Obwohl zunehmend mehr Menschen mit ihm konfrontiert werden, ist es nach wie vor eine Art Tabuthema: Der unerfüllte Kinderwunsch. Ursachen des unerfüllten Kinderwunschs können vielfältig sein. Gerade das macht die Behandlung schwierig und langwierig.
Ob dabei von Anfang an, nach einer Fehlgeburt oder beim Wunsch nach einem zweiten Kind – ein unerfüllter Kinderwunsch trifft die Menschen hart. Für die Betroffenen beginnt eine große psychische Belastung mit vielerlei Auswirkungen. Das können beispielsweise Depressionen oder handfeste Identitäts- und Beziehungskrisen sein.
Wir zeigen unterschiedliche Ursachen und sowohl Behandlungsmöglichkeiten als auch Wege des Umgangs mit einem unerfüllten Kinderwunsch.
Inhaltsverzeichnis
Es scheint selbstverständlich, dass man die Entscheidung für ein Kind trifft und direkt ein Kind bekommt. Bei vielen Menschen ist genau das jedoch nicht der Fall.
Für den unerfüllten Kinderwunsch kann es immer verschiedene Ursachen geben.
Einige treffen die Entscheidung. Sie versuchen jahrelang schwanger zu werden, doch es will nicht klappen. Oder sie wünschen sich ein Geschwisterkind für ihr erstes Kind und versuchen es vergebens. Andere haben eine traumatische Erfahrung wie eine Fehlgeburt oder eine Totgeburt und wünschen sich nichts sehnlicher, als ein gesundes Baby in den Armen zu halten.
Die Entscheidung, ab wann man zum Arzt gehen sollte, können dabei nur die Betroffenen individuell treffen. Generell sollte man mit dem Frauenarzt über den Kinderwunsch sprechen sowie die Schwierigkeiten thematisieren.
Viele Frauenarztpraxen sowie Kliniken bieten eine sogenannte Kinderwunschsprechstunde an. Das bedeutet, dass die Ärzte sich bereits zu dem Thema fortgebildet haben. Entsprechend gut können sie ihre Patienten beraten.
Nur durch eingehende Untersuchungen beider Partner lässt sich am Ende möglicherweise eine Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch finden.
Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen liegt bei etwa 30 bis 40 Prozent der betroffenen Paare eine biologische Ursache bei einem der Partner vor.
In immerhin 20 Prozent der Fälle wird bei beiden Partnern eine eingeschränkte Fruchtbarkeit festgestellt.
Ein häufiger Grund ist eine Infektion mit Chlamydien in der Vergangenheit. Hierbei handelt es sich um eine bakterielle Entzündung, die durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen wird. Bei Frauen kann sie einen Eileiterverschluss und bei Männern eine Nebenhoden-oder Prostata-Entzündung verursachen.
Ursache für eine Fruchtbarkeitsstörung bei den Frauen kann eine hormonelle Störung sein. Die körperlichen Gründe für eine hormonelle Störung sind vielfältig vielfältig. So kann beispielsweise eine Schilddrüsenfehlfunktion die Vorgänge rund um den weiblichen Zyklus negativ beeinflussen.
Bei Frauen gelten organische Defekte oder Veränderungen der Eierstöcke, des Eileiters, des Gebärmutterhalses und der Gebärmutter als Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch. Ursächlich hierfür können vorangegangene Entzündungen in diesen Bereichen, Eileiterschwangerschaften sowie auch Operationen sein. In allen Fällen entsteht vernarbtes Gewebe.
Viele Frauen mit einer Fruchtbarkeitsstörung leiden zudem an einer Endometriose. Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut. Sie sorgt für eine weitreichende Vernarbung und Verdickung des Gewebes.
Bei Männern wird die Fruchtbarkeit logischerweise über das Sperma getestet. Ist die Fruchtbarkeit des Mannes geringer, handelt es sich um ein eingeschränktes Spermiogramm. Im Sperma sind nicht ausreichend intakte und bewegliche Samenzellen vorhanden.
Ursachen hierfür können zurückliegende Krankheiten, eine hohe Schadstoffbelastung sowie eine ungesunde Lebensweise sein.
Ein Beratungsgespräch ist ein wichtiger Schritt.
Bei 10 bis 15 Prozent der Betroffenen findet sich keine physischen Ursache. In diesen Fällen scheinen sich Stress, emotionale Belastungen und das weitere seelische Befinden negativ auf die Fruchtbarkeit auszuwirken.
Oftmals scheint hier der Druck besonders hoch, schnell schwanger zu werden. Die emotionale Belastung scheint dabei für die Betroffenen direkt sehr hoch zu sein.
Gemeinsam mit anderen Faktoren wie einer ungesunden Lebensweise und einer Sexualstörung wird die Wahrscheinlichkeit einer natürlichen Schwangerschaft in einer Negativspirale zunehmend geringer.
Bestimmte äußere Faktoren sollen sich zudem sowohl negativ als auch positiv auf die Fruchtbarkeit auswirken. Hierbei handelt es sich um:
Achtung: Viele dieser einzelnen Faktoren treten bei den Betroffenen gemeinsam auf. Umso mehr dieser Faktoren zutreffen, desto größer ist häufiger ihre Einflussnahme auf die Fruchtbarkeit. In diesen Fällen gilt es aktiv zu werden und diese Faktoren zu ändern.
Als erste Behandlungsschritte gelten eine Zyklusbeobachtung und eine Hormonbehandlung. Folgend käme nun die künstliche Befruchtung in Frage. Hierbei gibt es die folgenden Methoden:
Eine Kinderwunschbehandlung ist eine besondere Belastung sowohl für jeden der Beteiligten als auch als Paar mit unsicheren Folgen. Aus diesem Grund kann es sinnvoll sein, sich zusätzliche Unterstützung zu suchen.
Begleitend zu einer oftmals körperlich und seelisch anstrengenden Hormonbehandlung kann nach Rücksprache mit dem Arzt eine ergänzende homöopathische und/ oder osteopathische Behandlung für Entspannung und einen Ausgleich sorgen.
Die Erfahrungen zeigen, dass viele Patienten von diesen Ergänzungen profitieren. Wichtig ist dabei, dass diese Behandlungen nicht als Alternativen sondern als Ergänzungen angesehen werden. Es ist zudem notwendig, dass die Maßnahmen abgesprochen werden. Sonst besteht die Gefahr, dass sie kontraproduktiv wirken.
Ob einen der unerfüllte Kinderwunsch nun beim 3. Kind trifft oder mit 40 Jahren ohne erfolgreiche Schwangerschaft – es ist in jedem Fall eine besondere psychische Belastung.
Eine begleitende Therapie kann helfen, mit Gefühlen wie Wut und Trauer umzugehen und sie zu verarbeiten. Zudem kann eine Therapie dabei helfen, die Gegebenheiten zu akzeptieren und gegebenenfalls auch loszulassen.
Tipp: Gerade wenn man sich mit dem Thema Adoption nach einer längeren Phase des unerfüllten Kinderwunsches beschäftigt, kann die Unterstützung durch eine psychologische Behandlung hilfreich sein.
Wenn man selber von dem Thema des unerfüllten Kinderwunsches betroffen ist, gilt es, hiermit einen Umgang zu finden. Diesen muss man sowohl für sich individuell als auch als Paar finden.
Als Paar sollte man in dieser belastenden Zeit einen gemeinsamen Umgang mit dem Thema finden. Denn ein unerfüllter Kinderwunsch greift auch immer das mit intimste einer Paarbeziehung an: die gemeinsam gelebte Sexualität. Plötzlich geht es hier nicht mehr nur um Nähe, sondern in bizarrer Weise auch um Leistung.
Viele spüren zusätzlich eine Gefühl des Versagens. Viele Paare haben über kurz oder lang das Gefühl, der unerfüllte Kinderwunsch zerstört die Beziehung. Umso wichtiger ist es hier, eine gemeinsame Sprache und persönliche Ebene zu finden.
Um eine Trennung zu vermeiden, sollte man über den Wunsch nach einem Kind, den Partner nicht vergessen und sich gemeinsam Zeit füreinander nehmen. Das bedeutet, das Thema Kinderwunsch loslassen und sich mit anderen gemeinsamen Themen beschäftigen. So sollte man miteinander ausgehen und eine schöne Zeit verbringen.
Mit Schwangeren verhält es sich bei einem unerfüllten Kinderwunsch wie mit dem roten Auto: Plötzlich sind sie überall. Wie soll man nun mit den Schwangeren umgehen, wenn man sich nichts sehnlicher wünscht als eine intakte Schwangerschaft?
Mit bekannten Schwangeren oder den Familien im Freundes- und Familienkreis sollte man über die eigenen Gefühle ehrlich sprechen. Sobald man erklärt, warum man sich gerade nicht uneingeschränkt über den Nachwuchs der Anderen freuen kann, gibt man diesen die Chance zu reagieren.
Viele Reaktionen sind dabei mitfühlend und zugewandt. Man verliert nichts durch seine Ehrlichkeit. Man kann nur eine neue Tiefe in einem Verhältnis gewinnen oder Klarheit darüber, dass das kein passendes Verhältnis ist.
Nach Möglichkeiten der Entspannung suchen.
In einer solch anstrengenden Zeit sollte man sich selber nicht aus dem Blick verlieren. Schöne Aktivitäten sorgen für Entspannung und bringen etwas Freude zurück ins Leben.
Das können Filmabende sein genauso wie Sportabende oder auch Wellnesszeiten. Jeder Betroffene sollte etwas finden, was sich positiv auf sein Wohlbefinden auswirkt und ihn entspannt.
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