Laissez-faire Erziehungsstil: Erziehung ohne Regeln

   
von Christiane S. - letzte Aktualisierung:
Junge schreit und ist ganz nah an der Kamera
Was ist der Laissez-faire-Erziehungsstil?

Laut Definition ist der Laissez-faire-Erziehungsstil mit der Idee verbunden, dass Kinder einfach machen können, was sie möchten. Damit kommt diese Art der Erziehung einer Vernachlässigung gleich.

Was sind die Folgen des Laissez-faire-Erziehungsstil?

Die betroffenen Kinder erhalten von den Eltern keine Regeln und feste Strukturen, wodurch ihnen die Orientierung fehlt.

Wie sehen Pädagogen diese Form der Erziehung?

Pädagogen sehen diesen extremen Erziehungsstil sehr kritisch und er findet auch nicht sehr oft bewusst Anwendung.

Das Kind malt die Wände des Kinderzimmers an. Es bringt schlechte Schulnoten nach Hause und bleibt abends so lange wach, wie es möchte. Ist das für Sie nicht vorstellbar? Der Laissez-faire-Erziehungsstil basiert auf der Idee, dass Kindern keine Grenzen gesetzt werden sollten. In der Umsetzung bringt diese Form der Erziehung jedoch einige Schwierigkeiten mit sich und die Kinder werden schnell als „Rotzlöffel“ abgestempelt. Hier stellen wir Ihnen den Laissez-faire-Erziehungsstil und seine Vor- und Nachteile vor.

1. Definition des Laissez-faire Erziehungsstils

Kurt Lewin

Der Laissez-faire-Erziehungsstil geht auf Kurt Lewin zurück. Er ist einer der bedeutendsten Psychologen und Theoretiker des 20. Jahrhunderts. Die Laissez-faire-Erziehungstheorie ist in seinen Ansichten und Forschungen zur experimentellen Sozialpsychologie begründet.

Die Laissez-faire-Erziehung ist eine sehr ausgeprägte Form eines antiautoritären, liberalen Erziehungsstils. Eine etwas abgemilderte Form ist der permissive Erziehungsstil. Zu den Merkmalen des Stils gehört, dass Kinder nahezu alle Entscheidungen selbstständig treffen dürfen, was ihre Selbstständigkeit und Kreativität fördern soll. Der entscheidende Punkt ist jedoch, dass Kinder selber entscheiden müssen, weil beide Elternteile eher passiv agieren.

In diesem extremen Erziehungsstil ist es nicht angedacht, Kindern Werte vorzuleben und es aktiv in die Gestaltung des Familienlebens einzubeziehen. Das Kind ist sich weitestgehend selbst überlassen, was von Vertretern dieses Erziehungsstils als positiv bewertet wird.

1.1 Diese Merkmale charakterisieren den Laissez-faire Erziehungsstil:

  • Kein Lob und keine Strafen: Das Kind wird weder für gute Taten gelobt, noch wird es getadelt.
  • Keine Regeln: Es werden bewusst jegliche Arten von Regeln und Vorgaben vermieden, damit das Kind sich frei entfalten kann.
  • Keine Einmischung in den Alltag des Kindes: Das Kind darf selbst bestimmen, wie es seinen Tag gestaltet und ob es beispielsweise Hobbys nachgehen möchte.
  • Keine Erwartungen an das Verhalten des Kindes: Eltern erwarten kein altersgemäßes Benehmen und das Einhalten von moralischen Werte.

2. Folgen des Laissez-faire Erziehungsstil

Trotziges Kind verschränkt die Arme

Der Laissez-faire-Erziehungsstil setzt darauf, Kinder sich selbst zu überlassen.

Die Ziele dieses Erziehungsstils sind nachvollziehbar: Kinder sollen möglichst viel Freiraum erhalten, um sich auch frei entwickeln zu können. Trotzdem ist mittlerweile klar, dass Kinder auch Vorbilder und Strukturen benötigen, die ihnen Orientierung bieten.

Vor allem junge Kinder imitieren das Verhalten ihrer Eltern: Wenn Papa am Wochenende gern im Garten arbeitet, werden die Kinder zumindest einmal schauen wollen, was es dort zu entdecken gibt. Arbeitet Mama am Rechner, wollen die Kids dabei sein und auch mal auf den Tasten herumspielen. Pflegen Eltern einen liebevollen und respektvollen Umgang miteinander, dient das Kindern als Vorbild.

Wer den Laissez-faire Erziehungsstil auslebt, kümmert sich nicht darum, wie er als Elternteil auf das Kind wirkt. Hilft das Kind beim Abräumen des Tisches wird dies genauso wenig bewertet, als wenn das Kind das Essen verweigert oder sich erst gar nicht an den Esstisch setzt.

Es gibt nicht den Anspruch, Werte zu vermitteln und damit werden die Eltern auch nicht als moralische Instanz wahrgenommen. Da Kinder auch nicht in Entscheidungen miteinbezogen werden, herrscht eher ein Nebeneinander als ein Miteinander in der Familie.

Achtung: Der Laissez-faire Erziehungsstil kann in seiner ausgeprägtesten Form eine Art der Verwahrlosung darstellen, denn die Kinder sind in weiten Teilen sich selbst überlassen. Geschieht dies schon in einem jungen Alter, kann dieser Erziehungsstil zu ernsthaften psychischen Störungen führen.

3. Vorteile und Nachteile des Laissez-faire-Erziehungsstils

Kleines Mädchen sitzt im Treppenhaus

Kinder fühlen sich alleingelassen und ihnen fehlt die Orientierung.

Pädagogen und Bildungsexperten stehen dem Laissez-faire-Erziehungsstil sehr kritisch gegenüber, denn es entstehen damit keine Vorteile für das Kind. Eltern übernehmen wenig bis keine Verantwortung und handeln nicht im Sinne des Kindes, sondern gehen den Weg mit dem geringsten Widerstand.

Aus dieser Perspektive heraus entstehen zunächst nur Vorteile für die Eltern. Das ändert sich aber schnell, denn der Erziehungsstil beeinträchtigt die Entwicklung des Kindes nachhaltig negativ.

3.1. Gestörtes Sozialverhalten

Untersuchungen zeigen, dass Kinder, die Laissez faire erzogen wurden, große Schwierigkeiten haben, sich in gesellschaftliche Strukturen einzufügen. Da sie weitestgehend ohne Regeln und Normen aufgewachsen sind, verfügen sie über kein soziales Verhalten.

Jüngere Kinder zerstören das Spielzeug anderer Kinder und verfügen über keinen geregelten Tagesablauf. Ältere Kinder haben Schwierigkeiten in der Schule, denn hier müssen sie Regeln befolgen und Disziplin zeigen, um erfolgreich zu sein.

3.2. Bindungsschwierigkeiten

Kind bemalt die Wand

Der Laissez-faire-Erziehungsstil ist dadurch definiert, dass Kinder alles machen können, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen.

Die Laissez-faire-Erziehung legt keinen Wert auf eine zugewandte, gefühlsbasierte Kommunikation zwischen Eltern und Kind. Der Ton in der Familie ist bestenfalls freundlich, sehr oft neutral. In der Kindheit werden aber die Grundlagen für die emotionale Entwicklung eines Kindes gelegt. Die scheinbare Gleichgültigkeit und das Desinteresse am Wohlergehen des Kindes, spiegelt sich in der Entwicklung des Kindes.

Es fällt Kindern schon im jungen Alter schwer, Freundschaften zu knüpfen. Später haben Erwachsene, die laissez-faire erzogen wurden, Probleme Beziehungen zu führen und sich zu binden.

Sie haben nicht gelernt, Emotionen zu zeigen und emotionale Muster zu verstehen. Eine solche Fehlentwicklung ist im Erwachsenenalter oftmals nur durch eine therapeutische Behandlung zu korrigieren.

3.3. Fehlende Orientierung in der Lebensplanung

Kinder mobben Mädchen auf dem Schulhof

Kinder, die mit dem Laissez-faire-Erziehungsstil aufwachsen, haben oft Aggressionen.

Da die Eltern nicht als Rollenvorbilder fungieren, fehlt den Kindern oftmals die Orientierung. Niemand sagt ihnen, was richtig und was falsch ist oder was sie machen sollen. Diese scheinbare Freiheit ist eine große Bürde. Ohne Grenzen, Diskussionen und einen Austausch von Gedanken und Meinungen findet keine Reflexion statt, die wichtig ist, um eigene Meinungen zu entwickeln.

Die emotionale Leere und die Ziellosigkeit des Handels führen bei Kindern, die dem Laissez-faire-Erziehungsstil ausgesetzt waren, oftmals zu einem Suchtverhalten. Alkohol- und Drogenmissbrauch können zu den Folgen gehören.

Stil Pädagogik
autoritäre Erziehung Kinder haben kein Mitspracherecht und werden nicht in familiäre Entscheidungsprozesse eingebunden. Es herrscht eine Struktur von Strafe und Lob, die auf eine maximale schulische Leistung zielt. Dabei werden keine individuellen Wünsche und Fähigkeiten des Kindes berücksichtigt. Damit ist die autoritäre Erziehung das spiegelbildliche Extrem zur Laissez-faire-Erziehung.
demokratische Erziehung Heute werden viele Kinder dazu erzogen, sich im Familienleben aktiv einzubringen. Sie müssen Regeln befolgen und Hierarchien akzeptieren, werden aber nach ihren Wünschen gefragt und individuell gefördert.
Laissez Faire Erziehung Dabei handelt es sich um eine besonders ausgeprägte Form der antiautoritären Erziehung, die jegliche Orientierung und Strukturen für das heranwachsende Kind vermissen lässt.

4. Informative Literatur zu verschiedenen Erziehungsstilen

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Laissez-faire Erziehungsstil: Erziehung ohne Regeln
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