Leuvener Engagiertheitsskala: Ressourcenorientierte Beobachtung in der Kita

   
von Ralf-Ingo S. - letzte Aktualisierung:
symbolbild entwicklung
Was ist die Leuvener Engagiertheitsskala?

Die Leuvener Engagiertheitsskala ist ein Bogen, um die Engagiertheit sowie das Wohlbefinden von Kindern zu bewerten.
Sie dient dem Zweck, bessere Lernbedingungen für Kinder zu schaffen, die sich an den individuellen Vorlieben orientieren.

Welche Aspekte umfasst der Bewertungsbogen?

Im Prinzip werden sämtliche kindlichen Entwicklungsbereiche abgedeckt. Diese umfassen sowohl die kognitiven, die sozialen als auch die motorischen Fähigkeiten von Kindern.

Gibt es auch Kritik an der Leuvener Engagiertheitsskala?

Es existieren einige Vor-, allerdings auch Nachteile, die die Beurteilung mit sich bringt. Grundsätzlich sind das Modell und der damit verfolgte Zweck allerdings positiv zu beurteilen.

Die Leuvener Engagiertheitsskala ist ein Begriff, der auf das Leuvener Modell zurückgeht. Das bereits auf das Jahr 1976 zurückgehende Modell wurde im Jahr 1996 zur EU-Sache, sodass das aus Belgien stammende Leuvener Modell nicht mehr länger nur dort, sondern auch in vielen anderen europäischen Staaten, unter anderem auch in Deutschland, Beachtung findet.

In unserem Artikel zeigen wir Ihnen, was es mit der Leuvener Engagiertheitsskala auf sich hat und inwieweit diese einen Einfluss im Hinblick auf die Dokumentation im Kindergarten hat.

1. Ein einheitlicher Beobachtungsbogen – eine schwere Aufgabe

erzieherin mit kindern im kindergarten

Häufig beurteilen verschiedene Erzieherinnen eine Situation unterschiedlich.

Erzieher und Erzieherinnen betrachten vielfach sehr unterschiedliche Dinge im Rahmen der Entwicklung als wichtig oder weniger relevant. Die Leuvener Engagiertheitsskala ist entsprechend der Definition ein einheitliches System, um Kinder zu beobachten. Die systematische Beobachtung bezieht sich dabei vor allem die Bereiche des Wohlbefindens sowie der Engagiertheit von Kindern.

Die Grundlage des Konzepts besteht darin, dass jedes Kind von sich aus die Welt entdecken möchte. Sämtliche Bildungsprozesse werden also dementsprechend beurteilt.

Konkret geht es bei der Leuvener Engagiertheitsskala darum, wie sich Kinder fühlen und wie hoch der Grad der Engagiertheit bei einer bestimmten Aufgabe ist.

Im Kindergarten werden die Kinder also entsprechend der Kriterien beurteilt, wobei das Hauptaugenmerk auf der Beobachtung liegt. Entsprechend der Engagiertheitsskala nach Ferre Laevers setzen Kinder sich voll und ganz für eine bestimmte Aufgabe ein, wenn sie ihnen wichtig ist. Sie gehen dabei an die eigenen Grenzen, sodass sie jede Menge lernen.

2. Relevante Beobachtungsaspekte auf der Leuvener Engagiertheitsskala

Die Ziele des Modells sind darauf gerichtet, dass sich Kinder in ihrer Entwicklung wohlfühlen. Auf diese Weise soll ein möglichst hoher Lernfortschritt erreicht werden.
Erzieher und Erzieherinnen haben dementsprechend die anspruchsvolle Aufgabe, jedes einzelne Kind zu beurteilen und daraus Rückschlüsse zu ziehen, wie sich das jeweilige Kind besser fördern lässt.

ein kleines maedchen sitzt mit einem stift in der hand an einem tisch

Die Beobachtung umfasst viele verschiedene Bereiche.

Konkret richtet sich der Bogen der Beobachtung für Kinder an den folgenden Kompetenzbereichen aus:

  • Sprachkompetenz: umfasst sowohl den Wortschatz als auch die Grammatik
  • Mathematisches- und naturwissenschaftliches Verständnis: zeigt sich vor allem im Erkennen logischer Zusammenhänge
  • Feinmotorik: ein geschickter Umgang macht sich beim Basteln mit Schere und Papier bemerkbar
  • Grobmotorik: zeigt sich vor allem beim Freien Spiel sowie bei gemeinschaftlichen Bewegungsspielen, bei denen die koordinativen Fähigkeiten gefragt sind
  • soziale Interaktion: umfasst die Interaktion mit anderen Kindern (Freundschaften, Umgang mit Konflikten, Gefühle anderer berücksichtigen)
  • Eigenständigkeit: dieser Aspekt spielt in sämtlichen Gebieten eine Rolle, wenn ein Kind mehr oder weniger allein gelassen wird, um etwas selbst zu entdecken

3. Typische Merkmale der Engagiertheit erkennen – keine leichte Aufgabe

Herauszufinden, wie engagiert ein Kind bei der Sache ist, gehört zu einer der kompliziertesten Aufgaben im Rahmen der Kindererziehung. Oftmals beurteilen Erzieher und Erzieherinnen ein konkretes Fallbeispiel unterschiedlich, sodass es sinnvoll ist, nicht nur eine Meinung miteinzubeziehen.
Dies erfordert jedoch zusätzliches Personal, welches in fast allen Kindergärten nicht zur Verfügung steht.

Generell können sich Erzieher und Erzieherinnen bei der Beobachtung der Signale der Engagiertheit entsprechend der Leuvener Engagiertheitsskala an folgenden Punkten orientieren:

ein kind mit einem spielwuerfel

Die genaue Beobachtung eines Kindes ist nicht einfach.

  • Gezielte Aufmerksamkeit
  • eingesetzte Energie
  • Komplexität der Aufgabe
  • Mimik und Gestik
  • Ausdauer
  • Genauigkeit
  • Reaktionsbereitschaft
  • verbale Äußerungen
  • Zufriedenheit

Demgegenüber können Sie die folgenden Punkte nutzen, um das emotionale Wohlbefinden der Kinder bei der konkreten Aufgabe zu bewerten:

  • Offenheit
  • Flexibilität
  • Selbstbewusstsein
  • Durchsetzungsfähigkeit
  • Vitalität
  • Entspannung
  • Genuss
  • innerer Einklang

Da all dies sehr abstrakte Begriffe sind und sich nicht immer leicht auseinanderhalten lassen, erfordert die Bewertung nach der Leuvener Engagiertheitsskala eine Menge Fingerspitzengefühl, sehr viel Zeit und Geduld sowie eine sehr gute Beobachtungsgabe.

Eine umfassende Erklärung der Leuvener Engagiertheitsskala sowie des zugrundeliegenden Modells sehen Sie noch einmal in diesem YouTube- Video:

4. Vor- und Nachteile der Leuvener Engagiertheitsskala

Da das Konzept von der Annahme ausgeht, das jedes Kind von sich aus lern- und wissbegierig ist, öffnet dies auch eine Pforte für Kritik.

In der folgenden Tabelle möchten wir Ihnen die Vor- und Nachteile der Leuvener Engagiertheitsskala kurz vorstellen:

  • Formblätter sind eine große Hilfe, um die Verhaltensweisen von Kindern zumindest grob einschätzen und bewerten zu können
  • Durch die individuelle Beurteilung wird eine konkretere Förderung möglich.
  • Eine genaue Beobachtung macht es leicht, Defizite in einzelnen Gebieten zu erkennen.
  • teilweise schwer zu fassende Stufen der Engagiertheit, da sich in einem Fallbeispiel schnell zeigt, dass jedes Kind die Engagiertheit unterschiedlich zeigt
  • Die Beobachtung beansprucht sehr viel Zeit.
  • Für den Beobachter ist es oftmals schwer, die Perspektive des Kindes einzunehmen.

Direkt zur Projektseite geht es hier.

5. Weiterführende Literatur zur Beobachtung in der Kita

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