Das Training richtet sich vor allem an Kinder, die unter einer Konzentrationsstörung in Form von ADS oder ADHS leiden.
Ziel des Trainings ist es, dass die Kinder lernen, strukturiert und konzentriert an eine Aufgabe heranzugehen. Um für Motivation und Spaß zu sorgen, werden Kinder häufig gelobt und nicht kritisiert.
Das Marburger Konzentrationstraining findet wöchentlich statt und dauert jeweils 60 bis 90 Minuten. Jede Sitzung läuft dabei immer nach der gleichen Struktur ab.
Kinder, die nicht in der Lage sind, sich zu konzentrieren, können oftmals nicht die Leistung erbringen, zu der sie eigentlich fähig wären. Die Konzentrationsschwäche wirkt sich sowohl auf das allgemeine Lernen als auch auf die schulischen Leistungen aus.
Das Marburger Konzentrationstraining soll Kindern dabei helfen, Aufgaben und Herausforderungen konzentriert anzugehen. An wen sich dieses Training besonders richtet und wie es im Allgemeinen abläuft, erfahren Sie in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Heutzutage leiden etwa 5-8 % der Kinder an einer Konzentrationsschwäche. Diese tritt häufig in Zusammenhang mit ADS bzw. ADHS auf.
Die betroffenen Kinder haben entweder einen ausgeprägten Bewegungsdrang oder fallen durch ihre Verträumtheit auf. Bei schulischen Aufgaben werden diese Eigenschaften zu einem Problem, da sich die Kinder leicht ablenken lassen und nicht auf eine Aufgabe konzentrieren können.
Das größte Problem bei einer Konzentrationsschwäche ist, dass die Kinder in eine Art Teufelskreis gelangen. Sie machen häufig Fehler, bekommen dafür viel Kritik, sodass die Frustration und die Misserfolgserwartungen immer größer werden.
Das Marburger Konzentrationstraining (MKT) wurde Anfang der 1990er Jahre von dem Schulpsychologen Dieter Gorbatschow entwickelt. Es soll den Kindern mit Konzentrationsschwäche dabei helfen, konzentriert zu lernen und zu arbeiten. In dem speziellen Training lernen Kinder, ihren Arbeitsstil zu ändern, um den Teufelskreis zu durchbrechen.
Das auf Selbstinstruktion basierte Verhaltenstraining richtet sich an
die an ADS, ADHS, Legasthenie oder Dyskalkulie leiden. Das Training ist aber auch für Kinder geeignet, die Texte nicht genau lesen und verstehen können, keinen Spaß mehr an der Schule haben oder mit den Hausaufgaben überfordert sind.
Achtung: Leidet Ihr Kind unter einer geistigen Behinderung, sind die Übungen nur bedingt geeignet. In diesem Fall nehmen andere Therapien einen wesentlich wichtigeren Stellenwert ein.
Konzentrationsprobleme bringen viele weitere Schwierigkeiten mit sich. Dadurch, dass die Leistungen in der Schule nicht abgerufen werden können, können sich schwerwiegende Verhaltensprobleme oder sogar psychische Störungen entwickeln. Daher ist es wichtig, frühestmöglich etwas gegen die Konzentrationsstörung zu tun.
Mithilfe des Marburger Programms sollen Kinder in ihrer Selbstständigkeit gefördert werden. Es geht darum, dass sie den Umgang mit Fehlern lernen und sich selbst wieder mehr zutrauen. Durch klare Regeln und eine gleichbleibende Handlungsstruktur kann eine positive Aufmerksamkeit erzeugt werden.
Um diese Ziele erreichen zu können, müssen die Kinder zunächst einmal lernen, planvoll an eine Aufgabe heranzugehen. Diese Eigenschaft wird als Selbstinstruktion bezeichnet.
Das Selbstinstruktionstraining kann in fünf Phasen aufgeteilt werden:
Neben der Selbstinstruktion lernen Kinder auch Entspannungstechniken, wie zum Beispiel Yoga oder Autogenes Training kennen.
In der Regel findet das Marburger Konzentrationstraining in einer Gruppe von drei bis acht Kindern statt. Das Training kann jedoch auch als Einzeltraining eingesetzt werden. Die sechs bis acht Sitzungen finden wöchentlich statt und dauern in der Regel 60 bis 90 Minuten. Zusätzlich bieten die Trainer Elternabende an, bei denen die Erklärung des Konzepts im Vordergrund steht. Die Eltern bekommen Tipps, wie sie mit der Konzentrationsschwäche ihres Kindes umgehen können.
Bei allen Spielen und Aufgaben geht es stets um die Förderung der Konzentration. Jede Trainingsstunde weist dabei die gleiche Struktur auf. Auf eine dynamische Übung zum Warmwerden folgt eine Entspannungsübung, die auf das anstehende Training vorbereiten soll. Im Anschluss folgt die Arbeitsphase, in der vor allem Materialien wie Arbeitsblätter zum Einsatz kommen, um die Konzentration zu fördern. Zwischen den Arbeitsphasen werden Spiele gespielt, die die Sinneswahrnehmungen verbessern und die Merkfähigkeit trainieren.
Alle Übungen und Trainingsmaterialien sind altersgemäß und sehr einfach zu bearbeiten. Vielmehr geht es darum, die Arbeitsanweisungen konzentriert zu lesen und zu verstehen. Ein Kind kann sich umso besser konzentrieren je mehr Spaß ist bei der Aufgabe hat. Daher werden beim Wahrnehmungs- und Gedächtnistraining auch nur Lob und keine Kritik ausgesprochen.
Tipp: Um die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern, können Sie Ihrem Kind außerdem Geschichten vorlesen oder gemeinsam Gesellschaftsspiele spielen. Auf diese Weise bekommt das Kind Spaß und Freude am Lernen.
Das Marburger Training ist eine Therapiemaßnahme, um Konzentrationsstörungen zu behandeln. Die Techniken erlernen die Kinder in den entsprechenden Kurseinheiten.
Zusätzlich können Sie auch Zuhause ein Übungsprogramm durchführen, um die erlernte Technik anzuwenden. Bei Elternabenden bekommen Sie Informationen darüber, wie Sie die Konzentrationsfähigkeit Ihres Kindes auch Zuhause steigern können.
Das Marburger Konzentrationstraining ist eine Präventivmaßnahme, die häufig in Praxen für Ergotherapie angeboten wird. Der Kurs besteht in der Regel aus sechs Trainingseinheiten á 90 Minuten. Die Gebühr beläuft sich dabei auf durchschnittlich 150 bis 200 Euro.
Das Marburger Konzentrationstraining ist an sich keine Kassenleistung. Stellt ein Kinderarzt eine entsprechende Verordnung aus, übernehmen jedoch einige Krankenkassen einen Teil oder sogar die gesamten Kosten für diesen Kurs. Sprechen Sie daher vorab sowohl mit Ihrem behandelnden Kinderarzt als auch mit Ihrer Krankenkasse.
Das Verhaltenstraining soll Kindern dabei helfen, sich bei den Hausaufgaben und bei Aufgaben in der Schule besser konzentrieren zu können. Viele Eltern haben bereits positive Erfahrungen mit diesem Programm gemacht. Negative Kritik gibt es kaum.
In einer Studie haben die Münchener Psychologinnen Andrea Hahnefeld und Ursula Heuschen 125 Grundschulkinder im Alter von sechs bis elf Jahren untersucht. Drei Monate nach Ende des Trainings gaben 76% der Eltern an, dass ihre Kinder nun besser mit den Hausaufgaben zurechtkommen.
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