Der Spracherwerb läuft stets individuell ab. Eine Sprachentwicklungsverzögerung bedeutet nicht automatisch eine Sprachentwicklungsstörung. Die Ausprägungen können sehr unterschiedlich sein.
Die Ursachen für eine Sprachentwicklungsverzögerung müssen durch eine gesundheitliche Abklärung herausgefunden werden. In vielen Fällen sind Hörprobleme verantwortlich.
Um eine Entwicklungsverzögerung erfolgreich zu behandeln, sind spezielle Fördermaßnahmen notwendig. Die Behandlung richtet sich dabei stets nach den Ursachen.
Das erste Wort ihres Kindes ist für viele Eltern ein wichtiger und erinnerungswürdiger Moment. Aber nicht bei allen Kindern läuft die Sprachentwicklung problemlos ab. Während manchen Kindern die Aussprache schwer fällt, haben wiederum andere Kinder Schwierigkeiten bei der Verwendung der Grammatik. Aber wie entsteht eine Sprachentwicklungsverzögerung?
In unserem Ratgeber möchten wir Sie gerne rund um das Thema Sprachentwicklungsverzögerung aufklären. Wir zeigen Ihnen verschiedene Ausprägungen und beleuchten, welche Ursachen dafür verantwortlich sind. Zuletzt möchten wir Ihnen verschiedene Behandlungsmethoden vorstellen.
Inhaltsverzeichnis
Bereits im Säuglingsalter beginnen Kinder, Laute und Geräusche nachzuahmen.
Die Sprache ist das wichtigste Werkzeug, um mit anderen Menschen kommunizieren zu können. Der Spracherwerb eines Kindes beginnt bereits im Säuglingsalter. Die Babys versuchen Laute nachzuahmen, wobei sie ihr Gegenüber ganz genau beobachten. Die Entwicklung läuft jedoch stets sehr individuell ab. Während manche Kinder bereits mit eineinhalb Jahren sprechen können, kann sich wiederum ein anderes Kind zu diesem Zeitpunkt kaum bis gar nicht ausdrücken.
Der normale Spracherwerb verläuft in verschiedenen Schritten ab. Kinder, die von einer Sprachentwicklungsverzögerung (SEV) betroffen sind, weisen dabei zumeist Defizite in verschiedenen Bereichen auf.
Diese Bereiche sind:
Per Definition ist ein Kind von einer Sprachentwicklungsverzögerung betroffen, wenn es mit zwei Jahren über einen Wortschatz von weniger als 50 Wörtern verfügt und keine Zwei-Wort-Sätze bilden kann. Der Spracherwerb ist dabei um mindestens 6 Monate verzögert.
Achtung: Von einer Sprachentwicklungsstörung sprechen Fachleute erst dann, wenn das Kind älter als 36 Monate ist und ausgeprägte Defizite in allen vier Bereichen aufweist.
Laut dem Arztreport 2012 der Barmer GEK sind rund 1,1 Millionen Kinder in Deutschland von einer Sprachstörung betroffen. Ohne eine Förderung können nur etwa 30 bis 50% dieser „Späten Sprecher“ den Sprachrückstand bis zum 3. Lebensjahr aufholen. Das bedeutet, dass eine Förderung nicht nur sinnvoll, sondern in vielen Fällen notwendig ist.
Welche Ausprägungen eine Sprachentwicklungsstörung haben kann, sehen Sie in dem folgenden Video:
Beim Stottern handelt es sich um eine motorisch bedingte Sprechstörung, bei der einzelne Laute, Wörter oder Satzteile unnatürlich gedehnt und/oder wiederholt werden. Bislang konnte noch keine eindeutige Ursache für diese Sprechstörung gefunden werden. Forscher gehen davon aus, dass eine Vielzahl von Faktoren für das Stottern verantwortlich ist.
Sowohl im Bereich der Symptome als auch im Bereich der Ursachen gibt es gravierende individuelle Unterschiede. Die Verzögerungen können außerdem sowohl lediglich in einem Bereich als auch in allen vier Bereichen auftreten.
Folgende Faktoren können für eine Sprachentwicklungsverzögerung verantwortlich sein:
In einigen Fällen ist eine Sprachentwicklungsverzögerung familiär bedingt, sodass beispielsweise bei einem Elternteil oder den Großeltern ähnliche Schwierigkeiten aufgetreten sind.
Aber auch wenn soziale Kontakte fehlen oder die Eltern sehr wenig mit ihren Kindern sprechen, kann es dazu kommen, dass Kinder nicht in der Lage sind, ganze Sätze zu bilden. Dieses Problem tritt besonders häufig in bildungsfernen Familien auf.
Damit die Sprachentwicklung unproblematisch ablaufen kann, müssen demnach folgende Kriterien erfüllt sein:
Bei einer Sprachentwicklungsverzögerung schaut sich ein Kinderarzt zuallererst an, ob das Hörvermögen beeinträchtigt ist.
Vielen Eltern fällt es schwer, eine Verzögerung im Bereich der Sprachentwicklung zu erkennen. Das liegt vor allem daran, dass sich jedes Kleinkind unterschiedlich schnell entwickelt. In den meisten Fällen fallen diese Schwierigkeiten auf, wenn das Kind den Kindergarten besucht und mit anderen Kindern verglichen werden kann.
Wenn Sie als Eltern entsprechende Symptome oder Auffälligkeiten bei ihrem Kind entdecken, sollten Sie so bald wie möglich einen Kinderarzt aufsuchen. Dadurch können Sie vermeiden, dass sich diese Verzögerung zu einer Entwicklungsstörung entwickelt.
Grundsätzlich sollten Sie alle Früherkennungsuntersuchungen bei Ihrem Kinderarzt in Anspruch nehmen. In den verschiedenen Untersuchungen wird stets kontrolliert, ob sich das Kind altersentsprechend entwickelt. Dazu zählt beispielsweise auch die Überprüfung des Hörvermögens und der Sprachentwicklung.
Je nachdem, welche Diagnose der Arzt stellt, sind weitere Untersuchungen bei verschiedenen Fachärzten notwendig.
Bei dem größten Teil der Kinder ist die Diagnostik sehr schwierig, da keine organischen Störungen vorliegen.
Kinder, die keine spezielle Therapie erhalten, haben häufig im weiteren Verlauf mit weiteren Entwicklungsstörungen zu kämpfen. Dadurch, dass sie wesentlich später sprechen und lesen lernen, können sich beispielsweise Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten, wie Legasthenie entwickeln.
Setzen Sie sich daher unbedingt dafür ein, dass entsprechende Fördermaßnahmen eingeleitet werden.
Bei einer Sprachentwicklungsverzögerung bei einem Logopäden lernen Kinder, Laute und Wörter richtig auszusprechen.
Die Behandlung der Sprachentwicklungsverzögerung richtet sich in erster Linie nach der Ursache für dieses Problem. Ist beispielsweise ein vermindertes Hörvermögen dafür verantwortlich, kann ein Hals-Nasen-Ohrenarzt Abhilfe schaffen. Liegt eine angeborene Störung des Gehörs vor, kann mitunter ein Hörgerät helfen.
Wenn hingegen die Aussprache gestört ist, ist der Logopäde der richtige Ansprechpartner. Dieser kann dem Kind dabei helfen, die Laute richtig zu bilden. Andere motorische Einschränkungen können mithilfe spezieller Übungen innerhalb der Krankengymnastik trainiert werden.
Lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten, welche Therapiemaßnahmen am besten für Ihr Kind geeignet sind.
Reime und Klatschspiele helfen Kindern dabei, die Sprache auf spielerische Weise zu erlernen.
Nicht nur Fachpersonal, sondern auch die Eltern können viel zur Sprachförderung ihres Kindes beitragen. Wichtig ist vor allem, dass sie sich viel mit ihrem Kind beschäftigen. Indem Sie frühzeitig viel mit Ihrem Kind sprechen, kann der Spracherwerb auf spielerische Weise stattfinden.
Es bringt jedoch nichts, wenn diese Kommunikation in einem Monolog endet. Hören Sie Ihrem Kind daher geduldig zu, wenn es Ihnen etwas erzählen möchte. Schauen Sie gemeinsam Bilderbücher und achten Sie darauf, dass Sie das Gesehene so häufig wie möglich kommentieren.
Auch Fingerspiele, Lieder oder Pustespiele tragen zum Spracherwerb bei. Kinder bekommen auf diese Weise ein besseres Sprachgefühl, sodass die Sprachentwicklung gefördert wird.
Achtung: Vermeiden Sie es, Ihr Kind ständig zu verbessern. Dadurch vergeht ganz schnell der Mut und der Spaß daran, eine korrekte Sprechweise zu erlernen. Sinnvoller ist es, wenn Sie die Äußerungen Ihres Kindes in richtiger Form wiederholen.
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