Die Resilienz bei Kindern beschreibt ihre Widerstandskraft, mit der sie auch in schwierigen Momenten gesund und positiv bleiben.
Resilienz lässt sich in jedem Alter erlernen, indem man die sechs Schutzfaktoren zu Eigenschaften der eigenen Persönlichkeit macht.
Es gibt verschiedenen Methoden mit denen Sie die Resilienz bei Ihrem Kind fördern können. Ein offener Umgang mit Gefühlen gehört in jedem Falle dazu.
Wenn Sie sich umschauen, werden Sie es sicher auch schon einmal bemerkt haben: Es gibt Kinder, die bestens gedeihen, obwohl sie aus finanziell oder sozial schwierigen Verhältnissen kommen. Andere haben es schwerer, obwohl sie aus sehr stabilen Familienverhältnissen kommen. Kinder verfügen wie Erwachsene über verschieden starke Widerstandskräfte, die ihnen den Start ins Leben erleichtern, Forscher nennen diese Fähigkeit „Resilienz“. Erfahren Sie hier, wie diese Stärke funktioniert und wie Sie die Resilienz bei Kindern fördern können.
Inhaltsverzeichnis
Die Resilienzforschung ist noch eine junge Wissenschaft, die in den 1970-er Jahren von den US-amerikanischen Entwicklungspsychologinnen Emmy E. Werner und Ruth Smith angeschoben wurde. Mit ihrer „Kauai-Studie“ zeigten sie, dass auch Menschen aus schwierigen Verhältnissen zu erfolgreichen Menschen werden können und dass Resilienz erlernbar ist.
Der Begriff „Resilienz“ stammt von dem englischen Wort „resilience“ ab, das so viel wie Elastizität bedeutet. Es bezeichnet in der Psychologie die Widerstandsfähigkeit der Seele und die Fähigkeit, nach schwierigen Situationen und Krisen wieder aufzustehen. Deshalb wird die Resilienzkraft auch als das Immunsystem der Seele bezeichnet.
So gibt es Menschen, die trotz schwerer Schicksalsschläge wie Krankheiten, finanzielle Krisen, psychische Probleme oder Verluste wie „Stehaufmännchen“ reagieren, und immer wieder zurück ins Leben finden. Andere Menschen haben trotz scheinbar guter Startbedingungen große Probleme, im Leben anzukommen.
Gern wird hierbei die Metapher des biegsamen Bambus genutzt, um die Idee der Resilienz zu veranschaulichen: Der elastische Bambus biegt sich in schweren Stürmen, findet nach dem Unwetter aber wieder zurück zu alter Stärke. Wer jedoch wie ein starrer Ast ist, wird im Sturm zerbrechen.
„Sei wie der Bambus, beuge und biege dich anmutig, wie der Wind es will und du wirst niemals brechen.“ (Japanisches Sprichwort)
Sie können die Resilienz bei Ihrem Kind fördern, in dem Sie die sechs Schutzfaktoren der Seele kennen und in Ihrer Erziehung berücksichtigen.
3 Fakten über Resilienz:
Es gibt sechs Schutzfaktoren, die auch als Resilienzfaktoren bezeichnet werden. Sie wirken bei Kindern als entwicklungsfördernd und können bei guter Ausprägung als Puffer dienen, wenn es zu negativen Entwicklungseinflüssen kommt.
Resilienzfaktor | Wirkung |
---|---|
Selbstwahrnehmung | „Ich weiß, wer ich bin und was ich kann“. Ihr Kind hat ein gutes Bild von sich selbst und kennt seine Stärken und Schwächen. So kann es sich selbst reflektieren und ein gutes Selbstbewusstsein aufbauen. |
Selbststeuerung | Der Wutanfall, der Streit mit dem besten Freund oder schlechte Laune: Ihr Kind kommt aus emotionalen Krisen wieder heraus und kann seine Gefühle regulieren. Das ist für Kinder ein sehr wichtiger Entwicklungsschritt und vollzieht sich in den ersten sechs bis sieben Lebensjahren. |
Selbstwirksamkeit | Ihr Kind kennt seine Fähigkeiten und weiß Sie einzusetzen. Es probiert aus schwierigen Situationen selbstständig hinauszukommen und handelt lösungsorientiert. So begibt es sich nicht in eine Opferrolle, sondern gestaltet seine Umgebung aktiv mit. |
Soziale Kompetenz | Ihr Kind hat einen kleinen, aber festen Freundeskreis und feste Familienstruktur. Hier ist nicht immer alles eitel Sonnenschein, aber es kann sich auf sein soziales Netz verlassen. |
Problemlösefähigkeit | Der kaputte Fahrradreifen, die unlösbare Matheaufgabe oder das knifflige Ratespiel: Ihr Kind möchte Aufgaben und Probleme bewältigen und läuft nicht vor ihnen fort. Nach der Auslösung ist es sich bewusst, dass es etwas Neues gelernt und über sich hinausgewachsen ist. |
Adaptive Bewältigungskompetenz | Das Fußballtraining, die Klassenarbeit in Deutsch oder das Theaterstück, in dem es eine Rolle spielt: Ihr Kind kann mit vorübergehendem Stress umgehen und findet Wege, sich danach auch wieder zu entspannen. |
Wenn Sie diese Resilienzfaktoren in Ihrer Erziehung berücksichtigen, schaffen Sie eine gute Grundlage für den weiteren Lebensverlauf Ihres Kindes. Es wird selbstbewusster sein und sich in Krisen auf seine Fähigkeiten besinnen. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, wird es Wege aus der Krise suchen und so immer wieder positiv in die Zukunft schauen. Die Resilienz bei Kindern zu fördern, bedarf kein spezielles Resilienztraining, sondern eine bindungsorientierte, liebevolle Umgebung.
Es gibt einige Grundstrukturen, die die Resilienz von Kindern stärken. Dazu gehören diese Muster:
Wenn Sie Ihr Kind also bindungsorientiert und in einem modernen Stil groß ziehen, stärken Sie ganz automatisch die sechs Schutzfaktoren. Trotzdem hilft es, sich immer wieder bewusst zu machen, welche Routinen wie ein Resilienztraining wirken und was sie stark macht. Die folgenden Übungen und Verhaltensweisen können nicht nur Eltern anwenden, sondern auch im Rahmen der pädagogischen Arbeit in der Kita Anwendung finden.
Tipp: Übungen und Praxisanleitungen für den Unterricht gibt es im Leitfaden-Buch „Resilienz – Was Kinder stark macht“ des Ministerium für Bildung Rheinland Pfalz.
Kleinkinder finden langsam die Wörter, um sich selbst und ihr Befinden auszudrücken. Ein wichtiger Faktor der Resilienzförderung ist in den ersten Lebensjahren, dem Kind bei dieser Wortfindung zu helfen. Warum bin ich gerade traurig oder wütend? Was macht mir Spaß? Wie fühle ich mich heute? Kinder müssen lernen, ihre Emotionen zu spiegeln und mit Wörtern zu versehen, damit sie darüber lernen, sich selbst zu verstehen. Das ist später für die Reflexion und das Erkennen von emotionalen Schieflagen wichtig.
Ob in der Kita oder Zuhause: Lassen Sie es zu, dass Ihr Kind seine Gefühle äußert, auch wenn das erst einmal Streit und schlechte Laune verursacht.
Bieten Sie Ihrem Kind auch Möglichkeiten an, Ventile für seine Gefühle zu finden, damit es „Luft ablassen“ kann. So lernt es, mit negativen Gefühlen umzugehen und sie nicht in sich reinzufressen.
Das könnten Ventile sein:
Achtung: Haben Kinder keine Möglichkeit, ihre Bedürfnisse zu kommunizieren und Gefühlen freien Lauf zu lassen, kann dies zu Aggressionen und Bindungsproblemen führen.
Geben Sie Kindern die Möglichkeit, über sich selbst hinauszuwachsen. Das kann die hohe Kletterwand sein, die es selbst überwindet oder die ersten selbstgebundenen Schnürsenkel. Mit jedem Mal, in dem ein Kind merkt, dass es etwas ganz von allein schaffen kann, wächst es innerlich.
Das bedeutet auch, dass es manchmal Niederlagen einstecken muss. Anstatt dem Kind nach wenigen Minuten die Lösung zu servieren, bieten Sie ihm Hilfe zur Selbsthilfe an. Anstatt z.B. das Fleisch auf dem Teller selbst zu schneiden, zeigen Sie ihm, wie es geht und lassen Sie es selbst probieren – irgendwann klappt es.
Abends im Bett ist der passende Moment, um den Tag zu besprechen. Was ist heute Schönes passiert? Was war heute nicht so schön? Und warum hat das Kind heute seinen besten Freund gehauen? Diese Reflexion ist wichtig, damit ein Kind sein Verhalten deuten kann und Situationen erkennt, in denen es vielleicht nicht angemessen reagiert hat.
Gemeinsam mit den Eltern kann dieses offene Gespräch auch helfen, Stresssituationen besser zu erkennen und später auch zu bewältigen. Beim Anschauen von passenden Kinderbüchern können manche Situationen auch noch einmal durchgespielt und gemeinsam durchdacht werden.
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