Triple P Erziehungsprogramm: Konzept, Vorteile und Kritik

   
von Ralf-Ingo S. - letzte Aktualisierung:
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Worum geht es bei Triple P?

Bei Triple P steht eine exzellente Eltern-Kind-Beziehung im Mittelpunkt.

Wie sieht Triple P in der Praxis aus?

Im Kern ist das Erziehungsprogramm auf vier Bestandteile trennbar. Die Erziehung erfolgt ruhig und das Kind wird bei Problemlösungen miteinbezogen. Obwohl Konsequenz in bestimmten Bereichen gefordert wird, gelten Lob und positiver Zuspruch als zielführend.

Was sagen KritikerInnen?

Triple P ist zwar keine autoriäre Erziehungsform im Wortsinn, doch die klaren und strikten Regeln erhalten Züge einer autoritären Erziehungsform.

Das Erziehungsprogramm Triple P verfolgt einen positiven Erziehungsansatz. Die Ziele liegen in einer tiefen Verbindung zwischen Kindern und Erziehungspersonen.

Aber an wen richtet sich das Programm eigentlich und wie sinnvoll ist das Konzept? In unserem Artikel gehen wir auf die positiven und negativen Aspekte ein und erklären die grundlegenden Prinzipien der Methode.

1. Triple P – präventiv handeln, um Problemen vorzubeugen

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Eltern sollten sich Zeit nehmen, um eine enge Verbindung zu den Kindern aufzubauen.

Die Methode Triple P steht für das Positive Parenting Program. Es entstand in den 1980er Jahren unter der Leitung von Matt Sanders an der University of Quensland. Der wichtigste Ansatz des Programms ist, die Erziehung so zu gestalten, dass ein späteres Eingreifen nicht erforderlich ist.

Im Fokus steht dabei eine enge Verbindung zwischen Eltern und Kindern. Teil der Methode ist die individuelle Anpassung an die Situation. Je nach Familienkonstellation und  häuslicher Situation kommen unterschiedliche Interventionsebenen zum Einsatz.

Matt Sanders:

Der Begründer von Triple P ist Professor für Klinische Psychologie. Zusätzlich leitet er das Parenting and Family Support Centre an der University of Queensland.

Im Wesentlichen werden diese in fünf Bereiche untergliedert. Die einzelnen Ebenen sind für Eltern geeignet, deren Kinder maximal 16 Jahre alt sind. Die Intensität ist jedoch nicht nur auf das jeweilige Alter ausgerichtet, sondern auch auf Verhaltensauffälligkeiten oder Behinderungen. Es kommen sowohl Gruppen- als auch Einzeltrainings zum Einsatz. Alternativ haben Sie die Möglichkeit, an Online-Kursen teilzunehmen. Selbstverständlich gibt es aber auch Bücher, die sich mit dem Thema befassen.

In folgendem YouTube-Video erhalten Sie ein paar Eindrücke über Erfahrungen anderer Menschen mit dem Programm:

Detaillierte Informationen sowie Anmeldemöglichkeiten für verschiedene Kurse finden Sie auf der Website des Programms. Hier gelangen Sie direkt auf die Startseite.

2. Die wichtigsten Prinzipien im Überblick

mutter redet mit Sohn triple p erziehung

Sprechen Sie Probleme offen an.

Eltern, die auf Triple P setzen, verfolgen eine klare pädagogische Richtung, um die Entwicklung ihres Kindes zu beeinflussen. Als besonders wichtig erachten sie sicheres Auftreten und konsequentes Handeln. Kinder müssen wissen, dass sie sich auf ihre Eltern verlassen können. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es ein spezielles Elterntraining, welches das entsprechende Wissen vermittelt.

Damit sich die Kinder eigenständig entwickeln können, soll ein festgesteckter Rahmen vorliegen, in welchem sich die Kinder ganz nach ihren Möglichkeiten frei bewegen können. Ständige Verbote sind nicht notwendig, sofern Eltern klare Grenzen setzen und ihr Verhalten nicht ständig ändern.

Ihre Rolle als Erziehungsperson besteht im Kern aus liebevoller Unterstützung und aktiver Förderung verschiedener Interessen. Fördern kann dabei auch fordern bedeuten. Sie sollten jedoch darauf achten, Ihr Kind nicht zu überfordern.

2.1. Ruhig bleiben – behalten Sie auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf

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Versuchen Sie, Konflikte sachlich zu lösen.

Hin und wieder kommt es bei Kindern zu kleineren oder größeren Wutausbrüchen. Besonders in der Trotzphase ist es nicht immer einfach, sich zurückzuhalten und nicht selbst die Kontrolle zu verlieren. Auch wenn es schwerfällt, sollten Sie versuchen, die Wut ihres Kindes nicht auf sich zu projizieren. Vielmehr ist diese Wut Ausdruck tiefer Emotionen, die Ihr Kind noch nicht kontrollieren kann.

Versuchen Sie daher, Ihrem Kind zu vermitteln, dass die Emotion an sich zwar in Ordnung ist, das jeweilige Verhalten allerdings nicht. Nur, wenn Sie ein gutes Vorbild sind und sich zurückhalten können, kann dieser Ansatz auch tatsächlich funktionieren.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Wut abzubauen, ohne destruktiv zu werden:

  • lassen Sie Ihr Kind einen Ball gegen die Wand werfen
  • ein paar Sprints im Garten dienen dazu, den Kopf frei zu bekommen
  • Jugendlichen helfen häufig ein paar Schläge gegen den Sandsack
  • manche Kindern können auch durch aktive Atemübungen oder Musik entspannen

Tipp: Wenn Sie sprichwörtlich vorm Explodieren sind, verlassen Sie kurz das Zimmer, um sich zu beruhigen. Nehmen Sie sich ein oder zwei Minuten nur für sich und konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung.

2.2. Konsequent bleiben – es lohnt sich

Im Laufe der Erziehung wird es immer wieder Situationen geben, in denen Ihr Kind versucht, Ihre Grenzen auszutesten und diese neu zu definieren. Haben Sie einmal Nein gesagt, ändern Sie Ihre Meinung nicht mehr. Es ist egal, ob Ihr Kind wütend ist, schreit, weint oder sich ärgert – Sie machen es sich nur selbst schwer, indem Sie später nachgeben.

In Zukunft weiß Ihr Kind genau, dass Nein tatsächlich Nein bedeutet. Auch wenn es von Zeit zu Zeit immer wieder zu Versuchen kommt, Sie umzustimmen, wird ein klares und striktes Nein  deutlich besser akzeptiert. So erzeugen Sie einen moralischen Kompass, an der sich Ihre Kinder orientieren können.

2.3. Probleme gemeinsam lösen

Strafen werden bei der Triple P Erziehung als wenig zielführend erachtet. Hat sich ein Kind nicht an vereinbarte Regeln gehalten, werden Lösungen gesucht. Aktives Zuhören und konstruktives Feedback sollen Strafen verhindern. Ermutigen Sie Ihr Kind, mit den eigenen Gefühlen besser umzugehen und positiv zu bleiben. Mit der Zeit sollen Kinder so lernen, Ihre Probleme weitestgehend selbstständig zu lösen.

2.4. Mit Lob gelingt mehr

Um die Bindung zueinander zu stärken und Ihr Kind gleichzeitig zu fördern, sollten Sie stets versuchen, Ihr Kind in seinem Verhalten zu bestärken. Zeigen Sie Ihre Gefühle, indem Sie Ihr Kind loben. So kommt es immer wieder zu kleineren oder größeren Erfolgserlebnissen. 

Ist das Verhalten Ihres Kindes hingegen falsch, sprechen Sie es direkt an und erklären Sie, welches Verhalten angemessen wäre. Versuchen Sie jedoch stets, offen zu sein und die Dinge positiv zu formulieren.

3. Kritik an Triple P

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Kein Erziehungskonzept ist perfekt, das gilt auch für Triple P.

Wie jedes Erziehungskonzept ist auch Triple P nicht frei von Kritik. Im Vergleich zu anderen Ansätzen ist das Programm von starken und klaren Regeln geprägt. Die freie Entfaltung der Persönlichkeit ist zwar ein wesentliches Ziel, wird jedoch bei anderen Methoden klarer und deutlicher verfolgt.

Je nach individueller Gestaltung gibt es relativ strenge Regeln, an die sich die Kinder halten müssen. Triple P ist damit zwar keine autoritäre Erziehung, doch zumindest autoritativ geprägt.

Neben vielen Gesprächen, aktivem Zuhören und einem liebevollen Umgang innerhalb der Familie gibt es klare Grenzen und Regeln. Freiheit und Kreativität stehen weniger im Fokus als bei anderen Erziehungsmethoden. Nach Ansicht der Verfechter der Triple P Methode brauchen Kinder einen abgesteckten Rahmen, um sich später in der Gesellschaft zurechtzufinden.

4. Weiterführende Literatur zum Thema

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Triple P Erziehungsprogramm: Konzept, Vorteile und Kritik
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