Plötzlicher Kindstod – wenn das Baby ohne Ursache verstirbt

   
von Redaktion - letzte Aktualisierung:
Ursachen für einen plötzlichen Kindstod
  • Der plötzliche Kindstod ist eine häufige Todesursache im ersten Lebensjahr eines Kindes.
  • Die Ursachen hierfür sind noch nicht vollständig geklärt.
  • Eltern können wichtige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um das Risiko erheblich zu vermindern.

Für viele Eltern ist diese Schicksalsschlag nur schwer zu verkraften und lässt sie verstört und in tiefer Trauer zurück. Das Neugeborene verstirbt während der Nacht oder dem Mittagsschlaf ohne ersichtlichen Grund. Forscher rätseln bis heute um die Ursachen des plötzlichen Kindstods, die oftmals nicht eindeutig bestimmt werden können.

In diesem Beitrag erklären wir Ihnen, was unter dem plötzlichen Kindstod zu verstehen ist und welche Risikofaktoren sein Auftreten begünstigen. Zudem geben wir Ihnen wertvolle Hinweise zu vorbeugenden Maßnahmen, mit denen Sie Ihr Baby schützen können.

1. Was versteht man unter dem plötzlichen Kindstod?

Bereits die Definition klingt vage und verdeutlicht, wie schwierig und herausfordernd die Diagnose für Kinderärzte und Pathologen ist: Als plötzlicher Kindstod wird das unerwartete Versterben gesunder Kleinkinder bezeichnet, die keinerlei medizinische Auffälligkeiten zeigten und bei denen ein Unfall oder weitere Todesursachen auch nach einer umfassenden Autopsie ausgeschlossen werden können.

Wie auch der englische Begriff SIDS (sudden infant death syndrom) nahelegt, handelt es sich nicht um eine Krankheit. Mit einer Häufigkeit von 0.17% wird das Syndrom als dritthäufigste Todesursache von Neugeborenen in Deutschland genannt, wobei eine abnehmende Tendenz zu verzeichnen ist. Dies ist vor allem auf die Vorsichtsmaßnahmen zurückzuführen, die Eltern zur Sicherheit ihres Kindes ergreifen und die durch Ärzte und Krankenkassen empfohlen werden.

Als mögliche Ursachen für den Kindstod werden

  • Herzstillstand
  • Schlafapnoe
  • Infektion mit Botulismus
  • Durchblutungsstörung im Gehirn
  • Atemstillstand

genannt.

1.1. Bis zu welchem Alter ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten und wie lange besteht die Gefahr?

Die Bauchlage erhöht das SIDS-Risiko erheblich und sollte korrigiert und vermieden werden.

Vom Kindstod sind vor allem Kleinkinder in und nach der Neugeborenenperiode von 6-14 Monaten betroffen, nur noch ein geringer Prozentsatz verstirbt mit 2 Jahren daran. Jungen sind tendenziell etwas häufiger betroffen als Mädchen.

Nach einem Lebensjahr sinkt das Risiko deutlich, das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand des Babys und seiner Umgebung spielen also eine gewisse Rolle. Im 7., 8. und 10. Monat sollten die Eltern ganz besonders auf ihr Kind Acht geben und etwaige Gefahrenquellen entfernen.

Innerhalb dieser Risikogruppe besteht gerade für Frühchen eine erhöhte Gefahr. Das Stillen, welches neben der Grundimmunisierung und Bindung für Mutter und Kind eine essentielle Bedeutung für die Gesundheit des Babys darstellt, wirkt sich auch positiv auf den plötzlichen Kindstod aus Kinder, die gestellt werden, versterben seltener auf diese tragische Weise

1.2. Der plötzliche Kindstod tritt oftmals während des Schlafens auf

Doch wann ereignet sich der Krippentod am häufigsten? Zwar gibt es bis heute keine sichere und eindeutige Erklärung, jedoch besteht eine Korrelation zwischen dem SIDS, der Schlafumgebung und dem Rauchen der Eltern. Da dieses Syndrom am häufigsten nachts während des Schlafs auftritt, sollten bestimmte Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Diese werden im Folgenden näher erklärt und geben Ihnen wichtige Hinweise, wie Sie den Schlaf des Babys sicher gestalten können.

1.2.1. Das Kinderbett bietet entweder Schutz oder wird zur Gefahr

baby schlaeft im kinderbett

So sollte ein Kinderbett nicht ausgestattet sein: Decken, Kissen und Kuscheltiere stellen im ersten Lebensjahr eine Bedrohung dar!

Neugeborene und Kleinkinder sollte nicht im Familienbett schlafen, sondern in ihrem eigenen Kinderbett. Auch wenn viele Eltern ihr Kleines gerne in der Nacht bei sich haben, um es regelmäßig zu Stillen oder warm zu halten, bietet paradoxerweise das Elternbett eine nicht zu unterschätzende Gefährdung.

Unbemerkt kann die Decke oder das Kissen dem Kind Mund und Nase verschließen, sodass es schließlich erstickt. Das Kinderbettchen kann und sollte allerdings im Schlafzimmer der Eltern stehen, sodass in gefährlichen Situationen schnell erste Hilfe geleistet werden kann. Bis diese kritische Zeit vorbei ist, sollte das Kind auch nicht im eigenen Zimmer schlafen.

Die wichtigste und sicherste Ausstattung ihres Kinderbettes ist dabei auch die einfachste: Sorgen Sie für eine luftdurchlässige Matratze, vermeiden Sie sogenannte Nestchen mit gepolstertem Rand und lassen Sie Ihr Kind im Schlafsack ruhen und nicht unter einer Decke. Auch ein Kissen oder Kuscheltiere sowie eine Matratzehülle aus Plastik gehören nicht ins Kinderbett! Sie alle können zum Erstickungstod führen, vor allem dann, wenn sich das Kind ab einem gewissen Alter eigenständig von der Rücken- in die Bauchlage dreht.

Wichtig ist auch, dass das Bettchen DIN genormt ist und die Stäbe am Seitenrand die Luftzirkulation ermöglichen. Bitte sehen Sie von einer Matratze aus 2. Hand ab, da ein Befall mit Schimmelpilzen oder Stock nicht ausgeschlossen sein kann. Sollte Ihre Matratze feucht werden, lassen Sie sie mindestens 24 Stunden lang durchlüften und vollständig trocknen.

Achtung: Viele Jahrzehnte galt die Bauchlage als sicherste und natürlichste Schlafposition für Babys. In den 1970er Jahren traten jedoch erste Zweifel auf, als infolge der Empfehlung die Fälle des Kindstods anstiegen. Daher raten Mediziner nun, das Kind ausschließlich in Rückenlage schlafen zu lassen und es ggf. auch von der Seitenlage zurück in die Rückenlage zu drehen. Auf Mamas Bauch darf und soll die Bauchlage jedoch gern tagsüber trainiert werden!

Besondere Vorsicht ist auch bei Tragetüchern geboten, da hier ebenfalls ein Nase und Mund verschlossen werden können.

1.2.2. Auch die richtige Temperatur spielt eine wichtige Rolle

Im Schlafzimmer des Kindes gilt eine Temperatur von 16-18 °C als optimal, da auch eine Überhitzung des Körpers als einer der möglichen Gründe des plötzlichen Kindstods genannt wird. Das Kinderbett sollte also nicht mit einem Fell ausgestattet sein oder in der Nähe einer Wärmequelle wie einer Heizung oder des Kamins stehen.

Um festzustellen, ob Ihrem Kleinen zu warm ist, fühlen Sie zwischen den Schulterblättern oder dem Nacken. Sind diese nassgeschwitzt, ist Ihrem Kind zu warm und sie können einen dünneren Schlafsack bzw. Schlafanzug wählen.

1.3. Zusätzliche Maßnahmen zur Prävention können ergriffen werden

baby in einem gelben strampler liegt im bett

Ein leeres Babybett ist ein sicheres Babybett.

Falls Ihr Kind an einer Schlafapnoe, also dem kurzzeitigem Atemstillstand während des Schlafens, leidet, können Sie über den Kauf einer speziellen Matratzenauflage nachdenken, die mithilfe sensibler Sensoren den Atemrhythmus des Kindes überwacht. Setzt die Atmung für mehr als 20 Sekunden aus, alarmiert die Sensormatte sowohl Sie als auch das Kind, weswegen die Atmung meist sofort wiedereinsetzt. Auch ein Schnuller kann die Atemfrequenz regulieren.

Viele Eltern kaufen oder leihen von Bekannten einen Babymonitor aus, der eine zuverlässige Überwachung des Babys nachts und auch tagsüber ermöglicht. Besteht bei Ihrem Kind ein erhöhtes Risiko, kann ein Herz-Atem-Monitor durch das Krankenhaus erhalten werden, der Sie in einem Notfall alarmiert. Das Klinikum in Bamberg bietet zusätzlich zu den Neugeborenenuntersuchungen auch einen Ultraschall des Kopfes an, um Durchblutungsstörungen des Hirnstamms frühzeitig zu erkennen. Fragen Sie auch in Ihrem Krankenhaus nach, ob eine solche Untersuchung möglich ist.

Übrigens: Impfgegner sehen zwischen dem plötzlichen Kindstod und der 6fach Impfung, die Kinder in diesem frühen Alter erhalten, eine Verbindung, nachdem im Herbst 2000 5 Kinder 24 Stunden nach dieser Impfung verstarben. Es gibt allerdings bis heute keine Studie, welche diese vermuteten Kausalität bestätigt oder auch nur nahelegt. Im Gegenteil: Die Impfung verringert die Chance, das Kind in dieser Altersverteilung durch den Kindstod zu verlieren.

1.4.  Wird im Haushalt geraucht, kann dies den plötzlichen Kindstod begünstigen

Forscher sehen ebenfalls einen Zusammenhang zwischen dem Rauchen und dem Eintritt des SIDS’s. Raucht die werdende Mutter in der Schwangerschaft, erhöht Sie somit auch das Risiko des plötzlichen Versterben ihres Kindes um ein Vielfaches. Das gleiche gilt, wenn das Kind in einem Elternhaus aufwächst, in welchem geraucht wird.

Daber ist es unerheblich, ob in der Wohnung, auf dem Balkon oder der Terrasse geraucht wird, da der schädliche Rauch sich auch in der Atemluft, den Haaren und Kleidungen der Eltern niederschlägt. Die giftigen Stoffe der Zigaretten schaden also nicht nur Ihnen, sondern auch Ihrem Kind, weshalb Sie und Ihr Partner unbedingt ab einem bestehenden Kinderwunsch mit dem Rauchen aufhören sollten.

1.5. Forscher vermuten auch eine genetische Disposition zum Kindstod

Untersuchungen amerikanischer Forscher, die sich mit dem plötzlichen Kindstod in einer Amish-Gemeinde befassten, zeigten, dass auch eine anormale Veränderung eines Gens (TSPYL) das Risiko des plötzlichen Kindstods deutlich erhöht. Falls in Ihrer Familie Fälle des Kindstods dokumentiert sind, sprechen Sie dies unbedingt bei Ihrem Frauenarzt und Ihrer Hebamme an, da die Tendenz dazu vererbbar zu sein scheint. Dies gilt auch für Zwillinge oder Geschwister von Kindern, die am plötzlichen Kindstod verstarben.

Weitere Risikofaktoren des plötzlichen Kindstods sind:

  • Bauchlage
  • Erkältung
  • Überhitzung und Fieber
  • Kissen, Decken, Kuscheltiere im Kinderbett
  • gebrauchte, feuchte Matratzen
  • Rauchen
  • genetische Disposition in Familie und bei Geschwistern
  • Komplikationen bei der Geburt

2. Was können Sie tun, wenn das Kind nicht mehr atmet?

Erste Anzeichen einer Sauerstoffunterversorgung können blaue Lippen und blaue Nägel sein. Auch bei einer Erkältung sollten Sie besonders aufmerksam den Schlaf Ihres Kindes überwachen, da eine verstopfte Nase das Kind am Atmen hindert. Schläft ihr Kind unruhig, atmet sehr flach oder setzt die Atmung aus, sollten Sie sofort den Notarzt rufen und mit den lebenserhaltenden Maßnahmen beginnen.

Bleiben Sie dabei auf jeden Fall ruhig und geraten nicht in Panik!  Bitte seien Sie bei der Herzmassage ganz besonders vorsichtig, da die Rippen des Kindes leicht brechen können. Eine sichere Reanimation wird der Notarzt vornehmen. Einige Kinder überleben den plötzlichen Kindstod und können wiederbelebt werden, weshalb ein schnelles und souveränes Handeln enorm wichtig sind. 

3. Die Folgen des plötzlichen Kindstods wirken sich auch auf die Eltern aus

Für Eltern ist der Tod ihres Kindes meistens nicht zu verkraften.

Der Verlust des eigenen Kindes gehört zu den schlimmsten Erfahrungen, die Eltern machen können. Die unvorhersehbaren und unheimlichen Umstände des plötzlichen Kindstods lassen Eltern in Verzweiflung, Schuld und tiefer Traurigkeit zurück. Da die Ursache nicht geklärt wird, können viele Eltern dieses Ereignis nicht hinter sich lassen oder damit abschließen. Studien betroffener Eltern zeigen eine verringerte Lebenserwartung und eine höhere Suizid- und Krebsrate sowie ein gesteigertes Risiko vorzeitig an einer Herz-Kreislauferkrankungen zu versterben.

Wenn Sie Ihr Kind auf diese Weise verloren haben, ist eine psychologische Hilfe ratsam und in den meisten Fällen notwendig. Obwohl der plötzliche Säuglingstod noch immer eine häufige und daher bekannte Todesursache ist, wird dieses Thema zum Teil immer noch tabuisiert und verschwiegen. Dabei minimiert eine umfassende Aufklärung durch Ärzte, Hebammen und auch anderen Eltern das Risiko erheblich. Dennoch bietet auch die beste Vorsorge keinen vollständigen Schutz. Schuldzuweisungen sind unbedingt als sinnlos und nicht hilfreich zu erkennen und zu verarbeiten. Suchen Sie Gleichgesinnte, mit denen Sie ihren Schmerz teilen können.

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Plötzlicher Kindstod – wenn das Baby ohne Ursache verstirbt
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Bildnachweise: surowa/shutterstock, Alexander Volke/shutterstock, Africa Studio/shutterstock, Antonio Guillem/Shutterstock, Anna Kraynova/shutterstock (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)

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