Jede dritte Frau wird erst nach mehr als einem Jahr schwanger – trotz Kinderwunsch, regelmäßigem Sex, keiner Verhütung und regelmäßigem Zyklus. Also keine Panik, wenn es nicht sofort klappt! Hier finden Sie Gründe für Unfruchtbarkeit beim Mann oder der Frau, ihre Häufigkeit und Tipps zur Therapie.
Inhaltsverzeichnis
Für die Unfruchtbarkeit gibt es viele unterschiedliche medizinische Definitionen. Das liegt vor allem daran, dass Unfruchtbarkeit ein vorübergehender Zustand sein kann. Nach der Weltgesundheitsorganisation (ICD 10) gilt ein Paar laut klinischer Definition dann als unfruchtbar, wenn die Frau innerhalb eines Jahres, in dem sie regelmäßig ungeschützten Sexualverkehr hatte, nicht schwanger geworden ist.
Weit verbreitet ist eine leichte Unfruchtbarkeit, wenn Paare mit Kinderwunsch und regelmäßigem, ungeschützten Geschlechtsverkehr nicht innerhalb von sechs Monaten schwanger werden. Davon sind etwa 20 Prozent aller Paare betroffen. Bei der Hälfte davon stellt sich aber innerhalb weiterer sechs Monate eine Schwangerschaft ein.
Rund 5 Prozent der Paare werden trotz regelmäßigem, ungeschütztem Sex auch nach zwei Jahren nicht schwanger. Dies kann die Beziehung sehr belasten und zu einem Trennungsgrund werden.
Ursache bei der Frau | Mögliche Gründe | Behandlung |
---|---|---|
Kein Eisprung | Fortgeschrittenes Alter, Unter- oder Übergewicht, Hormonstörung wie das PCO-Syndrom | Hormone checken, Hormontherapie |
Verklebte Eileiter | mögliche Spätfolge einer unerkannten Chlamydieninfektion | Chirurgischer Eingriff, künstliche Befruchtung |
Veränderungen der Gebärmutter | Myome, Endometriose, Verletzungen durch OP | Chirurgischer Eingriff, künstliche Befruchtung |
Sonstige Gründe | Stress, bestimmte Medikamente (z. B. Ibuprofen), Krankheit (z. B. Schilddrüsenunterfunktion), Folge nach Chemotherapie | Änderung der Lebenssituation, Absetzen von Medikamenten nach Rücksprache, künstliche Befruchtung |
Etwa vier von fünf Fälle (80%) können mit einem der oben genannten Gründe erklärt werden. Es gibt aber auch Fälle, in denen überhaupt keine konkrete Ursache identifiziert werden kann. Allgemein wirken sich Stress, Nikotin (Rauchen), Alkohol, Drogen und Umweltgifte negativ auf die Fruchtbarkeit aus. Daher ist eine gesunde Lebensweise und die Vermeidung von Stress eine wichtige Voraussetzung für einen Kinderwunsch. Auch alternative Heilmethoden wie z. B. Homöopathie können hierbei unterstützend wirken.
Während ein Mann theoretisch auch im höheren Alter Spermien mit guter Qualität produzieren kann, ist die Anzahl der Eizellen, die eine Frau hat, erblich bedingt. Sie können nicht nachproduziert werden, sondern sind bereits bei der Geburt angelegt. Allerdings herrscht kein Mangel – eine Frau besitzt etwa eine Million Eizellen, von denen bei Beginn der Pubertät noch etwa 300.000 vorhanden sind. Das Problem ist, dass während des Lebens einer Frau nur etwa 300 dieser Eizellen „springen“ und sich der Rest mit der Zeit zurückbildet.
Mit 30 nehmen sowohl Anzahl als auch Qualität der Eizellen ab, ab Mitte 30 schreitet dieser Prozess rapide voran. Dann sind drei bis fünf „taube“ Zyklen pro Jahr die Regel, also Zyklen, in denen überhaupt kein Eisprung stattgefunden hat. Die Zahl der Eizellen verringert sich übrigens unabhängig davon, ob die Antibabypille zum Einsatz kommt, bereits eine Schwangerschaft besteht oder gerade eine Hormonbehandlung durchgeführt wird. Auch eine gesunde Lebensweise und Ernährung können daran leider nichts ändern!
Tipp: Mit der Kombination zweier Tests lässt sich in etwa berechnen, wie viele Eizellen noch verfügbar sind und wie viele „fruchtbaren Jahre“ Ihnen also noch bleiben. Mit einem Ovarscore lässt sich mittels Ultraschall und einer Untersuchung der Eierstöcke die Anzahl der Follikel feststellen, also die angelegten Bläschen, die noch zu Eizellen reifen können. Mit einem Bluttest testen Ärzte in speziellen Kliniken außerdem den Spiegel des Anti-Müller-Hormons (AMH), der ebenfalls Aufschluss über die Fruchtbarkeit gibt. Eine sichere Aussage können allerdings auch diese Tests nicht machen, weshalb sie auch unter Reproduktionsmedizinern kritisch bewertet werden.
Chlamydien sind Bakterien aus der Familie der Chlamydiaceae. Die Geschlechtskrankheit, die gemeint ist, geht auf den Typ Chlamydia trachomatis Serotyp D-K zurück und wird bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr weitergegeben. Sie zählt in Deutschland und weltweit zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten. Da Chlamydien über die Schleimhäute in den Körper gelangen, sind potenziell (aber selten) auch Schmierinfektionen möglich. Bei der Geburt können sie von der Mutter an ihr Baby weitergegeben werden und zu Bindehaut- oder Lungenentzündungen führen.
Als typische Geschlechtskrankheit befallen die Bakterien Harnwege und Geschlechtsorgane und können unerkannt zu schwerwiegenden Komplikationen während einer Schwangerschaft führen oder eine Schwangerschaft gänzlich verhindern, da bei chronischem Verlauf die Eileiter verkleben.
Ursache beim Mann | Mögliche Gründe | Behandlung |
---|---|---|
Verminderte Spermienqualität | Äußere Einflüsse und Gründe, die in der Familie liegen (Genetik) | Änderung der Lebensumstände |
Erkrankungen der Prostata | Fortgeschrittenes Alter, Entzündung, Krebs | Chirurgischer Eingriff |
Verschluss der Samenleiter | Vasektomie, erblich bedingter Defekt, Entzündung | Chirurgischer Eingriff |
Die Spermienqualität kann durch zahlreiche Faktoren vermindert sein. Anzeichen dafür sind nur unter dem Mikroskop erkennbar: Ein Spermiogramm, eine Analyse der Ejakulatsqualität, gibt Aufschluss über Anzahl und Geschwindigkeit der Spermien.
Die Spermienqualität, also die Anzahl an Spermien und ihre Bewegungsfähigkeit, kann sowohl durch äußere Umstände als auch genetische Ursachen beeinflusst werden. Ärzte gehen davon aus, dass Nikotin einen relativ großen Einfluss auf die Qualität der Spermien hat. Rauchen ist daher als Risikofaktor anzusehen. Nicht zu unterschätzen ist Handystrahlung. Studien haben gezeigt, dass das nahe Tragen des Handys am Körper beziehungsweise Hoden zu einer abnormen Abnahme der Spermienanzahl und Qualität führt. Allerdings kann die schlechte Spermienqualität auch auf einen so genannten Hodenhochstand in der Kindheit zurückgehen.
Dabei ist der Hoden nicht im Hodensack, sondern im Bauchraum oder im Leistenkanal (Leistenhoden) angelegt. Eine Korrektur innerhalb des ersten Lebensjahres ist unbedingt nötig, da sich der Hoden ansonsten nicht richtig entwickeln kann und das Risiko einer Unfruchtbarkeit steigt.
Ein weiteres Problem sind veränderte Gefäße im Hoden, die – ähnlich wie Krampfadern – zu einer veränderten Umgebungstemperatur im Hoden führen und die Spermienqualität damit ebenfalls negativ beeinflussen. Übrigens: Auch sehr eng sitzende Hosen wie zum Beispiel Radlerhosen können sich auf die Spermienproduktion und damit die Qualität auswirken. Grund ist: Normalerweise haben Hoden eine um ca. 3 Grad reduzierte Temperatur (im Vergleich zum restlichen Körper. Durch den engen Sitz der Hosen werden sie jedoch zu sehr an den Körper gedrückt und bekommen dabei zu viel Körperwärme ab.
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