Männliche Erzieher im Kindergarten – Vorteile und Vorurteile

   
von Falk S. - letzte Aktualisierung:
Maennliche Erzieher im Kindergarten, in Kitas
Warum gibt es so wenige männliche Erzieher im Kindergarten oder in Kitas?

Altertümliche Rollenverteilungen halten sich noch immer hartnäckig, zudem gibt es oft Vorurteile gegen Männer, die mit Kindern arbeiten wollen.

Wie entwickelt sich der Männeranteil in dem Berufsfeld?

Der Anteil an Männern in Kindergärten ist steigend, aber mit deutlich unter 10 % noch immer sehr gering.

Worin liegen die Vorteile an einem höheren Anteil von männlichen Erziehern?

Positive männliche Bezugspersonen sind gut für die Kindsentwicklung. Zudem spiegelt eine gemischte Besetzung besser die reale Welt wider.

Trotz verschiedener Unterstützungsprogramme, um die Zahl von Männern in Erzieherberufen besonders für Kindergärten oder Kitas zu erhöhen, bleibt der Anteil von männlichen Mitarbeitern weiterhin gering. Dies hat unterschiedliche, oft in altertümlichen Vorstellungen geortete Ursachen. Doch wie verhält es sich mit der Entwicklung über die letzten Jahre, und was sind die Gründe, wieso der Männeranteil erhöht werden sollte? 

In diesem Ratgeber stellen wir die Statistiken für männliche Mitarbeiter in Kindergärten und anderen erziehungstechnischen Anstalten vor und geben einen Überblick über die Vorteile, die männliche Erzieher für die betreuten Kinder bringen können.

1. Was beinhaltet der Beruf Erzieher*in? 

Arbeiten als Erzieher*in setzt ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein voraus.

Die Arbeit mit und um das Kind steht für den Berufszweig Erzieher/in im Mittelpunkt. Doch auch der Kontakt mit den Eltern ist ein zentraler Aspekt, in dem Kompetenzen bestehen sollten. Bei der Arbeit ist es essentiell, Stresssituationen auf besonnene Weise aufzulösen.

Für Erzieher und Erzieherinnen kann der Arbeitsort sehr unterschiedlich ausfallen. In Kindergärten und Krippen werden Kleinkinder betreut, während in anderen Kindertagesstätten, in Heimen, Jugendzentren, Internaten oder ähnlichen Einrichtungen auch Jugendliche zum Klientel gehören können. Zudem gibt es Stellen in Institutionen, die Menschen mit Handicaps betreuen, wo die Arbeit auch Erwachsene umfassen kann.

Die Anforderungen für die Ausbildung für Kinderbetreuung oder allgemein zur Erzieherin oder zum Erzieher können je nach Land und Bundesland abweichen. In Österreich gibt es an Bildungsinstituten spezielle Ausbildungen in Elementarpädagogik, Früherziehung oder in der Sprachförderung. In Deutschland erfolgt die Erzieherausbildung in der Regel an einer Fachschule für Sozialpädagogik. Für die meisten Felder wird aber ein mittlerer Schulabschluss vorausgesetzt, oft auch praktische Berufserfahrung. 

Tipp: Da sich die Pädagogik stets modernisiert und neue Ansätze verfolgt werden, ist in diesem Berufszweig eine Fortbildung sowohl Ihnen als auch den betreuten Kindern besonders dienlich.

Auch bei der Anwendung der gelernten Inhalte gibt es Variationen. Je nach Alter und Entwicklungsstand der betreuten Kinder kann der Arbeitsinhalt lediglich in der Betreuung liegen, aber auch Förderung oder direkte Erziehung können Schwerpunkte sein.

2. Wie verhält es mit dem Männeranteil im Erzieherberuf?

Nur wenige Männer entscheiden sich, mit Kindern zu arbeiten.

Insbesondere in Kindergärten und Tagesstätten ist der Beruf Erzieher/in anteilsmäßig stark von Frauen dominiert. Der Anteil an männlichen Fachkräften liegt in der Regel deutlich unter 10 %, oft sogar unter 5 %. Dies hat mehrere Gründe, welche die Statistik beeinflussen:

  • Stereotypen ordnen den Berufszweig noch immer Frauen zu, die Betreuung ist in den Augen mancher Menschen kein Männerberuf und damit sozial nicht begehrlich.
  • Die Entlohnung innerhalb des Berufsfeldes ist meist geringer als bei vielen traditionellen „Männerberufen“.
  • Vorurteile stellen eine Barriere dar, die viele nicht überwinden möchten. Einige Erfahrungen männlicher Erzieher beschreiben einen Generalverdacht hinsichtlich Übergriffen beim Umgang mit Kindern.

Dadurch wird der Beruf von vielen Männern als nicht attraktiv genug empfunden. Zudem ergibt sich daraus ein Teufelskreis: Potentielle Mitarbeiter wollen eventuell nicht der einzige Mann in einem Betreuungsteam sein und die Minderheit darstellen, weswegen sie den Beruf nicht ergreifen. Schlussendlich bedeutet dies aber nur, dass der nächste potentielle Mitarbeiter sich in der gleichen Situation wiederfindet.

3. Wie entwickelt sich der Anteil an männlichen Erziehern im Kindergarten und in der Kita?

Initiativen haben über die letzten Jahre den Anteil von männlichen Erziehern in Kitas und Kindergärten erhöht.

Obwohl die Zahlen noch immer niedrig sind, steigt die Anzahl von Männern in Kindergärten und Kitas in den letzten Jahren. Lag der Männeranteil in 2010 noch bei 3,6 %, hat er sich in 2020 auf 7,1 % erhöht. Damit zeigt die Statistik eine beinahe Verdoppelung des Anteils.

Über die vergangenen Jahre hinweg gab es in Deutschland mehrere Initiativen, um mehr männliche Erzieher im Kindergarten und in Kitas zu gewinnen.

MEHR Männer in Kitas

Bei „MEHR Männer in Kitas“ handelte es sich um mehrere Modellprojekte, die über Förderungen und Informationskampagnen den Anteil von Männern in Kindertagesstätten bis 2013 erhöhen sollten.

Modellprogramme, die darauf abzielen, das Image des Berufszweigs zu verbessern und das Interesse von jungen Männern zu wecken, scheinen zumindest teilweise von Erfolg gekrönt zu sein.

Besonders wenn man die Statistik mit früheren Zahlen und Projekten vergleicht, etwa einer Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Jahr 2008/2009, zeigt sich, dass der Trend heutzutage deutlich beschleunigt ist.

4. Was sind die Vorteile von männlichen Erziehern für Kinder?

Eine positive männliche Bezugsperson kann in der Betreuung für Kinder wichtig werden.

Männliche Erzieher im Kindergarten sollen keine Seltenheit mehr sein. Aber was sind die Gründe, um die Zahlen erhöhen zu wollen? Schließlich kann es nicht lediglich darum gehen, die Statistik aufzupolieren.

In der Tat gibt es viel, was für einen gleichmäßigeren Anteil von Männern und Frauen im Berufsfeld der Erzieher*innen spricht. Männliche Bezugspersonen können eine große Bereicherung für betreute Kinder darstellen.

Während die Kinderbetreuung im Idealfall nur ergänzend zur erzieherischen Tätigkeit der Eltern wirkt, muss in der Realität doch Mehrarbeit geleistet werden. Haben Kinder zuhause keine Vaterfigur, kann eine männliche Bezugsperson in der Betreuung positiv für die Psyche des Kindes sein.

Achtung: Gerade auf das Aggressionsverhalten von Kindern, besonders Jungen, kann sich das Fehlen einer männlichen Bindungsfigur negativ auswirken. Daher ist die Entwicklung eines positiven Männerbildes für die Kindesentwicklung relevant.

Auch werden mit einer diverseren Besetzung der Betreuung unterschiedliche Interessensgruppen der Kinder abgedeckt. Männliche Erzieher im Kindergarten oder in Kitas bieten eventuell ein anderes Angebot an Aktivitäten. Gegebenenfalls können sich Jungen hier mehr verstanden und in ihren Interessen repräsentiert fühlen.

Eine Mischung aus Frauen und Männer in der Betreuung repräsentiert die reale Welt für Kinder vollständiger als nur der erzieherische Bezug zu einem Geschlecht.

Schlussendlich ist eine gemischtere Zusammensetzung zudem eine bessere Repräsentation der realen Welt. Haben Kinder lediglich mit weiblichen Bezugspersonen zu tun, spiegelt das nicht die Wirklichkeit wider. Dadurch wird der Übergang aus dem Kindergarten hinaus unnötig schwer gemacht, da eine Umstellung notwendig wird.

Die Vorteile, männliche Erzieher in der Kita oder im Kindergarten zu beschäftigen, sind mannigfaltig. Daher ist es positiv zu bewerten, dass mehr Männer den Schritt in das lange Zeit für sie unerschlossene Berufsfeld wagen, auch wenn der Anteil noch immer niedrig bleibt. Weitere Anstrengungen sind vonnöten, um eine gleichmäßigere Besetzung in Kindergärten, Kitas und anderen erzieherischen Einrichtungen zu erreichen.

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