Struwwelpeter-Syndrom: Krankheit oder nur eine optische Abweichung?

   
von redaktion - letzte Aktualisierung:
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Was ist mit dem „Struwwelpeter-Syndrom“ gemeint?

Beim Struwwelpeter-Syndrom handelt es sich um einen Gendefekt, der die Haarstruktur verändert. Die Haare von Betroffenen sind rau und stehen nach allen Seiten ab.

Was kann man tun bei Struwwelpetersyndrom?

Betroffene haben Schwierigkeiten beim Frisieren ihrer Haare. Eine Möglichkeit ist, sich Hilfe in einem Afro-Shop zu holen, die Erfahrung im Styling von krausem Haar haben. Das Struwwelpeter-Syndrom ist bei Erwachsenen jedoch selten, da sich meist die Haarstruktur mit der Zeit normalisiert.

Ist das Struwwelpetersyndrom gefährlich?

Das Struwwelpeter-Syndrom ist unheilbar, jedoch nicht weiter gefährlich für die Betroffenen.

Hast Du schon einmal etwas von Struwwelpeter-Syndrom gehört? Dieses seltene Phänomen betrifft nur wenige Menschen und in der Regel Kinder. Worum es sich hierbei handelt und was es für die Betroffenen bedeutet, stellen wir Dir in unserem Artikel vor.

Was ist das Struwwelpeter-Syndrom?

Beim Struwwelpeter-Syndrom handelt es sich um eine seltene Genmutation, die für eine Veränderung der Haarstruktur sorgt. Der Defekt zeigt sich dann in den folgenden Symptomen:


Symptome des Struwwelpeter-Syndroms:

  • extrem trockenes Haar
  • unkämmbare Haare, die zu allen Seiten des Kopfes abstehen
  • hellblonde bis weißliche Farbe
  • die Struktur erinnert an Glaswolle, weshalb es auch manchmal als Glaswollhaar bezeichnet wird

Im Englischen heißt das Syndrom auch „uncombable hair syndrome“. Die Symptome treten in der Regel bei Kindern im Alter von 3 Monaten bis 12 Jahren auf. Das Struwwelpeter-Syndrom tritt bei Erwachsenen dagegen nicht auf. Ein Bild des Syndroms findest Du hier.

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Gut zu wissen: Die meisten kennen den Struwwelpeter noch aus ihrer eigenen Kindheit. Der deutsche Arzt Arthur Hoffmann schrieb das Kinderbuch Mitte des 19. Jahrhunderts für seinen dreijährigen Sohn. Heute wird das Buch vielfach kritisiert aufgrund seines Ansatzes der „Schwarzen Pädagogik“. Im Buch wird Kindern anhand schockierender Konsequenzen aufgezeigt, welches Verhalten nicht erwünscht ist.

Der Struwwelpeter erscheint als Titelfigur in dem Buch, ausgestellt auf einem Podest und wird als garstiges und ekelerregendes Kind. Die Struwwelpeter-Haare stehen nach allen Seiten ab und sind ungekämmt, außerdem wird er mit viel zu langen Fingernägeln dargestellt. Falls Du Dich für das Buch näher interessierst, schau doch mal auf der Homepage des Struwwelpeter-Museums vorbei: www.struwwelpeter-museum.de.


Struwwelpeter-Syndrom: Lange ein Rätsel für die Forschung

Bekannt ist das Syndrom unkämmbarer Haare in der Forschung bereits seit 1973, die Ursachen waren Forscherinnen und Forschern jedoch lange ein Rätsel. Das lag unter anderem daran, dass es ziemlich schwierig ist, überhaupt Fälle des Syndroms ausfindig zu machen. Es handelt sich um ein sehr seltenes Syndrom, aktuell bekannt sind weltweit ca. 100 Fälle.

Darüber hinaus ist es nicht unbedingt die Regel, dass Menschen mit auffälligen Haaren einen Arzt aufsuchen – In der Regel haben sie ja mit keinen typischen Krankheitssymptomen wie etwa Schmerzen oder Fieber zu kämpfen. Erster Ansprechpartner wäre wohl eher der Friseur.

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Neue Erkenntnisse zum Struwwelpeter-Syndrom

Im Jahr 2016 hat eine Kooperation von Forschenden aus insgesamt 8 Ländern die Ursache für das Syndrom der unkämmbaren Haare herausfinden können. Die Vermutung lag bereits nahe, dass die Struwwelpeter-Haare genetisch bedingt sind, da das Syndrom innerhalb von Familien gehäuft auftreten kann. Nun ist klar: Genmutationen verursachen die veränderte Haarstruktur.

Beteiligt an dem Forschungsteam waren auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Bonn und Würzburg. In der Studie wurden die Gene von Betroffenen sequenziert und mit Datenbanken abgeglichen. Im Ergebnis fanden sie heraus, dass Mutationen in drei Erbanlagen vorlagen, die an der Bildung des menschlichen Haares beteiligt sind.


Zusatzinformation: Das menschliche Haar besteht unter anderem aus Proteinen und Hornfasern, an denen sich die Proteine anlagern. Die daran beteiligten Erbanlagen zeigten bei den Betroffenen Mutationen auf, was dazu führt, dass die Anlagerung der Proteine gestört ist, wodurch Anomalien in der Haarstruktur auftreten. Das Syndrom tritt auch bei Mäusen auf und äußert sich in Fellanomalien.


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Bedeutung für die Medizin

Die Forschenden weisen darauf hin, dass sich aus den Erkenntnissen viel über die Bildungsmechanismen gesunder Haare lernen lässt. Darüber hinaus kann die Diagnose „Struwwelpeter-Krankheit“ nun eindeutig abgesichert werden. Das ist vor allem für Betroffene wichtig, um andere Krankheiten auszuschließen.

Strukturelle und farbliche Veränderungen der Haarbeschaffenheit können auf schwere Haut- und Systemerkrankungen hinweisen, z. B. Defekte der Hautfunktion oder Immunschwächen.


Hinweis: Das sogenannte Menkes-Syndrom, bei dem eine schwerwiegende Störung des Kupfertransports im Körper vorliegt, ist eine solche Systemerkrankung. Das Haarbild ist dem Struwwelpeter-Syndrom ähnlich, jedoch ist der Haarwuchs hier spärlich und das Haar hat eine extrem brüchige und dünne Struktur.


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Betroffene können dank der Diagnose aufatmen

Mit der Diagnose Struwwelpeter-Syndrom kann bei betroffenen Personen nun eindeutig ausgeschlossen werden, dass es sich um Symptome einer schwereren Erkrankung handeln.

Die Struwwelpeter-Krankheit ist somit genau genommen nicht mehr als die optische Auswirkung eines Gendefekts und stellt eine extreme Erleichterung für Betroffene dar. Denn es kann zwar psychisch belastend sein, mit dieser optischen Auffälligkeit zu leben, weitere körperliche Einschränkungen oder schwerere körperliche Erkrankungen sind jedoch nicht zu erwarten. Von daher ist es eigentlich irreführend.

Psychische Belastung für Kinder mit Struwwelpeter-Syndrom

Wie wir Dir oben im Kapitel schon beschrieben haben, ist die Kinderbuch-Figur des Struwwelpeters ziemlich abwertend beschrieben und suggeriert Kindern, dass ein solches Auftreten nicht wünschenswert ist. Von daher könnte man darüber streiten, ob die Bezeichnung „Struwwelpeter-Syndrom“ oder „Struwwelpeter-Haare“ betroffene Menschen nicht diskriminiert.

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Falls Du ein Kind mit diesem seltenen Syndrom kennst oder Deine Familie vielleicht sogar selbst davon betroffen ist, solltest Du sensibel mit dem Thema umgehen. Für Kinder kann ein solches Aussehen zur psychischen Belastung werden, wenn sie feststellen, dass sie als „anders“ wahrgenommen werden und vielleicht sogar deshalb gehänselt werden. Es ist empfehlenswert, offen mit dem Syndrom umzugehen, Menschen im näheren Umfeld zu erklären, worum es sich handelt und vor allem, das Kind in seinem „Anderssein“ anzunehmen.

Helfen kann dabei zum Beispiel, die Haare als Besonderheit aufzuwerten und sie mit speziellen Frisuren besonders in Szene zu setzen.

Ende gut, alles gut: Das Struwwelpeter-Syndrom verwächst sich meist

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das seltene Struwwelpeter-Syndrom von einem seltenen Gendefekt verursacht ist, das aber für die körperliche Gesundheit der betroffenen Kinder keine weitere Beeinträchtigung darstellt. Die aktuellen Forschungserkenntnisse sind ein großer Erfolg für die Abgrenzung der Symptome zu anderen Krankheiten mit ähnlichem Erscheinungsbild. Eine weitere gute Nachricht zum Schluss für alle Betroffenen ist darüber hinaus, dass sich die Haarstruktur im Erwachsenenalter meist normalisiert. Das Glaswollhaar betrifft Erwachsene von daher kaum.

Quellen

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