In diesem Beitrag erklären wir Ihnen, warum Muttermilch so wichtig ist, und wie sie die nährstoffreiche Milch abpumpen können. Auf diese Weise gewonnene Milch kann im Kühlschrank oder sogar im Gefrierfach gelagert und bei Bedarf verwendet werden.
Inhaltsverzeichnis
Muttermilch ist ein kleines Naturwunder und hält alles bereit, was Ihr Baby in seinen ersten Lebensmonaten braucht. Sie wird in den Milchdrüsen der weiblichen Brust gebildet und sieht weiß bis gelblich aus. Sie enthält unter anderem Vitamine (A, B, C, D, E, K), Kupfer, Phosphor, fettspaltende Enzyme, Kohlenhydrate, Eiweiß und Antikörper – die perfekte Mischung für ein Neugeborenes. Auch abwehrfördernde Enzyme sind enthalten, die die Immunabwehr des Säuglings unterstützen.
Muttermilch kann übrigens anders aussehen und sich auch in ihrer Zusammensetzung unterscheiden – je nachdem, wie sich die Frau ernährt und wie viel gestillt wird. Wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe aber auch beispielsweise Omega-Fettsäuren lassen sich über die Muttermilch weitergeben. Schon allein aus diesem Grund empfiehlt es sich, während der Stillzeit auf eine besonders gesunde Ernährungsweise zu achten. Die höchste Konzentration an beispielsweise Antikörpern, welche die Immunabwehr des Säuglings unterstützen, findet sich übrigens in der Kolostralmilch (auch: Kolostrum), die erste Milch, die produziert wird.
Außerdem ändert sich die Zusammensetzung der Muttermilch mit dem Alter des Säuglings: Zu Beginn ist die Milch sehr reich an Carotinen und sieht daher gelblicher aus, außerdem ist sie sehr dickflüssig. Gerade in den ersten Lebenstagen Ihres Kindes ist ein häufiges Anlegen wichtig, denn dadurch wird der Milchfluss angeregt. Abpumpen sollten Sie aus dem gleichen Grund aber erst nach etwa drei Wochen, weil gerade in den ersten Tagen die Muttermilch ganz anders zusammengesetzt ist.
Muttermilch abzupumpen, fühlt sich zu Beginn vielleicht ungewohnt und etwas seltsam an. Es ist aber nicht schwierig, bringt Ihnen mehr Freiheit und erhöht die produzierte Milchmenge. Außerdem erlaubt es Ihrem Partner, sich stärker in die Versorgung des Babys einzubringen.
Achtung: Beachten Sie unbedingt die Gebrauchsanweisung Ihrer Milchpumpe!
Vermeiden Sie beim Abpumpen jede Art von Stress und pumpen Sie in regelmäßigen Abständen ab. Achten Sie zudem auf möglichst viel Hygiene, denn in die Muttermilch sollten logischerweise so wenig Keime wie möglich gelangen.
Eine elektrische Milchpumpe pumpt besonders bequem Muttermilch ab – auch beidseitiges Abpumpen ist oft möglich.
Wenn es nicht gleich klappt, können Sie den Milchfluss mit warmen Brustkompressen, einer Massage und beidseitigem Abpumpen anregen. Wenn Sie mit der Hand abpumpen, unbedingt die Brust zwischendurch wechseln, am besten sogar mehrmals.
Sitzen Sie aufrecht, locker und so entspannt wie möglich! Das Abpumpen selbst gelingt mit einer passenden Brusthaube, die nicht zu eng sitzt und der richtigen Abpump-Stärke. Auf keinen Fall sollte das Abpumpen schmerzhaft sein – am besten lassen Sie es sich von der Hebamme oder einer Stillberaterin zeigen.
Kleiner Scherz: Verzichten Sie unbedingt auf ungewöhnliche Methoden des Milchabpumpens, wie dieses Spaß-Video mit „Knallerfrau“ Martina Hill zeigt!
Milch abzupumpen führt übrigens dazu, dass die produzierte Milchmenge zunimmt. Diese wird nämlich über Angebot und Nachfrage geregelt – wird häufiger gestillt beziehungsweise abgepumpt, wird auch mehr Milch produziert.
Für das Baby Milch abzupumpen kann aus verschiedenen Gründen nötig sein, beispielsweise weil Sie ein Frühchen haben, das noch nicht gestillt werden kann, aber dennoch die wertvolle Erstmilch beziehungsweise Muttermilch erhalten soll. Abpumpen der Muttermilch schafft aber auch Freiräume, denn auf diese Weise können Sie zwischendurch eine Mahlzeit mit abgepumpter Milch ersetzen, die dann problemlos auch vom Partner oder dem Babysitter gefüttert werden kann.
In manchen Fällen können auch medizinische Probleme dazu führen, dass Abpumpen der Muttermilch nötig ist. Beispielsweise ist ein Milchstau ein schmerzhaftes Problem, das jede stillende Frau treffen kann. Dabei kann die Milch nicht richtig aus der Brust abfließen, wodurch sich das umliegende Gewebe verhärtet und meist sehr empfindlich wird. Aus einem Milchstau kann eine Brustentzündung werden, die meist mit Mattheit und Fieber einhergeht. Am besten ist es, bereits bei den ersten Symptomen die Hebamme um Rat zu fragen, wobei häufiges Stillen, Abpumpen oder Ausstreichen der Milch sowie gezieltes Kühlen der Brust lindernd wirken.
Tipp: Grundsätzlich wirken sich viel Ruhe und wenig Stress positiv auf den Verlauf aus.
Die Auswahl der Milchpumpe ist am besten an Ihrem Bedarf orientiert. Bestimmte medizinische Indikationen, zum Beispiel bei einem Frühchen, ermöglichen es Ihnen, eine elektrische Milchpumpe auf Rezept in der Apotheke auszuleihen. Das Gerät an sich muss spätestens nach neun Monaten zurückgegeben werden, die Brustaufsätze müssen Sie normalerweise selbst dazukaufen. Verordnete Handmilchpumpen müssen nicht zurückgegeben werden, sie sind aber natürlich nicht ganz so bequem. Dafür sind sie meistens deutlich kleiner und können ganz praktisch überall mit hingenommen werden.
Grundsätzlich sind elektrische Pumpen besonders geeignet, wenn Sie viel und regelmäßig abpumpen wollen oder müssen. Wer gelegentlich abpumpt und hauptsächlich, um einen kleinen Vorrat an Muttermilch anzulegen, wird mit einer Handpumpe gut zurechtkommen.
Da vor allem durch das Anlegen des Babys der Milchspendereflex ausgelöst wird, kann das Abpumpen von Muttermilch anfangs oft schwierig sein. Vielen Frauen hilft es, wenn sie entweder das Baby im Blick haben oder beim Milchabpumpen ein Foto ihres Kindes betrachten.
Das Betrachten des Babys löst den Milchspendereflex aus. Sind Sie unterwegs und wollen abpumpen, können Sie auch ein Foto nehmen.
Normalerweise können Sie an einer Brust abpumpen (z. B. elektrisch) und das Kind an der anderen Brust anlegen. Wenn Sie zwischendurch wechseln, erhalten Sie so die höchstmögliche Menge an Milch. Selten ist übrigens die ganze Brust leer – es wird fortwährend nachproduziert. Beidseitiges Abpumpen mit einer doppelten Milchpumpe oder mit gleichzeitigem Anlegen des Kindes wirken ebenfalls sehr anregend auf die Milchproduktion. Allgemein gilt: Wenn zu wenig Milch produzieren, versuchen Sie die Menge durch häufiges Anlegen und häufiges Abpumpen in einer möglichst stressfreien Umgebung zu erhöhen. Machen Sie sich aber bitte keinen Stress – es geht nicht darum, riesige Mengen auf Vorrat zu produzieren!
Die Fragen, wie lange abgepumpt werden soll, wie viel pro Mahlzeit, wann am besten und wie oft, können nur individuell beantwortet werden. Sie dürfen solange an einer Brust pumpen, bis der Milchfluss dort verebbt. Anschließend wiederholen Sie den Vorgang an der anderen Brust und wiederholen den Zyklus insgesamt zweimal. Gerade zu Beginn sollten Sie genug Zeit einplanen, manchmal dauert es schon ein paar Minuten, bis die Milch überhaupt anfängt zu fließen. Regelmäßiges Abpumpen zu den gleichen Tageszeiten wirken sich positiv auf den Milchfluss aus.
Und noch eine wichtige Information: Häufig nimmt die Milchmenge nach 3 Monaten plötzlich ab. Ihr Körper weiß jetzt eigentlich genau, wie viel Ihr Baby braucht und er versucht, den Milchfluss optimal anzupassen. Gerade jetzt können Sie durch häufiges Anlegen und regelmäßiges Abpumpen die Milchmenge erhöhen. Die Frage, wie viel Ihr Baby trinkt, fällt übrigens auch in diesen Zeitraum. Oft wird dann zum Zufüttern geraten oder die Frauen glauben selbst, nicht mehr genug Milch produzieren zu können – obwohl das gar nicht der Fall ist. Nehmen Sie ruhig den Rat einer Stillberaterin in Anspruch, die Ihnen hilft, die Situation richtig zu beurteilen.
Muttermilch hält sich je nach Aufbewahrungstemperatur und Zustand unterschiedlich lange (siehe Tabelle). Wie bei vielen anderen Lebensmitteln gilt aber auch hier – je frischer, desto besser. Bei steigender Dauer der Lagerung nimmt auch die Keimbelastung zu, außerdem sinkt der Anteil an wertvollen Inhaltsstoffen wie beispielsweise Antioxidantien.
Form der Muttermilch | Zimmertemperatur (25°C) | Kühlschrank (4°C) | Gefrierschrank (-18°C) |
frisch abgepumpte Muttermilch | bis zu 4 Stunden | bis maximal 4 Tage | optimal maximal 6 Monate, möglich bis zu 12 Monate |
aufgetaute Muttermilch | 1 bis 2 Stunden | bis zu 24 Stunden | nicht wieder einfrieren |
Einmal aufgetaute und nicht getrunkene Muttermilch darf nicht wieder eingefroren werden! Frieren Sie daher nicht zu viel auf Vorrat ein und am besten an den aktuellen Bedarf Ihres Babys angepasst. Vom Füttern übrig gebliebene Milch darf noch bis zu 2 Stunden danach gefüttert und sollte danach weggeschüttet werden.
Ein kleiner Vorrat an Muttermilch überbrückt Stillmahlzeiten – perfekt für den Partner oder den Babysitter.
Neben der geeigneten Milchpumpe benötigen Sie bruchsichere Aufbewahrungsgefäße für die abgepumpte Milch. Frische Milch, die umgehend verfüttert wird, lässt sich am besten in speziellen Muttermilchflaschen aufbewahren und sammeln. Sie können sie dann auch unproblematisch wieder erwärmen. Wollen Sie die Milch später einfrieren, benötigen Sie Muttermilchbeutel, die Sie beispielsweise in der Apotheke erhalten.
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