Vitamine in der Schwangerschaft – welche sind notwendig?

   
von Redaktion - letzte Aktualisierung:
Welche Vitamine in der Schwangerschaft?
  • Eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen und Mineralien ist in der Schwangerschaft von ganz besonders großer Bedeutung.
  • Um den steigenden Bedarf an Nährstoffen für Mutter und Kind zu decken, empfiehlt sich in einigen Fällen die Ergänzung mit speziellen Präparaten.
  • Viele Ärzte raten zur Ergänzung von Folsäure, Jod und Eisen.

Viele Schwangere wollen ihren Kindern ganz besonders viel Gutes tun und achten daher nicht nur auf eine gesunde sowie ausgewogene Ernährung, sondern nehmen zusätzlich Nahrungsergänzungspräparate ein. Besonders Folat bzw. Folsäure und Eisen gelten, neben Vitamin B12 und D, als ganz besonders wichtig und werden in vielen Ratgebern zur Supplementierung empfohlen.

Doch überzeugen alle Nahrungsergänzungsmittel gleich gut oder besteht ein großer Unterschied zwischen Tabletten aus der Drogerie, Apotheke oder verschreibungspflichtigen Zusätzen?

In diesem Ratgeber erfahren Sie, welche Vitamine und Mineralstoffe essentiell für eine gesunde Schwangerschaft sind, in welchen Lebensmitteln sie enthalten sind und ob eine zusätzliche Ergäzung empfohlen wird.

1. Auf diese Vitamine sollten Sie während der Schwangerschaft besonders achten

1.1. Folat/Folsäure

schwangere frau beim arzt

Eine Ergänzung mit Folsäure wird bis zum 2. Trimester empfohlen und sollte danach allerdings eingestellt werden.

Wenn es mit dem Kinderwunsch zunächst nicht klappt, empfehlen Ärzte neben einer genaueren Untersuchung auch eine zusätzliche Einnahme von Folsäure, die das Risiko eines Neuralrohrdefekts und damit einer Behinderung des Kindes minimiert. Doch sprechen manche Ratgeber von Folsäure, andere hingegen von Folat. Was ist damit gemeint?

Bei Folat handelt es sich um ein wasserlösliches Vitamin, das an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt und für unseren Körper essentiell ist. Da es jedoch beim Kontakt mit Licht und Sauerstoff sehr schnell zerfällt, nehmen viele Menschen zu wenig davon durch die Nahrung auf, obwohl Folat in reichlich in grünem Salat, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Tomaten enthalten ist. Daher wurde im Labor ein gleichwertiger Ersatz hergestellt, die Folsäure. Da sie stabiler ist als das Folat, kann sie in Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzt werden. Mediziner empfehlen eine tägliche zusätzliche Einnahme von 400 µg Folsäure bei einem Kinderwunsch, und eine Tagesdosis von 600 µg während der ersten 13 Wochen der Schwangerschaft.

1.2. Vitamin B12

schwangere mit tabletten und apfel

Bis auf Folsäure und Jod sind Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere nur eingeschränkt empfehlenswert.

Neben Folat und Vitamin D ist Vitamin B12 bei sehr vielen Menschen nur mangelhaft im Körper vorhanden. Dabei ist es jedoch für die ein gesundes Nervensystem enorm wichtig und ein Mangel daran kann langfristige Schäden verursachen. Dies liegt daran, dass B12 nicht primär in Pflanzen oder Fleisch enthalten ist, sondern durch Bakterien hergestellt wird, die in den Därmen von Tieren oder auf bestimmten Pflanzen (Hülsenfrüchte) leben.

Durch Düngung mit Mist gelangt das B12 auf die Äcker und befindet sich dann in und auf den Pflanzen. Da unsere Lebensmittelkontrollen sehr streng sind und in den verarbeitenden Betrieben hohe Hygieneregeln herrschen, gelangt wenig von diesem wertvollen „Dreck“ überhaupt beim Endverbraucher oder beim Nutzvieh an. Daher wird in der Tierhaltung das Futter bereits mit einem künstlichen B12 versetzt. Da B12 in den Inneren Organen (besonders Leber und Niere) gespeichert wird, kann man es durch den regelmäßigen Verzehr dieser Produkte in den Körper aufnehmen.

Leber und Niere sind im Körper für den Abbau und Abtransport giftiger Stoffe verantwortlich, weshalb man beim Kauf auf eine sehr hohe Fleischqualität achten sollte, um keine Medikamentenrückstände oder andere Abbauprodukte mit zu konsumieren. Zudem sollten Schwangere besonders im 1. Trimester Leber meiden, da sie auch einen hohen Anteil an Vitamin A enthält, das in einer Überdosis das Kind schädigt. Vegetarier erhalten ihr B12 auch aus Eiern und Milchprodukten. Dennoch ist in vielen Fällen eine Ergänzung von B12 sinnvoll und sollte mit dem Arzt besprochen werden.

1.3. Vitamin B6

Ebenfalls wichtig für ein gesundes Wachstum der Nerven ist B6, das man vor allem in Fleisch und Fisch, aber auch in Vollkornprodukten, Kartoffeln, Avocados und Hülsenfrüchten findet. Da B6 durch die Nahrung optimal aufgenommen werden kann, muss es im Regelfall nicht supplementiert werden.

1.4. Vitamin D

Ein kritisches Vitamin für den Knochenaufbau, Stoffwechsel und das Immunsystem, das der Mensch nur in geringen Mengen durch die Nahrung aufnimmt und zu dessen Abbau er Sonnenlicht benötigt. Im Winter ist eine ausreichende Zufuhr dieses Vitamins in Nordeuropa nicht möglich, weshalb man über eine Ergänzung nachdenken sollte. Es ist in fettreichem Fisch, Eigelb und Pilzen vorhanden.

Achtung: Schwangere sollten ein zusätzlichen Präparat nur nach ärztliche Absprache einnehmen, da eine Überdosierung gefährlich für das Kind ist!

1.5. Vitamin A

Vitamin A ist wichtig für die Entwicklung der Lunge und kann problemlos durch die Nahrung aufgenommen werden, da besonders Karotten, Aprikosen, Kürbis und Spinat Carotinoide enthalten, aus denen der Körper Vitamin A selbst bilden kann.

Achtung: Auch hier sollten Schwangere von einer Supplementierung absehen, da ein Überschuss an Vitamin A besonders in der Frühschwangerschaft zu Fehlbildungen führt.

1.6. Vitamin C

Wenn man unter einer Erkältung leidet, greift man beinahe unbewusst nach Zitronen und Zitrusfrüchten, Kiwis und leckeren Beeren, denn in diesen Früchten ist besonders viel Vitamin C enthalten. Doch auch Paprika (vor allem rote/gelbe), Brokkoli und Spinat liefern dieses wichtige Vitamin, das besonders für unser Immunsystem und ein starkes Bindegewebe verantwortlich ist. Frauen benötigen im Verlauf der Schwangerschaft etwas mehr davon, aber zu Ergänzungspräparaten muss nicht gegriffen werden.

2. Diese Mineralstoffe sind in der Schwangerschaft besonders wichtig

2.1. Magnesium

Als Mittel gegen Muskelkrämpfe ist Magnesium bei Sportlern sehr beliebt. Auch während der Schwangerschaft steigt der Bedarf leicht an, da Magnesium für das Knochenwachstum überaus wichtig ist. Sie finden Magnesium vor allem in Nüssen, Sonnenblumenkernen und Vollkornprodukten und werdende Mütter müssen es im Regelfall nicht ergänzen. Sollten Sie jedoch unter Krämpfen leiden, sprechen sie dieses Thema bei Ihrem Arzt an.

2.2. Zink

Wichtig für ein starkes Immunsystem, den Stoffwechsel sowie eine gesunde Haut, findet sich Zink in Fleisch, Eiern und Milchprodukten, bzw. in pflanzlichen Lebensmitteln wie Haferflocken, Hülsenfrüchten, Nüssen und Sonnenblumenkernen. Die Versorgung steigt während der Schwangerschaft an.

Achtung: Eine Überdosierung kann zur Vergiftung führen!

2.3. Eisen

gruener schmoothie

Auch wenn die Popeye-Legende erwiesenermaßen nicht stimmt, gilt Spinat weiterhin als wichtige Eisen-Lieferant, vor allem für Veganer.

Besonders für die Blutbildung ist Eisen essentiell, weshalb menstruierende und schwangere Frauen einen erhöhten Bedarf daran haben. Es ist in Fleisch und Fisch sowie Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Spinat enthalten.

Obwohl sich in der Schwangerschaft der Eisenbedarf beinahe verdoppelt, ist nicht automatisch von einer zusätzlichen Ergänzung auszugehen. Von einer starken Supplementierung mit Eisen wird sogar abgeraten, da ein Überschuss gesundheitliche Schäden hervorrufen kann.

2.4. Jod

Jod ist in den meisten Speisesalzen enthalten und besonders für die richtige Funktion der Schilddrüse verantwortlich. Der Bedarf steigt in der Schwangerschaft an, sollte jedoch aus der Nahrung aufgenommen werden. Jod ist im jodierten Speisesalz enthalten sowie in Fisch und Milchprodukten.

Achtung: Auch eine Ergänzung mit Jod kann gesundheitsschädlich sein, insbesondere bei Präparaten aus Meeresalgen, die eine sehr hohe Jod Konzentration aufweisen. Dies gilt besonders für Frauen und Schwangere mit Schilddrüsenerkrankungen. Deshalb sollte pränatalen Kombinationspräparate ohne Jod eingenommen werden.

2.5. Kalzium

Für das Wachstum des Skeletts und die Festigkeit der Knochen bekannt, erhöht sich die empfohlene Zufuhr besonders im letzten Trimester der Schwangerschaft. Supplemente sind jedoch meistens nicht nötig, da der Bedarf an Kalcium durch Milchprodukte, Spinat, Brokkoli und versetztes Mineralwasser meistens gewährleistet wird.

3. Mehrkettige Omega-3-Fettsäuren

Für die Entwicklung des Gehirns und der Augen sind diese Omega-3-Fettsäuren extrem wichtig, die Schwangere vor allem durch Fisch zu sich nehmen. Hier empfiehlt sich Makrele, Hering oder Lachs. Für vegetarische oder vegane Schwangere kann eine Ergänzung mit DHA (Docosahexaensäure) sinnvoll sein, oder zusätzlich täglich ein Teelöffel Lein- oder Wallnussöl verzehrt werden.

Achtung: Der Verzehr von maritimen Raubfischen (Heilbutt, Aal, Thunfisch)  wird Schwangeren nicht geraten, da die Schwermetallbelastung (besonders Quecksilber) die EU-Normwerte um ein vielfaches überschreitet.

4. Die wichtigsten Vitamine in der Übersicht

Vitamine/Mineralstoffe Lebensmittel Ergänzungsempfehlung in der Schwangerschaft
Vitamin A Karotten, Aprikosen, Kürbis und Spinat Nein!
Vitamin B2 Fleisch, Fisch, Milch und Milchprodukte, Vollkornprodukte Brokkoli, Grünkohl, Hefe Nein
Vitamin B3 Fleisch, Fisch, Vollkornprodukte, Bohnenkaffee Nein
Vitamin B5 Rindsleber, Schweinefleisch, Eier, Milch, Haferflocken, Apfelsinen, Nüsse, Reis, Tomaten Nein
Vitamin B12 Rinds-. Kalbs-, Schweineleber, auch Leberwurst,  Eier und Milchprodukte Ja, nach ärztlicher Absprache
Vitamin B6 Fleisch, Fisch, Vollkornprodukte, Kartoffel, Avocado und Hülsenfrüchte Nein
Vitamin D fettreicher Fisch, Eigelb und Pilze ggf, nur nach ärztlicher Absprache
Vitamin E Pflanzliche Öle, Nüsse, Vollkornprodukte, Sojawurst Nein
Vitamin K2 Spinat, Brokkoli, grüner Tee, Vollkornprodukte, Tomaten, Kartoffeln, Spagel Nein
Folat/Folsäure grüner Salat, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Tomate Ja
Magnesium Nüsse, Sonnenblumenkerne und Vollkornprodukte Nein
Zink Fleisch, Eier, Milchprodukte, Haferflocken, Hülsenfrüchte, Nüsse und Sonnenblumenkerne Nein!
Eisen Fleisch, Fisch, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Spinat ggf. ja, nach ärztlicher Absprache
Jod jodiertes Speisesalz, Fisch und Milchprodukte Nein
Kalzium Milchprodukte, Spinat, Brokkoli und versetztes Mineralwasser Nein
Omega-3-Fettsäuren Makrele, Hering oder Lachs, Raps-, Walnuss-, und Leinöl ggf. ja, nach ärztliche Absprache

5. Nahrungsergänzungsmittel erhalten Sie in der Apotheke oder Drogerie

Grundsätzlich sollte eine zusätzliche Ergänzung immer mit einem Arzt oder Ernährungsberater abgesprochen werden, da eine Überdosierung, wie die Übersicht zeigt, gesundheitliche Probleme für die werdende Mutter und das Kind verursacht. In der Drogerie und der Apotheke kann man alle wichtige Vitamine und Mineralstoffe in unterschiedlichen Darreichungsformen (Brausetabletten, Kapseln, Tabletten, fest, flüssig, mit und ohne Gelantine)  von verschiedenen Marken (bspw. Doppelherz oder Abtei) erwerben. Ergänzt werden diese Präparate durch besondere pränatale Mittel wie Femibon und Elevit, die eine Kombination der relevanten Nährstoffe enthalten.

Die Stiftung Ökotest hat bekannte, erhältliche  Schwangerschaftsvitamine getestet und kam nur einem eher ernüchternden Ergebnis: Von den 17 Präparaten haben nur 4 ein gut erhalten, die übrigen 13 waren zumeist mangelhaft oder schlicht ungenügend. Inbesondere Kombipräparate enthalten oft deutlich mehr Inhaltsstoffe, sodass eine übermäßige Zufuhr leicht unbemerkt entstehen kann. Eine Übersicht über die Grenzwerte bestimmter Vitamine und Mineralstoffe können Sie auf der Seite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft einsehen.

Sollte bei Ihnen mithilfe einer Blutuntersuchung ein schwerwiegender Vitaminmangel festgestellt werden, fehlen  Ihrem Körper möglicherweise die nötigen Enzyme zur Aufspaltung der Nährstoffe. Ihr Arzt kann Ihnen in diesem Fall eine Vitaminspritze bzw. eine Infusion verabreichen.

6. Vitamin E-Öl gegen Schwangerschaftsstreifen

Dehnungsstreifen sind Narben im Hautgewebe, die durch Gewichtszu- bzw. Gewichtsabnahme, Schwangerschaft und Wachstum entstehen. Da diese Risse im Bindegewebe irreparabel sind, ist das einzig effektive Mittel gegen sie eine gute Vorbeugung: Ausreichend Bewegung, Wasser, Trockenbürsten und verschiedene Körperöle oder Cremes mit Vitamin E können den Streifen entgegenwirken. Jedoch spielt auch die genetische Veranlagung eine wichtige Rolle, sodass nicht jede Schwangere von einer tatsächlichen Wirkung der Öle berichten kann.

 

 

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