es in der Wirklichkeit gar nicht. Klatscht jemand in die Hände, erreichen uns die Schallwellen später als das Licht, sprich die visuellen Informationen sind zuerst vorhanden. Dennoch ist das Klatschgeräusch und das Aufeinanderschlagen der Hände für uns synchron. Die Vorstellungskraft kombiniert beide Informationen, unsere Wahrnehmung wirkt „vollständig“.
Auch beim abstrakten Denken ist die Imagination zentral. Hier wird sich beim Denkprozess von gewissen Einzelheiten losgelöst, um etwas allgemeiner darzustellen. Die Imagination zu trainieren ist also auch für die Problemlösung im Alltag besonders wichtig.
Und schließlich ist die Empathie zu nennen, die für viele eine der begehrtesten Eigenschaften an Mitmenschen ist. Das Fundament der Empathie liegt darin, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Eine geschulte Vorstellungsfähigkeit macht es uns leichter, mitfühlend zu agieren.
Obgleich Möglichkeiten bestehen, die Vorstellungskraft aktiv zu trainieren, lässt sich auch passiv beim Spielen bereits viel erreichen. Beim Kauf von Spielwaren für Kinder sollten Sie nicht nur auf Unterhaltung und Spannung achten, sondern gezielt nach Spielsachen zu suchen, die dazu beitragen können, die Vorstellungskraft zu stärken.
Spielwaren gibt es in jeder vorstellbaren Art, Farbe und Größe. Sie sprechen, blinken, bellen und piepen. Manche sind Aushängeschilder für aktuelle Franchise, andere sind Evergreens, die Jahrzehnte, manchmal Jahrhunderte unverändert überstanden haben. Hier die Übersicht nicht zu verlieren ist schwierig, und einzuordnen, was für die Entwicklung von Kindern nützlich und was schädlich ist, noch viel schwieriger.
Denn Kinder sind unterschiedlich und laut und bunt entspricht nicht automatisch einer schlechteren Wahl als Puzzlespiele oder Holzbaukästen – solange die Balance stimmt.
Dass Vorstellungskraft gut zu trainieren ist durch kreative Aktivitäten, mag vielleicht keine Überraschung sein. Dennoch bleibt die Freiheit mit dieserart Spielsachen – Legos, Malstiften, Holzblöcken – ein wunderbarer Raum für Kinder zur Entfaltung.
Auch für die Konzentrationsfähigkeit können derartige Aktivitäten Wunder verrichten. Denn anders als bei vielen anderen Spielsachen gibt es hier oft ein direktes Ziel, die Spielsachen werden daher nicht so schnell wieder beiseite gelegt.
In fremde Rollen zu schlüpfen hilft später viel dabei, sich empathisch in andere Menschen hineinzuversetzen. Daher ist das Spiel als Jedi-Ritter oder als Superheld gut für die soziale Intelligenz.
Besonders in der Interaktion mit anderen Kindern werden hier wertvolle Lektionen gelernt. Denn allein mag man noch der Mittelpunkt jeder Handlung sein, gemeinsam muss man sich arrangieren, damit jeder den Moment im Rampenlicht bekommt.
Die bildliche Vorstellungskraft zu trainieren ist nicht der einzige Ansatz. Auch die räumliche Vorstellungskraft zu trainieren zahlt sich aus. Dinge ineinander zu verschachteln und zu stapeln ist ideal, um das Verständnis über den eigenen Platz im Raum auszubilden. Ebenso wie die Feinmotorik ist das räumliche Verständnis eine Fähigkeit, die im Alltag ständig abgerufen wird.
Mikado oder andere Balancespiele kombinieren beides miteinander und helfen, eine visuelle Vorstellungskraft zu trainieren, die nicht direkt bildlich ist.
Tipp: Nicht nur die Spielsachen, auch die Spielorte sind wichtig für die Entwicklung der Imagination! Ein Szeneriewechsel, besonders in die Natur, regt die Fantasie an und setzt wertvolle Impulse.
Den unmittelbarsten Einfluss können Sie als Elternteile oder Erzieher durch die Quantität der Spielwaren nehmen. Am schädlichsten dafür, die Vorstellungskraft zu steigern, ist ein ablenkendes Überangebot an Reizen.
Wenn alles um ein Kind herum blinkt und tönt und Aufmerksamkeit fordert, bleibt kein Raum, um sich auf eine Sache ganz einzulassen, um die Fantasie treiben zu lassen. Freiheit ist zentral in der Findung von Imagination, sowohl räumlich als auch mental.
Das gilt auch für die Art der Spielwaren. Sind diese bereits zu „fertig“, besteht kein Anreiz mehr, selbst tätig zu werden. Ein Stofftier mit Stimme, mit vorbestimmtem Beruf, mit Charakter, kann nicht mehr gestaltet werden zu etwas, das Ihr Kind sich ausgedacht hat.
Schlussendlich ist es essentiell, Lücken zu lassen – und auch Langeweile zuzulassen! Kinder müssen und sollen nicht rund um die Uhr bespaßt werden. Freiräume können nur gefüllt werden, wenn sie auch zur Verfügung stehen.
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