Minderleistung: Leistungsschwäche in Kita und Schule erkennen

   
von Ralf-Ingo S. - letzte Aktualisierung:
minderleistung
Wann wird von einer Minderleistung gesprochen?

Eine Minderleistung liegt dann vor, wenn Kinder nicht in der Lage sind, entsprechend ihrer kognitiven Voraussetzungen zu handeln. Dementsprechend ist stets ein Vergleich mit der Intelligenz nötig, um das Vorliegen einer Minderleistung zu bestimmen.

Gibt es Anhaltspunkte, die für eine Minderleistung sprechen?

Schlechte Noten in der Schule sind ein Indiz. Allerdings gilt dies nur, sofern Kinder an sich sehr aufgeweckt erscheinen und über eine schnelle Auffassungsgabe verfügen, sodass ein Widerspruch erkennbar wird.

Wie kommt es zu einer Minderleistung?

Die Ursachen sind vielschichtig. Meist handelt es sich jedoch um eine Verkettung mehrerer Aspekte, wie Unterforderung, psychischem Druck und einer falschen Lernstrategie.

Kinder entwickeln sich sehr unterschiedlich, sodass es nicht immer leicht ist, Leistungen einer klaren Kategorie zuzuordnen und eine Minderleistung zu erkennen. Schlechte Noten sind jedoch nicht zwingend einer mangelnden Intelligenz oder aber einem zu geringen Lerneinsatz geschuldet, denn auch Kinder mit einer Hochbegabung fallen teils durch eine Schlechtleistung auf.

Wir stellen die wichtigsten Ursachen vor und erklären, wie der Umgang mit einer Minderleistung aussehen könnte.

1. Was ist unter einer Minderleistung zu verstehen?

Underachiever – ein Begriff mit vielen Facetten:

Kinder und Erwachsene, deren Leistungen hinter ihren Fähigkeiten zurückbleiben, werden auch als Underachiever bezeichnet. Auf Deutsch findet teils der Begriff Minderleister Verwendung, der jedoch deutlich seltener ist.

Im Kontext von Kindergarten und Schule kommt es immer wieder vor, dass Kinder nicht mit anderen Kindern mithalten können. Es zeigen sich geringe Leistungen in einigen Bereichen, die auf sehr unterschiedlichen Ursachen beruhen können.

Von einer Minderleistung ist jedoch nur dann die Rede, wenn ein Kind trotz ausreichender kognitiver Leistungen in bestimmten Bereichen des Lebens und Lernens eine deutlich schwächere Leistung aufweist.

Im allgemeinen gesellschaftlichen Leben gilt folgende Definition für eine Minderleistung:

„Die Leistung entspricht nicht den Erwartungen im Hinblick auf die Fähigkeiten.“

Typischerweise findet der Begriff jedoch bei Hochbegabten Verwendung, da diese über besonders hohe kognitive Leistungen verfügen, die durch entsprechende Noten honoriert werden sollten. Abweichungen von der Norm sind in diesem Fall leichter feststellbar.

Achtung: Minderleistungen sind nicht nur im Kindergarten sowie der Schule zu beobachten, sondern auch in der Arbeitswelt. Nicht selten werden Arbeitnehmer aufgrund bestimmter Fähigkeiten eingestellt. Sofern diese nicht erfüllt werden können, kommt es oft zu Komplikationen.

2. Woran lässt sich eine Minderleistung erkennen?

kita-kind-hochbegabt

Einigen Kindern sind die Aufgaben in der Kita schlichtweg zu simpel.

Die Underachiever-Symptome sind recht vielfältig. Um jedoch erkennen zu können, ob ein Kind tatsächlich eine Minderleistung im schulischen Bereich aufweist, ist ein Intelligenztest nötig. Nur so lässt sich eine Hochbegabung erkennen.

Ist ein Kind hochbegabt, weist also einen IQ von mindestens 130 auf, so lassen sich die Fähigkeiten mit dem Durchschnitt vergleichen. Da der durchschnittliche Intelligenzquotient lediglich bei 100 liegt und sich der Normbereich zwischen 85 und 115 bewegt, sollte eine überdurchschnittlich hohe Intelligenz auch dadurch zum Ausdruck kommen, dass Kinder in der Schule besser abschneiden.

Fallen Schüler in der Schule oder auch Kinder in der Kita dennoch nicht durch gute Leistungen auf, sondern bewegen sich im Schnitt oder hinken teils sogar hinterher, liegt eine Minderleistung vor. Diese kann sich dabei auf einzelne Bereiche beziehen, ist jedoch oft auf fast alle Fächer in der Schule bzw. Tätigkeiten im Kindergarten bezogen.

Teils beziehen sich die Minderleistungen jedoch nicht auf den rein fachlichen Bereich, sondern auf soziale Komponenten. Gerade die Steuerungsmöglichkeiten fallen bei sehr intelligenten Kindern altersbedingt oft anders aus, sodass es zu Anpassungsschwierigkeiten kommen kann.

Tipp: Zeichnen sich Kinder durch frühes Sprechen, einen sehr großen Wortschatz sowie eine rasche Auffassungsgabe aus, so liegt es nahe, bereits im Kindergarten einen IQ-Test zu machen. Auf diese Art und Weise lässt sich eine mögliche Hochbegabung erkennen, sodass Sie zielgerichtet mit der Situation umgehen können.

3. Welche Ursachen für eine Minderleistung bei Kindern kommen infrage?

Underachiever entwickeln sich nicht über Nacht in eine bestimmte Richtung. Die meisten Kinder, die hochbegabt bzw. überdurchschnittlich intelligent sind, weisen anfänglich eine hohe Begeisterung für das Erlernen neuer Dinge auf.

Typische Ursachen, die zu einer Minderleistung führen können, finden Sie hier kurz und knapp zusammengefasst:

minderleistung und hochbegabung

Wenn der Unterricht nicht fordernd ist, schalten einige Kinder ab und verpassen so den Anschluss.

  • Langeweile: Sind Aufgaben im Kindergarten bereits recht einfach zu bewältigen, so langweilen sich begabte Kinder schnell, wenn diese Tätigkeiten immer wiederholt werden. Es folgt oft ein inneres Abschalten.
  • Unterforderung: Meist gepaart mit Langeweile tritt eine Unterforderung auf. Diese kann dazu führen, dass Kinder nicht lernen, aktiv etwas tun zu müssen, um dem Unterricht zu folgen.
    Dies lässt sich meist einige Jahre bewerkstelligen, führt jedoch früher oder später zu Problemen, da selbst hochintelligente Kinder die Schullaufbahn nicht ohne zusätzliches Lernen bewältigen können.
  • negative Selbsteinschätzung: Befinden sich Kinder erst einmal in einem Kreislauf, in welchem sie eher schlechtere Leistungen zeigen, so leidet vielfach das Selbstbild.
    In der Folge sinkt die Motivation, an der eigenen Situation etwas ändern zu können, sodass nicht selten noch schlechtere Noten die Folge sind.
  • mangelnde Systematik: Kinder, die sich in den ersten Lebensjahren kaum anstrengen mussten, um etwas zu erreichen, fehlt es teils an einer klaren Lernstrategie.
    Selbst wenn Kinder nun aktiv versuchen, etwas zu lernen, fällt dies meist ohne konkreten Plan aus, sodass das Verhalten kaum erfolgversprechend ist.

All diese Facetten zusammen können sich zu einem großen Problem entwickeln, sodass die Lust am Unterricht gänzlich verlorengeht.

Schätzungen zufolge liegt die Quote der Underachiever unter den Hochbegabten bei etwa 15 %.

Nur in seltenen Fällen sind körperliche Einschränkungen ursächlich. Um Probleme im Bereich des Hörens und Sehens jedoch ausschließen zu können, sollte stets ein Besuch beim Augen- und Ohrenarzt stattfinden.

4. Der Umgang mit einer Minderleistung: Welche Möglichkeiten gibt es?

kind-hobby

Hobbys bieten sich an, um Erfolge erleben zu können.

Um Kinder mit einer Hochbegabung vor einer abfallenden Leistung zu schützen, ist es wichtig, diese möglichst frühzeitig zu fördern. Gerade in der Kita sollten daher besondere Angebote zur Verfügung stehen, damit die Anforderungen nicht zu niedrig ausfallen und Kinder die Lust am Lernen verlieren.

Dies soll jedoch nicht bedeuten, dass Druck auf die Kinder ausgeübt wird. Vielmehr geht es im Umgang mit einer Minderleistung darum, realistische Erwartungen zu haben und Kinder auf diesem Weg aktiv zu begleiten.
Wenn Sie merken, dass Ihrem Kind etwas besonders leichtfällt, so ist es kein Problem, den Schwierigkeitsgrad vorzeitig anzupassen.

Zugleich sind jedoch auch ergänzende Hobbys neben der Schule hilfreich, bei denen Kinder mehr Möglichkeiten haben, sich zu verwirklichen. In der Regel haben Erfolge abseits des Schulalltags einen großen Einfluss auf das gesamte Selbstbild.
Ein Hobby, welchem Kinder mit Begeisterung nachgehen, hat daher meist indirekte Auswirkungen auf das sonstige Verhalten in der Schulklasse.

Tipp: Im schulischen Kontext sollten Sie über eine frühzeitige Einschulung sowie eine ergänzende Förderung durch AGs oder aber das Überspringen einzelnen Klassen nachdenken. Auch wenn dies auf den ersten Blick abwegig erscheinen mag, können gerade diese Punkte zu einer höheren Motivation führen. Bei einer sehr starken Minderleistung steht jedoch die psychische Stabilisierung zunächst im Fokus.

5. Weiterführende Literatur: Empfehlungen, um Problemen einer hohen Intelligenz bei Kindern vorzubeugen

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