Die meisten Kinder leiden unter einer Artikulationsstörung. Das heißt, dass sie einige Laute nicht bilden können und diese daher auslassen oder durch andere Laute ersetzen.
Wenn keine Sprachstörung vorliegt, reicht es zumeist, wenn Kinder regelmäßig zum Sprechen angeregt werden, um Defizite auszugleichen. Dies wird Sprachförderung genannt. In einer Sprachtherapie werden hingegen Kinder mit Sprachstörungen behandelt.
In den einzelnen Sitzungen wenden Logopäden Spiele und Übungen an, um die Mundmotorik zu verbessern und Wortschatzprobleme zu behandeln.
Sprachprobleme können für Kinder eine enorme Belastung darstellen. Die Logopädie für Kinder ist daher enorm wichtig, um soziale Folgen einer Spracherwerbsstörung zu vermeiden. Je früher die Sprachtherapie beginnt, desto besser sind die Erfolgsaussichten.
Wir erklären Ihnen in diesem Artikel, woran Sie Sprachstörungen erkennen, ab wann der Besuch bei Logopäden notwendig ist und wie er oder sie genau vorgeht.
Inhaltsverzeichnis
Ob Lese-Rechtschreibschwäche, Legasthenie oder Sprachstörungen – in Deutschland sind nicht wenige Kinder von einer Störung des Erwerbs der Schriftsprache oder der Sprechsprache betroffen. Als Ursache kommen genetische Aspekte, Motorikstörungen oder geistige Behinderungen in Betracht. In seltenen Fällen werden die Sprachstörungen durch eine Aphasie (Schädigung bestimmter Hirnareale) ausgelöst.
Die sprachliche Entwicklung von Kindern durchläuft verschiedene Phasen. In jeder dieser Phasen kann es zu einer Verzögerung oder sogar zu einer Störung kommen. Während manche Kinder Probleme mit der Grammatik haben, fällt es anderen Kindergartenkindern schwer, bestimmte Laute zu bilden. Die Bereiche, in denen Kinder Sprech- oder Sprachauffälligkeiten aufweisen, können sehr unterschiedlich sein.
Folgende Sprachstörungen kommen bei Kindern am häufigsten vor:
Die meisten Kindern leiden unter einer Artikulationsstörung. Nach Angaben des Deutschen Bundesverbands für Logopädie e.V. weisen etwa 13,5% der Kinder Artikulationsstörungen auf. Dies bedeutet, dass sie Laute nicht richtig bilden und aussprechen können. Häufig lassen sie diese Laute dann aus oder ersetzen sie durch andere. So sagt das Kind beispielsweise Sule statt Schule oder Tamm statt Kamm.
Wenn die Auffälligkeiten nur in einem Teilbereich auftreten, kann der Arzt den Ursachen besser auf den Grund gehen. Bei einigen Kindern treten die Probleme jedoch nicht nur in einem, sondern in mehreren Bereichen auf. In diesem Fall gestaltet sich die Diagnose etwas schwieriger.
In vielen Fällen bemerken die Eltern im Laufe der Sprachentwicklung, dass ihr Kind bestimmte Defizite aufweist. Manchmal ist es jedoch auch der Kinderarzt, der die Eltern auf die Auffälligkeiten hinweist.
Sobald Sie als Eltern feststellen, dass Ihr Kind noch nicht so gut sprechen kann wie andere Gleichaltrige, sollten Sie Ihrem Kinderarzt aufsuchen und um Rat fragen. Denn je früher Sprachstörungen behandelt werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Therapie erfolgreich ist. Sprache ist ein sehr wichtiges Mittel, um sich in unserer Gesellschaft verständigen zu können. Diese Fähigkeit zu erlangen, hat daher höchste Priorität.
In einigen Fällen reicht eine einfache Sprachförderung aus, um die Sprachentwicklung des Kindes voranzutreiben. Dies ist häufig der Fall, wenn Kinder wenig Aufmerksamkeit bekommen oder deutsch nicht als Muttersprache, sondern als Zweitsprache erlernen. Eltern können helfen, indem sie ihre Kinder immer wieder gezielt zum Sprechen motivieren. Entsprechende Sprachförderprogramme werden auch im Kindergarten angeboten.
Kinder, die echte Sprachstörungen aufweisen, benötigen hingegen professionelle Hilfe durch einen Logopäden/eine Logopädin.
Anzeichen für eine gestörte Sprachentwicklung sind folgende:
Im Alter von zwei Jahren sollten Kinder einen Wortschatz von etwa 50 Wörtern aufweisen. Zudem sollten sie erste Zwei-Wort-Sätze bilden können.
Bemerken Sie Auffälligkeiten bezüglich der Sprachentwicklung Ihres Kindes, sollten Sie zunächst Ihren Kinderarzt aufsuchen. Dieser verweist Ihr Kind gegebenenfalls nach einer gründlichen Untersuchung an einen Facharzt oder eine Praxis für Logopädie.
Die Logopädie für Kinder findet zumeist in Einzelsitzungen statt. Nur selten finden Therapien in Kleingruppen statt. Die Behandlung wird stets an das Alter und des Entwicklungsstand des Kindes angepasst. In einer ersten Sitzung macht sich der Logopäde/die Logopädin ein Bild von dem sprachlichen Entwicklungsstand des Kindes. Dabei kommen verschiedene Testverfahren zum Einsatz.
Bei der Logopädie für Kinder werden alle Inhalte der Therapie auf spielerische Weise vermittelt. Mithilfe von kleinen Spielen und einfachen Aufgaben lernen Kinder beispielsweise Laute auszusprechen und zu unterscheiden.
Um die Sprachstörungen zu behandeln, kommen verschiedene Sprechübungen zum Einsatz. Ist eine schwache Zungenmuskulatur für die Sprachprobleme verantwortlich, können Zungenübungen helfen, die darauf abzielen, die entsprechende Muskulatur zu stärken.
Auch die Eltern spielen hinsichtlich der Sprachtherapie eine bedeutende Rolle. Sie werden zumeist in die Therapie miteinbezogen, damit sie das Erlernte Zuhause mithilfe von Spielen und Übungsblättern mit ihren Kindern üben können.
Wann mit einer logopädischen Behandlung begonnen werden sollte, hängt davon ab, um welche Art von Sprachstörungen es sich handelt. Machen sich die Sprachprobleme bei Kindern schon sehr früh bemerkbar, ist es sinnvoll, die Logopädie bereits bei Kleinkindern in Anspruch zu nehmen. Grundsätzlich können Kinder ab einem Alter von etwa drei Jahren mit der Therapie bei einem Logopäden beginnen.
Die Logopädie für Kinder stellt ein sogenanntes Heilmittel dar und zählt daher zu der medizinischen Grundversorgung. Bis zum 18. Lebensjahr werden die Kosten für die Therapie von der Krankenkasse übernommen. Nehmen Erwachsene eine logopädische Behandlung in Anspruch, muss eine Zuzahlung geleistet werden.
Eine Therapieeinheit dauert etwa 30 bis 60 min und findet ein- bis zweimal pro Woche statt. In einem Erstgespräch geht es darum, die Sprachdefizite zu beurteilen und auszuwerten. Daraufhin entscheidet der Logopäde, wie viele Sitzungen in etwa notwendig sein werden. Nach der Heilmittelrichtlinie sind bei Artikulationsstörungen 30 Sitzungen vorgesehen, bei Sprachentwicklungsstörungen bis zu 60 Sitzungen.
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