Phallische Phase: Die ödipale Phase bei Kindern einfach erklärt

   
von Dana S. - letzte Aktualisierung:
phallische phase
Was ist die phallische Phase?

Die phallische Phase geht auf Sigmund Freud zurück und bezeichnet eine Zeit, in welcher ein Kind lernt, das eigene sowie das jeweils andere Geschlecht zu entdecken.

Wozu dient die phallische Phase?

Das Ziel liegt darin, die eigene Identität zu finden. Nur auf diese Weise ist später ein gesundes Verhältnis zur Sexualität möglich.

Wie kann ich meinem Kind in dieser Zeit helfen?

Auch wenn es vielen Eltern schwerfallen mag, so besteht der wichtigste Ratschlag darin, Kindern nichts zu verbieten.

Im Laufe der ersten Lebensjahre stellt sich jedes Kind irgendwann einmal die Frage: „Wer bin ich eigentlich und welches Geschlecht habe ich?“

Diese Entwicklung ist völlig normal und wird als phallische Phase bezeichnet. Kinder lernen ihr eigenes und das Geschlecht der Menschen um sie herum kennen.

Die phallische Phase schließt sich laut Freud an die anale Phase an und tritt etwa ab dem dritten Lebensjahr ein.
Was diese Phase ausmacht, welche Entwicklungsschritte wichtig sind und wie Eltern ihr Kind in dieser teilweise sehr schwierigen Phase unterstützen können, erklären wir Ihnen in dem folgenden Artikel.

1. Kinder durchlaufen verschiedene Phasen der psychosexuellen Entwicklung

Kinder kommen nicht als fertig ausgebildete Erwachsene zur Welt, sondern müssen sich erst entwickeln. Erst im Anschluss ist der Charakter des Menschen gefestigt.

zwei geschlechtersymbole

Am Anfang ist die Welt der Geschlechter ganz schön verwirrend.

Diese Entwicklung durchläuft verschiedene Phasen, die aufeinander aufbauen. Der österreichische Tiefenpsychologe Sigmund Freud hat dazu ein Modell entwickelt, welches auf der Theorie der Psychoanalyse gründet.

Laut Freud durchlaufen alle Kinder folgende sexuelle Entwicklungsphasen:

  • orale Phase: Diese Phase beginnt bereits im Säuglingsalter und hält etwa bis zum zweiten Lebensjahr an. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass Kinder zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse ihren Mund benutzen.
  • anale Phase: Diese Phase schließt sich direkt an die orale Phase an und dauert etwa ein Jahr. Die Lust befriedigt ein Kind durch das Ausscheiden und Zurückhalten der Exkremente. Reagieren Eltern in dieser Phase mit einer eher zwanghaften Sauberkeitserziehung, kann dies laut Freud zu Persönlichkeitsstörungen führen.
  • phallische Phase: Auch wenn Kinder ihre Genitalien bereits vorher entdecken, realisieren sie erst in der Zeit zwischen dem dritten bis zum sechsten Lebensjahr, dass sie ein bestimmtes Geschlecht aufweisen.
    Während es bei Jungen zur Kastrationsangst kommt, führt es bei Mädchen zum Penisneid.
  • Latenzperiode: In den folgenden Jahren passiert relativ wenig. Die sexuelle Entwicklung stockt und wird teilweise sogar verdrängt. Vor allem soziale Themen rücken zu dieser Zeit in den Vordergund.
  • genitale Phase: Ab dem zwölften Lebensjahr lebt die Sexualität wieder auf. Zum ersten Mal fühlt sich ein Kind zu dem anderen Geschlecht hingezogen. In der Pubertät geht es darum, sich zu finden, abzugrenzen und sich gegen andere durchzusetzen.

Auch wenn die Psychoanalyse von Freud bis heute noch sehr umstritten ist, hat sie einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Psychologie geleistet.

2. In der phallischen Phase entdecken Kinder ihr Geschlecht

Die phallische Phase wird auch häufig als ödipale Phase bezeichnet. Der Begriff geht auf die griechische Mythologie zurück. Die Gestalt Ödipus heiratet seine Mutter und bringt seinen Vater um. All das geschieht aus einem Konflikt heraus, den Freud als Ödipuskomplex bezeichnet.

Sie ist ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung eines Kindes. Auch wenn Kinder bis dahin bereits ihr eigenes und das Genital anderer gesehen haben, stellen sie erst jetzt fest, dass es klare Unterschiede gibt.

zwei bananen als symbol der phallischen phase bei kindern

Mädchen fragen sich, warum sie keinen Penis haben.

Mädchen stellen sich zu dieser Zeit vor allem die Frage, warum sie keinen Penis haben und ob dieser im Laufe der Jahre noch wächst.
Sie beginnen damit, der Mutter nachzueifern und die typisch weibliche Geschlechtsrolle anzunehmen.

Jungen haben zu dieser Zeit einen ganz anderen Konflikt. Dadurch, dass sie bemerken, dass Mädchen keinen Penis haben, entwickelt sich eine Angst, dass ihnen ihr Geschlechtsteil wieder genommen wird.
Dies wird als Kastrationsangst bezeichnet.

Während Jungen versuchen, die Gunst der Mutter zu erlangen, sehen sie in ihrem Vater einen Konkurrenten.

3. Ziel ist es, sich selbst zu finden

Geburten in Deutschland:

Interessanterweise kommen in Deutschland teils mehr Mädchen, teils jedoch auch mehr Jungen zur Welt. Die Details können Sie hier nachlesen.

Die phallische Phase kann etwa drei Jahre andauern. Kommt es in dieser Zeit zu Störungen, entsteht laut Freud eine verklemmte Sexualität. Bei einer gesunden Entwicklung finden sich sowohl der Junge als auch das Mädchen mit der eigenen Identität ab. Sie beenden den inneren Kampf gegen die eigenen Eltern und finden sich damit ab, dass sie sich nicht zwischen die Eltern stellen können.

Das Kind hat nun die eigene Geschlechtsidentität gefunden, sodass es sich daraufhin wieder dem gleichgeschlechtlichen Elternteil zuwendet. Die Beziehung untereinander wird wieder liebevoller und beruht auf gegenseitigem Respekt.

Schaffen es Kinder durch diese Phase, haben sie viel für ihr weiteres Leben gelernt. Sie können besser mit Neid und Rivalität umgehen und erkennen, dass beide Geschlechter auf einer Ebene stehen.

Weitere hilfreiche Informationen zur ödipalen Phase finden Sie im folgenden Video:

4. Eltern können Ihr Kind in dieser Phase unterstützen

zwei maedchen spielen mit einer puppe

Die Doktorspiele beschränken sich nicht nur auf Puppen.

Zur phallischen Phase gehört es auch, dass Kinder sich selbst und auch Kinder des anderen Geschlechts berühren möchten. Schon bald bemerken sie, dass die intimen Berührungen ein gutes Gefühl erzeugen.

Dies löst bei den meisten Eltern ein Unbehagen aus. Sie sind sich unsicher, ob mit ihrem Kind alles in Ordnung ist und versuchen das vermeintliche Problem durch Verbote zu lösen.
Dies ist jedoch der falsche Weg!

Es ist völlig normal, dass Kinder durch sogenannte Doktorspiele ihre Neugier ausleben möchten. Indem Eltern diese Experimente verbieten, werden Kinder in ihrer sexuellen Entwicklung gehemmt.

Im schlimmsten Fall kann sich dies auch auf die Sexualität als Erwachsener auswirken. Treten Sie außerdem stets als Vorbild auf. Arbeiten Sie an einer positiven Beziehung zu Ihrem Kind, indem Sie ihm zeigen, welche Vorteile das jeweilige Geschlecht mit sich bringt.
Geben Sie Ihrem Kind außerdem stets das Gefühl, dass es mit allen Problemen zu Ihnen kommen kann.

5. Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie von Sigmund Freud

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