Magisches Denken: Die magische Phase bei Kindern

   
von Ralf-Ingo S. - letzte Aktualisierung:
mädchen schaut sich verträumt im zauberwald um
Was ist magisches Denken und wie drückt es sich aus?

Magisches Denken zeichnet sich durch einen Mix zwischen tatsächlich Erlebtem und erfundenen Geschichten aus.

Lügt mein Kind in der magischen Phase?

Die magische Phase hat nichts mit bewusstem Lügen zu tun. Vielmehr sind Kinder in dieser Zeit noch nicht in der Lage, eine Grenze zwischen Fantasie und Realität zu ziehen.

Was erlebt mein Kind in der magischen Phase?

Die Zeit des magischen Denkens umfasst sowohl positive als auch negative Erlebnisse.

Magisches Denken beschreibt eine Phase in der Entwicklung von Kindern, bei welcher Logik und natürliche Grenzen nicht gelten. Wir zeigen Ihnen, in welchem Bereich die magische Phase bei Kindern normal ist und ab wann Probleme auftreten können.

1. Magisches Denken – alles ist möglich

Mädchen lässt ihrer Fantasie freien Lauf

Im Nu verwandelt sich das Kinderzimmer in einen Abenteuerspielplatz.

Nach dem schweizer Biologen und Entwicklungspsychologen Jean Piaget durchlaufen alle Kinder eine magische Phase. In aller Regel beginnt diese im Alter von zwei bis drei Jahren und endet kurz vor Schulbeginn mit fünf oder sechs Jahren. Je nach Entwicklungsstand und individueller Veranlagung kann diese Zeit jedoch auch bis ins siebte Lebensjahr hinein andauern.

Magisches Denken zeichnet sich dadurch aus, dass Kinder die Realität zwar wahrnehmen, gleichzeitig jedoch fiktive Gedanken mit in ihr Bild von der Welt aufnehmen.

Aus rationaler Sicht ist dies kaum nachvollziehbar. Allerdings durchlaufen Kinder nach Piaget diese magische oder auch mystische Phase, um die Grenzen zwischen Realität und Fiktion langsam aber sicher erkennen zu können.

2. Kinder ernst nehmen – magisches Denken ist keine bewusste Erfindung einer Lügengeschichte

Mädchen streichelt ein Monster unter dem Bett

Das Monster unter dem Bett muss nicht zwangsläufig gefährlich sein.

Dass Kinder etwas mehr Fantasie als Erwachsene haben, ist für die meisten Menschen selbstverständlich. Hört sich eine Geschichte allerdings zu abstrus an und verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fantasie, so beginnen viele Eltern damit, sich Sorgen um ihre Sprösslinge zu machen.

In der magischen Phase der kindlichen Entwicklung sind die Gedanken jedoch nur schwer zu kontrollieren und es ist wichtig, dass Kinder wahre Erlebnisse und irreale Vorstellungen miteinander verknüpfen dürfen.

Mit zunehmendem Alter überwinden Kinder diese Phase und lernen, eine klare Grenze zwischen Wahrheit und Fiktion zu ziehen.

Bis es allerdings soweit ist, sollten Sie als Eltern Ihr Kind ernst nehmen. In den meisten Fällen lassen sich die tatsächlichen Erlebnisse relativ leicht von der Fiktion unterscheiden. Gehen Sie auf die Bedürfnisse und Wünsche Ihres Kindes ein und schauen Sie gemeinsam in den Schrank, um sicherzustellen, dass sich darin kein Monster versteckt.

Einen kurzen Blick auf das magische Denken von Kindern aus psychologischer Sicht sehen Sie in diesem YouTube-Video:

3. Schöne und schlimme Dinge sind realistisch, wenn magisches Denken die Welt bestimmt

Kinder verknüpfen viele realistische Dinge mit fiktiven Ereignissen, die eigentlich keinerlei Bezug zueinander aufweisen. So kommt es zum Beispiel vor, dass Kinder Angst davor haben, dass ihr Verhalten etwas Schlimmes auslöst.

ein kleines Mädchen schaut fasziniert

Fantasie hat viele Facetten.

„Wenn ich jetzt meinen Teller nicht leer esse, stirbt meine Oma“. Auch wenn sich diese Gedanken für Erwachsene völlig unrealistisch anhören und in keinerlei Zusammenhang miteinander stehen, sind genau dies typische Phänomene, die bei Kindern in diesem Alter zu Problemen führen können.

Oftmals nehmen Kinder eigentlich harmlos gemeinte Sätze von Erwachsenen zu wörtlich und entwickeln typische Ängste. Bei vielen Kindern entstehen relativ plötzlich Bilder im Kopf, die eine Unterscheidung zwischen Realität und Fantasie unmöglich machen.

Auch wenn Kinder eigentlich wissen, dass Haarewaschen völlig normal ist, gehen sie auf einmal davon aus, dass das Wasser ihre Haare ausfallen lässt. Manche Kinder verspüren die Angst, nachts von einem Monster angegriffen zu werden oder in der Badewanne in einen Strudel zu geraten.

Magisches Denken bei Kindern zeichnet sich jedoch nicht nur durch negative Symptome aus. Phantastische Wesen, wie Feen, Elfen oder Einhörner können gemeinsam mit Ihren Kindern die Welt entdecken.

Viele Kinder suchen sich in dieser Zeit auch einen magischen Freund oder eine magische Freundin, mit denen sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen können. Im Gegensatz zur Kommunikation mit Erwachsenen gibt es hier keinerlei Grenzen, auf die sie immer wieder hingewiesen werden.

Tipp: Mit der Zeit lernen Kinder, zwischen Realität und Fantasie zu differenzieren. Glauben Kinder jedoch nicht mehr an den Weihnachtsmann, verschwindet auch ein erfundener Freund und das fantasievolle Denken endet.


 

4. Tipps im Umgang mit Kindern in der magischen Phase

Vater und Tochter lesen gemeinsam in einem Buch

Begeben Sie sich zusammen auf eine magische Entdeckungsreise.

Auch wenn sich viele Eltern Gedanken darüber machen, ob ein Kind möglicherweise eine Psychose hat und eine Therapie benötigt, so ist dies in den seltensten Fällen tatsächlich notwendig.

Begreifen Sie die Phase, in der magisches Denken die Welt Ihres Kindes bestimmt, als etwas Besonderes.
Nutzen Sie diese Zeit, um sich gemeinsam in Fantasiewelten herumzutreiben und Ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.

Auch wenn es Ihnen hin und wieder schwerfallen mag, offensichtliche Sachverhalte nicht direkt erklären, so sind Kinder im Kindergartenalter oftmals noch nicht in der Lage, Ihren Ausführungen vollends zu folgen.
Die Welt des magischen Denkens hält sie fest, sodass auch eigentlich logische Zusammenhänge schnell in ein anderes Licht gerückt werden können.

Möchten Kinder an den Osterhasen glauben, finden Sie überall Beweise für seine Existenz. Selbst wenn ein Kind Sie beim Verstecken der bunten Eier beobachtet, ist dies noch lange kein Beweis dafür, dass der Osterhase nicht existiert.

Ähnlich verhält es sich mit dem Monster unterm Bett. Bereiten Sie sich also darauf vor, auch das 50. Mal entspannt unters Bett zu schauen, um zu überprüfen, dass dort tatsächlich keine finstere Gestalt lauert.

Achtung: Stellen Sie fest, dass Ihr Kind zunehmend unter Zwangsgedanken leidet und diese nicht loswerden kann, kann therapeutische Hilfe sinnvoll sein.
Insbesondere lassen sich so aus der Psychologie bekannte geistige Störungen, wie die Borderline-Persönlichkeitsstörung, ausschließen.

Möchten Sie sich noch genauer mit dem Thema des magischen Denkens bei Kindern auseinandersetzen, haben Sie hier die Gelegenheit dazu.

5. Weiterführende Literatur zu den kindlichen Entwicklungsphasen



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